Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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Kinder der Reihe nach an: »Eins – zwei – drei vier –«, zählte er dumpf. »Vier von sieben. Ihr kennt doch wohl den Vers:

      Es ist eine alte Geschichte,

      und ist doch ewig neu.

      Und wem sie just passieret,

      dem bricht das Herz entzwei –?

      So eine alte neue Geschichte will ich euch jetzt erzählen –«

      Und zwischen zusammengebissenen Zähnen stieß er sein gestriges Erlebnis hervor.

      »Ja, so war es«, sprach er dann mit unendlich müder Stimme weiter. »Und als ich heute zum Garzer ging, um ihn windelweich zu prügeln, sank meine Faust herab, als ich sein verständnisloses Gesicht sah. Was ich denn von ihm wolle? Er könnte doch wirklich nichts dafür, daß Burga die Nerven verloren hätte. Als er hörte, daß ihr unerlaubter Verkehr nicht ohne Folgen geblieben sei, habe er Burga anheimgestellt, die Sache mit ihren Eltern zu regeln, wonach er sie heiraten würde. Mehr könne man nicht von ihm verlangen, zumal Burga ihm nachgelaufen sei und keine Ruhe gab. Schon in Kalmucken wäre sie zu ihm ins Zimmer gekommen. Bis hierher sei er verfolgt worden…

      Das alles sagte er mir in seiner freimütigen Art – und was sollte ich darauf antworten? Die Sache würde normal verlaufen sein, hätte Burga bei ihrer Mutter Verständnis gefunden – nicht Drohung und Ohrfeigen. Diese Ehe wäre nicht schlechter geworden als viele andere. Und nun – nun ist alles aus –«

      Er barg sein vergrämtes Antlitz in den Händen.

      Laut schluchzend umringten ihn seine Kinder, und auch Frau Fröse, Fräulein Gluck, Sölve und Jührich liefen die Tränen übers Gesicht.

      Der Vater weinte bitterlich um sein verirrtes Kind. Ricarda sank vor ihm in die Knie und umfaßte ihn mit beiden Armen. Ihr Körper zitterte und bebte vor Schluchzen.

      »Warum müssen die andern sterben die Gundel – der Roderich – und nun auch die Burga –?« klagte sie jammervoll. »Und ich bin doch auch so müde – ich möchte auch so gerne sterben.«

      Das riß den Vater endlich aus seiner Verzweiflung. Er umfaßte sein Kind in heißer Herzensangst.

      »Wir beide reisen irgendwohin, mein Kind. Wir beide ganz allein. Hörst du?«

      So geschah es auch. Sie fuhren nach Berlin, um sich im Trubel der Großstadt abzulenken.

      Nach zwei Wochen trafen sie wieder ein. Genauso müde und zerquält, wie sie gegangen waren. Der Vater lieferte sein Kind in Uhlen ab und kehrte nach Hause zurück.

      Am nächsten Tage kam er wieder, um seine Kinder zu holen.

      »Jammert nicht, das hat keinen Zweck«, sagte er energisch, als ein großes Wehklagen begann. »Ich halte es zu Hause ohne euch nicht aus. Das ist ja, als ob ich gezwungen wäre, in einer Totengruft zu kampieren. Ich muß jetzt zur Stadt. In einer Stunde hole ich euch.«

      Diesem Befehl wagten sie sich nicht zu widersetzen. Bedrückt zogen sie von dannen, um ihre Habseligkeiten zusam menzusuchen.

      Alles das lag vereint in dem Blick, den sie zu dem Mann hinübersandte. Ein stummes qualvolles Abschiednehmen! Den Kopf tief gesenkt, die Schultern vornübergebeugt, als trüge sie eine Last, die ihr viel zu schwer war, ging sie mit schleppenden Schritten davon. Es war ein Jammer, was die Zeit voll Herzweh aus diesem Sprühteufelchen gemacht hatte. Unter den Zurückbleibenden herrschte eine fast atemlose Stille. Die Augen der beiden Frauen hingen an dem Mann, der mit einem Entschluß zu kämpfen schien und sich dann erhob.

