Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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Frau Fränzes und die Tante Walburgas, die ihr getreues Ebenbild ist.

      Nach eineinhalb Jahren wurde ein Töchterchen geboren, noch elender und hilfloser, als der kleine Knabe es gewesen war. Der konnte wenigstens die Glieder, außer den Beinchen bewegen. Doch dieses Würmchen ist vollständig hilflos, weil das Rückgrat nicht in Ordnung sein soll. Daß die junge Mutter gleich nach der Geburt starb, ging keinem nahe.

      Das kleine Geschöpf rief wieder unsagbaren Jammer hervor. Man stand vor einem Rätsel, wie eine so blühende, gesunde Frau so ein armseliges Kind gebären konnte. Also mußte die Schuld bei dem Vater zu suchen sein. Denn es kann schon vorkommen, daß ein verkrüppeltes Kind von erbgesunden Eltern zur Welt kommt – Aber zwei derartige Kinder von zwei verschiedenen Frauen?

      Dieser Gedanke nahm von Jobst immer mehr Besitz, so daß er sich fest entschloß, nicht noch einmal zu heiraten. Mochte das jahrhundertealte Geschlecht lieber aussterben, als solch kümmerliche Blüten treiben. Mochte Uhlen also an einen gesunden und intelligenten Erben kommen, damit ein neues, erbgesundes Geschlecht heranwüchse. So verfiel er wohl auf den Sohn seines Vetters Ragnitz. Aber daß er alle Hoffnungen, die Jobst auf ihn gesetzt hat, erfüllen wird, ist eigentlich ausgeschlossen. Und wenn er wirklich der Erbe Uhlens sein sollte, dann gnade uns allen Gott. Mit Schrecken denke ich an die Testamentseröffnung, die ein Jahr nach dem Tode Jobsts, also in sechs Monaten, stattfinden soll.«

      Nach dieser Erzählung war es minutenlang totenstill. Sölve lag regungslos. Nur die Augen schienen in diesem marmorweißen Antlitz zu leben.

      Dann warf sie sich plötzlich herum und weinte auf – heiß, leidenschaftlich, hemmungslos, als müßten diese Tränen alles hinwegspülen, was ihr das Leben so lange zur Qual gemacht hatte.

      *

      Du treues Vermächtnis, wie

      liebe ich dich,

      wie will ich dich hegen und pflegen.

      Und erbitte für dich

      und auch für mich

      dazu des Himmels Segen.

      Von dem Tage an machte die Genesung Sölves rapide Fortschritte. Es war, als hätten die heißen Tränen wirklich alles hinweggespült, was ihrer Gesundung bisher hemmend im Wege gestanden hatte. Nach einigen Wochen hatte sie sich schon so gut erholt, daß alle, die kamen, um sich von dem Wunder zu überzeugen, wie vor einem Rätsel standen.

      Und doch war das Rätsel so leicht zu lösen: Sölve wollte jetzt leben.

      Auch die beiden Ärzte, die sich mit der Kranken so große Mühe gegeben hatten, sahen die so wunderbar veränderte junge Frau mit fachmännischer Neugier an. Und als Frau Fröse erzählte, was diese Veränderung bewirkt habe, schüttelte Doktor Fels verblüfft den Kopf.

      »Gnädige Frau, Sie können mehr als ich!«

      In Kalmucken hatte die Veränderung Sölves gemischte Gefühle hervorgerufen. Der Hausherr freute sich ehrlich, Ricarda und Elwira jubelten, Walburga war es gleichgültig, die Zwillinge hatten Grund, eine Stunde lang darüber aufgeregt zu schwatzen – und Frau Fränze und ihr Wunderknabe hatten ihre eignen Gedanken.

      Sölve hatte, als sie von Heikes Existenz hörte, sofort zu ihr eilen wollen. Allein die Ärzte, sowie auch Frau Fröse, hielten es für ratsam, ihr das auszureden. Da mußte sie erst soweit gekräftigt sein, um der Erschütterung, die ihr der Anblick des kleinen Wesens bringen mußte, tapfer standhalten zu können.

