Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman. Kathrin Singer
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»Leider nicht!«
Angelika wurde rot.
»Wie, er hat dich noch nicht mal geküsst?«, fragte Bettina verblüfft.
»Ich sage dir, er hat mich nicht auf der Rechnung! Er kümmert sich bloß um mich, weil er mir das Leben gerettet hat, weil er sich irgendwie verantwortlich fühlt.«
»Immerhin unternimmt er mit dir Ausflüge, hierher zum Beispiel.«
»Ach, er hat mich doch nur mitgenommen, weil sich gesprächsweise herausstellte, dass ich dich aus dem Kinderheim kenne. Er hat euer Haus gekauft, nicht wahr?«
»Ja. Wir haben allerdings das Wohnrecht«, erklärte Bettina bitter.
»Ja, so ist er!«, strahlte Angelika Thiele. »Großzügig! Himmlisch!«
»Du bist in ihn verliebt, wie?«
Abermals huschte eine flüchtige Röte über das bildhübsche Gesichtchen des schwarzlockigen Mädchens. »Wer wohl nicht!«
»Ach – das ist ja sehr aufschlussreich. Du meinst, ihm könnte keine widerstehen?«
»Du vielleicht, aber du bist ja auch eine Gletscherjungfrau.«
»Wie bitte?«
»So haben wir dich im Heim manchmal genannt. Es war nicht böse gemeint. Aber bei einem Mann wie Ulrich Warner würdest vielleicht sogar du hinschmelzen. Ich finde ihn einfach toll!«
In diesem Moment ging die Küchentür auf. Tobias stolperte über die Schwelle. »Wo bleibt ihr denn?«
Angelika hob den Jungen spontan auf den Arm. »Du bist ein süßer Kerl! Dich könnte man stundenlang abschnuddeln!« Sie küsste ihn rechts und links auf die Wangen.
»Nicht, ich mag das nicht.« Tobias wischte die Küsse mit dem Handrücken ab.
»Typisch Mann!« Lachend ließ Angelika ihn wieder zu Boden sinken.
*
Später, als sie wieder allein war, hatte Bettina diesen Nachmittag als einen einzigen fröhlichen Trubel in Erinnerung. Die muntere Angelika und der begeisterungsfähige Tobias hatten für den nötigen Wirbel gesorgt, der keine Spur von Verlegenheit aufkommen ließ.
Der alte Forstmeister saß in seiner Sofaecke und schmauchte versonnen die Pfeife.
Bettina ließ sich in einen Sessel fallen. »Nun?«
»Ja?« Rudolf Lühr blickte seine Enkelin interessiert an.
»Was hältst du davon? Ist Angelika Thiele die richtige Frau für Ulrich Warner?«
»Kein Mensch hat etwas von Verlobung oder Hochzeit gesagt.«
»Aber darauf läuft es doch hinaus! Oder was dachtest du?«
»Na und?«
»Ob es gutgeht? Geli kommt mir als Mutti für einen Achtjährigen entschieden zu unreif vor – und auch sonst.«
»Ist das dein Problem, Betti?«
»Natürlich nicht. Im übrigen würde es Angelika wohl kaum etwas ausmachen, wenn ich ihr erzählte, dass Ulrich ihren Namen aus dem Lostopf gezogen hat. Sie ist ja ganz hingerissen von ihm und himmelt ihn an wie einen Märchenprinzen.«
»Ist das schlimm?«
»Schlimm? Eher ein bisschen blöd, oder?«
»Das kann ich nicht finden.«
Bettina seufzte. »Na ja, dir kommt es ja nur darauf an, dass Ulrich weiterhin seine Wochenenden hier verbringt, und zwar mit dem Jungen.«
»Darüber wäre ich sehr glücklich, Betti, kannst du das nicht verstehen?«
»Doch, doch. Bitte sehr, meinetwegen. Ich werde mich an den Wochenenden unsichtbar machen, um das junge Glück nicht zu stören!«
»Wenn du mit Ulrich innerlich fertig bist, sehe ich keine Probleme, Betti. Schlimm wäre nur, wenn du ihn noch immer lieben würdest und es dir nur nicht eingestehen wolltest.«
»Ich ihn lieben? Noch immer? Einen Menschen, der sich kurzerhand zum zweiten Mal ein beliebiges Mädchen aufgabelt, um es zu seinem unbezahlten Kindermädchen zu machen? Lachhaft! So ein verantwortungsloser Schuft ist mir geradezu zuwider, damit du Bescheid weißt! So, gute Nacht!« Sie stürmte hinaus.
In ihrem Zimmer ließ sie sich wie ein verzweifeltes Kind auf das Bett fallen, krampfte die Finger in die Decke. Warum regte sie sich eigentlich so auf? Wahrscheinlich aus Sorge um die ahnungslose, naive Angelika! Hatte nicht jedes Mädchen ein Recht darauf, aus Liebe geheiratet zu werden? Nicht aus Vernunftsgründen!
Durfte sie wirklich schweigen?
Wieder erlebte Bettina eine von wirren Träumen und langen schlaflosen Stunden zerquälte Nacht. Am Morgen fühlte sie sich wie gerädert. Es kostete sie große Überwindung, ihren Dienst beim Zahnarzt anzutreten. Zum Glück hatte der Doktor an diesem Nachmittag keine Sprechstunde. Bettina atmete auf, als sie endlich wieder zu Hause eintraf. Sie sehnte sich danach, allein zu sein.
Zunächst bereitete sie sich und ihrem Großvater das Mittagessen. Doch sie hatten beide wenig Appetit und stocherten nur auf ihren Tellern herum. Rudolf Lühr war außerdem auffallend wortkarg.
Nach dein Abwasch holte Bettina Prinz von der Weide, die inzwischen eingezäunt worden war. Wie gut, dass es Tiere gab!
Bettina schwang sich in den Sattel und ritt in gestrecktem Galopp den schattigen Waldweg entlang. Sie jagte dahin, als könnte sie ihren quälenden Gedanken entfliehen. Diesen Gedanken, die sich ausschließlich um einen Punkt drehten: Ulrich und Angelika.
Ob aus ihnen ein Paar wurde? Angelika Thiele war ein liebes, unkompliziertes Mädchen. Tobias hätte es bei ihr sicher nicht schlecht.
Warum wurde ihr so heiß bei diesem Gedanken?
Als sich Bettina nach einem ausgedehnten Ritt auf den Heimweg machte, entdeckte sie plötzlich vor sich unter den hohen Fichten eine Gestalt. Eine vertraute Silhouette. Ulrich! Im ersten Moment wollte sie den Hengst herumreißen und flüchten. Doch dann siegte ihr Stolz. Mit einem überlegenen Lächeln auf den Lippen ritt sie näher.
Ulrich kam allein. Sein Gesicht wirkte bleich und angespannt.
»Guten Tag, Betti.«
»Guten Tag«, erwiderte sie und schämte sich fast ein wenig, denn ihre Stimme klang, als grüße eine hochnäsige Gutsherrin den letzten Holzknecht.
Sie wollte vorbeireiten, doch Ulrich griff seinem Pferd in die Zügel und zwang es, stillzustehen.
»Betti, ich muss mit dir sprechen.«
»Haben wir uns noch etwas zu sagen?«
»Eine ganze Menge, finde ich. Möchtest du nicht absitzen?«
»Kein