Wilderer und Jäger Staffel 1. Anne Altenried

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Wilderer und Jäger Staffel 1 - Anne Altenried Wilderer und Jäger Staffel

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style="font-size:15px;">      »Mir ist bekannt, wer den Neudecker-Ludl umgebracht hat.«

      Der Ältere atmete schwer. »Red, Pauli«, stieß er hervor.

      »An den Anschlägen auf dem Mangoldhof waren der Ludl, der Fuhrmann Hopf und ich beteiligt. Der Ludl und der Hopf wollten dem Severin heimzahlen, dass er sie bei dir verpfiffen hat.«

      Verblüfft hob Ebenhecht die Augenbrauen. »Aber vom Severin hab ich net das Geringste erfahren. Du warst es, Pauli, der zuerst gebeichtet und dann widerrufen hat.«

      Der Bursche senkte beschämt den Kopf und nickte. »Das haben der Ludl und der Hopf net gewusst. Zu meinem Glück.«

      »Erzähl weiter.«

      »Der Ludl hat die Kuh vom Mangold vergiftet, und ich hab den Heustadel angezündet. Der Hopf aber ist auf die Idee gekommen, aus dem Landauer den Radbolzen herauszuziehen und gegen einen hölzernen auszutauschen. Er selber hat die Tat auch ausgeführt.« Pauli suchte vergeblich ein Tuch in sämtlichen Taschen und wischte sich dann mit dem Joppenärmel den Schweiß von der Stirn.

      »Weiter, Pauli!«, drängte Ebenhecht.

      »Wie wir wieder einmal im Haus vom Fuhrmann Hopf beisammengesessen waren, hat der Ludl wie beiläufig erwähnt, dass das Kuhvergiften und Heustadelanzünden eigentlich Bagatellfälle wären gegen das Herausziehen eines Radbolzens. So was könnte man auch Mordversuch nennen. Ich war über solche Worte genauso erstaunt wie der Hopf. Schließlich haben wir doch al­le drei unter einer Decke gesteckt.«

      Der Jäger stieß einen Pfiff aus. »Aha! Der Ludl wollte den Hopf unter Druck setzen.«

      »Regelrecht erpresst hat er ihn«, stieß Pauli hervor. »Der Hopf hätte das meiste Geld und könnte leicht ein paar Tausender springen lassen. Ich war dagegen, weil es doch allen an den Kragen gegangen wär, wenn der Ludl die Bolzengeschichte aufgedeckt hätte.«

      »Wie hat sich der Hopf verhalten?«

      »Erst war er vor Wut außer sich. Aber der Ludl ist hartnäckig geblieben. Da hat der Fuhrmann versprochen, Geld herauszurücken.«

      »Der Hopf also hat den Neudecker-Ludl erschossen«, murmelte der Jäger. »Wie aber ist ihm das zu beweisen?«

      Der Zwanzigjährige nahm sein Hütl ab und fuhr sich durch die wirren dunklen Locken. »An dem Tag, an dem du den Toten gefunden hast, war der Hopf bei mir. Er hat wohl befürchtet, ich könnt gleich zum Gendarm rennen. Er hat geschluchzt und von seiner Verzweiflung geredet, in die ihn der Ludl getrieben hätt. Danach hat er mir ein Bündel Geldscheine auf den Tisch gelegt und mir den doppelten Preis für jedes Stück Wild versprochen, das ich ihm künftig ins Haus bringe. Verdacht könnt keiner auf ihn fallen, weil er den Ludl mit der Büchs vom Severin erschossen hätt.«

      »Er hat das Gewehrversteck gekannt?«

      »Jeder von uns hat gewusst, wo es zu finden ist.«

      Die Züge des Jägers wirkten gelöst, zeigten einen Anflug von Freude. »Jetzt erlangt der Mangold-Severin seine Freiheit wieder, die er wegen eines Lumpen eingebüßt hat«, murmelte er. »Und du hast gut daran getan, zu reden, Pauli. Dein Leben wäre keinen Pfifferling mehr wert gewesen. Bei nächster Gelegenheit hätt der Hopf den Mitwisser aus dem Weg geräumt. Vorwärts, wir haben’s eilig.«

      *

      Drei Tage leugnete der Fuhrmann Hopf, dann brach er zusammen und legte ein umfassendes Geständnis ab.

      Es war ein trüber, regnerischer Morgen, als Severin das Gefängnis verließ. Doch in ihm war es hell, sonnig. Die Straßen der Kreisstadt wiesen große Pfützen auf, in denen sich der graue Himmel widerspiegelte. Mit aufgespannten Regenschirmen eilten die Passanten hastig ihren Zielen zu.

