Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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also faßt du die sogenannte Ellenbogenfreiheit auf.« Er kniff die Augen zu einem schmalen Spalt zusammen. »Wenn du sie dir nur nicht dabei an allen Ecken und Kanten wundstößt.«

      »Ach so«, tat sie unbekümmert ab, ließ sich in den Klubsessel fallen und wollte dem Etui eine Zigarette entnehmen, kam aber nicht dazu, weil er es gelassen in die Rocktasche steckte.

      »Was soll das«, fuhr sie böse auf. »Ich bin doch kein Kind mehr.«

      »Das will mir auch so scheinen. Benimm dich also wie ein erwachsener Mensch – vor allem wie ein Lehrmädchen, das vor seinem Chef sitzt. Also

      hübsch sittsam und bescheiden.«

      »Mach dich doch nicht lächerlich, Holger!« Sie stapfte mit dem Fuße auf. »Ich bin doch nicht mit anderen Lehrmädchen zu vergleichen.«

      »Sondern… !«

      »…mit deiner Beinahe-Stief-tochter«, blitzte sie ihn kokett an.

      Er ballte die Hand zusammen, damit er sich nicht an diesem frechen Geschöpf vergriff. Aber dem war ja wohl nur mit eiskalter Gelassenheit zu begegnen.

      »Sieh mal an.« Er kniff wieder die Augen zusammen. »Ein Jammer, daß ich der nicht wirklich wurde. Dann hättest du dich nicht zu der unverschämten Kreatur entwickeln können, die du jetzt bist. Und nun merke dir gut, was ich dir sagen werde.« Seine Stimme klirrte plötzlich. »Wenn du hier durchaus als Lehrmädchen eintreten willst, dann nehme ich dich an. Doch nicht etwa deinetwegen, sondern deiner Mutter zuliebe, die sich schwere Sorgen um dich macht, obgleich sie deinen minderwertigen Charakter noch nicht einmal kennt. Du hast es ganz großartig verstanden, ihr Sand in die Augen zu streuen. Ich jedoch durchschaue dich, mir kannst du nichts vormachen – und wenn du da deine größten Raffinessen springen ließest. Bei mir hast du nichts voraus, aber auch gar nichts. Im Gegenteil – ich verabscheue dich. Also bist du hier noch viel weniger als die anderen Lehrlinge. Laß es dir daher nicht etwa einfallen, deinen Posten hier als Sinekure zu betrachten, dann fliegst du, mein Kind – und zwar auf der Stelle. Wir sind hier nämlich kein Vergnügungslokal, sondern eine ernste Arbeitsstätte. Die Vertraulichkeit zwischen uns hört auf, sofern du meine Angestellte wirst. Ich bin für dich Herr Hadebrandt und du für mich Fräulein Runard.

      So – nun geh nach Hause und denke gründlich darüber nach, was ich dir in allem Ernst gesagt habe. Willst du dich dennoch als nützliches Arbeitsglied in diese Kette einreihen, dann komm morgen wieder – sonst bleib fern.«

      Nach diesen schonungslosen Worten wandte er sich seiner schriftlichen Arbeit zu, ohne Ebba weiter zu beachten, die wie erstarrt in ihrem Sessel saß. So hatte noch niemand mit ihr gesprochen – selbst der strengste Lehrer in der Schule nicht. Und es kam dem durch Muttergüte verwöhnten Geschöpf die Ahnung, daß das Leben sich außer den vier Wänden anders gestaltete, als sie gedacht.

      *

      Am nächsten Morgen erschien Ebba in Holgers Privatkontor.

      Mißtrauisch sah der Mann in das bildhübsche Mädchengesicht, in die nicht minder hübschen Augen, die an seinem Antlitz hingen mit bittendem Blick.

      Sollte es möglich sein, daß seine harten Worte so segensreich gewirkt haben könnten?

      »Nun, Ebba, wie hast du dich entschieden?« forschte er, und da glitt ein Lachen über das rosige Mädchengesicht.

      »Ich möchte als Lehrling hier eintreten, Holger. Oder muß ich auch die formelle Anrede gebrauchen, wenn wir allein sind«, fragte sie fast demütig.

