Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman. Kathrin Singer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman - Kathrin Singer страница 10

Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

Скачать книгу

murmelte er.

      »Warum denn, Herr Lühr, was sind denn das für trübe Gedanken?«

      Der pensionierte Forstbeamte winkte ab. »Ich habe nicht an mein Ende gedacht, sondern daran, dass wir das Haus leider Gottes verkaufen müssen.«

      Der alte Regulator über dem Kamin schlug dumpf die zehnte Stunde.

      *

      Als Bettina am Morgen erwachte, fühlte sie sich seltsam benommen. Ruckartig setzte sie sich auf. Dieser unverschämte Kerl! Konnte er keine Niederlage verkraften? An die Geschichte mit der Autopanne hatte sie keinen Augenblick geglaubt! Warum stellte er ihr nach? Weil ihn die Jagd reizte? Weil sie keine leichte Beute war? Der Fremde wurde ihr allmählich unheimlich, vor allem deshalb, weil er ihr nicht gleichgültig war, wie sie sich insgeheim eingestehen musste. Bis in die Träume hatte er sie verfolgt.

      Als Bettina wenig später die Treppe hinunterstieg, trug sie ein weißes Kleid mit himmelblauen Tupfen, in dem sie ganz besonders entzückend aussah, wie ihr Großvater meinte. Dem alten Herrn zuliebe hatte sie es heute angezogen – was denn sonst? Allerdings hatte sie sich auch die Lippen kirschrot gemalt, und das mochte ihr Opa gar nicht. Welch eine Verwirrung der Gefühle!

      Rudolf Lühr war als Förster ein passionierter Frühaufsteher.

      Er hatte bereits den Frühstückstisch hübsch gedeckt – nur für zwei Personen, wie Bettina mit einem raschen Blick feststellte.

      Er sprang vom Stuhl, als seine Enkeltochter in die Küche trat. Seine Augen leuchteten.

      »Betti, ein Wunder! Ein Wunder ist geschehen!

      »Wie bitte? Du bist ja so aufgekratzt. Habt ihr etwa bis in den frühen Morgen Grog gepichelt, du und unser seltsamer Gast?«

      »Betti, dieser nette junge Mann, Herr Warner, er will unser Haus kaufen!«

      »Und das nennst du ein Wunder? Ich würde eher sagen, eine Tragödie!«

      Bettina lachte bitter und traurig auf.

      »Hör mir doch erst einmal zu, Kindchen! Herr Warner macht zur Bedingung, dass wir hier wohnen bleiben, dass wir das Haus gewissermaßen für ihn einhüten! Wir brauchen nicht fort, begreifst du? Er will nur hin und wieder am Wochenende hier sein. Ach ja, und sein Pferd, den Prinz, will er bei uns unterstellen. Und ob du den Hengst manchmal ein bisschen bewegen würdest, hat er gefragt. Weil er selten dazu kommt. Du reitest doch für dein Leben gern, Bettilein – ist das nicht alles ein Wunder?«

      »Moment, Moment, Opa, du redest ja wie ein Wasserfall. Setz dich erst einmal ruhig hin. Die ganze Geschichte kommt mir ziemlich merkwürdig vor. Ihr beide habt wohl doch zu tief ins Glas geschaut, wie?«

      »Aber keine Spur! Wir waren vollkommen nüchtern und haben uns ganz sachlich unterhalten.«

      Bettina ließ sich auf einen Küchenhocker sinken, ihr getupfter Rock bauschte sich wie ein Blütenkelch.

      Mit einer verlorenen Handbewegung strich sie ihr Haar aus der Stirn.

      »Wahrscheinlich ist er überhaupt nur gekommen, weil er wusste, dass wir unser Haus verkaufen müssen«, murmelte sie.

