Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman. Kathrin Singer

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Heimatkinder Staffel 2 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

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hast du das so schnell erraten, Karl?«

      »Weil es nicht schwer war. Imma und ich haben uns schon darüber unterhalten, ob wir deiner Mutter nicht für einige Zeit die Sorge um euren Haflinger abnehmen sollen. Vielleicht könnt ihr ihn später wieder nehmen.«

      Petra warf die Arme um Karls Hals. »Ihr seid so lieb, Karl, du und Imma. Brauche ich dich gar nicht mehr zu bitten, dass Simmerl auf den Birkenhof kommen darf?«

      »Nein, das brauchst du nicht zu tun. Also, wenn deine Mutti einverstanden ist, dann bringe deinen Simmerl bald. Er wird es hier gut haben.«

      »Vielleicht gibt euch Mutti etwas Mehl oder Kleie, Karl. Mehl haben wir noch ein paar Säcke. So viel Kuchen können wir gar nicht backen. Aber Hafer haben wir keinen mehr, und Mutti will auch einen Bauern drei Kühe in unseren Stall stellen lassen, weil er keinen Platz mehr für die Tiere hat. Dafür bekommt sie ein bisschen Geld. Stallmiete oder so was.«

      Karl stand auf. »Reden wir nicht mehr so viel, Petra. Lauf jetzt nach Hause. Oder willst du noch mit Katrin spielen?«

      »Nein, heute geht es nicht. Mutti wartet auf mich. Ich habe ihr versprochen, etwas aus der Apotheke zu holen.«

      Karl erschrak. »Ist deine Mutti krank?«

      »Nur ein bisschen. Sie hat einen schlimmen Fuß. Gestern waren wir Brombeeren pflücken, da hat sie sich an Dornen im Gebüsch gerissen. Es war nicht schlimm, aber heute tut ihr das Bein weh. Ich muss etwas aus der Apotheke holen, in dem Mutti das Bein baden kann.«

      »Dann beeile dich, Petra. Ich werde Imma sagen, dass sie zur Schlehdorn-Mühle reitet und mit deiner Mutti wegen Simmerl spricht. Aber es wird wohl Abend werden, ehe Imma kommt. Sie ist heute mit Katrin und ihrem Vater in der Kreisstadt gewesen.«

      Petras Augen leuchteten sehnsüchtig. »Dorthin möchte ich auch einmal, aber das ist ja für mich viel zu weit.«

      Karl ging mit dem Mädchen über die Koppel. »Ich begleite dich bis zum Waldrand«, sagte er.

      Petra war in Gedanken noch immer bei der kleinen Katrin. »Karl, Imma hat meiner Mutti neulich ganz genau erzählt, woher ihr Vater die Kleine hat. Sie ist sehr arm, wenn sie keine Mutti mehr hat und wenn ihr Vater sie nicht will. Das tun doch nur ganz böse Menschen, dass sie ihre Kinder weggeben!«

      »Ja, da hast du recht, Petra, aber manchmal sind Menschen in so großer Not, dass sie meinen, ihr Kind nicht durchzubringen.«

      »Nein, das ist nicht wahr«, sagte Petra entrüstet. »Karl, liebe Eltern geben ihr Kind nicht her, auch wenn sie vielleicht nicht genug zu essen haben. Meine Mutti muss auch sehr sparen, aber sie sagt, sie wird es nur mit mir schaffen, dass es uns wieder gutgeht!«

      Karl war erschüttert über die Art der erst sechsjährigen Petra. Es war ihr anzumerken, dass sie viel Schweres miterlebt hatte. Trotzdem war sie kein bedrücktes Kind. Die Liebe ihrer Mutter entschädigte sie für manches, auf das sie verzichten musste.

      Er verabschiedete sich am Waldrand von Petra und versprach ihr noch einmal, dass Imma gegen Abend in die Schlehdorn-Mühle kommen werde.

      »Dann kann ich meinen Simmerl immer besuchen«, sagte Petra zuversichtlich. »Und du wirst sehen, Karl, dass Mutti und ich ganz viel arbeiten werden. Damit wir Simmerl bald wieder zu uns nehmen können.«

      Karl ging zum Birkenhof zurück und grübelte dabei. Imma hatte viel zu tun und wurde dauernd abgelenkt. Auch wenn sich ihr Vater sehr bemühte, niemandem Scherereien zu machen, das neue Leben war für ihn doch ungewohnt. Und so ein kleines Kind zu versorgen, bedeutete für Imma eine große Umstellung.

