Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman. Kathrin Singer
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Mit einem einzigen Schritt hätte Bettina sich seinen zärtlichen Händen entziehen können. Doch diesen Schritt vermochte sie in dieser Nacht nicht zu tun. Sie waren beide gefangen in einem unirdischen Zauber, der alle Bedenken wesenlos werden ließ.
Bettina spürte eine Sehnsucht, die aus ihrem Herzen brach und in jede Pore ihres Körpers drang. Eine Sehnsucht, die wie eine heiße Flamme um ihre Lippen zuckte. Eine Sehnsucht, die ihre Seele weit und empfänglich für das Du machte, das sie so lange vergeblich gesucht hatte, auf unendlichen Irrwegen, und das jetzt vor ihr stand.
Sie sanken einander in die Arme, zwei Menschen von Anbeginn der Welt füreinander geschaffen.
Sie küssten sich, und in diesem Kuss verschmolzen nicht nur ihre Lippen, sondern auch ihre Herzen und die Seelen.
Später pfiff Ulrich seinem Pferd. Augenblicklich trabte Prinz elegant über die Lichtung. Der Mann hob Bettina so leicht und mühelos auf den Rücken seines treuen Gefährten, als habe die Schwerkraft der Erde all ihre Wirkung verloren. Dann schwang auch er sich in die Höhe und nahm das geliebte Mädchen in die Arme.
Bettina lehnte sich an seine Brust und während seine Lippen zärtlich durch ihr Haar glitten, ihre Schläfen und Wangen küssten, als der Hengst gleichmäßig und ruhig den mondhellen Weg entlangschritt, erlebte Bettina ein vollkommenes Glück.
*
So einen Sonntag hatte Bettina noch nie erlebt! Die Sonne vergoldete den Wald, als gelte es, die Erde für tausend trübe Novembertage zu entschädigen. Die Blumen leuchteten in einer Farbenpracht, wie Bettina sie noch niemals wahrgenommen hatte!
Ihr Großvater wirkte um zehn Jahre verjüngt, und er strahlte, als habe er das Große Los gezogen. Schnubbelchen, ihr spröder Kater, sprang nicht nur zu Ulrich auf den Schoß, sondern kam anschließend auch schnurrend zu ihr, als wollte er sagen: »Brauchst nicht eifersüchtig zu sein, ich hab dich lieb.«
Nach dem Mittagessen – es hatte einen köstlichen, von Bettina mit besonderer Liebe zubereiteten Sauerbraten gegeben verließen sie Hand in Hand das Forsthaus, der dunkelhaarige Mann und das blonde Mädchen. Der pensionierte Forstmeister stand zufrieden schmunzelnd hinter der Gardine.
Bettina fühlte sich so leicht und froh wie der Sommerwind, der sie zärtlich umschmeichelte und mit ihrem Haar spielte.
»Sag mal«, begann sie nach einer Weile, »wie bist du eigentlich in unser Dorf gekommen?«
Ulrich zögerte einen Moment lang. »Ich hatte vom Heideblütenfest in der Zeitung gelesen.«
»Und das musstest du dir unbedingt anschauen? Du, der überforderte, abgehetzte Manager?«
»Warum nicht? Hin und wieder muss jeder ausspannen. Warum also nicht bei einem lustigen Volksfest?«
»Hattest du derartige Anwandlungen schon öfter?«
»Nein, eigentlich nicht. Diesmal ergab sich eben die Gelegenheit. Ich war vielleicht gespannt, wie die neue Heidekönigin wohl aussehen mochte, das kann ich dir sagen!«
Bettinas Augen wurden schmal. »Wieso warst du gespannt? Das verstehe ich nicht.«
Zuckte er nicht unmerklich zusammen? Geriet er in Verlegenheit?
»Weil ich von der bevorstehenden Krönung in der Zeitung gelesen hatte!«, erklärte er betont forsch. »Ich fragte mich, was ist das wohl für ein Mädchen, das man zur Königin ausruft? Ist sie ländlich-sittlich? Ist sie schön? Ist sie stolz? Ist sie nett?«
Bettina blieb stehen und musterte ihn misstrauisch.
»Sag mal, du hattest doch nicht etwa vor, mit der neuen Heidekönigin Reklame für deine Marmeladen zu machen?«
Ulrich stutzte. »Wie bitte? ›Königin Bettina ist so hübsch und gesund, weil sie zum Frühstück nur die gute Früchtegold-Marmelade aus der Heide verzehrt!‹ Du, das ist keine schlechte Idee! – Aber nein! Nein, nein! Ich will nicht, dass meine Frau alle Welt von Plakaten herab anlächelt!«
Wie still es plötzlich war!
Bettina hörte das eigene Blut in den Ohren rauschen.
»Was hast du da eben gesagt?« Ihre Stimme klang ganz fremd.
Ulrich umspannte mit beiden Händen ihre Oberarme. »Könntest du es dir vorstellen, Betti?«, fragte er rau. »Könntest du dir vorstellen, meine Frau zu werden?«
Ihr Herz überschlug sich auf einer Woge von Gefühlen und stürmte dann dahin, von Freude überwältigt, wie ein junges Tier im Frühling.
»Ulrich, das kann doch nicht dein Ernst sein«, flüsterte sie.
»Warum nicht?« Seine Finger krampften sich härter um ihre Arme.
»Wir kennen uns doch kaum.«
»Ich habe das Gefühl, als ob wir uns schon seit Ewigkeiten kennen.«
»Ja, mir geht es genauso. Deine Frau werden … Mein Gott, ich bin total durcheinander.«
Ulrich löste seinen Griff und streichelte ihr Haar. »Sag doch etwas, Betti. Unsympathisch bin ich dir nicht oder?«
Da warf sie die Arme um seinen Hals und bedeckte sein Gesicht mit zahllosen kleinen Küssen. »Ich liebe dich! Du bist ein Schatz. Hast du es dir auch genau überlegt? Willst du wirklich mich? Kein Irrtum möglich?«
»Bist du verrückt?« Ulrich hielt sie auf Armlänge von sich und sah sie verliebt an. »Du bist das netteste und patenteste Mädchen der Welt! Ein echter Glückstreffer! Mich wundert lediglich, dass du noch frei herumläufst, dass dich noch kein anderer eingefangen hat!«
»Wenn eine wie ich in der Freiheit der Wälder aufgewachsen ist, lässt sie sich nicht so leicht fangen!«, lachte Bettina glücklich.
»Gelobt seien die Wälder!«
»Aber wie ist es bei dir?«
»Wieso?« Ulrich runzelte die Stirn.
»Auf die Gefahr hin, dass du eitel und eingebildet wirst: Du siehst nicht nur fabelhaft aus, du bist außerdem nicht gerade arm und zu allem Überfluss auch noch umwerfend charmant. Wie ist es möglich, dass dich noch keine an die Kette gelegt hat?«
Unvermittelt wurde er wieder ernst. »Es musste eine sein wie du, und die sind sehr selten.«
»Ach, Ulrich …« Sie ließ seufzend den Kopf auf seine Schulter sinken.
»Wir haben uns jetzt eine Menge netter Sachen gesagt, Betti, aber eines weiß ich immer noch nicht: Willst du? Heiratest du mich?«
»Hast du es immer so eilig?«
Sein Gesicht verschattete sich. »Du brauchst also Zeit, um über meine Frage nachzudenken?«
»Ach, Ulrich, ich würde so gerne ja sagen, nur ja, ja, ja! Aber meinst du nicht auch, wir sollten vernünftig sein?«
»Kann