Im Garten der Liebe. Barbara Cartland
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Lautstark schlug er die Tür hinter sich ins Schloß. So entging es ihm, daß der Herzog leise lachte.
Dieser hatte es sich zum Prinzip gemacht, sich niemals mit einer Frau einzulassen, die sich für ihre Liebesdienste bezahlen ließ. Da er über einen ansehnlichen Reichtum verfügte, erwarteten die Schönen, die seine Gunst genossen, natürlich irgendwelche kostbaren Geschenke von ihm. Die Auswahl pflegte er Mr. Watson zu überlassen, der über einen erlesenen Geschmack und das nötige Fingerspitzengefühl für diese Dinge verfügte.
Der Herzog hatte schon seit langem aufgehört, die vielen Pelzkragen, Muffs, Brillantcolliers, Ohrringe, Handtaschen, Sonnenschirme und Fächer zu zählen, die er bezahlt hatte und die ihn im Laufe der Jahre ein kleines Vermögen gekostet hatten.
Oliver wird mit der Zeit auch dahinterkommen, daß Frauen immer mehr von einem Mann fordern, als er sich eigentlich leisten kann, überlegte er. Für den Jungen würde es jedenfalls gut sein, sich eine Zeitlang in Mortlyn austoben zu können.
Die Reise zum herzoglichen Stammsitz, die nun beide Männer antraten, nahm über zwei Stunden in Anspruch, obwohl der Herzog auch diesmal bemüht war, seinen eigenen Rekord zu brechen.
Der Anblick des stattlichen Gebäudes versetzte ihn wie jedes Mal, wenn die Kutsche in flotter Fahrt durch die uralte Eichenallee rollte, in Entzücken.
Grüne Rasenflächen erstreckten sich vor dem schönen Gebäude bis zum See hinunter, und wie immer konnte der Herzog sich nicht sattsehen an dem zauberhaften Anblick.
Unterwegs hatten er und Oliver nur wenige Worte gewechselt. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem flotten neuen Gespann, das er mit bewundernswertem Geschick lenkte und um das er von anderen jungen Adligen glühend beneidet wurde.
Als sie die Brücke über den See passiert hatten und vor dem Hauptportal ankamen, rief der Reitknecht vom Bocksitz hinter ihnen aus: »Euer Gnaden haben sich wieder mal selbst übertroffen! Fünf Minuten unter der Zeit!«
»Fünf Minuten?« bemerkte der Herzog. »Ich hatte gehofft, zehn oder fünfzehn Minuten herausgeholt zu haben.«
»Das werden Euer Gnaden früher oder später auch noch schaffen«, meinte der Lakai zuversichtlich und sprang vom Sitz, bevor die Räder der Kutsche zum Stillstand kamen.
Er hätte sich nicht so zu beeilen brauchen, denn jetzt waren schon zwei Stallburschen zur Stelle, um die Pferde am Zügel festzuhalten, und mehrere Lakaien in der herzoglichen Livree hatten Aufstellung genommen.
Der Herzog begab sich langsam nach oben und wurde in der Halle von seinem alten Butler begrüßt.
»Morgen, Graves«, erwiderte der Herzog den Gruß seines Getreuen. »Alles in Ordnung?«
»Es ist uns eine große Freude, Euer Gnaden so bald schon wiederzusehen«, entgegnete der Butler mit einer tiefen Verbeugung. »Der Champagner steht im Arbeitszimmer bereit, und in fünfzehn Minuten kann der Lunch serviert werden.«
»Wunderbar«, sagte der Herzog erfreut. »Mr. Oliver und ich sind ziemlich hungrig, denn wir sind ohne Rast von London durchgefahren.«
»Du hast recht, Onkel Wade. Ich habe heute morgen nicht gefrühstückt und sterbe vor Hunger«, ließ Oliver vernehmen.
»Dein Frühstück hätte nach der durchzechten Nacht zweifellos aus einem Brandy und Sodawasser bestanden, also ist es besser so«, bemerkte der Herzog.
»Du hast gut reden«, erwiderte Oliver. »Jedermann weiß, daß du wenig trinkst, aber es ist schwer, nein zu sagen, wenn sich ringsum alle den Kanal vollaufen lassen!«
Der Herzog lachte. Er erinnerte sich sehr wohl an die Zeit, als er sich kopfüber ins Vergnügen des Londoner Gesellschaftslebens gestürzt hatte.
