Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt
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Träumerisch glitt ihr Blick über den Ring an ihrer Linken, in dessen Steinen sich der zuckende Flammenschein brach. Wie Feuergarben sprühte es auf, so daß sie vor dem funkelnden Glanz die müden Augen schloß.
Dieser Ring und der glatte Reif an ihrer rechten Hand waren das einzige Andenken an Jobst – der sie aus Erbarmen geheiratet hatte.
Frau Fröse kam ins Zimmer. »Frau Fränze und ihr Sohn eignen sich immer wieder Dinge an, die Uhlen gehören«, sagte sie empört.
»Mögen sie doch – was geht mich das an?« winkte Sölve unendlich müde ab.
»Aber Kind, sei doch nicht so gleichgültig«, bemerkte sie vorwurfsvoll. »Hier geht es doch nicht um dich allein, sondern auch um deine kleine Tochter, um das Vermächtnis deines Gatten!«
»Kleine Tochter – Vermächtnis meines Gatten –«, wiederholte sie, als horche sie in sich hinein. »Wer ist das?«
»Sölve, was hast du?« fragte Frau Fröse erschrocken und fühlte den Puls der jungen Frau. – »Redest du etwa irre?«
Sie streichelte zärtlich das Gesicht der besorgten Frau.
»Keine Angst, Tante Marga, ich bin ganz gesund. Ich weiß wirklich nicht, wer meine kleine Tochter ist.«
Kopfschüttelnd rückte Frau Fröse einen Sessel an den Schaukelstuhl.
»Hast du denn noch nie den Namen Heike gehört?« forschte sie mißtrauisch.
»Heike? Ja. Aber du weißt ja, daß mich alles nicht interessiert.«
»So hat dir dein Gatte bei seiner Werbung nichts von seiner Vergangenheit erzählt?«
Sölve stöhnte leise auf und bedeckte die Augen mit der Hand.
»Kind, ich will dir nicht wehe tun, denn du weißt, wie sehr du mir ans Herz gewachsen bist. Und man tut nicht wissentlich weh«, begann sie behutsam, fest entschlossen, heute zur Sprache zu bringen, was längst hätte geschehen müssen.
»Es ist alles unendlich schwer für dich, mein Liebstes, ich weiß es. Aber einmal mußt du dich aus deiner Lethargie aufraffen und wie ein normaler Mensch zu leben beginnen. Du kannst doch nicht immer ein Schattendasein führen.«
»Warum, Tante Marga? Es ist doch wunderschön, so dahinzuduseln und nichts mehr vom Leben zu verlangen noch zu erwarten.«
»Und das sagt man mit zwanzig Jahren? Willst du mir nicht sagen, was damals war – an deinem Hochzeitstag, ehe du zusammenbrachst? Hast du die Unterredung deines Gatten mit seinem Freund mitangehört?«
»Ja – alles.«
»Das dachten wir uns; denn du hast in deinen Fieberphantasien ja so viel ausgeplaudert. Willst du dir nicht dein Leid vom Herzen sprechen, mein Kind? Glaube mir, du wirst dich freier fühlen. Außerdem steht die Beantwortung meiner Frage noch aus: Was weißt du von der Vergangenheit deines Gatten?«
»Tante Marga, du quälst mich maßlos!« stöhnte sie verzweifelt. »Wie soll ich darüber sprechen, was mir das Herz gebrochen hat? Es tut alles noch so entsetzlich weh.«
»Nur ein einziges Mal sprich darüber, was dich quält – dann will ich nie mehr daran rühren.«
»Es ist so schwer –«
»Schadet nichts. Ich werde fragen, und du wirst antworten. Was weißt du von Jobsts Vergangenheit?«
»Was Mutti mir erzählte. Daß er von seiner Frau geschieden war, die dann mit dem Söhnchen verunglückte – und daß er dann eine zweite Frau nahm. Und da er mich heiraten konnte, so muß er wieder geschieden oder verwitwet gewesen sein. Das ist alles.«
»So hat er dir bei seiner Werbung nichts davon gesagt?«
»Nein, Tante Marga, er warb ja mit einer barmherzigen Lüge um eine Halbtote!«
»Sölve!« rief Frau Fröse erschrocken: »Was hast du dir da alles zusammengereimt! Diese ›Halbtote‹ hat in deinen Fieberphantasien schon eine ungeheure Rolle gespielt. Was hat das zu bedeuten?«
»Herr von Jührich machte Jobst ziemliche Vorhaltungen, daß er eine ›Halbtote‹ geheiratet hat!«
»Sprich nicht weiter, Kind. Jetzt höre mich bitte an:
Wenn du über alles nachdenkst und gerecht bleibst, dann mußt du dir selbst sagen, daß du damals tatsächlich eine Todgeweihte warst. Du hast in deinen Fieberphantasien immer so verzweifelt herausgeschrien: Er liebt mich nicht, er hat mich belogen!
