Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 6

Dr. Norden Jubiläumsbox 7 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden (ab 600) Box

Скачать книгу

Monsieur Docteur.« Er griff sich an die Stirn. »Ich weiß nicht, wieviel ich behalten habe. Englisch spreche ich ziemlich perfekt, das hat Thilo schon festgestellt.«

      »Und Deutsch sprechen Sie auch sehr gut, aber ohne jeden Dialekt. Wenn Sie hier geboren sind, weiß ich nicht, welchem Landesteil man Sie zuordnen könnte.«

      »Ich glaube nicht, daß ich hier geboren bin. Ich kann es nicht erklären, aber irgendwie habe ich es im Gefühl.«

      »Italien, Rom?«

      »Petersdom, Vatikan. Mailand, Verona, Florenz. Ich habe keine Erinnerung, dort gewesen zu sein.«

      »Hamburg?«

      »Der Hafen, die Alster, der Michel, Reeperbahn, Blankenese, Schulau – stimmt das?«

      »Sehr gut, und wie ist es mit Berlin?«

      »In den Zeitungen steht jetzt sehr viel von der Mauer. Ich war bestimmt niemals dort. Aber wenn ich über andere Städte auch viel weiß, sind das doch

      keine Beweise, daß ich dort war. Ich habe sehr viel gelesen in den Monaten nach dem Unfall. Manches könnte ich mir einbilden. Es ist doch kaum zu glauben, daß ich mich nicht an einen Menschen, einen Namen erinnern kann, aber ich lerne sehr schnell, also arbeiten meine Gehirnzellen.«

      Vielleicht versteht es Anouk besser, dachte Daniel. »Darf ich Sie jetzt untersuchen?« fragte er.

      »Haben Sie gute Nerven?« fragte Lennart zurück.

      Als er sein Hemd auszog, begriff Daniel, was er mit der Bemerkung gemeint hatte, denn sein Oberkörper war voller Narben, die zum Teil noch immer nicht ganz verheilt waren.

      »Thilo hat sich wahrlich große Mühe gegeben, aber er konnte nicht alles runderneuern«, sagte Lennart mit Galgenhumor. »Sie brauchen keine Angst zu haben, wenn Sie mich anfassen, ich spüre keine Schmerzen mehr. Wahrscheinlich bin ich für immer immun.«

      »Jedenfalls waren Sie auch im früheren Leben ein kräftiger, durchtrainierter Mann«, stellte Daniel fest. »Welchen Sport bevorzugen Sie?«

      »Skifahren, ich denke, das möchte ich wieder tun.« Daniel hielt den Atem an, weil er ›wieder‹ sagte.

      »Sie sind früher Ski gefahren? Sie waren in den Bergen. Vielleicht in Österreich oder in der Schweiz.«

      Lennart bekam wieder seinen grüblerischen Blick.

      »Ich würde es vielleicht wissen, wenn ich dort wäre. Jedenfalls war ich bestimmt schon früher in München. Ich finde mich hier sehr gut zurecht, und viele Straßennamen kommen mir bekannt vor. Als Thilo mich fragte, ob ich lieber nach London oder nach München will, entschied ich mich ganz spontan für München.«

      »Bleiben wir noch mal beim Sport. Vielleicht wird es bald schneien, dann können Sie Skifahren. Wie ist es mit Tennis?«

      »Das ist mir auch nicht fremd, und Basketball.«

      »Segeln und Schwimmen?«

      Lennart zog fröstelnd die Schultern zusammen. Er schloß die Augen. »Das Salzwasser hat mein Gesicht zerfressen«, sagte er leise.

      Er sah Daniel jetzt gequält an, und Daniel sah auch Angst in seinen Augen.

