Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt
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»O du lieber guter Onkel Jobst!«
Er wurde stürmisch umhalst und geküßt, bis er sie lachend von sich schob.
»Höre einmal, du kleiner Unband, an deiner Stelle würde ich die heimlichen Streifzüge doch lieber unterlassen. Wenn die Mama nun dahinterkommt, dann möchte ich nicht in deinem rosigen Fellchen stecken.«
»Ach, Onkel Jobst, artig bin ich ja sowieso nicht –«
»Schöne Selbsterkenntnis. Aber nun komm, damit der Schleichpfad nicht doch noch entdeckt wird.«
»Einen Augenblick noch, Herr Baron«, meldete sich nun Minchen, die über die Brille hinweg die kleine Elwira kritisch musterte. Die wußte genau, was das zu bedeuten hatte und schlich beschämt zu ihr hin, die ihren Strumpf weglegte, wortlos dem Kinde das rosenrote Röcklein auszog und hurtig die Risse darin zu stopfen begann. Das tat sie nicht zum ersten Male. Kaum einer kannte die Verhältnisse in Kalmucken so gut wie Minchen und wußte daher, daß sie mit diesem Liebesdienst der Kleinen die Prügel von der Mutterhand ersparte.
Ira kauerte sich nun vor den Diwan und sah mit ihren strahlenden Augen unentwegt zu Sölve hin. Alle aus Kalmucken waren schon gekommen, um sich den Zuwachs in Uhlen anzuschauen. Herr Julius hatte nur wenige Minuten bei Sölve verbracht und draußen, bekümmert über so viel Erbarmungswürdigkeit, den Kopf geschüttelt.
Walburga brachte eingekochte Früchte mit, fest davon überzeugt, daß nur die von ihr behandelten essenswert wären. Sie hatte mit Sölve wie mit einer Todkranken gegprochen, der man noch am selben Tage die Augen zudrücken würde.
»So, komm her, nun ist das Röcklein wieder ganz«, meinte Minchen befriedigt, in dem sie dem Kinde das Kleid überzog. »Nun werde ich dich noch kämmen.«
Tiefste Besorgnis in den Augen, verließen Frau Fröse und Götterun, der das Kind an der Hand führte, leise das Zimmer.
*
Du willst von hinnen ziehen
und läßt mich hier allein?
Dann geh ich auch – denn ohne
dich mag ich hier nimmer sein.
An einem regennassen Oktobertag saß Sölve in Frau Fröses Gesellschaft in dem Teezimmerchen im Schaukelstuhl. Dem brennenden Kamin entströmte mollige Wärme. Es war so recht behaglich.
Frau Fröse, die lesend am Kamin saß, sah immer wieder verstohlen zu Sölve hin, die, wortkarg wie gewöhnlich, hin und herschaukelte. Den Kopf hatte sie zurückgelegt, die Augen geschlossen. Die Hände, die die Seitenlehnen des Stuhles umklammert hielten, zuckten nervös.
Die Dame konnte nur schwer einen Seufzer unterdrücken. Was gab sie sich mit diesem Mädchen für Mühe – aber alles war umsonst. Da mußte man mutlos werden.
Ihre unerquicklichen Gedanken wurden durch den Eintritt des Schloßhern unterbrochen. Forschend ging sein Blick zu Sölve hin, die wohl die Augen öffnete, in ihrer Stellung jedoch verharrte. Er sprach sie nicht an, sondern ließ sich Frau Fröse gegenüber in einen Sessel sinken und zündete eine Zigarette an.
Er war gelassen wie immer. Doch die Hausdame, die diesen Mann ja so genau kannte, merkte, daß ihn etwas stark bewegte.
Dann drückte er den Rest seiner Zigarette in die Aschenschale, strich sich einige Male ruckartig über Augen und Stirn und lächelte.
