Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt
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»Mama, ich bleibe hier! Mir ist nämlich in der Wirtschaft manches aufgefallen, worauf ich Onkel Jobst aufmerksam machen muß.«
»So, so –«, amüsierte sich der Baron köstlich. »Aber meinst du nicht auch, daß ich auch ohne deine gütige Hilfe hinter diese Unstimmigkeiten kommen werde?«
»Das glaube ich nicht, weil du dir von dem Oberinspektor zu viel vormachen läßt.«
»Oha, mein Söhnchen, geht da deine Einmischung nicht etwas zu weit? Und nun genug gescherzt. Fahre nur ruhig mit deiner Mutter nach Hause. Uhlen wird deshalb nicht koppheister gehen.«
Wenn der Onkel Jobst mit dieser kalten Ruhe sprach, wobei es in seinen Augen so eigentümlich aufblitzte, dann war es wohl am besten, sich seinen Wünschen zu fügen. Maulend zwar, doch ohne Widerspruch, ging er mit der Mutter.
Götterun gab ihnen bis zum Portal das Geleit und ging dann seiner Beschäftigung nach, während sich Frau Fröse zu ihrem Pflegling begab.
*
Seid nicht so gut zu mir,
ich kann es euch nicht lohnen,
was ihr an Lieb und Güte
mir beschert.
Ich möchte hin, wo Ruh und
Frieden wohnen,
wo Himmelslicht das Leid in
Freude klärt.
Da sich Frau Fröse nicht ausschließlich mit Sölve beschäftigen konnte, diese aber noch viel Aufsicht brauchte, hatte man eine Frau aus dem Dorfe kommen lassen, die viel von der Krankenpflege verstand und von den Bewohnern der Umgebung gern dazu genommen wurde.
Ohne viel zu fragen, hatte diese ihren Pflegling unter ihre Obhut genommen, und da das »Hascherchen« sie dauerte, es sogleich in ihr Herz geschlossen.
Viel Arbeit gab es nicht bei der Rekonvaleszentin. Sie war geduldig und gehorsam. Nur wenn man sie mit dem Essen quälte, dann begehrte sie manchmal auf, was ihr jedoch nicht viel half. In diesem Kampf trug die Pflegerin Minchen stets den Sieg davon.
Eben betrat Frau Fröse mit einem Teller voll köstlicher Pfirsiche das Zimmer. Sie setzte sich auf den Diwan, auf dem das Mädchen angekleidet lag.
»Einen Gruß vom Herrn Baron, Sölvelein. Er hat die Pfirsiche eigenhändig gepflückt und wünscht guten Appetit. Also müssen Sie essen.«
»Wird sie schon«, nickte Minchen zuversichtlich, indem sie eifrig an einem Strumpf strickte. Klein und verhutzelt saß das Fräulein da, in dem doch so viel Energie steckt.
Es klopfte, und der Baron erschien. Minchen erhob sich und versank in einen regelrechten Courknicks, wobei der Herr lächelnd abwinkte. »Behalten Sie doch Platz, Minchen. Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen?«
Eilfertig schob sie einen Sessel an den Diwan, in den sich Götterun setzte. Dann erst kehrte sie zu ihrem Strumpf zurück.
Der Mann ergriff behutsam die durchsichtig zarte Hand Sölves, die er jedoch gleich wieder losließ, weil sie in der seinen flatterte und bebte. Es war kein Zweifel, das Mädchen hatte eine unüberwindliche Scheu vor ihm. Während sie allen anderen ruhig und klar in die Augen sah, wich sie seinen beharrlich aus. Es hatte überhaupt den Anschein, als wäre ihr seine Gegenwart quälend, so daß er seine Besuche aufs äußerste einschränkte.
Natürlich war ihm ihr Verhalten unverständlich, aber um sie deshalb zur Rede zu stellen, dazu war sie viel zu elend und matt.
