Familie Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Das ist sehr freundlich von Ihnen. Ehrlich gesagt hatte ich schon Angst davor, was Sie aus dem machen, was ich Ihnen gesagt habe. Man hört ja viel von Journalisten, die den Leuten die Sätze im Mund umdrehen.«
»Das mag in der Klatschpresse so sein. Ich lege Wert darauf, authentisch zu sein und möchte weder meine Leser noch die Künstler enttäuschen, über die ich berichte.«
»Das ist eine gute Einstellung«, sagte Christina.
»Darf ich jetzt noch ein paar Fotos von Ihnen machen?« mischte sich nun Anian Fürst ein, der die ganze Zeit still dagesessen und Christina beobachtet hatte.
Sie schaute auf die Uhr.
»Das Gespräch hat schon länger gedauert, als ich dachte.«
»Es geht ganz schnell.« Anian sah sie bittend an.
Christina brachte es nicht übers Herz, ihm den Wunsch abzuschlagen.
»Also gut. Aber es müssen schöne Fotos werden.«
»Versprochen.« Schnell machte sich Anian ans Werk und zeigte Christina, wie sie posieren sollte, damit das Licht in einem bestimmten Winkel auf ihr Gesicht fiel.
Behutsam strich er ihr eine Strähne des langen blonden Haares aus der Stirn.
Christina durchfuhr es bei dieser Berührung. Scheu sah sie ihn an.
Anian lächelte nicht. »Bleiben Sie so. Das ist wunderschön«, sagte er mit rauher Stimme.
Dann war es vorbei. Konstantin Hübner packte seine Unterlagen ein und hielt Christina die Tür auf. Anian folgte den beiden. Vor der Tür verabschiedete sich Konstantin, doch Anian begleitete sie noch bis zu ihrem Wagen.
»Darf ich Sie wiedersehen, Christina?« fragte er schüchtern, als sie eingestiegen war. In dem Interview hatte sie erwähnt, daß sie alleinerziehende Mutter war. Das hatte ihm Mut gemacht.
Sie überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf.
»Ich habe schon einmal eine schlechte Erfahrung gemacht. Ein Mann bat mich wie Sie nach einem Konzert um ein Rendezvous, und ich war so leichtsinnig, mich darauf einzulassen. Ich habe mir geschworen, daß mir so etwas nicht mehr passiert.«
»Es sind nicht alle Männer gleich.«
»Trotzdem. Es war nett, Sie kennengelernt zu haben. Ich muß jetzt nach Hause zu meiner kleinen Tochter.«
»Warten Sie! Darf ich Ihnen wenigstens die Fotos zuschicken? Es wird Sie sicher interessieren, wie sie geworden sind.«
»Ja, natürlich.« Christina suchte in ihrer Handtasche und entnahm dann einem kleinen Ledermäppchen eine Visitenkarte.
»Hier ist meine Adresse. Ich vertraue Ihnen, daß Sie mich nicht belästigen werden, sondern nur die Bilder schicken.«
Ohne ein weiteres Wort startete Christina ihr Auto und fuhr davon. Anian stand wortlos da und starrte dem Wagen nach, bis die Rücklichter in der Dunkelheit verschwunden waren.
»Kommst du endlich, Anian. Wie lange soll ich noch warten?«
Die ungeduldige Stimme seines Kollegen riß ihn aus seinen Gedanken.
»Ich komme ja schon.«
»Was ist los mit dir?« fragte Konstantin erstaunt, als er Anians nachdenklichen Gesichtsausdruck bemerkte.
»Das war die Frau, die ich heiraten werde.«
»Du spinnst ja. Wie kommst du auf so eine Idee?«
»Noch nie was von Liebe auf den ersten Blick gehört?«
Konstantin lachte laut auf. »Du bist ein unverbesserlicher Romantiker. »Nein, an so was glaub’ ich nicht.«
»Schade.«
»Jetzt reiß dich zusammen, Anian. Wenn du wolltest, könntest du an jedem Finger eine Frau haben. Außerdem ist da noch Viola. Hast du die vergessen?«
»Ach, Viola«, antwortete Anian und verdrehte die Augen. »Jeden Abend ist sie auf einer anderen Party und wirft mir vor, daß ich ein Langweiler bin. Nur weil mir dieses mondäne Gesellschaftsleben nicht gefällt.«
»In gewisser Weise hat sie damit recht«, bemerkte Konstantin anzüglich.
