Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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verrichteten ihre Lagerarbeit, rauchten und unterhielten sich eine Weile und wickelten sich dann in ihre Schlafsäcke und schliefen, während das Nordlicht über ihren Häuptern flammte und die Sterne in der starken Kälte funkelten und flimmerten. Ihre Kost war einförmig: aus Sauerteig bereitetes Brot, Speck, Bohnen und gelegentlich ein Teller Reis, mit einer Handvoll gedörrter Pflaumen zusammengekocht. Frisches Fleisch war nicht aufzutreiben. Es herrschte ein ungewöhnlicher Mangel an Wild. Ab und zu fanden sie die Fährte eines Schneehasen oder Hermelins, aber im großen und ganzen schien das Land ausgestorben. Das war ihnen nichts Neues, denn sie hatten es schon oft erlebt, daß sie in einer Gegend, wo es das eine Jahr von Wild wimmelte, ein oder zwei Jahre später nicht ein Stück mehr antrafen.

      Sie fanden zwar Gold an den Barren, aber es war nicht der Mühe wert. Als Elijah sich einmal fünfzig Meilen vom Lager auf der Fuchsjagd befand, hatte er Kies vom Grunde eines großen Baches ausgewaschen und gute Farben gefunden. Sie schirrten die Hunde an und fuhren mit leichter Ausrüstung hin. Hier – und vielleicht zum erstenmal in der Geschichte des Yukons – warfen sie mit Hilfe von Feuer einen Schacht aus. Es geschah auf Daylights Veranlassung. Nachdem sie Moos und Gras entfernt hatten, entzündeten sie ein Feuer aus trockenen Tannenzweigen. Nach sechs Stunden war der Boden acht Zoll tief aufgetaut. Sie trieben ihre Hacken hinein, schaufelten ein Loch und zündeten ein neues Feuer an. Angespornt von dem Erfolg ihres Experimentes arbeiteten sie von früh bis spät. Nach sechs Fuß gefrorener Erde erreichten sie eine Kiesschicht, die ebenfalls gefroren war. Hier ging die Arbeit langsamer vonstatten. Aber sie lernten bald, ihr Feuer besser zu handhaben und fünf bis sechs Zoll auf einmal aufzutauen. Es gab Goldstaub in dem Kies, und nach weiteren zwei Fuß stießen sie wieder auf Erde. In siebzehn Fuß Tiefe kam wieder eine dünne Schicht Kies, der groben Goldstaub enthielt, und die Probepfannen ergaben eine Ausbeute von je sechs bis acht Dollar. Leider war diese Schicht nur einen Zoll dick. Darunter war wieder Erde, vermischt mit alten Baumstämmen und versteinerten Knochen längst verschwundener Ungeheuer. Aber sie hatten Gold gefunden – richtiges Gold. Und was war natürlicher als anzunehmen, daß der große Fund auf der abschließenden Felsunterlage gemacht werden würde? Sie beschlossen, in zwei Schichten zu arbeiten, und waren Tag und Nacht an zwei Stellen tätig, während der Rauch ihrer Feuer zum Himmel stieg.

      Als zu dieser Zeit die Bohnen knapp wurden, fuhr Elijah nach dem Hauptlager zurück, um mehr Proviant zu holen. Elijah war selbst ein erprobter alter Schlittenführer. Es waren rund hundert Meilen, aber er versprach, am dritten Tage zurückzukommen, indem er einen Tag für die Hinfahrt und zwei für den Rückweg mit dem beladenen Schlitten berechnete. Statt dessen kam er schon am Abend des zweiten Tages. Die andern hatten sich gerade schlafen gelegt, als sie ihn kommen hörten.

      »Was ist los, zum Teufel?« fragt Henry Finn, als der leere Schlitten in den Lichtschein fuhr und er bemerkte, daß Elijahs langes ernstes Gesicht noch länger und ernster als gewöhnlich war.

      Joe Hines warf Holz auf das Feuer, und die drei in ihre Schlafsäcke gehüllten Männer krochen dicht an das Feuer heran. Elijahs bärtiges Gesicht war bis zu den Augenbrauen mit einer Eisschicht bedeckt, so daß er der Karikatur eines Weihnachtsmannes glich.

      »Ihr wißt die große Tanne, direkt am Flusse, die die eine Ecke des Brettes mit unsern Vorräten trägt?« begann er.

