Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden (ab 600) Box

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Kinder haben zu unseren gesagt, daß sie blöd sind, das brauchen wir uns nicht bieten zu lassen.«

      »Dann entschuldige ich mich für diese Bemerkung«, meinte Fee lächelnd.

      »Wir denken aber, daß Sie Ihre Kinder lieber zu Hause behalten sollten.«

      »Dazu habe ich aber auch noch etwas zu sagen«, erklärte Frau Pröll. »Es ist vor allem Jana, die immer Streit beginnt und nicht nur mit Dési und Jan. Sie schreit wie am Spieß, wenn sie nur ein bißchen angestoßen wird, wenn es auch unabsichtlich ist. Mit Frau Dr. Norden kann man reden, aber mit Ihnen anscheinend nicht, Frau Kaufmann, und deshalb kann ich Ihnen nur empfehlen, Jana zu Hause zu behalten. Sie ist die Unruhestifterin, seit sie hier ist. Dabei ist sie die Älteste und sollte auch entsprechend vernünftig sein. Können Sie erklären, warum sie Dési das Bärchen weggenommen hat?«

      »Wie kann man deshalb nur so ein Theater machen, das ist doch albern!«

      »Aber Sie haben doch darauf bestanden, daß das mit allen Beteiligten geklärt wird. Sie haben aus der Mücke einen Elefanten gemacht.«

      »Wahrscheinlich haben Sie zuviel Zeit, ich habe sie nicht«, sagte nun auch Fee. »Ich rede mit meinen Kindern darüber und wenn sie im Unrecht sind, sage ich Ihnen das. Kinder müssen viel lernen, und es ist gut, wenn man beizeiten damit anfängt, ihnen auch zu sagen, was sie nicht tun sollten. Eine weitere Diskussion scheint mir nicht angebracht zu sein. Guten Tag.«

      Fee reichte Frau Pröll die Hand, sie tauschten einen vielsagenden Blick und Fee ging. Später dachte sie, daß es doch etwas Gutes mit sich brachte, daß sie um diese Zeit unterwegs war, denn sie traf im Feinkostgeschäft Liane Horten, die sich genauso wie sie über diesen Zufall freute. Natürlich nutzte Fee nun die günstige Gelegenheit, gleich ein Gespräch zu beginnen und es auf Lennart van Eicken zu lenken.

      *

      Inzwischen war Anouk Maurus schon in ein sehr ernstes Gespräch mit Dr. Norden vertieft.

      »Sie sind der einzige Mensch, mit dem ich offen über das sprechen kann, was mich so sehr beschäftigt«, sagte sie gedankenverloren. Daniel gewann den Eindruck, daß sie sich wieder in einer visionären Welt befand und so war es auch.

      »Sie wissen von meinen Träumen und meinen Visionen, Daniel, und meistens werde ich selbst ganz gut damit fertig, aber seit ein paar Tagen spielen Sie darin eine so beträchtliche Rolle, daß ich die anderen Bilder nicht zuordnen kann. Ich dachte, daß Sie mir vielleicht die Lösung des Rätsels verraten können.«

      »Mit einem Rätsel kann ich aufwarten, mit der Lösung jedoch nicht. Erzählen Sie mir von den Visionen.«

      »Es sind so unklare Bilder, die mir sagen, daß ich den Menschen noch nicht begegnet bin, nur Sie sind deutlich erkennbar. Sie scheinen mit diesen Menschen zu tun zu haben, und das könnte Gefahr für Sie bedeuten. Deshalb wollte ich Sie sprechen. Sie mögen es für übertrieben halten, aber ich möchte Sie warnen. Es geht um Sie und einen Mann, der in größter Gefahr ist.«

      »Oder war?« fragte Daniel.

