Im Garten der Liebe. Barbara Cartland

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Im Garten der Liebe - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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alles, was alt und schön war, und es dauerte ziemlich lange, bis das Haus vollständig nach ihrem Geschmack eingerichtet war.«

      Dem Herzog fiel auf, daß die Möbel im Wohnzimmer von erlesener Schönheit waren. Vermutlich war keines der Stücke sehr teuer gewesen, aber die Lintons hatten offensichtlich einen sicheren Geschmack und einen geschulten Blick für Antiquitäten gehabt, bei der Nußbaumkommode mit Intarsien im Queen-Anne-Stil, zum Beispiel, und dem georgianischen Tisch mit dem Regency-Stuhl davor. Im Laufe der Jahre hatten sie zweifellos Möbelstücke erworben, die er selbst gerne besessen hätte.

      Selma war seinem Blick gefolgt und erklärte: »Mama kannte sich in Stilmöbeln aus und Papa in Büchern und Gemälden. Ihr könnt Euch daher vorstellen, wie glücklich ich mich schätze, daß sie mir diese Kostbarkeiten hinterlassen haben.«

      Der Klang ihrer Stimme verriet ihm mehr als Worte, wie schmerzlich sie ihre Eltern vermißte. Er rechnete es ihr hoch an, daß sie dennoch keinen Versuch unternahm, damit sein Mitleid zu erregen.

      Aber die Gefühle, die sie bewegten, waren deutlich in ihren ausdrucksvollen Augen zu lesen.

      »Man sagte mir«, bemerkte er unvermittelt, »Sie betrachteten sich als ,weiße Hexe‘.«

      Wieder lachte Selma belustigt.

      »Ich betrachte mich als nichts dergleichen, Euer Gnaden. Die Leute betrachten so manches, das dem gesunden Menschenverstand entspringt, als Zauberei, weil das ihrer Wundergläubigkeit entgegenkommt, aber wenn es sie glücklich macht, schadet das doch keinem, meine ich.« Sie sah ihn unsicher an, bevor sie hinzufügte: »Ihr müßt wissen, daß der Glaube der Leute, das eine oder andere Mittel werde ihnen guttun, schon der erste Schritt zu ihrer Genesung ist.«

      »Mit anderen Worten: Sie bringen die Leute dazu, an etwas Übernatürliches zu glauben?«

      »Ich tue nichts dergleichen«, verwahrte sich Selma gegen diese Unterstellung. »Was die meisten Menschen dringend benötigen, sind Hoffnung und Glaube. Wenn ich ihnen Hoffnung geben kann und sie glauben, es käme von einer höheren Macht, die stärker ist, als meine bescheidenen Kräfte jemals sein können, dann kommt das der Wahrheit doch sehr nahe.«

      Sie hielt inne, ahnte seinen Widerspruch und fuhr dann fort: »Papa glaubte daran, daß Gott uns die heilkräftigen Pflanzen geschenkt habe, und wenn die Menschen der Überzeugung sind, die Heilkräuter, die ich ihnen gebe, seien Gottes Schöpfung, dann ergibt das doch einen höheren Sinn.«

      Die Art, wie sie das vorbrachte, reizte ihn, ihr zu widersprechen: »Ich glaube, Miss Linton, Sie verstehen es sehr geschickt, die Leute zu täuschen, indem Sie ganz gewöhnlichen Pflanzen irgendwelche Zauberkräfte andichten.«

      »Heilpflanzen wurden von Gott geschaffen, Euer Gnaden, um den Menschen mit ihren natürlichen Kräften zu helfen. Das und nichts anderes bemühe ich mich zu tun.«

      Der Herzog war verblüfft. Noch nie war ihm ein junges Mädchen begegnet, das so unbefangen und deutlich seine Meinung kundzutun vermochte und dabei weder Scheu noch irgendwelche Hemmungen verriet.

      »So habe ich es bisher allerdings nie betrachtet«, erwiderte er schließlich, »doch, wenn es das ist, woran Sie glauben, kann man unter den gegebenen Umständen wohl nichts dagegen einwenden.«

      »Danke, Euer Gnaden«, entgegnete Selma, »und so möchte ich . . . der Hoffnung Ausdruck verleihen, hierbleiben zu dürfen.«

      »Wenn es stimmt, daß es ein glückliches Dorf ist«, wandte der Herzog ein, »dann ist das zum Teil wohl auch ein Verdienst des Landesherrn, dem die Leute ihre hübschen Häuser verdanken.«

      Sie zwinkerte mit den Augen, als belustige sie sein Einwurf.

      »Wir sind Euer Gnaden zu großem Dank verpflichtet«, sagte sie dann, und wieder stellte er bei sich fest, daß sie die erstaunlichste junge Frau war, die ihm jemals im Leben begegnet war. Als spüre sie, daß ihre freimütige Art ihm zu denken gab, beugte sie sich plötzlich auf ihrem Stuhl vor.

      »Bitte . . . Euer- Gnaden«, sagte sie in völlig verändertem, flehendem Ton, »laßt mich hierbleiben . . . ich . . . ich weiß sonst nicht, wohin ich gehen soll . . . und . . . und hier fühle ich mich Papa und Mama am nächsten.«

      Ihre ausdrucksvollen Augen verrieten dem Herzog, daß ihre Bitte aus dem Herzen kam.

      Er erhob sich.

      »Ich werde Ihnen sagen, was ich vorhabe, Miss Linton«, erklärte er ihr dann. »Ich werde Sie morgen früh in meinem Phaeton durchs Dorf fahren und nach einer geeigneten Unterkunft für Sie Ausschau halten.« Er sah sich im Zimmer um. »Vermutlich werden nicht all Ihre Möbel in ein kleineres Haus passen.«

      »Ich könnte ... sie irgendwo unterstellen.«

      Der Herzog begab sich zur Tür und spürte, daß sie in diesem Augenblick das gleiche dachten: Wenn ihr der Taubenschlag überlassen wurde, dann würde sie keine Schwierigkeiten haben, ihre hübschen Möbel unterzubringen. Doch für ihn war das indiskutabel.

      »Um elf Uhr hole ich Sie morgen ab, Miss Linton, wenn es Ihnen recht ist.«

      »Ich werde bereit sein, Euer Gnaden.«

      Selma knickste.

      Der Herzog begab sich in den Pfarrhof, band sein Pferd los und schwang sich in den Sattel. Er lüftete seinen Reitzylinder, als er an der Haustür vorbeiritt und Selma dort stehen sah. Sie bot vor der stilvollen alten Veranda im Hintergrund einen bezaubernden Anblick.

      Unterwegs versuchte der Herzog sich einzureden, das Ganze sei einfach lächerlich. Wie konnte Watson die maßlos übertriebene Behauptung aufstellen, daß dieses blutjunge Mädchen mit seinen Kräutern Kranke heilen konnte? Er hatte das unbehagliche Gefühl, der ganzen Angelegenheit nicht gewachsen zu sein, und das machte ihn wütend.

      Unwillkürlich gab er seinem Hengst die Sporen, um schneller, als eigentlich beabsichtigt, wieder zu Hause zu sein, wo ihn Sicherheit und Vernunft umgaben.

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