Indischer Liebeszauber. Barbara Cartland

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Indischer Liebeszauber - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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sie von Verzweiflung erfaßt.

      Zwar hatte sie zuweilen den Wunsch verspürt, Indien kennenzulernen, da ihr Vater dieses Land in glühenden Farben geschildert hatte. Ihre Eltern hatten sich dort kennengelernt, als ihre Mutter einen Onkel besuchte, der Gouverneur der Nordwestprovinz war. Doch Sita wußte, daß jede Reise mit ihrem Onkel einer Reise in die Hölle gleichkäme, und da sie einen optimistischen Augenblick lang gehofft hatte, sie würde allein in England bleiben dürfen, traf die Enttäuschung sie wie ein körperlicher Schmerz.

      Es war ein Schmerz, der mit jedem Tag heftiger wurde, denn auch seine Schläge fielen heftiger aus, weil ihn die bevorstehende Reise in Nervosität versetzte und er bei jedem ihrer Fehler bei der Korrespondenz oder beim Abschreiben seines Buches in Raserei verfiel.

      Während der Reise wurde es noch schlimmer.

      Ihr Onkel hatte sie in einer der billigsten Kabinen der Ersten Klasse untergebracht, wie sie feststellen mußte, als sie an Bord gingen. Die Kabine, die nicht größer war als ein Einbauschrank und für den Diener oder die Zofe eines Erste-Klasse-Passagiers gedacht war, lag innen und hatte kein Fenster. Beim Betreten hatte Sita unweigerlich das Gefühl, eine Gruft zu betreten.

      Die Beleuchtung war höchst unzulänglich, da Sita aber keinesfalls in der Kabine ihres Onkels arbeiten wollte war sie gezwungen, bei diesem elenden Licht zu schreiben, das ihr Augenschmerzen bereitete. Mochte sie auch bis spät in die Nacht arbeiten, nie war ihr Onkel am nächsten morgen mit dem erledigten Pensum zufrieden.

      »Weißt du, was du mich auf dieser Reise kostest?« herrschte er sie an. »Wenn wir nach Indien kommen, muß das Manuskript fertig sein. Wenn nicht, so wirst du es bereuen!«

      »Onkel Harvey ... ich kann nicht mehr«, gab Sita kläglich zurück.

      Er hatte sie ins Gesicht geschlagen, so fest, daß sie beinahe umfiel. Dann hatte er sie angebrüllt: »Wenn du nicht arbeiten willst, dann werde ich dich prügeln, bis du dich eines Besseren besinnst! Ich habe dich aus einem einzigen Grund mitgenommen, aber ebensogut könnte ich dich über Bord werfen, so wenig nützlich bist du mir!«

      Diese Worte hatten Sita auf die zynische Idee gebracht, wie sie ihrem Onkel weiteren Ärger ersparen konnte.

      Die ganze Nacht überlegte sie hin und her, doch als Sir Harvey sich am nächsten Tag noch unnachgiebiger und gewalttätiger zeigte als sonst, hatte für sie festgestanden, daß sie dieses Leben nicht länger ertragen wollte.

      Vom Oberdeck aus hatte sie gesehen, daß sich die Passagiere, die im Freien schliefen, in eine Decke hüllten oder ihr formloses Gewand überzogen. Sie hatte sofort gewußt, daß dies für sie die ideale Verkleidung war, um sich eine geeignete Stelle zu suchen, von wo aus sie ins Wasser springen konnte.

      Es war unwahrscheinlich, daß man mitten in der Nacht das Kielwasser beobachten würde. Wer auf der Brücke Dienst tat, der würde gewiß nach vorne, zum Bug hinschauen.

      Sie durchdachte ihren Plan in allen Einzelheiten, um dann, den Blick ungeduldig auf die Zeiger der Uhr gerichtet, dazusitzen und zu warten, bis sie sicher sein konnte, daß an Bord alles schlief.

      Dann hatte sie sich in die Baumwolldecke von ihrem Bett gehüllt. In ihren flachen Pantoffeln bewegte sie sich lautlos vom Oberdeck nach unten, ohne daß sie jemandem begegnete. Ungesehen erreichte sie das Heck.Und jetzt fragte sie sich, wieso auf einem Schiff voller friedlich schlafender Menschen ausgerechnet dieser Mann hatte wach sein müssen . . .

