Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 1 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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daß Sie das besser beurteilen können als meine Wenigkeit«, erwiderte Parker, ohne sich aus der würdevollen Ruhe bringen zu lassen. Bevor er jedoch eine gezielte Frage stellen konnte, stieß der Mann sich von der Theke ab und ging mit schnellen Schritten auf den Ausgang zu.

      »He, Sir, Ihr Bier!«

      Der Barkeeper beugte sich über die Theke und hielt das abgefüllte Bier einladend hoch.

      »Ersticken Sie dran!« gab der Mann gereizt zurück. Dann stieß er die Tür der Bierbar auf und verschwand nach draußen.

      »Verrückter Vogel«, sagte der Barkeeper ärgerlich und schüttelte den Kopf. Er sah Parker irritiert an und fügte hinzu: »Muß an der Hitze liegen, daß alle verrückt spielen!«

      Parker, der gerade mit einer höflichen Floskel antworten wollte, hörte genau in diesem Moment zwei Schüsse, die in schneller Reihenfolge hintereinander abgefeuert wurden und die die mittägliche Ruhe brutal durchbrachen.

      Parker reagierte augenblicklich, obwohl diese beiden Schüsse ihm auf keinen Fall gegolten hatten. Er verließ die Bartheke, ohne dabei aber seine gewohnte Würde und Gemessenheit aufzugeben. Parker legte seinen Universal-Regenschirm über den linken Unterarm und schritt auf den Ausgang zu.

      Auf diesem Weg wurde er von dem Barkeeper überholt.

      Der Mann hatte die beiden Schüsse natürlich ebenfalls gehört und spurtete an Parker vorbei. Der Barkeeper war so überrascht, daß er noch ein frisch gefülltes Bierglas in der Hand hielt.

      Parker hatte die schmale Straße erreicht.

      Nur knapp zwanzig Meter von der Bar entfernt hatte sich bereits eine Gruppe von aufgeregten und neugierigen Menschen gebildet. Sie alle schauten auf einen am Boden liegenden Mann herunter, der offensichtlich nicht mehr lebte, zumal die beiden abgefeuerten Schüsse seine Brust getroffen hatten.

      Parker ahnte bereits im voraus, was sich ereignet hatte und wer dort auf dem Boden lag. Er war es gewohnt, daß sich immer dann etwas ereignete, wenn er seine Ruhe haben wollte.

      Nun, seine Ahnungen trogen nicht.

      Der auf dem Boden liegende erschossene Mann war jener Bargast, der ihm die Nummer eines Schließfaches zugeflüstert hatte.

      *

      Josuah Parker hatte hinreichend genug einschlägige Kriminalfilme gesehen, um genau zu wissen, daß es sich um eine peinliche Verwechslung handeln mußte. Der Erschossene mußte ihn mit einem ähnlich gekleideten Besucher von Miami verwechselt haben. Die frisch gekaufte Nelke mußte dazu den letzten Ausschlag gegeben haben.

      Parker wunderte sich.

      Und zwar über die Tatsache, daß ein zweiter Mensch hier in Miami leben sollte, der ihm mehr oder weniger täuschend ähnelte. War solch eine äußere Übereinstimmung überhaupt möglich? Parker war sich ohne Eitelkeit klar darüber, daß er nicht gerade zu den Dutzenderscheinungen gehörte.

      In Anbetracht der gegebenen Umstände hielt er es für taktisch richtig, sich erst einmal abzusetzen. Die augenblickliche Situation mußte erst einmal gründlich überdacht werden. Und dazu brauchte er Ruhe und nicht den Wirbel, der sich jetzt hier auf der schmalen Straße abspielte.

      Die ersten Streifenwagen der Polizei rasten heran. Die Mordstelle wurde abgeriegelt, uniformierte Polizeibeamte suchten nach Zeugen und möglicherweise auch nach dem Mordschützen.

      Parker, der stets eine gute Nase für Fluchtwege besaß, verschwand gemessen in einer nahen Toreinfahrt, schritt durch einen weiten Hof, ging vorbei an Mülltonnen und betrat schließlich die Hoftür eines großen dreistöckigen Hauses, in dem die Druckerei einer Zeitung untergebracht war.

