Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Ach, ist der süß«, entfuhr es Christina.
»Ich habe ihn in einem Schaufenster sitzen sehen. Er hat mich so bittend angeschaut, daß ich ihn einfach mitnehmen mußte.«
»Gib ihn nur gleich Muriel. Sie ist wach.«
»Muß ich was beachten heute abend?«
»Die Medikamente hat sie schon bekommen. Für den Abend liegt ein Schmerzzäpfchen im Bad, falls sie es noch braucht. Momentan geht es ihr ganz gut.«
»Was gibt es denn zu essen?« fragte Lisa hungrig und schnupperte.
Es war eine Abmachung zwischen den beiden, daß es immer etwas Warmes gab, wenn Lisa aufpaßte.
»Gemüseeintopf und einen Grießbrei für Muriel. Den hat sie sich gewünscht.«
»Alles klar. Ich glaube, du solltest dich jetzt beeilen«, bemerkte Lisa mit einem Blick auf die Uhr.
In fünf Minuten war Christina umgezogen und geschminkt. »Wie machst du das bloß?« fragte Lisa bewundernd.
Christina sah wirklich umwerfend aus in ihrem schwarzen schlichten Hosenanzug, der einen wunderbaren Kontrast zu den blonden Haaren darstellte. »Aber du hast abgenommen und bist ziemlich blaß.«
»Ich kann zur Zeit wieder nichts essen. Der blöde Magen.«
»Immer das alte Leiden. Hat inzwischen ein Arzt herausgefunden, was es ist?«
»Ich habe mich nicht mehr untersuchen lassen. Einen Ausfall kann ich mir nicht leisten, sonst reicht uns das Geld nicht.«
»Ist es plötzlich wiedergekommen? Du hattest doch lange keine Probleme mehr.«
»Michael macht mal wieder Theater«, sagte Christina knapp.
»Also doch psychosomatisch. Was will er denn?«
»Jetzt will er Muriel.«
Lisa erstarrte. »Er hat doch all die Jahre nichts von ihr wissen wollen. Was ist denn nun in ihn gefahren?«
»Es hat sich inzwischen herausgestellt, daß seine Frau keine Kinder bekommen kann. Er hat ihr seinen Seitensprung gestanden und auch, daß er ein Kind mit mir hat.«
»Und das will sie jetzt haben, klarer Fall. Aber die beiden haben doch gar keine Chance.«
»Rein rechtlich gesehen nicht. Er versucht es auf seine Art.«
»Was heißt das?«
»Michael meint immer noch, daß man alles mit Geld regeln kann. Als ich damals mit Muriel schwanger wurde, hat er mir eine hohe Summe geboten, wenn ich abtreibe. Gott sei Dank bin ich nicht darauf eingegangen.«
»Er will dir das Kind abkaufen?« fragte Lisa fassungslos.
»Sozusagen«, antwortete Christina. »Aber ich muß jetzt wirklich los. Wir können uns später noch darüber unterhalten. Ich glaube nicht, daß es sehr spät wird. Tschüß und vielen Dank erst mal.«
Sie umarmte Lisa, griff nach ihrer Tasche mit den Noten und verließ hastig die Wohnung.
Lisa blieb verwirrt zurück. Doch dann rief Muriel nach ihr und sie wandte ihre ganze Aufmerksamkeit dem kranken Kind zu.
*
Christina erreichte pünktlich die Kirche, in der das Konzert stattfinden sollte. Sie parkte ihren Wagen auf dem Parkplatz und betrat das Gebäude durch einen Seiteneingang. Herr Wolter, der Dirigent, und ein Großteil der Sänger waren schon da und begrüßten sie freundlich.
Sie hatten einige gemeinsame Proben gehabt, mit denen Herr Wolter sehr zufrieden war. Christina arbeitete sehr professionell und übte hart für ihre Auftritte. Alles mußte perfekt sein. Trotzdem verspürte sie leichtes Lampenfieber, als sich die Kirche mit Zuschauern füllte. Auch die Leute von der Presse waren anwesend. Für sie waren Plätze in der ersten Reihe reserviert worden, damit die Fotografen die anderen Gäste nicht störten.
Endlich war es soweit. Christina war froh, als alle Sänger Aufstellung genommen hatten und sie auf die Bühne treten konnte. Der Dirigent wartete, bis der Applaus beendet war, dann hob er den Taktstock und gab das Zeichen für den Anfang.
Es wurde ein wunderbares Konzert, das sogar Christinas Erwartungen übertraf. Sie schaffte es, ihre Probleme zu verdrängen und sich ganz auf die Musik von Bach zu konzentrieren. Ihre Stimme klang klar und rein durch das Kirchenschiff, das eine hervorragende Akustik hatte.
Der Applaus wollte kein Ende nehmen und immer wieder wurde Christina von Herrn Wolter auf die Bühne gebeten. Sie ertrug geduldig das Blitzlichtgewitter der vielen Kameras und bedankte sich strahlend bei den Zuhörern.
»Es ist ein tolles Publikum«, flüsterte sie Herrn Wolter zu, als er sie ein letztes Mal nach vorn holte.
»Sie waren aber auch fantastisch, Frau von Berg. Ich bin beeindruckt.«
»Es hat mir viel Spaß gemacht, mit Ihnen zu arbeiten. Vielleicht ergibt sich wieder einmal die Gelegenheit dazu.«
»Ich werde an Sie denken, da können Sie sicher sein. Aber Sie sollten den Herrn von der Presse nicht zu lange warten lassen. Er ist nebenan.«
Christina seufzte. »Eigentlich würde ich jetzt viel lieber nach Hause fahren. Meine kleine Tochter ist krank.«
»Das tut mir leid. Es dauert aber sicher nicht lange. Und ein guter Artikel wird Ihrer Karriere förderlich sein.«
»Ich bin ja froh, daß man auf mich aufmerksam geworden ist.« Sie gab ihm die Hand. »Vielen Dank für die gute Zusammenarbeit, Herr Wolter.« Dann ging sie in den Nebenraum, um sich den Fragen des Reporters zu stellen.
»Es freut mich, daß Sie Zeit für ein Interview haben, Frau von Berg«, begrüßte sie der Journalist freundlich.
Er war nicht allein. »Ich bin Konstantin Hübner, und das hier ist mein Fotograf Anian Fürst. Er möchte ein paar Fotos von Ihnen machen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
Er wies auf einen Mann Mitte Dreißig, der zurückhaltend etwas abseits stand. Jetzt kam er auf Christina zu und gab ihr die Hand.
»Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Eigentlich habe ich für klassische Musik nichts übrig, aber Sie haben mich heute abend eines Besseren belehrt.«
Christina freute sich über das Kompliment. »Junge Männer halten im allgemeinen nicht viel von Klassik. Das finde ich sehr schade, weil gerade die klassische Musik von zeitloser Schönheit ist und Charakter besitzt. Anders als die Popmusik heutzutage, bei der man ein Lied nicht mehr von dem anderen unterscheiden kann.«
»Darf ich das gleich notieren, Frau von Berg?« fragte Konstantin Hübner eifrig.
Es wurde ein anregendes Gespräch, ganz anders als sich Christina ein Interview vorgestellt hatte. Schließlich wußte Konstantin genug.
»Vielen Dank für Ihre Auskünfte. Gleich morgen