Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman. Kathrin Singer

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Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

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Wenn man sich in ein Mädchen wie Sie verl…«

      »Sie wiederholen sich«, schnitt Bettina ihm das Wort ab. »Ich meinte, Sie können unmöglich anspruchsvoll sein, wenn Sie jedes Gefühlchen gleich unter Verliebtheit einordnen.«

      Er sah ihr eindringlich in die Augen. »Glauben Sie denn nicht an die Liebe auf den ersten Blick?«

      »Fällt Ihnen nichts Originelleres ein?«

      »Hier ist es so stickig und so laut … Könnten wir nicht einen Moment hinausgehen?«

      Bettina lachte auf, halb amüsiert, halb bitter. »Ich habe nichts dagegen. Die Luft ist hier wirklich zum Schneiden.«

      Sie schoben sich durch das Menschengewimmel aus dem Festzeit. Kühle Luft wehte ihnen entgegen. Am Himmel funkelten bereits die Sterne.

      Ein paar Augenblicke lang hatte Bettina das Gefühl, auf Wolken zu schweben. Doch dann bemerkte sie im ungewissen Schein der Laternen, die rings um das Zelt brannten, wie viele Blicke ihr Begleiter auf sich zog. Ein Herzensbrecher? Ein Frauenheld? Sein forsches Benehmen deutete darauf hin.

      Schade, jammerschade. Ein kleiner Seufzer setzte den Schlusspunkt hinter diese Gedanken.

      Ulrich Warner führte sie über den Platz, dem nahen Wäldchen zu. Schon bald begegnete ihnen keine Menschenseele mehr. Die Musik war nur noch eine ferne Untermalung zum Rauschen der Bäume. Sie hatten während der ganzen Zeit kein einziges Wort gesprochen.

      »Bettina, ich glaube seit heute an Liebe auf den ersten Blick«, hörte sie den Mann leise sagen. Seine Hand spannte sich warm und zärtlich um ihren Unterarm.

      Die Versuchung wurde groß, übergroß … Die Versuchung, sich einfach fallen zu lassen.

      Nur den schönen Augenblick festzuhalten.

      Nicht an das Morgen zu denken.

      »Bettina, ich glaube, Sie sind für mich die Frau fürs Leben …«

      »Wie bitte?« Fassungslos starrte sie ihn an. Sein Gesicht war nur ein Schemen im mondfahlen Dunkel.

      Er wirkte plötzlich irritiert und verlegen.

      »Vielleicht ist es verfrüht, darüber zu reden, aber ich könnte mir vorstellen, dass Sie und ich, dass wir …« Er stockte, offenbar über seine eigene Vorwitzigkeit erschrocken.

      »Gehen Sie immer so scharf ran?«, fragte Bettina ärgerlich.

      »Entschuldigen Sie, aber …«

      »Gehen Sie immer gleich aufs Ganze? Bei mir ist da ja keine Gefahr, ich weiß, worauf Sie hinaus wollen. Aber wenn ich mir vorstelle, dass es Mädchen gibt, die Ihre schönen Worte für bare Münze nehmen – nein, das finde ich – gelinde gesagt – ein bisschen schäbig.«

      »Sie irren sich, wenn Sie glauben, dass ich eine Masche abziehe. Ich meine es ernst!«

      »Das ist ja lächerlich!«

      »Durchaus nicht … Wie soll ich es Ihnen nur erklären …«

      »Ach, hören Sie doch auf mit dem Unsinn!« Abrupt wandte Bettina sich ab und eilte den Weg zurück.

      Mit ein paar langen Sätzen hatte der Mann sie eingeholt. Er stellte sich vor sie. »Warten Sie doch. Geben Sie mir eine Chance.«

      »Wieso ausgerechnet ich?«

      »Weil Sie …, weil Sie mir vom Schicksal bestimmt sind!«

      »Meine Güte! Fällt Ihnen wirklich nichts Besseres ein? Lassen Sie mich!«

      Sie wollte an ihm vorübereilen, doch jäh packte er sie, umklammerte ihre Oberarme und versuchte sie zu küssen.