      Das Unglück war schnell erzählt. Der scheinbar starke Baum war von irgendeiner versteckten Krankheit angegriffen gewesen, hatte die Last der Vorräte und des Schnees nicht ertragen, hatte das so lange bewahrte Gleichgewicht verloren und war zu Boden gestürzt. Die Vorräte waren fort. Die Vielfraße hatten alles, was sie nicht gefressen hatten, verdorben. »Sie haben allen Speck, Pflaumen, Zucker und Hundefutter gefressen«, berichtete Elijah. »Und dann haben die verdammten Biester Löcher in die Säcke gefressen und Mehl, Bohnen und Reis von Dan bis Beerseba verstreut. Ich hab' leere Mehlsäcke gefunden, die sie eine Viertelmeile verschleppt hatten.«

      Eine Weile sprach keiner ein Wort. Es war eine Katastrophe, mitten in einem arktischen Winter und einem vom Wilde verlassenen Lande den Proviant zu verlieren. Das Entsetzen lähmte sie nicht, aber sie mußten der Situation ins Auge sehen und einen Ausweg finden. Joe Hines fand zuerst die Sprache wieder. »Wir können Reis und Bohnen aus dem Schnee auswaschen, wenn es auch nicht mehr als acht bis zehn Pfund geben wird.«

      »Und einer muß mit einem Gespann bis nach Sixty Mile hinunter«, sagte Daylight.

      »Ich fahre«, sagte Finn.

      Sie grübelten eine Weile.

      »Aber wie sollen wir das andere Gespann und drei Mann ernähren, bis er zurückkommt?« fragte Hines.

      »Es gibt nur eine Möglichkeit«, meinte Elijah. »Du mußt das andere Gespann nehmen, Joe, und den Stewart hinauffahren, bis du die Indianer findest. Dann kommst du mit Fleisch zurück. Du mußt lange wieder da sein, ehe Henry von Sixty Mile zurück ist, und in eurer Abwesenheit brauchen wir nur Essen für Daylight und mich. Wir müssen uns eben mit kleinen Rationen begnügen.«

      »Und morgen früh fahren wir alle zum Depot und waschen den Schnee aus, um zu sehen, was wir haben.« Mit diesen Worten legte Daylight sich hin und wickelte sich in seinen Schlafsack. »Jetzt wollen wir schlafen, damit wir morgen zeitig wegkommen«, fügte er hinzu. »Zwei von euch können die Hunde mitnehmen. Elijah und ich werden einen Abstecher machen, um zu sehen, ob wir einen Elch erwischen.«

      Achtes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Es wurde keine Zeit verloren. Mit den Hunden, die schon auf kleine Rationen gesetzt waren, gebrauchten Hines und Finn zwei Tage, um das Depot zu erreichen. Am Abend des dritten Tages traf Elijah ein, aber er hatte keinen Elch gesehen, und in der Nacht kam Daylight und berichtete dasselbe. Gleich nach ihrer Ankunft machten sich die Männer daran, den Schnee in der Umgebung des Depots gründlich auszuwaschen. Es war eine tüchtige Arbeit, denn sie fanden verstreute Bohnen bis hundert Schritt vom Depot entfernt. Noch ein Tag verging damit, aber das Ergebnis war kläglich, und die vier Männer verteilten redlich die wenigen Pfund Proviant unter sich, die sie dabei gewonnen hatten.

      Den Löwenanteil erhielten Daylight und Elijah. Die Männer, die mit den Hunden den Stewart hinauf und hinabfuhren, würden eher Proviant erhalten. Die beiden Zurückbleibenden aber mußten ausharren, bis die andern zurückkehrten. Überdies konnten im Notfall die Hunde, die bei der geringen täglichen Ration nur langsam vorwärtskamen, gegessen werden. Die Zurückbleibenden aber hatten keine Hunde. Aus diesem Grunde übernahmen Daylight und Elijah den gefährlicheren Posten. Die Tage vergingen; ganz unmerklich glitt der Winter in den nordischen Frühling hinüber, der wie ein Blitz aus heiterem Himmel kommt. Es war der Frühling des Jahres 1896. Jeden Morgen erhob sich die Sonne weiter östlich, blieb länger am Himmel und sank weiter im Westen. Der März ging zu Ende, der April begann, und Daylight und Elijah, mager und hungrig, begannen sich Gedanken zu machen, was ihren Kameraden zugestoßen sein mochte. Selbst wenn sie jede erdenkliche Verspätung in Betracht zogen und noch ein paar Tage hinzurechneten, hätten sie längst zurück sein müssen. Ohne Zweifel war ihnen etwas zugestoßen. Vorsichtshalber waren sie beide in verschiedenen Richtungen ausgeschickt. Sollte ihnen nun beiden etwas zugestoßen sein? Das wäre der letzte Schlag gewesen.

      Inzwischen schlugen Daylight und Elijah, die die Hoffnung nicht aufgaben, sich kümmerlich durch. Das Tauwetter hatte noch nicht begonnen, so daß sie den Schnee in der Umgebung des zerstörten Depots aufsammeln und in Töpfen, Eimern und Goldpfannen schmelzen konnten. Wenn das Wasser dann abgestanden war, zeigte sich auf dem Boden der Gefäße eine dünne, schleimige Lage. Es war das Mehl, die verschwindende Spur dessen, was über Tausende von Kubikmetern Schnee verstreut war. In dieser schleimigen Masse fanden sie zuweilen auch ein aufgeweichtes Teeblatt oder ein bißchen Kaffeegrus, mit Erdteilchen und Schmutz vermischt.

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