Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt
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Vier Wochen streiften wir so umher, und ich muß zugeben, daß es wundervolle Wochen waren. Zur Farm zurückgekehrt, wollte ich dann zur Heimreise rüsten. Da erklärte sie mir in ihrer bestimmten, herrischen Art, daß sie mich zu heiraten wünsche.
Erst war ich verblüfft, dann lachte ich sie aus – und das hätte ich nicht tun dürfen. Es flammte gefährlich in ihren nachtschwarzen Augen auf; denn ich hatte sie aufs tödlichste beleidigt. Sie sprach weiter kein Wort, sondern handelte. Ehe ich so recht zur Besinnung kam, war ich ihr Gefangener. Durch ihren Sekretär ließ sie mir sagen, daß ich in dem Augenblick von der Haft frei sein, in dem ich mich bereit erklärte, ihr Gatte zu werden.
Dieser Sekretär war ein Deutscher und sah mir ähnlich. Wie ich später erfuhr, soll er, bevor ich kam, der Geliebte der Herrin gewesen sein. Er kam zu mir als guter Freund und machte mir allerlei Vorschläge betreffs der Flucht. Doch ich traute ihm nicht, etwas in mir mahnte zur Vorsicht.
Nun, so leicht ergab ich mich nicht, obgleich ich von vielen glühend beneidet wurde. Denn der Mann der wirklich schönen, unermeßlich reichen Carmen zu werden, galt für Hunderte Männer als Märchenglück.
Meine Gefangenschaft war gar nicht übel. Alle Wünsche wurden erfüllt, bevor sie noch richtig ausgesprochen waren. Auch wurde mir die Zeit nicht lang, da mich Carmen mehr besuchte, als mir lieb war. Nur, daß die Freiheit fehlte; denn ich wurde streng bewacht. Und zwar von Kreaturen, die der gestrengen Herrin teils aus Angst, teils aus Hörigkeit dienten.
Ich machte immer wieder der temperamentvollen Donna klar, daß ich verheirate sei und sie daher gar nicht ehelichen könnte. Das tat sie jedoch mit verächtlichem Lächeln ab. Sie würde schon Mittel und Wege finden, um mich von dieser Ehe zu befreien.
Vergeblich zermarterte ich mein Hirn, wie ich entfliehen könnte, aber das war für mich, der ich ja vollkommen landfremd war, ein Ding der Unmöglichkeit.
Da erhielt ich eines Tages auf abenteuerliche Art einen Brief. Er war auf geschickte Weise unter dem breiten Halsband des Hundes verborgen, der sich fest an mich angeschlossen hatte und mit kurzen Unterbrechungen meine Haft freiwillig teilte. Das kluge Tier kratzte und schüttelte sich so lange, bis der Zettel auf die Erde fiel. Er stammte von Pedro, einen intelligenten, bildschönen Burschen, der als treuer Diener meines Onkels seine Ergebenheit nun auf mich übertrug. Er beschwor mich, der Herrin den leidenschaftlichen Liebhaber vorzumimen, sonst fürchte er für mein Leben. Sie habe ihren abgebauten Liebsten mit einer fürstlichen Abfindung nach Deutschland zurückgeschickt, ein Zeichen, daß sie sich immer mehr in Liebe zu mir verrenne. Und daß sie dann jedes Hindernis rücksichtslos beseitigen würde, das wisse er aus Erfahrung. Ich solle nur seinem Rat folgen, dann könne alles gut werden.
In dem Sinne war das Schreiben in zwar schlechtem, aber verständlichem Deutsch abgefaßt. Es blieb mir nun keine andere Wahl, als dem Rat Pedros zu folgen und mich scheinbar zu ergeben. Das fiel mir auch gar nicht schwer, denn diese dämonisch schöne Frau konnte einem Mann schon die Sinne verwirren. Ich muß wohl meine Rolle glänzend gespielt haben, denn ihr anfängliches Mißtrauen schlief langsam ein. In ihrer Selbstherrlichkeit nahm sie auch gar nicht an, daß es auf dem Erdenrund einen Mann gäbe, der ihren Reizen widerstehen könnte.
Obgleich ich von allen Ecken und Enden bespitzelt wurde, gelang es Pedro immer wieder, mir auf raffinierteste Art Nachricht zukommen zu lassen – und so kam es eines Nachts zur Flucht. Pedro, seine Frau, einige ergebene Leute, die Abenteuer geradezu suchten und nicht Tod noch Teufel fürchteten, und ich machten uns bei günstiger Gelegenheit auf und davon.