      Da sah Bettina rot. Sie hatte diesen überheblichen Burschen also genau richtig eingeschätzt!

      Mit einer wütenden Bewegung machte sie ihren rechten Arm frei, holte weit aus und versetzte diesem zudringlichen Menschen, diesem unverschämten Kerl eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte.

      War es die Wucht des Schlages? War es der Überraschungseffekt? Ulrich Warner taumelte zurück, dass er um ein Haar gestolpert und gefallen wäre.

      Bettina aber raffte ihren Rock, und mit wehenden hellen Haaren geisterte sie durch das Mondlicht wie eine unirdische Erscheinung. Sie kehrte nicht mehr in den Trubel des Festes zurück. Im großen Bogen umging sie das Zelt mit seiner lautstarken Fröhlichkeit. Mehrere Male spähte sie vorsichtig über die Schulter. Nein, Warner verfolgte sie nicht.

      Als sie wenig später vor dem Försterhaus aus dem Auto stieg, atmete Bettina tief auf. Geschafft! Ihr war zumute, als sei sie einer Gefahr entronnen – einer lockenden Gefahr.

      Etwas Weiches berührte ihre Beine. Bettina bückte sich rasch und nahm ihren schwarzen Kater auf die Arme. »Da bist du ja, Schnubbelchen! Hast du dich schon nach Herrchen und Frauchen gebangt?« Sie schmiegte ihr Gesicht gegen das seidenweiche Fell des schwarz-weißen Tieres, als müsse sie angestaute Zärtlichkeit verströmen. Ein paar Augenblicke lang ließ der Kater sich die Liebkosungen gefallen, dann stemmte er die Samtpfötchen energisch gegen Bettinas Kinn und ließ einen unwilligen Laut hören.

      »Ach, Schnubbelchen«, seufzte sie, »du magst es nicht, wenn man dich auf den Arm nimmt, du magst nicht schmusen, was bist du nur für ein komischer kleiner Kerl!« Sie setzte ihn auf den Boden.

      »Prinz Schnubbel«, wie Bettina das eigenwillige Tierchen getauft hatte, strich noch einmal wie um Entschuldigung bittend an ihren Beinen entlang, dann trollte er sich und verschwand in den undurchdringlichen Schatten.

      Als Bettina in ihrem Bett lag und den Fremden zu vergessen suchte, lauschte sie dem Rauschen der Wipfel und den Rufen des Kauzes, der schon seit Jahren in der Nähe des Forsthauses nistete. Sie mochte alle Tiere, doch Eulen und Katzen waren ihr besonders ans Herz gewachsen. Sie fühlte eine hintergründige Verwandtschaft mit diesen geheimnisvollen Geschöpfen der Nacht, deren Augen so unergründlich waren, dass kein Mensch sie zu enträtseln vermochte. So unergründlich wie die Augen des Fremden, dachte Bettina, schon halb im Schlaf.

      Eine weiche dunkle Wolke hüllte das blonde Mädchen ein und trug es schwebend in die Weiten des Traumes.

      *

      Sonntagmorgen!

      Obwohl es im Wald immer still war, vertiefte sich am Sonntag das Schweigen zu andächtiger Feierlichkeit. Man hörte beim Erwachen die Vögel freudiger zwitschern und jubilieren. Warmer und goldener flirrte der Sonnenglanz zwischen den Zweigen und tanzte wie kleine Lichtelfen durch die Fenster.

      Bettina blinzelte und reckte sich. Sonntags genoss sie es besonders, eine Weile im Halbschlaf zu verdämmern.

      Plötzlich fuhr sie in die Höhe. Die Erinnerungen trafen sie wie ein Hieb.

      Der Fremde! Seine Zärtlichkeit, seine sprechenden dunklen Augen …

      Schade, dass er so ein Hallodri war!

      Einer, der sich einbildete, er müsste nur mit dem kleinen Finger winken!

      »Nicht mit mir!«, sagte Bettina halblaut und schwang sich energisch

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