      Der hochgewachsene Blonde summte eine Melodie. Die auf ihn herniederprasselnden Tropfen kümmerten ihn nicht. Er schlug den Kragen seiner Joppe hoch und sprang mitten in eine Pfütze, dass das Wasser hoch aufspritzte. Eine junge Frau stieß einen Schrei aus und machte einen großen Bogen um den scheinbar Verrückten. Severin lachte laut und winkte der Erschreckten nach.

      Ziemlich durchnässt langte er am Bahnhof an. Das störte ihn nicht. Der Zug nach Farngries stand schon zur Abfahrt bereit. Severin stieg in ein Abteil, in dem drei Männer tarockten. Sie luden ihn ein, sich an dem Spiel zu beteiligen. Sofort stimmte er zu. Als der Zug schnaufend und prustend in der Bahnstation in Farngries einfuhr, hatte der Jungbauer fünf Euro verloren. Vergnügt verließ er die Spielerrunde und stieg aus.

      Am Ende der Bahnhofsstraße wäre er beinahe mit einem schlanken Mädchen zusammengeprallt. Die beiden jungen Menschen sahen sich an, dann begannen ihre Augen aufzuleuchten.

      »Severin!«, rief die Schlanke, die ein geblümtes Kopftuch umgebunden hatte, unter dem eine kupferrote Locke hervorlugte. »Endlich bist du wieder frei.«

      »Ja, Martha«, antwortete der Jungbauer strahlend. »Dein Vater hat kräftig dazu beigetragen.«

      »Er war darüber so glücklich, wie …« Martha hüstelte. »Na ja, so glücklich wie ich«, vollendete sie kaum hörbar den Satz und sah errötend zur Seite.

      Severin ergriff ihre schmale Hand und drückte sie. »Jetzt ist dieser Freudentag noch schöner geworden durch diese Wörtl, Martha«, gestand er.

      Entschlossen entzog sie ihm ihre Hand und hakte ihn unter. »Wollen wir warten, bis kein trockener Faden mehr an dir ist?«, fragte sie scherzhaft. »Der Regen hat zwar nachgelassen, aber du brauchst ein Dach über dem Kopf, sonst erkältest du dich noch. Das Jägerhäusl liegt auf dem Weg. Da kannst du dich ein bissel aufwärmen, bevor du zum Mangoldhof marschierst.«

      Der langbeinige Jungbauer nickte begeistert und beschleunigte seine Schritte. Die Rothaarige hatte Mühe, sich an seiner Seite zu halten. Bald tauchte das Häuschen auf, in dem Martha mit ihrem Vater hauste. In der Diele half das Mädchen dem Gast aus der feuchten Jacke und führte ihn in die behagliche Wohnstube.

      »Jetzt aber gleich ein Schnapserl für die innere Wärme«, empfahl sie, eilte zu einem Wandschränkchen und holte eine Flasche sowie zwei Gläschen hervor. Sie füllte die Gläser. Dicht stand sie vor dem Blonden. »Trinken wir auf die wiedergeschenkte Freiheit, Severin!«

      Sie leerten die Gläser. Plötzlich lagen sie sich in den Armen.

      »Martha«, murmelte Severin, »du bist ein Dirndl, das einem Mann den Himmel auf Erden schenken kann. Und aus dem Himmel könnt mich keiner vertreiben, wenn …« Er zögerte.

      »… wenn es net die Ziegler-Gundi gäb, gelt?«, flüsterte die Schlanke, und ihre grünlichen Augen begannen zu schwimmen.

      »Ja, Martha. In der Zelleneinsamkeit ist mir so klar geworden wie nie zuvor, was sie mir bedeutet. Allweil hab ich auf die ganz große Lieb gewartet, hab aber net bemerkt, dass sie längst da ist.«

      »Glückliche Gundi«, hauchte Martha und konnte es nicht verhindern, dass eine Träne über die hübsche Wange perlte.

      »Bei einem so reizenden Wesen wie du es bist, lässt der richtige Bub bestimmt net lang auf sich warten, Martha«, sagte Severin und war von der Wahrheit dieser Ankündigung felsenfest überzeugt.

      Langsam ging er aus dem Zimmer und schlüpfte in der Diele in die feuchte Jacke. Martha war ihm gefolgt. Sie reichten sich die Hände, und er küsste ihre Fingerspitzen.

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