Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 5 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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und verschlossen, wie sie früher redselig und offenherzig gewesen war.

      *

      Wer bist du, Kind?

      Ich kenne dich nicht

      mit Locken so golden wie

      Sonnenlicht,

      mit Augen so blau,

      wie des Meeres Well’,

      mit Gliedern

      so schlank wie die scheue Gazell’.

      Der Herbststurm durchbrauste wieder einmal das Land und hatte strömenden, peitschenden Regen im Gefolge. Es war die Zeit, wo man am knisternden Kamin dem tosenden Lied mit Behagen lauschte, wo man die schöne Heimat

      an Wald und See lieber und lieber gewann.

      Sölve saß im Zimmer des Gatten, tief in den weichen Sessel geschmiegt.

      Frau Fröse hatte sich schon zur Ruhe begeben, und so war Sölve allein. Den Kopf in die aufgestützte Rechte gelegt, sann sie vor sich hin und lauschte dem Sturmgesang da draußen.

      Traurig waren ihre Gedanken, die hinter der weißen Stirn hasteten und bohrten – sehr, sehr traurig.

      Jetzt war sie allein, konnte die Maske fallen lassen, die sie stets im Beisein der Menschen trug. Wenn sie auch liebe Menschen um sich hatte, was bedeutete das alles, wenn der Eine fehlte – der Einzige, von dem ihr Herz bis zum Rande erfüllt war? Sie war einsam.

      Wer Sölve nicht näher kannte, der glaubte sie frei von Trauer um den toten Gatten, was ja auch ganz natürlich erschien. Sie hatte ihn nur kurz gekannt, war seine Frau im wahren Sinne ja nie gewesen. Aber wer sie liebte, wie Frau Marga, der wußte, wie es in ihr aussah.

      So phantastisch Sölves Hoffen und Sehnen auch war, wie sehr sich der Verstand auch dagegen sträubte, ihr Herz glaubte nicht an Jobsts Tod. Es wartete und wartete.

      Ungemein traulich war es in dem Gemach. Das gedämpfte Licht der Ständerlampe durchflutete es mit warmem Leuchten. Mollig warm war es, anheimelnd und traut.

      Das Empfinden hatte auch der Mann, der nun schon minutenlang dastand und auf die regungslose Gestalt im Sessel schaute.

      Wer war dieses wundervolle Geschöpf? Dieses Haar, hell und goldig, wie aus Sonnenstrahlen gewoben, klar und glitzernd wie köstlicher Bernstein im Meeresgrund – hatte er ähnliches überhaupt je gesehen? Klein und schmal die Hand, in die der Kopf gestützt war, mit rosig verlaufenden Fingerspitzen, die Gestalt gazellenhaft weich und biegsam, hochbeinig, mit zierlichen Fesseln – alles so rassig, so ungemein vornehm. Was wollte dieses Menschenkind in seinem Zimmer war Uhlen etwa verkauft –?

      Das gab einen Stich ins Herz, bei dem er aufstöhnen mußte. Da hob Sölve den Kopf, sprang auf –.

      »Elga –!« stammelte der Mann überwältigt, der in diesem Augenblick vergessen hatte, daß die einst so schmerzlich Geliebte ja längst tot war. Wie gebannt sah er in die großen Augen hinein, in denen zuerst helles Entsetzen stand, das dann langsam einem Glücksleuchten Platz machte.

      »Jobst–!« jubelte es dann durch das Gemach. »Jobst – du lebst – mein Herz hat mich nicht – betrogen!«

      Lachend und weinend zugleich hing sie an dem Manne, der stocksteif dastand und sich streicheln und küssen ließ. Er konnte das alles nicht fassen. Das konnte doch unmöglich Sölve sein, die armselige, reizlose Sölve.

      »Nun seht einer bloß diesen Mann an! Läßt sich küssen wie ein gutgelaunter Pascha von seiner Lieblingsfrau.«

      »Du bist – Sölve?« rang es sich da endlich von seinen Lippen.