      »Du irrst dich, er wusste es nicht. Er war sehr überrascht, als ich ihm davon erzählte.«

      Bettina winkte müde ab. »Ist ja auch egal. Wir werden also in Zukunft von seiner Gnade und Barmherzigkeit abhängig sein.«

      »Aber nein, das siehst du ganz falsch. Er braucht uns. Er möchte nicht, dass das Haus die Woche über leer steht. Und jemand muss auch sein Pferd versorgen. Das übernehme ich selbstredend. Nur reiten kann ich nicht mehr, das ist deine Aufgabe.«

      »Und an jedem Wochenende muss ich für den hohen Herrn das Dienstmädchen spielen!«

      »Davon war keine Rede.«

      »Erwartet das ein wohlhabender Herr nicht von den Leuten, die sein Landhaus einhüten?«

      »Und wenn schon! Wäre das so schlimm? Wir wohnen ja auch völlig kostenlos. Im Gegenteil, für die Pflege seines Pferdes will er uns noch etwas bezahlen!«

      »Aber ich denke nicht daran, mich von ihm abhängig zu machen und ihn zu bedienen!«, fuhr Bettina auf. »Ich ziehe aus! Ich suche mir irgendwo ein Zimmer oder eine kleine Wohnung!«

      Da veränderte sich das strahlende Gesicht ihres Großvaters schlagartig.

      »Du willst mich verlassen, Betti?«, fragte er traurig.

      Sie kämpfte nur ein paar Sekunden mit sich. Dann fiel sie dem heißgeliebten alten Mann um den Hals. »Nein, Opa, das kann ich gar nicht. Also gut! Nehmen wir diesen eingebildeten Menschen in Kauf! Ich werde schon mit ihm fertig werden!« Sie schüttelte ihre Haarmähne wie ein soeben eingefangenes junges Wildpferd.

      Der alte Forstmeister aber seufzte erleichtert auf.

      *

      Der kleine Tobias war sehr niedergeschlagen. Er verstand die Welt nicht mehr. Bisher hatte Ulrich ihn fast jeden Tag besucht oder nach Hause geholt. Sie hatten sich um Prinz gekümmert und waren sogar gemeinsam ausgeritten. Und nun?

      Einsam und verloren strich der Achtjährige durch den Garten des Kinderheims. Es machte ihm keinen Spaß, mit den anderen Jungen zu spielen. Ununterbrochen musste er an Ulrich denken, seinen großen Freund – seine einzige Rettung.

      Plötzlich hörte er seinen Namen. Er drehte sich um und entdeckte den hochgewachsenen, dunkelhaarigen Mann jenseits des Zaunes.

      »Ulrich!«, mit einem Jubelruf stürzte der Junge über die Rasenfläche.

      »Pst!« Warnend legte Ulrich den Zeigefinger auf die Lippen. »Nicht so laut, Tobias. Ich möchte keine Unannehmlichkeiten mit Onkel Olaf haben.«

      »Wieso denn?« Plötzlich kämpfte der sonst so tapfere und vernünftige Achtjährige mit den Tränen.

      »Wir sollen uns nicht so oft sehen …«

      »Das verstehe ich nicht!«

      »Die Erwachsenen denken und handeln oftmals so kompliziert, dass sie sich selbst nicht mehr verstehen. Hab’ nur noch ein bisschen Geduld, Tobias. Bald wird alles anders, da bin ich ganz sicher. Inzwischen habe ich dir zum Trost drei Marmeladengläser mitgebracht.« Ulrich öffnete seine Aktentasche. »Aprikosen, Kirschen und Erdbeeren.« Er reichte die Gläser durch den Zaun.

      »Ich bin richtig im Gefängnis, nicht, Ulrich?«, fragte der Junge bedrückt. Er presste die Marmeladenbehälter unter den linken Arm. »Danke.«

      Ulrich schluckte schwer. »Tobias, wenn alles klappt, bekommst du nicht nur eine liebe und nette Mami, sondern auch einen fabelhaften Großvater. Ich sage dir, einen Großvater, wie man ihn sich nur wünschen kann. Er hat einen wunderschönen grauen Bart und war früher Förster.«

      »Wohnt er mitten im Wald?«, erkundigte sich Tobias aufgeregt.

      »Genau! In einem romantischen Forsthaus! Im Winter kommen die Rehe und die Hasen bis in den Garten, hat er mir erzählt. Eichhörnchen turnen durch die hohen Fichten, und man hört die Eulen rufen.«

      Die

Скачать книгу