Irgendwann hatte er jedoch erkannt, daß das seinem sportlichen Ehrgeiz nicht zuträglich war. Seine Pferde waren ihm immer über alles gegangen.
Er galt aber auch als hervorragender Faustkämpfer und, obwohl das aus der Mode gekommen war, als geübter Schwertfechter, der sich schon mit mehreren europäischen Meistern im Kampf gemessen hatte.
Oliver hätte gut daran getan, sich ebenfalls irgendeiner Sportart zu widmen, die den Körper stählte, fand der Herzog, aber zwingen konnte man ihn dazu natürlich nicht. Deshalb behielt er auch seine Gedanken für sich, als Oliver bis zum Lunch drei Gläser Champagner hinuntergestürzt hatte, während der Herzog noch beim ersten Glas war.
Später unternahmen sie einen Rundgang durch die Stallungen, doch Oliver konnte das Gähnen kaum unterdrücken. Der Herzog schlug ihm vor, sich ein paar Stunden aufs Ohr zu legen, um dann für den Ausritt in den kühlen Abendstunden fit zu sein, und Oliver war sofort einverstanden.
Der Herzog ließ einen der neuerworbenen Hengste für sich satteln und begab sich allein auf einen kurzen Ritt durch die Gegend. Das Pferd war frisch und ungebärdig und ließ nichts unversucht, dem neuen Herrn seinen Willen aufzuzwingen. Es war die übliche Kraftprobe zwischen Mensch und Tier, die den Herzog immer wieder aufs Neue reizte. Nach nur einer Stunde hatte er den Hengst völlig unter Kontrolle.
In der Ferne tauchte der Kirchturm des Dorfes auf, und er erinnerte sich an das Gespräch mit Mr. Watson. Spontan beschloß er, diese Miss Linton persönlich aufzusuchen und sich selbst eine Meinung darüber zu bilden, ob sie nun eine »weiße Hexe« war oder nicht.
Er hatte den Verdacht, daß es sich um eine ziemlich verdrehte Person handelte. Wahrscheinlich gaukelte sie ihren wundergläubigen Mitmenschen etwas vor. Von ihrem verstorbenen Vater wußte er nur, daß der Pfarrer ein kluger Mann gewesen war.
Während er sich nun der Kirche näherte, überlegte er, daß Miß Linton vermutlich ziemlich betagt war, keinen Mann abbekommen hatte und sich nun mit Kräuterheilkunde, Gesundbeterei und anderem Hokuspokus befaßte. Auf so etwas konnte Klein-Mortlyn jedoch gut verzichten. Das Dorf verfügte über ein Spital und Armenhäuser sowie eine Schule.
Da das Dorf immer sozusagen im Schatten des Palastes sein Dasein gefristet hatte, war ihm nach Ansicht des Herzogs ein gewisser altväterlicher Charme erhalten geblieben, der es von allen anderen zum herzoglichen Besitz gehörenden Siedlungen unterschied.
In diesem Zusammenhang faßte er den Entschluß, die Pfarrstelle in Mortlyn mit einem würdigen Nachfolger für den verstorbenen Vikar zu besetzen.
Vorschläge würden ihm zwar vom Bischof unterbreitet werden, doch die Entscheidung, wen er einstellte, behielt er sich vor.
Nicht ohne ein schlechtes Gewissen Mr. Watson gegenüber, der es übernommen hatte, in den übrigen Pfarrgemeinden den Geistlichen einzustellen, der seiner Meinung nach am geeignetsten war. Da er über eine ausgezeichnete Menschenkenntnis verfügte, hatte er bisher stets die richtige Wahl getroffen.
In Klein-Mortlyn wollte der Herzog jedoch selbst entscheiden, wer die Nachfolge des verstorbenen Vikars antreten sollte.
Die Kirche war normannischen Ursprungs und befand sich am Rande eines Parks. Sie war von uralten, verwitterten Grabsteinen umgeben, die aus den Gräbern aufragten, und der Herzog stellte voller Genugtuung fest, daß die meisten Gräber mit Blumen geschmückt waren.
Seit er denken konnte, hatte er das Dorf immer als einen Teil des Palastes