      »Sie waren im Wasser, aber Sie haben auch keine Erinnerung, wie Sie dorthin gekommen sind.«

      »Manchmal bilde ich mir ein, auf einem ziemlich großen Schiff zu sein mit vielen Leuten, aber wenn das stimmen würde, müßte sich doch jemand an mich erinnern und mich auch vermissen. Wahrscheinlich sind es Träume.«

      Daniel tastete den Oberkörper ab. »Sie hatten Rippenbrüche«, stellte er fest. Lennart nickte. »Aber sonst war nichts gebrochen, nicht die Beine, auch nicht die Arme. Thilo stellte nur schwerste Blutergüsse fest.« Er schwieg wieder nachdenklich. »Kann es sein, daß vor allem mein Gesicht zerstört werden sollte?«

      »Dieser Gedanke ist mir auch gekommen, Lennart. Jemand wollte, daß Sie nicht erkannt werden, wenn man Sie findet, aber vielleicht hat man sogar gehofft, daß Sie nie gefunden werden.«

      »Aber warum?« fragte Lennart tonlos.

      Was sollte Daniel darauf erwidern? Er dachte nur, daß sie das womöglich nie erfahren würden.

      *

      Seine Familie konnte nicht viel mit ihm anfangen, als er heimkam. Erst lange nach achtzehn Uhr hatte Lennart die Praxis verlassen, und Daniel hatte sich noch Notizen gemacht.

      Fee ahnte, daß ihm die Zusammenkunft mit Lennart van Eicken zu schaffen machte. Sie wollte ihn auf andere Gedanken bringen und erzählte von dem Disput im Kindergarten.

      »Das sind diese Frauen, die den ganzen Tag nichts zu tun haben und dauernd stöhnen. Ich habe kürzlich auch eine von der Art hinauskomplimentiert, die zwei Hausangestellte hat und nur ein Kind und nichts Besseres zu tun hat, als sich über ihren Mann zu beschweren, der zu nichts zu gebrauchen sei.«

      »Könnte tatsächlich so ein Typ sein wie diese Frau Kaufmann mit ihrer Tochter Jana.«

      Daniel sah sie konsterniert an. »Die Patientin heißt so, und anscheinend will sie ihren Zorn an unseren Kindern auslassen, weil ich ihr geraten habe, vielleicht etwas mehr Verständnis für ihren Mann zu haben.«

      »Oder sie wollte mich kennenlernen, weil sie es auf dich abgesehen hat.«

      »Was du gleich wieder denkst«, lachte Daniel. »Mit solchen Frauen habe ich täglich zu tun, sie sind dumm und oberflächlich und stehlen mir nur kostbare Zeit, die ich besser für andere, wirklich überarbeitete Mütter verwenden könnte. Wie bist du mit ihr verblieben?«

      »Ich habe nur meine Meinung gesagt und erklärt, daß es für mich vergeudete Zeit ist. Sie solle darüber nachdenken, wer Schuld hat, daß die Zwillinge aggressiv wurden. Schließlich darf niemand Désie ihr Bärchen wegnehmen.«

      »Das meine ich auch. Als würde es nicht schlimm genug in der Welt zugehen, halten sich diese Dämchen mit solchen Lappalien auf. Aber was kann man bei einem so engen Horizont erwarten!«

      Seine Gedanken waren schon wieder bei Lennart, aber er erzählte Fee nicht viel von dem Test, den er mit ihm gemacht hatte. Er wollte erst abwarten, was Anouk erreichen würde.

      *

      Anouk hatte sich mit einer Freundin getroffen. Sie aßen in einem netten kleinen Restaurant und unterhielten sich angeregt. Malena Steiner, zwei Jahre älter als Anouk, war Disponentin in einer Großhandelsfirma. Die beiden jungen Frauen hatten sich vor einem Jahr in einem Judokurs kennengelernt und angefreundet. Sie hatten viele Gemeinsamkeiten, besuchten oft zusammen Konzerte und Ausstellungen, waren öfter zusammen zum Skifahren und im Sommer zum Schwimmen und Wandern gewesen. Malena ließ sich gern von Anouk beraten, aber sie wußte bis heute nichts von deren besonderen Fähigkeiten. Es gab nur wenige Menschen, die darüber Bescheid wußten. Malena hatte absolutes Vertrauen zu Anouk, aber sie sagte ihr auch öfter, daß sie nicht wisse, woher das komme, da sie eigentlich mißtrauisch sei. Auch an diesem Abend ruhte Anouks forschender Blick auf dem schmalen Gesicht der Freundin.

      »Du bist mit deinen Gedanken weit weg, Malena. Was belastet dich?« fragte sie.

      Malena

Скачать книгу