      Auch jetzt saß sie mit Katrin in der Wohnstube und fütterte sie.

      »War Petra nicht auf der Koppel?«, fragte Imma.

      »Doch. Aber sie hatte heute keine Zeit, zu Katrin zu kommen.« Karl erzählte nun, welches Anliegen Petra hatte. »Reite zur Schlehdorn-Mühle, Imma. Es ist besser, du sprichst selbst mit Frau Pleyer. Außerdem soll sie sich am Bein verletzt haben. Frag, ob sie vielleicht Hilfe braucht. Mir würde es nichts ausmachen, in der Mühle ab und zu einzuspringen. Die Arbeit ist für eine junge Frau ohnehin zu schwer. Frau Pleyer müsste einen tüchtigen jungen Müller haben. Erst recht, wenn sie mehr Arbeit bekommt. Aber jetzt kann sie es sich wohl noch nicht leisten, Arbeitslohn zu zahlen. Ich brauche kein Geld. Sag Frau Pleyer das bitte.«

      Imma sah Karl etwas besorgt an. »Du darfst dir auch nicht zu viel zumuten. Auf dem Birkenhof hast du Arbeit genug.«

      »Ja.« Karl lachte. »Es wird eben höchste Zeit, dass du heiratest. Mathias wird mir sicher viel abnehmen, auch wenn er tagsüber in der Praxis sein muss.« Karls Stimme wurde etwas leiser: »Warum hältst du deinen Vater nicht ein wenig zur Arbeit an? Um die Pferde könnte er sich doch kümmern.«

      Imma lächelte nachsichtig. »Vater hat nur Katrin im Sinn. Es ist ja auch gut, dass er sich so intensiv mit ihr beschäftigt.« Sie stand auf, nahm dem kleinen Mädchen das Lätzchen ab und setzte es ins Bett.

      »Onkel Eugen kommt gleich zu dir, Katrin.«

      Dem Kind schien dieser Name schon ein Begriff zu sein. Es lachte freudig.

      Nein, die Kleine verstand noch nicht, was ihr passiert war. Sie fühlte sich schon nach der kurzen Zeit hier zu Hause und hielt alle Bewohner des Birkenhofes für ihre Angehörigen.

      »Dann werde ich das Abendessen vorbereiten, Karl, damit ich bald zu Ingrid Pleyer reiten kann. Vater wird wohl jetzt mit dem Schreiben seines Briefes fertig sein. Ich möchte nur wissen, was er auf einmal alles nach Bodenwerder zu schreiben hat.«

      »Er wird von Katrin berichten.« Karl schmunzelte. »Das Kind ist ihm jetzt wichtiger als du, Imma.«

      »Das macht mir nichts aus, Karl. Ich habe es doch nie geschafft, Vater aus seinem eigenbrötlerischen Leben herauszureißen.«

      Eugen von Herwig betrat die Wohnstube. Er hatte einen dicken Brief in der Hand.

      »Das habe ich geschafft«, sagte er, »und sicher wird sich deine Tante Beate auf Bodenwerder freuen, dass ich ihr so viel vom Birkenhof berichte. Sie wollte mich immer ausfragen, weil sie dich sehr gernhat, aber ich wusste nicht viel zu erzählen.«

      »Von Katrin hast du nichts geschrieben?«, fragte Imma.

      »Doch, natürlich! Beate und ihr Mann sollen doch erfahren, dass nicht alle Menschen einen Bogen um mich machen. Das glauben die beiden in Bodenwerder nämlich. Sie werden sehr erstaunt sein, dass ein Mann, der mich kaum kennengelernt hatte, so voll Vertrauen zu mir war.« Eugen von Herwig blickte von Imma zu Karl. »Ihr macht immer so ungläubige Gesichter, wenn ich das sage. Aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Katrins Vater sein Kind nicht jedem anvertraut hätte.«

      Imma gab ihrem Vater einen Kuss. »Davon bin ich ja auch überzeugt, Vater. Du musst einen guten Eindruck auf diesen Mann gemacht haben. Und wir gestehen ihm wirklich zu, dass er sich sehr gut überlegt hat, wem er sein Kind aufnötigte.«

      »Dieses Wort möchte ich nicht hören, Imma«, sagte Eugen von Herwig empört. »Aufgenötigt! Das klingt ja so, als wäre Katrin bei uns überflüssig und als behielten wir sie nur notgedrungen bei uns.«

      Imma ging in die Küche, weil sie wusste, dass es zu nichts führen würde, wenn sie sich mit ihrem Vater auf eine Diskussion

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