Nun wäre diese Flucht glänzend gelungen, wenn sich uns nicht ein Hindernis in den Weg gestellt hätte, mit der selbst der schlaue Pedro nicht rechnete. Denn der um meinetwillen fortgeschickte Liebhaber Carmens, den glühende Rachsucht erfüllte, hatte sich nur scheinbar zur nächsten Hafenstadt begeben. Er war jedoch, als er sich vor Spähern sicher fühlte, wieder zurückgekehrt, umlauerte die Farm, um bei passender Gelegenheit seinen glühend gehaßten und beneideten Nebenbuhler heimlich zu erledigen.
Diesem Spürhund fiel ich dann auch tatsächlich in die Hände. Wir waren erst eine kurze Strecke von der Farm entfernt, als ich rücklings niedergeschlagen wurde und vom Pferd sank.
Mehr weiß ich nicht. Wußte überhaupt lange Monate hindurch nichts mehr von mir.
Als ich dann nach schwerer Krankheit und noch längerem halbbewußtlosen Dahindämmern endlich zu voller Klarheit erwachte, befand ich mich in einer kleinen Hütte, von Pedro und seiner Frau aufs aufopfernde betreut. Da erfuhr ich folgendes:
Nachdem mich mein vor Eifersucht blindwütiger Landsmann niedergeschlagen hatte, mußte er diese unselige Tat mit seinem Leben büßen. Einer meiner Begleiter versetzte ihm einen schweren Schlag, der sein Gesicht zerschmetterte und diese traurige Tatsache nutzte der schlaue Pedro zu meinen Gunsten aus. Er zog dem Toten meine Kleider an, tat Uhr und Brieftasche dazu, steckte ihm meine Ringe an die Finger, und da der Unglückliche meine Statur besaß, sogar die Farbe meines Haares, so konnte er ohne weiteres für meine Person angesehen werden, zumal ja das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen war.
Und so war es auch. Carmen, die sich an der Verfolgung beteiligte, zweifelte keinen Augenblick daran, mich in dem Toten vor sich zu sehen. Sie meldete den Mord der Behörde, die dann alles Weitere veranlaßte. Daß der Tote ihr ehemaliger Liebhaber sein könnte, darauf kam sie nicht, da sie ihn längst auf der Fahrt nach Deutschland glaubte.
Mich jedoch, der ich durch die gefährliche Kopfwunde natürlich besinnungslos war, brachten meine Getreuen an einen versteckten Ort, der selbst ortskundigen Leuten unbekannt war, schlugen dort eine kleine Hütte auf, tarnten sie meisterhaft und pflegten mich unter größter Mühsal gesund. Es muß jedesmal ein gefährliches Spiel mit dem Leben gewesen sein, wenn sich mein treuer Pedro aufmachte, um Lebensmittel und Medikamente aus dem nächsten Ort zu holen, der immerhin eine Tagesreise entfernt lag.
Es würde zu weit führen, wollte ich jede Einzelheit genau schildern. Kurz und gut: Ich genas zur hellen Freude meiner Betreuer, die ja nur aus Pedro und seiner Frau bestanden, da die andern sich verkrümelt hatten. Als ich mich kräftig genug fühlte, begann der beschwerliche und gefahrvolle Weg zum nächsten Ort und von da aus zur nächsten Hafenstadt. Dort schiffte ich mich ein und gelangte ohne Hindernisse hierher. – Das ist alles.«
Mit immer größerem Entsetzen war Sölve seinem Bericht gefolgt. Nun saß sie da, blaß bis in die Lippen.
»Mein Gott – Jobst!« stieß sie endlich hervor. »Wie schrecklich ist das alles! Wie Furchtbares hast du hinter dir – und wir haben dich hier als tot beweint, weil ja die Todeserklärung von maßgebender Seite kam. Das heißt, ich und – mein Herz – ich habe nie daran glauben können –«, schloß sie leise.
»Ja, Sölve, recht war es nicht, was Pedro getan hatte.«
»Das meine ich nicht«, warf sie heftig ein. »Deinem Pedro bin ich von Herzen dankbar. Was ist aus ihm und seiner Frau geworden?«
»Die sind nach ihrem Heimatort in Argentinien zurückgekehrt, wo sie ein behaglicheres Leben führen können. Mein Onkel hat in seinem Testament Pedro ganz nett bedacht, und ich habe ein übriges dazugetan.«
»Hattest du denn Geld?«
»Natürlich. Das hatte Pedro bis auf einen ganz kleinen Rest meiner Brieftasche entnommen, bevor er sie zu dem Toten steckte. Die Hauptsumme hatte ich mit Carmens Hilfe über das Konsulat hierhergehen lassen. Hast du es nicht erhalten?«
»Ja, es