      Es kam aber auch der Tag, an dem Sölve neben Frau Fröse im Auto saß und der Kinderklinik zufuhr, wo Heike seit länger als zwei Jahren weilte. Sölve war so erregt, daß Frau Marga wieder einmal tiefe Sorge empfand.

      »Sölve, wenn du dich so unerhört aufregst, dann lasse ich sofort wenden –«

      »Aber Tante Marga, du siehst wieder einmal Gespenster«, zwang sie sich zu einem Lachen. »Ich bin ja ganz ruhig –«

      Sie riß sich nun tapfer zusammen, während die Gedanken in ihrem Hirn wie flatternde Vögel kreisten. Sollte sie doch nun endlich das Kind sehen, das Vermächtnis des Gatten, das zu lieben sie verpflichtet war.

      Als sie vor dem Bettchen des Kindes stand, flog diesem ihr Herz sofort zu. Es war aber auch so ganz anders, als sie erwartet hatte. Aus einem durchsichtig zarten Gesichtlein schauten sie zwei tiefblaue Augen mit dem Ernst eines Erwachsenen an, der viel Leid erfahren hatte. Auf dem Köpfchen ringelten sich goldige Löcklein. Von einer geradezu überirdischen Schönheit war dieses engelgleiche kleine Geschöpf.

      »Heike –«, stammelte Sölve, erschüttert bis ins tiefste Herz. »Heike – du Süßes du –!«

      War es nicht, als wollte sich das Gesichtlein bei der zärtlichen Stimme zu einem Lächeln verziehn? Doch wohl nicht. Denn dieses Dinglein konnte ja nicht einmal lächeln, auch nicht die puppenkleinen Händchen bewegen. Es lag schon zwei Jahre regungslos da. Schon so lange, wie sein Leben währte.

      Sölve sah sich in dem Zimmer um, das vor Sauberkeit blitzte. Sah das Kind in seinem peinlich reinen Bettchen – und sah auch die Schwester, die gewiß die beste Kinderpflegerin der Klinik war.

      Sah aber auch deren kühle Augen.

      Da griff sie wie hilfesuchend nach der Hand Frau Fröses, die neben ihr stand und sie mit fast atemloser Spannung betrachtete.

      »Tante Marga –«, flehte Sölve. »Tante Marga, du bist doch ihr Vormund. Bitte, wir nehmen sie mit –!«

      Letzteres klang wie ein Schluchzen, und beruhigend streichelten die Hände der Frau über das heiße Gesicht des erregten Menschenkindes. Ein Aufatmen dehnte ihre Brust.

      Gott sei Dank, nun war es geschafft.

      »Ich habe es von dir nicht anders erwartet, mein liebes Kind –«, entgegnete sie tief bewegt und wandte sich dann dem leitenden Arzt der Anstalt zu, der soeben eintrat.

      »Herr Doktor, wir nehmen das Kind mit. Das hat die Mutter des Kindes soeben bestimmt. Und daß es mein Wunsch ist, das wissen Sie ja.«

      Sie machte ihn mit Sölve bekannt, die ihn erwartungsvoll ansah.

      »Wie Sie wollen, meine Damen. Aber ich weiß nicht, ob es im Sinne des Herrn Barons wäre, das Kind aus den gewohnten Verhältnissen zu reißen. Wenn Sie jedoch die Verantwortung übernehmen wollen –«, schloß er achselzuckend.

      »Die übernehmen wir –«, bemerkte Sölve kühl. »Das Kind kann doch hier nicht sein ganzes Leben verbringen.«

      »Das Leben wird nicht mehr lange währen –«, lächelte der Mann nachsichtig.

      »Gut, so mag das Kind in seinem Elternhaus dahingehen«, entschied sie fest, und Frau Marga sah sie wie gebannt an.

      War das ihre Sölve, ihre vor einigen Wochen noch so hilflose teilnahmslose Sölve, die hier sprach? Ein Glücksgefühl ohnegleichen erfüllte ihr Herz.

      *

      Du reitest noch auf hohem Roß,

      führst Habgier, Mißgunst,

      Streit in deinem Troß.

      Gib acht, das Schicksal reitet

      dir

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