»Jedem das Seine«, bemerkte Anian nur.
Christina fuhr vorsichtig auf der Landstraße nach Hause. Sie hatte fast eine Stunde Fahrt vor sich und genug Zeit, über den vergangenen Abend nachzudenken.
Sie wußte nicht, ob sie auf sich wütend sein sollte, weil sie den jungen Fotografen so abgewiesen hatte. Andererseits hatte sie sich nach der Geschichte mit Michael geschworen, sich auf keine Konzertbekanntschaften mehr einzulassen, was nüchtern betrachtet Unsinn war. Christina wußte es, konnte aber nicht raus aus ihrer Haut. Anian Fürst war ihr sehr sympathisch gewesen. Seine Berührung hatte sie in ihrem Innersten getroffen. Doch die bösen Erinnerungen an Michael waren stärker. Christinas Gedanken wanderten zurück zu jenem unheilvollen Tag, als sie ihn kennengelernt hatte.
*
Michael Kunert war Geschäftsführer in einer Künstleragentur und immer auf der Suche nach jungen Talenten. Dabei hatte er Christina von Berg auf einem Konzert in einer kleinen Stadt entdeckt. Er war sofort von ihr fasziniert gewesen. Doch sein Interesse war nicht nur geschäftlicher Natur. Obwohl er seit sieben Jahren mit Iris, einer Tochter aus wohlhabendem Hause, verheiratet war, wußte er noch während des Konzerts, daß er Christina kennenlernen wollte.
Nach ihrem Auftritt ließ er seine Karte in die Garderobe bringen. Die junge, unerfahrene Christina war sehr geschmeichelt und nahm die Einladung zum Essen gern an, zumal Michael Kunert eine sehr attraktive Erscheinung war. Seine blauen Augen waren von vielen Lachfältchen umrahmt, seine Figur tadellos und die grauen Schläfen gaben ihm ein distinguiertes Aussehen.
Christina verliebte sich bis über beide Ohren in ihn, und selbst als er ihr gestand, daß er verheiratet war, verließ sie ihn nicht. Sie meinte in ihm einen väterlichen Freund gefunden zu haben, an den sie sich anlehnen konnte. Immer wieder versprach er ihr, seine Frau zu verlassen, und Christina glaubte ihm. Zu dieser Zeit begannen ihre Magenprobleme. Da sie immer öfter kränkelte, zog sich Michael mehr und mehr zurück und genoß sein Leben in vollen Zügen.
Christina war verzweifelt. Ihr letzter Ausweg war ein Kind, mit dem sie Michael an sich binden wollte. Doch dieser Plan mißlang gründlich. Er bot ihr eine große Geldsumme, damit sie das Kind abtreiben konnte, doch darauf ging Christina nicht ein.
Michael geriet in Panik. Seine Frau durfte nichts von seinem Verhältnis erfahren, da sie ihm seinen aufwendigen Lebensstil finanzierte. Die Beziehung zwischen Christina und Michael war längst zerrüttet, als er ihr ein Schweigegeld anbot. Es fiel ihr schwer, das Geld nicht anzunehmen, denn durch die Geburt von Muriel konnte sie eine Zeitlang nicht auftreten. Doch ihr Stolz siegte, und Christina meisterte die schwere Zeit mit Hilfe ihrer Vermieterin Helene Wolrab und ihrer Freundin Lisa.
Vier lange Jahre sorgte Christina nun schon allein liebevoll für ihre kleine Tochter. Doch jetzt hatte sich das Blatt plötzlich gewendet. Iris Kunert verspürte im Alter von vierzig