»Ja, Frau Fröse, Sie haben recht, wenn Sie annehmen, daß ich etwas auf dem Herzen habe. Aber Sie brauchen deshalb nicht so angstvolle Augen zu machen, der Grund ist erfreulicher Art. Ich habe nämlich geerbt.«
»Aber das ist ja wunderbar!« rief sie erfreut. »Ist es viel?«
»Ich glaube doch. Die Farm mit allem Drum und Dran meines Onkels in Afrika, der vor einigen Wochen gestorben ist, und der mich zum Universalerben eingesetzt hat.«
»Dann werden Sie am Ende auswandern, Herr Baron?«
»Kein Gedanke, meine Getreue. Ich habe ja Uhlen, an dem ich mit ganzem Herzen hänge. Aber das Geld, das diese Erbschaft einbringen wird, kann ich gut gebrauchen. Ich werde die Farm verkaufen. Wie mir der Testamentsvollstrecker mitteilt, hat er bereits einen Käufer an der Hand.
Aber dazu muß ich dorthin. Und da die Ernte so gut wie geborgen ist, bin ich abkömmlich und werde die Sache nicht auf die lange Bank schieben. Mit dem nächsten Schiff reise ich.«
Nach diesen Worten war es zuerst eine Weile beklemmend still. Dann fragte die Hausdame leise:
»Ist diese Reise nicht gefährlich, Herr Baron?«
»Ja, ganz einfach wird sie nicht sein, da ich ja ganz fremd dorthin komme. Aber da mein Onkel jahrzehntelang dort gelebt hat und eines natürlichen Todes gestorben ist, werde ich auch nicht umkommen. Der Onkel war nämlich das berühmte schwarze Schaf der Familie, das nach dem Ausland abgeschoben wurde. Mein Vater hat ihm als einziger der Sippe die Treue gehalten, ist auch stets mit ihm in Verbindung geblieben. Ich ernte nun die Früchte dieser Treue.
Und was sagt unsere Sölve dazu?« wandte er sich an das Mädchen, die das Schaukeln eingestellt hatte und nun regungslos im Stuhl lag.
Ein Erschrecken ging über Götteruns Gesicht. Hastig erhob er sich und trat an den Schaukelstuhl.
»Sölve, dir ist doch bestimmt nicht gut –«
»Ganz wohl ist mir. So wohl, daß ich mir eine Stellung suchen werde.«
»Rede doch nicht so einen blühenden Unsinn, mein kleines Mädchen. Um das zu können, mußt du aus ganz anderen Augen schauen.«
»Ich will euch aber nicht länger zur Last fallen!« begehrte sie auf. »Ich bin doch nur ein Eindringling hier – ein –
ein –«
Laut aufweinend, warf sie sich in den Schaukelstuhl zurück, der ob dieser Erschütterung auf und nieder wippte. Ein stoßendes Schluchzen durchschüttelte den elenden Körper, das Antlitz zuckte und bebte.
»Kind, in welchen Gedanken hast du dich da verfangen«, entgegnete er kopfschüttelnd und fing die ruhelosen Hände ein, die sie ihm wieder entziehen wollte, was ihr diesmal jedoch nicht gelang.
»Nun mal ruhig, Sölve, hörst du –?« verlangte er in einem Ton, mit dem er sonst nicht zu ihr zu sprechen pflegte. »Du hast absolut keinen Grund, dich so unerhört zu erregen. Warum willst du fort? Hast du über irgend etwas Klage zu führen?«
»Um Gottes willen!« wehrte sie erschrocken. »Mir geht es so gut, wie es mir wohl nie gehen wird – wenn ich hier fort bin –«
»Und warum willst du das? Es ist doch ausgemacht, daß du in Uhlen eine Heimat finden sollst.«
»Ja – aber –«
»Was aber? Nun sei mal ehrlich, Sölve, und sage endlich was dich quält.«
»Ich bin hier so unnütz, lebe keinem zuliebe, nur allen zur Last. Denke nur daran, was Frau Fröse schon allein mit mir Plage hat. Ach, Onkel Jobst – ich möchte sterben!«
»Natürlich,