      Da ihre Gedanken mehr ihm als der eigenen Person galten, fragte sie nach einer kleinen Pause: »Wer sind Sie? Sie mögen mich für unverschämt halten, aber ich glaube nicht, daß Sie Inder sind.«

      Als er lächelte, sah es aus, als zwinkere er ihr zu.

      »Sita, auch wenn ich neugierig war ... Sie sollten es in Bezug auf mich nicht sein.«

      »Warum nicht?«

      »Ich habe meine Gründe. Ich warte noch immer auf Ihr Versprechen, nicht von unserer Begegnung zu sprechen.«

      »Und wenn ich es Ihnen nicht geben will?« fragte sie mit einer neu erwachten Lebhaftigkeit.

      »In diesem Fall«, sagte er langsam, »halte ich es für meine Pflicht, Ihrem Onkel zu sagen, auf welche Weise er seine Nichte beinahe verloren hätte.«

      Sita stieß einen leisen Schrei aus.

      »Wie können Sie ... an so etwas denken?« Sie zögerte. »Ich glaube, Sie wollen mich wohl aufziehen . . . oder mich erpressen.«

      »Das können Sie sich aussuchen, aber meine Bitte meine ich ernst, und ich glaube, Ihre Intuition sagt Ihnen, daß es die Wahrheit ist.«

      Sie machte große Augen und flüsterte: »Sie tragen eine Verkleidung?«'

      »Ich beantworte keine Fragen.«

      »Sie aber haben mir viele Fragen gestellt!«

      »Das war etwas anderes. Ich tue meine Pflicht, während Sie versuchen, Ihrer Pflicht zu entfliehen.«

      Sie lachte auf und sah plötzlich noch jünger aus, als sie war.

      »Na schön! Sie haben gewonnen. Aber angenommen, ich . . . ich kann es nicht ertragen?«

      »Sie müssen mir bei allem, was Ihnen heilig ist, versprechen, daß Sie dergleichen nie wieder versuchen, es sei denn, mit meiner Erlaubnis.«

      Sita fuhr auf.

      »Wie können Sie... etwas so ... Dummes verlangen? Vielleicht sehe ich Sie nie wieder.«

      »Ich glaube, wir begegnen uns wieder«, sagte ihr Gegenüber leise. »Ich bin mir dessen sogar sehr sicher.«

      »Aber vielleicht muß ich lange warten ... bis ich Sie wiedersehe.«

      »Das wäre gar nicht so schlecht, denn dann bliebe Ihnen mehr Zeit zum Nachdenken.«

      Sie wich seinem Blick aus. Er wußte, daß sie daran dachte, daß die Lage für sie vielleicht so unerträglich werden würde, daß sie nicht warten oder über ihre Situation nachdenken könne.

      Er beugte sich ein wenig vor.

      »Du lieber Gott! Ist Ihnen nicht klar, daß die Welt ein großer, wunderschöner Ort ist und daß das, was Sie erleiden, nur ein winziger Teil davon ist?«

      Er streckte die Hand nach der ihren aus.

      »Soll ich Ihnen mein Wort darauf geben, daß Sie mit der Zeit Ihr Glück finden werden?«

      »Warum sollten Sie es mir versprechen? Und woher wollen Sie es wissen?«

      »Weil Sie jung und schön sind und weil Sie über eine Persönlichkeit verfügen, die es Ihnen gestattet, sich über alle Ängste zu erheben — wenn Sie nur wollen. Auch wenn Sie mir nicht glauben, so schwöre ich, daß das die Wahrheit ist.«

      Seine Worte setzten sie so sehr in Erstaunen, daß sie instinktiv seine Hand fester umfaßte und flüsterte: »Ich... ich möchte Ihnen glauben.«

      »Dann ist der Kampf halb gewonnen. Unser Glaube verschafft uns das, was wir uns wünschen, wie durch Zauberhand, weil unser Wille ein Magnet ist, auch wenn wir uns dessen nicht immer sicher

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