      »Selbstverständlich«, entgegnete er kalt. »Chef ist Chef – und Angestellte ist Angestellte. Da scheidet jede private Beziehung aus.«

      »Na, schön«, meinte sie friedfertig. »Ordnung muß ja auch schließlich sein. Bin ich nun angestellt?«

      »Für ein Vierteljahr auf Probe. Sie können jedoch fristlos entlassen werden, falls Sie ihren Pflichten nicht nachkommen oder sich sonst etwas zuschulden kommen lassen. Folgen Sie mir, damit ich Sie mit den andern Angestellten bekannt machen kann.«

      Was Ebba nun zu sehen bekam, ließ sie immer wieder staunen. So groß hatte sie sich den Betrieb nicht vorgestellt. In den hohen, weiten Zimmern, durch die der Chef sie führte, arbeiteten zahlreiche Angestellte, mit denen das neue Lehrmädchen nun bekannt gemacht wurde.

      Ernst und sicher schritt der Chef durch die Räume, wie eben ein Gebieter schreitet, der des Respekts sicher ist. Dadurch stieg er in Ebbas Augen ganz beträchtlich. Ihr Herz klopfte vor Genugtuung und Stolz, daß dieser gebietende Mann ihr durch freundschaftliche Beziehungen näher stand als den andern im Betrieb.

      Als sie das letzte Zimmer betraten, durchfuhr ihr Herz ein freudiger Schreck. Denn unter den vier Herren, die an ihren Schreibtischen saßen, befand sich auch Egolf Dietsch. Als sie ihm zur Begrüßung die Hand reichte, konnte sie nicht unterlassen, ihm einen koketten Blick zuzuwerfen, auf den er jedoch nicht reagierte, sondern sich formell vor ihr verneigte. Kein Zeichen des Erkennens blitzte in seinen Augen auf.

      Nachdem auch die Bekanntmachung mit den anderen Herren erfolgt war, sagte der Chef:

      »Für heute sind Sie entlassen, Fräulein Runard. Finden Sie sich morgen um acht Uhr in diesem Zimmer ein, wo der Herr Prokurist Ihnen Ihren Arbeitsplatz zuweisen wird. Gehen Sie bitte durch diese Tür, dann gelangen Sie auf den Korridor, von dem aus Sie das Portal leicht finden werden.«

      Der kommt sich vielleicht vor! dachte Ebba ärgerlich, als sie abtrollte. Ein wenig freundschaftlicher hätte er sich zu mir ruhig stellen können, ohne dabei seiner Würde etwas zu vergeben. Nachdem sie verschwunden war, wandte der Chef sich an den Prokuristen:

      »Seien Sie so freundlich, mir in mein Zimmer zu folgen, Herr Meiber. Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen. Guten morgen, meine Herren!«

      »Guten Morgen, Herr Hadebrandt!« grüßten diese zurück.

      Jetzt saß der Prokurist seinem Chef in dessen Privatzimmer gegenüber. Bedächtig steckte der Mann, der wegen seiner rosigen Rundlichkeit unter den Angestellten den Spitznamen »Nukkelchen« trug, die gute Zigarre, die sein Gebieter ihm angeboten, in Brand und tat genießerisch einige Züge. Dabei horchte er aufmerksam auf das, was sein Vorgesetzter ihm zu sagen hatte.

      »Entschuldigen Sie, Herr Meiber, daß ich über ihren Kopf hinweg eine Lernende eingestellt habe, was ja gewöhnlich Ihr Amt ist. Aber die Kleine ist so arbeitswütig, daß sie anrückte, ehe ich Sie verständigen konnte.«

      Meiber kreiste die Zigarre vor seiner Nase und zog mit Behagen den köstlichen Duft des Tabaks ein. Dabei ging ihm blitzschnell durch sein Hirn, was er von der neuen Angestellten wußte. Und zwar von seiner jüngsten Tochter, die mit Ebba Runard zusammen die Schulbank gedrückt hatte. Deren Urteil über ihre Klassenkameradin war folgendes: Frech, vorlaut, faul und überheblich. Ein Ärgernis der Lehrer und eine ungeliebte Mitschülerin. Dabei kokettierte sie mit allen Jungen, wie seine Kleine sich burschikos ausdrückte.

      »Hm«, meinte er vorsichtig. »Somit wäre Fräulein Runard Volontärin…«

      »Keineswegs, Herr Meiber. Sie hat den anderen Lehrlingen nichts voraus. Allerdings muß darauf Rücksicht genommen werden, daß sie keine kaufmännische Vorbildung hat. Sie soll mal erst auf ihre Eignung geprüft werden, daher habe ich eine vierteljährliche Probezeit vereinbart – und Sie sollen ihr Prüfer sein. Es tut mir leid, daß ich Sie damit behelligen muß, mein Getreuer, aber Sie eignen sich doch nun mal am besten

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