      Anouk sah ihn verwirrt an. »Sie denken an einen bestimmten Mann, Daniel?«

      »Ja, an einen ganz bestimmten Mann und ich wollte mit Ihnen über diesen Mann sprechen. Ich wollte Sie bitten, sich mit ihm zu befassen als Therapeutin. Deshalb möchte ich auch nichts weiter über ihn sagen. Sie sollen ganz unbefangen auf ihn eingehen. Ich weiß, wie wichtig das für Sie ist. Vielleicht können Sie seine Persönlichkeit ergründen, durch Hypnose, Handliniendeutung oder durch Ihren sechsten Sinn.«

      »Wenn Sie bereits daran dachten, erklärt es mir, warum ich diese intensiven Visionen hatte, in denen sich alles um Sie drehte.«

      »Sie haben mir früher schon ein paar Mal sehr geholfen, Anouk. Ich bin froh, daß Sie wieder nach München zurückgekehrt sind.«

      »Dieses München muß doch eine ganz besondere Anziehungskraft für mich haben«, sagte sie mit einem rätselhaften aber auch bezaubernden Lächeln. Sie blickte auf ihre Armbanduhr. »Ich denke, ein Mann wird gleich hier erscheinen, also werde ich jetzt lieber gehen.«

      »Sie verstehen es immer wieder, mich in grenzenloses Erstaunen zu versetzen, Anouk.«

      »Ich überrasche mich selbst, wenn eintrifft, was ich gerade dachte.« Und schon schlug der Türgong an.

      Daniel ging zur Tür, Anouk folgte ihm, und eine Sekunde später stand sie Lennart gegenüber. Daniel beobachtete sie. Es war schade, daß er nicht beide gleichzeitig so genau beobachten konnte, denn Lennarts Gesicht war auch ein einziges Fragezeichen.

      »Lennart van Eicken – Anouk Maurus«, stellte Daniel die beiden vor. Während es Lennart anscheinend restlos die Sprache verschlagen hatte, sagte Anouk mit einem seltsamen Ausdruck: »Wir werden uns sicher bald sehen. Danke für das Gespräch, Daniel.«

      Sie nickte Lennart leicht zu, schenkte Daniel noch ein Lächeln, das bedeutungsvoll war und verschwand.

      »Sie ist Psychotherapeutin«, erklärte Daniel beiläufig.

      »Aber noch sehr jung«, meinte Lennart.

      »Dennoch überaus befähigt, selbst problematische Fälle zu behandeln, vielleicht auch Sie?«

      »Wer sollte da Licht hineinbringen«, erwiderte Lennart tonlos.

      »Wir werden sehen. Nehmen Sie Platz, und entspannen Sie sich. Versuchen Sie, ein paar Minuten gar nichts zu denken, einfach nur abzuschalten.«

      Lennart lehnte sich mit geschlossenen Augen in den bequemen Ledersessel zurück.

      Daniel betrachtete ihn.

      Die Kopfform kann man auch nicht völlig verändern, dachte er, also wird er auch früher eine hohe Stirn gehabt haben. Die Nase, ja, die konnte man operieren, das taten viele, die eine schmalere, kleinere oder größere haben wollten, Falten konnte man beseitigen, Lippen voller machen, Ohren anliegender. Lennart hatte schmale Lippen und eine gerade Nase und enganliegende Ohren. Die Augen waren groß und standen ziemlich weit auseinander.

      »Glauben Sie an Gott, Lennart?« fragte Daniel. Da schlug der andere fast erschrocken die Augen auf.

      Er nickte zustimmend, und Daniel fragte, welcher Religion er sich am meisten verbunden fühle.

      »Ich habe mich während des langen Krankenlagers mit dem Buddhismus befaßt, mit dem ich wohl am ehesten vereinbar bin, da ich mich als wiedergeboren betrachten kann und mein früheres Karma ein anderes gewesen sein könnte als mein jetziges. Ich muß mich doch damit auseinandersetzen, daß ich zwei Gesichter habe und zwei Leben.«

      »Wie möchten Sie sein, Lennart? Ein Idealist, Materialist, ein künstlerischer oder technischer Mensch?«

      »Von jedem etwas vielleicht. Ich bin nicht sicher, sondern auf der Suche nach meinem Ich.«

      »Ich werde Ihnen jetzt Städte nennen, und Sie sagen mir, welches markante Bauwerk dorthin gehört oder welche Besonderheiten Sie diesen Städten zuordnen. Fangen wir mit Paris an.«

      »Notre-Dame, Louvre, die Seine, der Eiffelturm, Sacre Coeur, Champs Elysées.«

      »Sehr gut, Sie scheinen Paris zu kennen.«

      »Tatsächlich, ich weiß sehr

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