      »Na, wer denn sonst –!« lachte sie hellauf. »Aber nun gib erst mal deinen Hut her, der trieft ja vor Nässe. Bist du etwa durch den strömenden Regen gekommen?«

      Er strich sich mit hastiger Bewegung über Augen und Stirn.

      »Ja, das bin ich –«, antwortete er, noch immer abwesend mit seinen Gedanken. »Es war schön, dieses Nachhausekommen durch Regen und Sturm. Und daß ich dich hier vorfinden würde – Sölve, das habe ich nicht erwartet.«

      »Das scheint dir gar leid zu tun? Ich will dich nun nicht mit Fragen aufhalten, du mußt zuerst aus den triefenden Kleidern. Du findest alles vor, wie du es verlassen hast.«

      »Ja, du hast recht –«, raffte er sich nun gewaltsam auf. »Aber dann mußt du mir erzählen, wie du dich so wundersam verändern konntest.«

      »Aber mit dem größten Vergnügen«, lachte sie glücklich. »Weiß jemand, daß du hier bist?«

      »Nein, nur der Nachtwächter, dem ich Schweigen gebot!«

      »Das wird ja dann morgen ein Jubel ohnegleichen sein. Aber nun geh, damit du ein Bad nimmst und in trockene Kleider kommst. Soll ich Michael wecken, damit er dir behilflich ist?«

      »Nein, laß –«, wehrte er ab. »Ich finde mich allein zurecht.«

      Während er das nebenanliegende Schlafzimmer aufsuchte, huschte Sölve in das großmächtige Reich der Mamsell. Wie gut, daß sie da oft hineingeschaut hatte. Nun fand sie sich gut zurecht und konnte dem Heimgekehrten ein Mahl bereiten. In stillen, weihevollen Stunden hatte ihr Tante Marga seine Gewohnheiten verraten müssen. Bis ins kleinste waren sie ihr bekannt.

      Hurtig huschte sie umher. Hatte jetzt keine Zeit, sich über die Heimkehr des Totgeglaubten Gedanken zu machen. Nur ihr Herz war selig.

      Als der müde, hungrige Heimkehrer wieder sein Zimmer betrat, gebadet, erfrischt, da fand er ein reichhaltiges Mahl. Auf dem Tischchen nebenan brodelte die Kaffeemaschine. Konfekt stand darauf. Obst, Zigaretten – ganz so, wie er es liebte.

      Und im Sessel saß Sölve, die so wunderbar veränderte Sölve – und lachte ihm entgegen!

      »Sag mal, Kind, wie hast du das alles nur so schnell zuwege gebracht?« fragte er überwältigt.

      »Das war keine Hexerei«, lachte sie fröhlich. »Du hast zu deiner Toilette Zeit genug gebraucht. Aber nun stecke die Beine unter deinen Tisch!« gebot sie übermütig, und er konnte den Blick nicht wenden von ihr, die er längst tot geglaubt hatte.

      Während er aß, tat sie keine Frage, bediente ihn aufmerksam, füllte immer wieder das Glas mit dem Wein, vom dem sie wußte, daß er ihn gern trank. Doch als sie die Speisereste ins Nebenzimmer getragen, ihn mit Kaffee und Zigaretten versorgt und sich selbst eine in Brand gesteckt hatte, da fragte sie leise, wie er zu der Narbe gekommen sei.

      »Ja, Kind, das ist nicht mit einigen Worten gesagt«, entgegnete er, sich in seinem Sessel bequem zurücklegend. »Dazu muß ich vorgreifen, um dir alles verständlich zu machen.

      Nach mehr als sechswöchiger Reise erreichte ich ohne nennenswerte Schwierigkeiten die Farm. Wie mir der Rechtsvertreter geschrieben hatte, war bereits ein Käufer für den Riesenbesitz vorhanden. In diesem Fall eine Käuferin, ein Mischblut, die fast alle Farmen ringsum aufgekauft hatte und wie eine Königin in ihrem Reich herrschte. Wir wurden bald handelseinig, wobei ich glänzend abschnitt, wie mir der Rechtsberater verriet. Obgleich es mich förmlich nach Hause zog, entschloß ich mich, noch einige Wochen zu bleiben und in ortskundiger

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