      Auf weniger verschlungenen Umwegen erreichte er schließlich wieder die Hauptstraße und sah sich nach einem Taxi um. Er hatte das Glück, einen freien Wagen zu finden, winkte ihn mit seinem Universal-Regenschirm ab und ließ sich aufatmend in die Polster fallen.

      »Zum Dania-Hotel, wenn ich höflichst bitten darf«, sagte er zum Fahrer. »Und nicht zu langsam, wenn es sich einrichten läßt.«

      Der Fahrer nickte und fädelte seinen Wagen in den Verkehr der Hauptstraße ein. Parker spielte einen Moment lang mit dem Gedanken, sich eine seiner spezialangefertigten Zigarren anzuzünden, ließ ihn aber schleunigst wieder fallen, als er sich blitzschnell der Wirkung seiner Zigarren erinnerte, der Wirkung nämlich auf seine ahnungslosen Mitmenschen, die den seltsamen Wohlgerüchen dieser Zigarren nur in den seltensten Fällen zu widerstehen vermochten.

      Parker befand sich eigentlich nie im Urlaub.

      Auch an diesem Tage nicht.

      Während der Fahrt drehte er sich wiederholt um und beobachtete die Straße durch das Rückfenster. Und wieder einmal stellte er fest, daß sein Taxi augenscheinlich beschattet wurde. Es handelte sich um einen grauen Buick, der ihm hartnäckig folgte und sich nie weiter als zwei oder drei Wagen abfallen ließ.

      Befand sich in diesem Buick der Mordschütze?

      Parker wußte es natürlich nicht, doch er kalkulierte diese Möglichkeit sofort ein. Eine gewisse Vorsicht hatte sich bisher stets als gesundheitsfördernd erwiesen.

      »Ich möchte mein eben genanntes Fahrtziel abändern«, rief er dem Taxifahrer freundlich zu. »Setzen Sie mich irgendwo am Rande der Stadt vor den Dünen ab, ich möchte gern den Frieden der Natur genießen.«

      »Und wie kommen Sie wieder zurück, Sir?« erkundigte sich der Fahrer.

      »Irgendeine passende Möglichkeit wird sich mit einiger Sicherheit ergeben«, gab der Butler zurück. »Sorgen Sie nur dafür, mich an eine möglichst einsame Stelle zu bringen.«

      »Das können Sie haben. Wie wär’s mit Coach-Beach, Sir?«

      »Ein beruhigend klingender Name«, antwortete Parker. »Ich glaube, wir bleiben dabei!«

      Und erneut schaute er durch den Rückspiegel und hielt Ausschau nach dem verfolgenden Wagen. Nun, er hatte sich nicht getäuscht, denn der graue Buick folgte dem Taxi nach wie vor.

      Nach einer Fahrt von weiteren fünfzehn Minuten verließ der Fahrer die betonierte Ausfallstraße und bog zu den Dünen ab. Dann stoppte er und sah sich fragend nach Parker um.

      »Sind Sie auch sicher, daß hier das Richtige für Sie ist?« erkundigte er sich.

      »Vollkommen sicher«, gab Parker würdevoll zurück. »Sie hätten keinen besseren Platz aussuchen können. Wieviel darf ich Ihnen bezahlen?«

      Der Fahrer nannte den Preis und riß die Augen weit auf, als Parker ihm zudem noch ein gehöriges Trinkgeld reichte. Dann beeilte er sich, zurück in seinen Wagen zu kommen, um schleunigst loszufahren. Wahrscheinlich fürchtete er, Parker könnte ihn noch einmal zurückrufen und ihm das handfeste Trinkgeld abnehmen.

      Der Butler sah dem davonpreschenden Taxi nach und ging auf die erste, sanft ansteigende Düne zu. Zu diesem Zeitpunkt war von dem grauen Buick weit und breit nichts zu sehen. Entweder hatte Parker sich nun doch getäuscht, oder der Wagen war an einer verborgenen Stelle abgestellt worden.

      Parker hatte den Kamm der Düne erreicht und sah auf den Strand hinunter, gegen den die Wogen des Atlantik Sturm liefen. Ein wunderschönes Bild, voller Kraft und gleichzeitiger Ruhe und

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