Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman. Kathrin Singer

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Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

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stand am Fenster ihres Zimmers und sah ihn kommen. Der Anblick verschlug ihr den Atem. Ihr Großvater eilte ihm entgegen und begrüßte ihn wie einen alten Freund. Gemeinsam führten sie den Schimmelhengst in den Stall, in dem Rudolf Lühr bereits alles vorbereitet hatte, die Wände geweißt und Futter besorgt. Später hörte Bettina die Stimmen der Männer unten im Haus. Sie hockte wie festgewurzelt auf der Bettkante, die Hände im Schoß, den Kopf steif erhoben.

      Schließlich rief ihr Großvater: »Betti, wo steckst du denn? Gibt es heute keinen Kaffee?«

      »Ja, ja, ich komme!« Sie schnellte in die Höhe und warf einen fahrigen Blick in den Spiegel. Ihre Augen glänzten fiebrig. Nervös strich sie mit beiden Händen ihr wellig fallendes Haar zurück.

      »Opa, Opa, du weißt ja gar nicht, was du da von mir verlangst«, murmelte sie vor sich hin.

      Ginge es nicht um ihren Großvater, um seinen Seelenfrieden und seine Betreuung, sie wäre geflüchtet.

      Der Rock des weißen blaugetupften Kleides schwang wie eine Glocke um ihre Beine, als sie in königlicher Haltung die hölzerne Treppe hinunterschritt.

      Ulrich Warner, der in der offenen Küchentür stand, bemerkte sie. Mit einer raschen Bewegung nahm er einen Blumenstrauß von der Garderobe. Es waren herrliche zartrosa Rosen – eine Farbe, die Bettina besonders liebte.

      Er überreichte ihr den Strauß mit den Worten: »Auf dass wir uns gut miteinander vertragen – unter einem Dach.«

      »Danke. An mir soll es nicht liegen«, erwiderte Bettina kühl, obwohl ihr Herz stürmisch pochte. Mehr noch als die wundervollen Blumen verwirrten sie die zärtlichen Blicke des Mannes. Seine Augen machten ihr eine unverhüllte Liebeserklärung. Sie eilte in die Küche, um den Strauß ins Wasser zu stellen.

      »Ah, da bist du ja!«, empfing ihr Großvater sie erleichtert. »Wollen wir das gute Geschirr nehmen?«

      »Klar, für ihn nur das Beste – wie es sich für gute Untertanen gehört!«

      »Betti, sei doch nicht so kratzbürstig. Herr Warner hat es nicht verdient, wirklich nicht.«

      Schweigend begann Bettina im Wohnzimmer den Tisch zu decken. Das kostbare Service war schon lange nicht mehr zu Ehren gekommen.

      Mechanisch entzündete sie auf den passenden Porzellanleuchtern die Kerzen, die im Farbton genau zu den Rosen passten.

      »Oh, wie hübsch, wie feierlich!«, lobte Ulrich Warner lächelnd, als er ins Zimmer trat.

      »Und der Apfelkuchen, der wird Ihnen schmecken!«, sprudelte der alte Forstmeister eifrig hervor. »Betti hat ihn nämlich selbst gebacken, nach einem Rezept ihrer Großmutter natürlich.«

      »Ich pflege an jedem Wochenende einen Kuchen zu backen«, betonte Bettina.

      Ulrich neigte sich ein wenig zu ihr. »Versteht sich. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass Sie extra zu meinem Einzug einen Kuchen in den Herd geschoben hätten!«

      Ulrich Warner verlor zwar kein Wort darüber, ob ihm der Apfelkuchen schmeckte, doch er langte so tüchtig zu, als sei er ein verhungerter armer Junge, der seit Jahren keinen Kuchen mehr zu Gesicht bekommen hatte.

      Als der Forstmeister nach dem Kaffeetrinken einen guten alten Kognak kredenzte, sprang der schwarze Kater mit den weißen Stiefeln durchs offene Fenster und blieb majestätisch auf der Fensterbank sitzen, um den Fremdling neugierig und misstrauisch zu mustern.

