Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt
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»Richtig, Herr Meiber, packen Sie das kapriziöse Persönchen herzhaft an. Ich glaube, es hat das nötig.«
»Will mir auch so scheinen«, schmunzelte der gemütliche Herr. »Auf mich können Sie sich jedenfalls verlassen. Am besten ist, wenn ich die Kleine in mein Büro nehme, damit ich sie ständig unter Augen habe. Da kann sie wenigstens kein Unheil anrichten.«
Nun mußte Holger lachen. »Sie scheinen ja gut im Bilde zu sein…«
»Durch meine Tochter, die auf einer Schulbank mit ihr saß.«
»Dann brauche ich Ihnen ja keine weiteren Erklärungen zu geben – auch nicht, warum ich mich mit dem Mädchen befasse…«
»Nein, Herr Hadebrandt – ich weiß Bescheid.«
»Ich danke Ihnen, Herr Meiber.«
Die Hände schlossen sich mit warmem Druck – und zufrieden kugelte »Nuckelchen« von dannen.
*
Holger war stolz auf seine schöne Mutter und hing in Liebe und Verehrung an der prächtigen Frau. Er tat nie etwas, bevor er nicht ihre Meinung gehört, ihren Rat eingeholt hatte – sehr zu seinem Nutz und Frommen.
Und so stolz, wie er auf seine Mutter, so stolz war diese auf ihren Sohn. Er hatte ihr und seinem vor vier Jahren verstorbenen Vater keine ernstlich trübe Stunde bereitet.
Nur daß er nicht heiraten wollte, das bereitete der Mutter argen Kummer. Bis zu seinem fünfunddreißigsten Jahr behauptet er, immer noch nicht die Richtige gefunden zu haben. Und als er sie denn fand, war und blieb sie ihm unerreichbar. Eine wohlbekannte Stimme, die aus dem nebenanliegenden Zimmer zu ihr drang, ließ sie aufhorchen. Sollte das etwa –?
Tatsächlich, sie hatte sich nicht getäuscht; denn gleich darauf stand Mechthild Runard vor ihr. Frau Anne hatte Mühe, ein bitteres Gefühl nicht aufkommen zu lassen. Natürlich, nun die Tochter ihren Willen durchgesetzt hatte, geruhte die Mutter gnädig zu erscheinen. Anders hätte sie wohl nie mehr den Weg hierher gefunden, wo man ihr Kind nicht himmelhoch pries, wie ihre Muttereitelkeit es verlangte.
So sehr Frau Hadebrandt sich auch bemühte, allein, es gelang ihr nicht, den herzlichen Ton für Mechthild zu finden, den sie früher stets für sie gehabt.
»Lieb von Ihnen, daß Sie mich besuchen, Mechthild«, sprach wohl der Mund, doch das Herz wußte nichts davon. »Nehmen Sie bitte Platz. Darf ich Ihnen eine Erfrischung kommen lassen? Es weht ein warmes Lüftchen, und der weite Weg wird sie ermüdet haben.«
»Danke, Tante Anne. Mir war der Weg gewiß dem herrlichen Wetter direkt ein Labsal. Ist Holger denn nicht hier?«
»Nein, er ist auf einer kleinen Geschäftsreise, die ihn einige Tage von zu Hause fernhalten wird. Haben Sie ein Anliegen an ihn?«
»Das gerade nicht«, kam die Antwort verlogen. »Ich wollte mich nur bei ihm bedanken, daß er Ebba trotz aller Bedenken als Lehrling angenommen hat.«
»Dafür begehrt er gewiß keinen Dank«, wehrte Frau Hadebrandt kühl ab. »Wenn er Ebba in seine Dienste genommen hat, wird es nach reiflicher Überlegung geschehen sein. Schließlich handelt es sich ja nur um eine vierteljährliche Probezeit. Da gehen beide Teile kein Risiko ein.«
Sie wußte wohl, daß sie Mechthild mit dieser sachlichen Feststellung weh tat, aber diese verblendete Mutter hatte es ja nicht besser verdient.
Mechthild grübelte. War Tante Anne ihr etwa gram, daß sie vor zwei Tagen Ebba in Schutz genommen hatte? Das mußte sie als Mutter doch verstehen können. Wenn man die Fehler seines Kindes auch gut kannte, so tat es doch weh, wenn andere diese kritisierten.
