Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman. Kathrin Singer

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Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

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recht flau.

      In was war er da geraten? Jetzt saß er mit einem kleinen Kind auf einem fremden Bahnhof und wusste nicht, was geschehen sollte. Ohne diesen Vorfall wäre er längst in Bachhausen auf dem Birkenhof.

      Ein Polizist kam in den Warteraum. Er ließ sich von Eugen von Herwig genau beschreiben, wie Heinz Schmidt ausgesehen hatte und wie es dazu gekommen war, dass das Kind im Zug zurückblieb.

      »Sie glauben doch nicht etwa, dass der Mann das Kind ausgesetzt hat?«, fragte der alte Herr nachdenklich.

      »Es scheint so. Oder können Sie sich vorstellen, dass ein Mann, der durch einen unglücklichen Umstand von seinem Kind getrennt wurde, nicht überall Alarm schlägt?«

      »Ich hätte das getan«, bekannte Eugen von Herwig. Er stand auf. »Ich überlasse das Kind nicht der Polizei. Nein, auf keinen Fall. Ich fahre jetzt weiter nach Bachhausen. Das können Sie mir nicht verwehren.«

      »Bei uns im Polizeirevier wüssten wir uns wahrscheinlich noch weniger Rat mit der Kleinen als Sie, Herr von Herwig«, meinte der Polizist, »trotzdem dürfen Sie das Kind nicht einfach mitnehmen.«

      »Der Vater hat es mir anvertraut und keinem anderen. Ich bestehe darauf, das Kind mitzunehmen.« Das war der hartnäckige Ton, in dem Eugen von Herwig gern sprach. »Bin ich vielleicht ein Kindesentführer? Ich habe Ihnen meine Papiere gezeigt, notieren Sie sich genau, wohin ich fahre, und dort soll der Vater das Kind abholen.«

      Nach langem Hin und Her durfte Eugen von Herwig mit dem Kind weiterreisen, aber ihm war gar nicht wohl zumute. Die Kleine war inzwischen eingeschlafen. Fürsorglich zog Eugen von Herwig sie in der Tragetasche etwas nach vorn, damit sie nicht im Sitzen schlafen musste.

      Als er in Bachhausen ausstieg, ging er sehr aufrecht. Hier gab es bestimmt Leute, die ihn kannten.

      Er steuerte geradewegs auf eine Telefonzelle zu und rief eine alte Bekannte, Herma Langen, an. Sie war die Frau eines Freundes. Als sie an den Apparat kam, fragte er: »Frau Langen, darf ich Sie um eine große Gefälligkeit bitten? Ich bin hier auf dem Bahnhof in Bachhausen …«

      Die ältere Dame unterbrach ihn: »Da wird sich Imma aber freuen, dass Sie sie endlich wieder besuchen. Ich hole Sie natürlich ab.«

      Eugen von Herwig kam gar nicht dazu, sich zu bedanken. Seine Gedanken konzentrierten sich ganz auf das Kind, und er hoffte, dass ihm Herma Langen in seiner Ratlosigkeit beistehen werde. Sie war eine resolute und lebenserfahrene Frau.

      Eugen von Herwig stand mit dem Kind vor dem Bahnhof.

      Herma Langen hielt knapp neben ihm. Sie hatte ihn schon von Weitem entdeckt.

      Jetzt stieg sie aus dem Auto, blieb aber verblüfft stehen, als sie sah, was er in der Hand hielt. »Herr von Herwig, was haben Sie denn da mitgebracht?« Sie trat auf ihn zu und beugte sich über das Kind.

      Es hatte die Augen aufgeschlagen und blickte Herma Langen an.

      »So etwas Liebes«, sagte sie leise und strich der Kleinen über die Wangen. Dann lächelte sie. »Ach so, Sie spielen wohl Babysitter! Ist die Mutter etwas besorgen gegangen?«

      »Der Vater ist etwas besorgen gegangen und nicht mehr wiedergekommen, Frau Langen«, erwiderte Eugen von Herwig seufzend. »Ja, ich spiele so etwas wie Babysitter – schon seit drei Stunden.« Er schaute nicht gerade glücklich drein, als er Herma Langen erzählte, was geschehen war.