      »Hallo, Schnubbelchen!« Bettina nahm ihren vierbeinigen Hausgenossen auf den Arm und streichelte ihn. Schon nach wenigen Augenblicken begann der Kater seine übliche Abwehrzeremonie. Er stemmte beide Pfötchen energisch gegen Bettinas Kinn und schimpfte unwillig.

      »Schon gut, schon gut.« Sie ließ ihn auf den Boden springen. »Schnubbelchen ist der freiheitsliebendste und sprödeste Kater des Jahrhunderts. Anhänglich ist er, aber anfassen lässt er sich nur höchst ungern.«

      »Wie sein Frauchen«, entfuhr es Ulrich.

      Bettina warf den Kopf in den Nacken. »Danke für den Hinweis! Darum also verstehen wir uns so gut, mein Schnubbelchen und ich.«

      Der hübsche Kater hatte sich inzwischen vorsichtig dem Besucher genähert. Er nahm auf den Hinterpfoten Platz und äugte in die Höhe. Ulrich sprach kein Wort, sah dem Tierchen aber unverwandt in die goldenen Augen.

      Und plötzlich sprang Prinz Schnubbel geschmeidig auf den Schoß des Mannes. Zutraulich ließ er sich nieder.

      Bettina wirkte völlig entgeistert. »Nein! So etwas gibt es doch nicht!«

      »Das ist in der Tat erstaunlich«, schmunzelte der alte Forstmeister. »Schnubbel kommt weder zu mir noch zu Betti auf den Schoß – grundsätzlich nicht.«

      Behutsam begann Ulrich den Kater zu streicheln.

      »Er schnurrt!«, wunderte sich Bettina über alle Maßen. »Opa, hörst du das, Schnubbelchen schnurrt sogar!

      Also, da kann man ja richtig eifersüchtig werden!«

      »Da kann man nur sagen: Liebe auf den ersten Blick«, stellte Rudolf Lühr trocken fest.

      »So etwas soll es geben«, meinte Ulrich Warner und warf Bettina einen Blick zu, der ihr nicht nur unter die Haut ging, sondern der direkt in ihr Herz drang.

      Etwa fünf Minuten lang hielt der schwarze Kater es auf dem Schoß des neuen Hausherrn aus, dann verabschiedete er sich mit einem Augenzwinkern und sprang ins Freie.

      »Sagen Sie, Herr Warner, spielen Sie Skat?«, erkundigte sich der pensionierte Förster interessiert.

      »Gern. Leider nicht sehr meisterhaft.«

      »Nun, ein Mann in Ihrer Stellung hat sicher selten Zeit, sich derart volkstümlichen Vergnügungen hinzugeben, aber wie wäre es mit einem Spielchen?«

      »Fehlt uns nicht der dritte Mann?«

      »Betti, bist du so lieb, holst du die Karten?«

      Nachdem sie zwei Stunden lang gespielt hatten, waren beide Männer erhitzt, Bettina dagegen wirkte frisch und kühl.

      Ulrich rechnete die Punkte zusammen.

      »Meine Güte, Fräulein Lühr, Sie haben ja haushoch gewonnen!«

      Der Forstmeister lehnte sich zurück und schmunzelte zufrieden, als sei er der Sieger. »Tja, unsere Betti hat schon so manchen alten Kämpen in die Tasche gesteckt. Man neigt ja wohl immer wieder dazu, ein Mädchen zu unterschätzen. Aber Betti nimmt es mit jedem auf.«

      »Davon bin ich überzeugt«, pflichtete Ulrich bei. »Der Mann, der Ihre Betti einmal bekommt, Herr Lühr, muss äußerst gewitzt sein und darf sich nie eine Blöße geben.«

      Bettina lächelte spöttisch. »Das ist ja interessant, Herr Warner. Sie halten die Ehe also für einen Boxkampf.«

      »Eher ein Florettfechten, würde ich sagen.«

      »Auf jeden Fall für einen Kampf!«

      »Ein Kampf kann doch sehr

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