So weit war Mechthild in ihren Betrachtungen gekommen, als Frau Wentruck nebst Tochter erschien. Erstere war eine Base Frau Hadebrandts, und die Familien verkehrten miteinander in herzlicher Verbundenheit.
»Guten Tag, Anne«, grüßte die stattliche, imponierende Dame herzlich. »Wir wollten mal nachschauen, was du treibst, da du dich bei uns schon lange nicht mehr hast blicken lassen. Aber wie ich zu meiner Freude sehe, bist du gesund und befindest dich außerdem noch in angenehmer Gesellschaft. – Guten Tag, meine liebe Frau Runard.« Sie streckte dieser liebenswürdig die Rechte hin. »Nett, daß wir uns wieder einmal treffen. Wie geht es Ihnen denn?«
»Danke«, antwortete Mechthild reserviert. »Ich kann nicht klagen.«
»Das hört man gern. Wie Doritt mir erzählte, hat Ihre Tochter die Schule verlassen?«
»Ja – und ich finde das sehr vernünftig«, sprach sie gegen ihre Überzeugung, um die vom Glück begüngstigte Dame nur nicht merken zu lassen, wie schmerzlich ihr der Entschluß der Tochter war. »Weil sie nicht studieren will, genügt diese Schulsausbildung ja vollkommen.«
»Ganz recht«, gab Frau Wentruck freundlich zu. »Ich hätte auch nichts dagegen, wenn Doritt die Schule verlassen würde. Aber da sie durchaus ihr Abitur machen will, soll sie ihren Willen haben.«
Doritt begrüßte nun auch zuerst Mechthild und dann ihre liebe Tante Anne, die sie in die Arme schloß und zärtlich in das reizende Mädchengesicht sah.
»Doritt, du wirst ja immer hübscher«, begann sie, doch die Base fiel ihr ins Wort.
»Kann ich nicht finden«, meinte sie trocken. »Mir ist sie zu spillerig. Aber die jungen Dinger sporteln sich ja jedes bißchen Fett ab.«
»Eine eitle Mutter bist du gerade nicht, Herma«, stellte Frau Anne lachend fest.
»Da sei Gott vor! Die Töchter sind schon eitel für uns Mütter mit. Das genügt vollkommen. Stimmt’s, mein Kind?«
»Wenn du es sagst, Mutti«, lachte das Mädchen mit Augen und Lippen, indem es ihr einen bequemen Sessel zurechtrückte, in den die ermüdete Dame sich sofort mit Behagen sinken ließ. Dann erst nahm Doritt selbst Platz.
Obgleich sie sich unbekümmert bewegte, wirkte alles an ihr bescheiden, ungekünstelt und frisch.
»Will doch mal sehen, ob ich nicht etwas für Leckermäulchen habe«, lächelte die Hausfrau, während sie auf den Klingelknopf drückte, worauf sofort das Hausmädchen erschien. Einige leise gesprochene Worte, und nicht lange danach standen vier wohlgefüllte Eisbecher da.
»Oh, wie schön!« freute Doritt sich. »Ich habe zwar schon am Vormittag in der Konditorei Eis gegessen, aber davon kann ich nicht genug kriegen.«
»Sieht dir ähnlich«, lachte die Mutter. »Nachdem, was du täglich so an Süßigkeiten verdrückst, müßtest du noch einmal so dick sein.«
»Da bist du wohl neidisch, weil du von wegen der schlanken Linie nicht mithalten kannst?« neckte Frau Anne.
»Kein Gedanke. Ich esse, was mir schmeckt. Auf einige Pfunde mehr kommt es in meinem Alter bestimmt nicht mehr an. Außerdem sind mir rundliche Menschen sympathischer als spillerige. Doch nun erzähle, du Böse, warum du dich so lange bei uns nicht blicken ließest.«
»Das geschah nicht aus böser Absicht, Herma. Ich habe mich in der vergangenen Woche kaum herausgerührt, weil ich die Kinder beschäftigen mußte, die zuerst sehr scheu waren und von Meta, die sie betreut, nichts wissen wollten. Doch nun beginnen sie sich an das Mädchen langsam zu gewöhnen.«