      Sie schüttelte den Kopf. »Das musste gerade Ihnen passieren.«

      »Wieso gerade mir? Ich habe das Kind bis jetzt wie meinen Augapfel gehütet. Es wäre bei einer Frau nicht besser aufgehoben.«

      Herma Langen legte die Hand auf Eugen von Herwigs Arm. »Sie haben mich missverstanden. Ich wollte Sie nicht kränken«, meinte sie beschwichtigend. »Ich bewundere Sie.«

      Diese Worte taten dem aufgeregten Mann wohl. Er stieg in den Fond des Wagens. Die Tragetasche stellte er auf seinen Schoß.

      »Mir ist, als träumte ich«, erklärte er, als Herma Langen hinter dem Steuer Platz genommen hatte.

      Sie sah in den Rückspiegel. »Es wird wohl höchste Zeit, dass das Kind aus der Tragetasche herauskommt. Wir werden es bei mir zu Hause gut versorgen. Sicher lassen Sie es lieber bei mir. Was ist es eigentlich, ein Junge oder ein Mädchen?«

      »Es ist ein Mädchen.« Die Stimme Eugen von Herwigs wurde kleinlaut. »Den Namen des Kindes hat der Vater nicht ein einziges Mal genannt.« Er schob die Wollmütze der Kleinen zurück, Braune Locken kringelten sich um seine Finger. »So braunes Haar hatte der Vater auch.« Er fuhr dem Kind liebevoll durch die kurzen Locken.

      Herma Langen war gerührt. Wie zärtlich Eugen von Herwig mit dem Kind umging! Das hätte sie ihm nicht zugetraut. Auch Imma würde über ihren Vater sehr erstaunt sein.

      Als Herma Langen durch das Tor vor dem großen Landhaus fuhr, war Eugen von Herwig noch damit einverstanden, dass das Kind bei ihr blieb. Er stieg auch noch aus und ging mit in die Halle.

      Als aber Herma Langen sagte: »Wir werden die Kleine hier gut betreuen«, wehrte sich alles in ihm, sich von seinem Schützling zu trennen, und er antwortete abrupt: »Ich nehme das Kind mit.«

      Herma Langen musterte ihn nachdenklich. »Ich dachte doch nur, dass es bei uns besser aufgehoben ist. Wir sind auf Kinder eingerichtet, auch wenn meine Enkel schon größer sind.«

      Eugen von Herwig schüttelte den. Kopf. »Nein, ich nehme die Kleine mit zu meiner Imma. Sie kann auch mit Kindern umgehen.« Etwas ruhiger setzte er hinzu: »Und Sie werden uns sicher beistehen, gnädige Frau.«

      Herma Langen seufzte. »Gut, fahre ich Sie also mit Ihrem Schützling zum Birkenhof, wenn Sie das unbedingt wollen. Steigen Sie wieder in den Wagen.«

      Sie dachte, dass sie das Kind doch bald im Haus haben würden, wenn sich der Vater nicht noch meldete. Imma wurde mit der hartnäckigen Art ihres Vaters am besten fertig und würde ihm schon ausreden, das Kind auf dem Birkenhof zu behalten.

      Als Herma Langen den kleinen Hang zum Birkenhof hinauffuhr, war es schon Abend. Sie sah den alten Karl, der von der Koppel kam und dem Haus zustrebte.

      Knapp vor dem Haus rief er: »Hallo, Imma, komm schnell heraus! Wir kriegen Besuch!«

      Imma trat vor die Haustür und entdeckte im Fond des Autos ihren Vater. Strahlend lief sie auf den Wagen zu.

      »Vater, endlich!« Sie öffnete den Wagenschlag.

      Da sah sie die Tragetasche mit dem Kind auf seinem Schoß.

      »Was bringst du denn da mit?« Imma lachte und schüttelte den Kopf, als Herma Langen ausstieg. »Frau Langen, Sie überschätzen meinen Vater, wenn Sie ihn zum Babysitter eines Ihrer Enkel machen.« Sie streckte die Arme aus, um die Tragetasche herauszunehmen.

      Eugen von Herwig rief besorgt: »Nicht so eilig, Imma. Pass auf, dass du das Kind nicht fallen lässt.«

      »Das brauchst du mir nicht zu sagen, Vater.« Imma gab Herma Langen die Tragetasche, obwohl sie den Blick kaum von dem hübschen Kindergesicht mit den großen dunklen Augen abwenden konnte. Aber jetzt musste sie ihren Vater begrüßen.

      Sie umarmte ihn stürmisch, als er vor dem Wagen stand. »Das war der beste

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