Sölve schloß wie in tödlicher Erschöpfung die Augen, und über ihr elendes Antlitz huschte ein Ausdruck von Qual, der die andern betroffen machte.
Bekümmert ruhte Frau Fröses Blick auf ihrem Pflegling, und wie schon so oft dachte sie auch jetzt, daß dieses Mädchen wohl nie mehr gesund werden würde.
Vier Wochen hindurch wurde ihm schon die sorgsamste Pflege zuteil, allein, es schien immer schlechter zu werden statt besser. Wahrscheinlich fraß an dem armen Seelchen ein unstillbares Leid, das es langsam zugrunde richtete.
Wieder klopfte es, und diesmal schob sich die kleine Elwira von Ragnitz vorsichtig ins Zimmer. An ihre Brust gedrückt hielt sie ein Körbchen von leuchtendbuntem Bast.
»Nun, Rosenrot, komm nur näher«, ermunterte der Baron das Mädchen, das ängstlich an der Tür stehen blieb. »Was trägst du denn da so zärtlich?«
»Darf ich näherkommen, schläft Fräulein Sölve nicht?«
»Nein, ich schlafe nicht«, ermunterte nun auch diese, worauf die Kleine zu ihr trat und behutsam den Deckel des Körbchens lüftete. Darin lag auf einem flauschigen Deckchen ein schneeweißes Angorakätzlein friedlich schlafend. Eine hellblaue Seidenschleife schmückte den Hals des winzigen Tierchens.
»Nicht wahr, Fräulein Sölve, ich darf es Ihnen doch schenken?« bettelten die wunderschönen Kinderaugen mit dem roten Mündlein um die Wette, und Sölve hätte ein Herz von Stein haben müssen, wenn sie dieses mit so viel Liebe dargebrachte Geschenk zurückweisen wollte.
»Natürlich, Iralein, wie lieb von dir. Wie heißt es denn?«
»Schneeweißchen!«
»Ah, wohl als Gegenstück zu dir, du Schmeichelkätzchen Rosenrot«, lachte Götterun erheitert, worauf ihn die Kleine vorwurfsvoll ansah.
»Deswegen doch nicht, Onkel Jobst. Doch bloß, weil es so schneeweiß ist. Es ist sogar ein Kater.«
Über diesen Trumpf mußten alle lachen, was die Kleine außerordentlich entzückte. Nun erst wußte sie, daß ihr Geschenk angebracht war, das Sölve nun aus dem Körbchen nahm und zärtlich liebkoste.
»Es ist von meiner Muschi«, plauderte sie zutraulich. »Ganz heimlich habe ich es hergebracht.«
»Da bin ich nur neugierig, wie sich unsere Hunde, hauptsächlich der schwarze Tintenwischer und der freche Dackel Fink, zu diesem Zuwachs stellen werden«, gab der Baron amüsiert zu bedenken. »Sie werden ihn wahrscheinlich als Eindringling betrachten und danach behandeln.«
»O nein«, widersprach Elwira eifrig. »Unsere Hunde benahmen sich direkt ritterlich zu dem Kätzlein.«
»Dann bin ich überzeugt, daß sich unsere Hunderitter nicht beschämen lassen werden«, lachte er herzlich mit den andern. »Aber nun eine Gewissensfrage, Klein Rosenrot: Auf welchem Wege bist du hierher gekommen?«
Nun überzog sich das Gesichtlein mit heißer Glut. Ein Füßchen trat das andere in ratloser Verlegenheit.
»Zu Fuß, Onkel Jobst!«
»Heimlich?«
Ein beschämtes Nicken.
Entzückt ruhten die Augen aller auf dem reizenden Kinde, auf das jede Mutter stolz sein mußte, wenn sie nicht die Verbohrtheit Frau Fränzes besaß, die gerade ihre beiden schönsten Kinder für entartet hielt, weil sie ihr wesensfremd waren.
»Nun,