      Und nun war es sein Blick, der mit schmerzlichem Abschiednehmen auf Sölve ruhte. Dann ging er rasch davon, als könnte er seinen Entschluß bereuen.

      »Es ist Zeit, daß die arme Rosenrot nun endlich aus ihrer Qual erlöst wird«, sagte Frau Fröse leise. »Gebe Gott dem Mann die Kraft, sie so glücklich zu machen, wie sie es verdient –«

      *

      Frau Norne,

      rühre die Spindel geschwind,

      tu frischen Flachs auf den Rocken.

      Was du dann spinnst,

      soll ein Hochzeitskleid sein,

      für ein Kind so rein wie

      Schnee auf dem Firn,

      drück du ihm voll Liebe den

      Kranz auf die Stirn,

      auf die dunklen, seidigen Locken.

      Ricarda suchte ihr Zimmer auf, wo sie sich in den Lehnstuhl am Fenster setzte und müde in den Park hinunterstarrte. Eigentlich hätte sie jetzt weinen müssen, heiß und heftig, wie sie schon so oft an diesem Platz getan. Aber auch diese Erleichterung war ihr heute versagt. Sie hatte keine Tränen mehr.

      Aufstöhnend barg sie das Antlitz in den Händen und überhörte so das Klopfen an der Tür. Erst als sie sich angerufen hörte, schrak sie auf und sah entsetzt auf den Mann, der vor ihr stand. Sie hatte keinen Tropfen Blut in dem zuckenden Gesicht, als sie nun aufsprang und die bebenden Finger in die Lehne des Sessels krallte. So stand sie Jörn von Jührich gegenüber, der langsam die Arme nach ihr hob.

      »Komm –«, sagte er leise und erschüttert. Doch sie rührte sich nicht. Sah ihn mit feindseligen Blicken an.

      »Willst du nicht mehr, mein kleines Mädchen?« fragte er mit der zärtlichen Stimme, die ihr Herz von Anfang an gefangen hatte.

      »Nein –«, entgegnete sie trotzig. »Gehen Sie doch zu Sölve, die Sie so sehr lieben.«

      »Sie will mich nicht, kleine Rosen-rot –.«

      »So – und da bin ich als Lückenbüßerin gerade gut genug –?«

      »Nein, dazu wärest du mir zu schade«, erwiderte er tiefernst. »Du bist mir lieb und wert. Und wenn ich nicht die Kraft in mir fühlte, dich glücklich zu machen, stünde ich nicht hier. Und es wird an dir liegen, ob sich mein Herz restlos von der andern löst, daß es dir allein gehört. Wenn dir das gelingt, dann sollst du ein Leben haben, wie kaum eine Frau im weiten Erdenrund. Wenn nicht – ja, dann werden wir wohl beide unglücklich…«

      Da flüchtete sie in seine Arme und legte ihren Kopf an seine Schulter wie ein müdegeweintes Kind.

      Als sie unten ankamen, sah ihm Sölve bang entgegen. Da beugte er sich tief über ihre Hand. – »Nicht so traurige Augen haben, Frau Sölve«, sagte er gütig. »Ich weiß, daß nun alles gut werden kann.«

      Sie atmete befreit auf.

      Als der Vater kam, um seine Kinder zu holen, stand er einer Tatsache gegenüber, mit der er nicht mehr gerechnet hatte. Aber zufrieden war er, im tiefsten Herzen zufrieden. Er nahm die Hand des Mannes mit warmem Druck. Bei dem wußte er sein Kind gut aufgehoben.

      Voll Kummer dachte er an Walburga, die jetzt ebenso glücklich sein könnte wie Ricarda, wenn die Mutter mehr Verständnis für ihr Kind gehabt hätte. Der Gedanke ließ ihn zu keinem wahren Frieden kommen – noch lange, lange nicht.

      Was war mit den Zwillingen los?

      »Was

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