Ja, Sölve, sollte er dir sagen, daß er dich nur darum heiratete, um dir eine Heimat zu geben, damit du wenigstens in Ruhe sterben könntest? Da mußte er schon auf deine Frage, ob er dich liebt, zu der barmherzigen Lüge greifen und dich in dem Glauben lassen. Er wußte genau, was dir blühen würde, wenn er wegging und dir nicht unantastbare Rechte hier verschaffte. Diesem Mann müßtest du dankbar sein, mein Kind, und nicht in Groll an ihn denken. Was wäre, wenn er dich nicht geheiratet hätte? Dann würdest du hier nicht so weich und warm sitzen, würdest hier nicht die Herrin sein. Verrenne dich nicht in ein Leid, das keines ist. Ich will dir erzählen, was richtiges Leid bedeutet und wie aufrecht die Menschen es getragen haben:
Nachdem Jobst durch deine Mutter so bitteres Herzeleid erfahren, war er gleichgültig geworden und nahm die Frau, die ihm seine Eltern aussuchten. Da sein ältester Bruder gefallen war, wurde er Uhlens Erbherr und dadurch zur Heirat verpflichtet. Die Frau war eine junge Gräfin – blutjung, kultiviert, verzogen und launenhaft, unberechenbar und kapriziös wie eine Primadonna. So ein rechtes Sprühteufelchen, reizend und gutherzig wie ein Kind, sofern man ihr den Willen tat. Stieß sie jedoch auf Widerstand, dann konnte sie toben wie eine kleine Wildkatze.
Nach einem Ehejahr wurde der kleine Erbherr geboren, und die Zeit bis zu seiner Geburt war arg genug für uns alle. Aber wir sahen dem unbeherrschten Geschöpf alles nach, weil es wirklich zu leiden hatte. Und als der kleine Erbe dann endlich geboren wurde – war es ein Krüppel, mit verkümmerten Beinchen.
Das kleine Kerlchen war ein liebes Kind, herzfroh wie ein Vögelein, daß es bald der Liebling aller wurde. Und sonderbarerweise hing die junge Mutter sehr an ihm, wie man es bei dieser flatterhaften, verspielten Frau nicht hätte vermuten dürfen.
Doch der Leidenskelch der schicksalsgeschlagenen Familie war noch immer nicht geleert. Sie mußte erleben, wie die junge Baronin auf Abwege geriet, wie es zur Scheidung kam – und wie sie den damals dreijährigen Jungen, der vom Gericht dem Vater zugesprochen worden war, heimlich fortholte und ihn und sich bei der halsbrecherischen Flucht mit dem Auto in den Tod fuhr.
Obgleich man sich sagen mußte, daß es für den kleinen Krüppel so am besten war, gab es viel Trauer um ihn, und in Uhlen verstummte das Lachen, das überhaupt schon eine Seltenheit geworden war.
Nach einem Jahr heiratete der junge Baron wieder. Diesmal hatte er das ganze Gegenteil erwählt: Ein Mädchen, wirtschaftlich erzogen und von robuster, blühender Gesundheit. Nach menschlichem Ermessen mußte man mit einem solchen Menschenkind