Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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Selbst sein eiserner Körper mußte diesmal daran glauben. Jeder Muskel sehnte sich nach Schlaf und Ruhe und schrak zurück vor weiterer Anstrengung und dem Gedanken an eine neue Reise. Und der Protest seines Körpers wallte aufrührerisch zum Gehirn empor. Aber tiefer saß, verächtlich und herausfordernd, das Leben selbst, die Triebfeder von allem, und flüsterte Daylight zu, daß alle seine Kameraden dabeiständen und zusähen, und daß jetzt der Zeitpunkt gekommen wäre, daß er Tat auf Tat häufen, seine ganze Kraft zeigen müßte. Es war nur das Leben, das seine alten Lügen flüsterte. Und verbündet mit ihm der Whisky mit all seinem tollen Übermut und seiner Prahlerei.

      »Ihr meint vielleicht, daß ich das Trinken nicht mehr gewohnt bin?« fragte Daylight. »Ich hab' nicht ein Glas getrunken, nicht einen Tanz getanzt, nicht eine Seele gesehen in den zwei Monaten, was? Geht ihr nur zu Bett. Ich wecke euch schon um fünf.«

      Und die ganze Nacht tanzte er auf Strümpfen, und als er um fünf Uhr an die Tür seiner neuen Kameraden donnerte, konnten sie ihn das Lied singen hören, dem er seinen Namen verdankte:

      »Das Himmelslicht brennt, ihr Glücksritter vom Stewart-River! Das Himmelslicht brennt! Burning Daylight! Burning Daylight!«

      Siebentes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Diesmal ging die Reise leichter. Der Weg war besser gebahnt, sie hatten keine Post zu fahren und mehr Zeit. Die Tagesreisen waren kürzer und der Arbeitstag auch. Auf seiner Postfahrt hatte Daylight die Indianer zuschanden gefahren, aber seine jetzigen Kameraden wußten, daß sie sich nicht überanstrengen durften, weil es noch genug zu tun gab, wenn sie am Stewart angekommen waren, und reisten daher langsam. Während die Reise aber seine Kameraden ermüdete, erholte Daylight sich und ruhte sich aus. In Forty Mile blieben sie der Hunde wegen zwei Tage, und in Sixty Mile ließen sie Daylights Gespann beim Kaufmann zurück. Im Gegensatz zu ihrem Herrn waren die Hunde durch die wahnsinnige Fahrt von Selkirk nach Circle City furchtbar mitgenommen und hatten auf der Rückreise keine frischen Kräfte sammeln können. So fuhren die vier Männer von Sixty Mile mit einem frischen Gespann vor Daylights Schlitten weiter.

      In der folgenden Nacht lagerten sie auf der Inselgruppe in der Mündung des Stewart. Daylight redete von Baugründen, und obgleich die andern ihn auslachten, steckte er dennoch dies ganze Labyrinth hoher bewaldeter Inseln ab.

      »Wenn nun der große Goldfund gerade hier am Stewart gemacht wird«, schloß er. »Vielleicht seid ihr mit dabei, Jungens, vielleicht auch nicht. Aber ich will jedenfalls mit dabei sein. Überlegt es euch lieber und macht es wie ich.«

      Aber sie wollten nicht hören.

      »Du bist gerade so verrückt wie Harper und Joe Ladue«, sagte Joe Hines. »Die machen das immer so. Du kennst doch die große Ebene unten am Klondike, bei der Moosehidequelle? Schön. Der Registrator von Forty Mile hat mir erzählt, daß sie sie vor kaum einem Monat abgesteckt haben – die Harper-und Ladueschen Grundstücke. Ha! Ha! Ha!«

      Elijah und Finn fielen in sein Lachen ein. Aber Daylight blieb ernst.

      »Da habt ihr's!« rief er. »Da ist die Chance! Sie liegt in der Luft, sag' ich euch! Wozu sollten sie die große Ebene abstecken, wenn sie nicht selbst daran glaubten? Ich wollte, ich hätte es getan.«

      Das Bedauern in seiner Stimme erregte wieder schallendes Gelächter.

      »Lacht nur, Jungens! Lacht nur! Ihr meint, die einzige Art, sein Glück zu machen, sei Gold zu graben. Aber das sag' ich euch, wenn der große Fund kommt, dann habt ihr verflucht wenig von eurer Buddelei. Ihr lacht, wenn man Quecksilber in die Büchsen tut, und meint, daß Gott in seiner Allmacht den Goldstaub nur geschaffen habe, um Verrückte und Chechaquos zu narren. Ihr nehmt nur den gröbsten Goldstaub mit, und die Hälfte laßt ihr im Schutt stecken, den ihr wegschmeißt.

      Aber den Hauptgewinn ziehen die Männer, die den Boden abstecken, die Handelskompanien organisieren und Banken gründen –«

      Hier unterbrach ihn wieder schallendes Gelächter. Banken in Alaska! Der Gedanke war zum Schreien.

      »Ja, und dann fehlt nur noch die Börse –«

      Wieder wanden sie sich vor Lachen. Joe Hines wälzte sich in seinem Schlafsack und hielt sich die Seiten.

      »Und hinterher werden die großen Minengauner kommen und die Landstrecken aufkaufen, wo ihr wie die Hühner im Sand gescharrt habt, und sie werden im Sommer mit hydraulischen Motoren arbeiten und im Winter mit Dampf auftauen –«

      Mit Dampf auftauen! Das war die Höhe. Daylight hatte schon manchen guten Einfall gehabt, aber heute übertraf er sich selbst. Auftauen mit Dampf – wo selbst das Auftauen mit Feuer noch ein unerprobtes Experiment, ein Luftgebilde war!

      »Lacht nur, ihr Schlauköpfe, lacht nur! Euch werden schon die Augen aufgehen. Ihr seid dumm wie neugeborene Katzen. Ich sage euch, wenn der Goldfund in Klondike kommt, dann sind Harper und Ladue Millionäre. Und wenn er am Stewart kommt, dann sollt ihr sehen, was Elam Harnish' Grundstücke wert sind. Dann steht ihr mit langen Gesichtern da ...« Er seufzte resigniert. »Ja, und dann muß ich euch noch ein bißchen Proviant und Suppe abgeben.«

      Daylight hatte Phantasie. Sein Horizont war begrenzt, aber was er sah, sah er groß. Seine Gedanken waren wohlgeordnet, seine Einbildungskraft praktisch, und er träumte nie ins Blaue hinein. Wenn er in seiner Phantasie eine große Stadt auf einer bewaldeten, schneebedeckten Ebene sah, so setzte er zuerst den Goldfund voraus, der diese Stadt ermöglichte, und dann richtete er sein Augenmerk auf die Möglichkeit, Anlegestellen für Dampfer, Sägewerke und Warenhäuser, kurz alles, was für eine Minenstadt im hohen Norden erforderlich war, zu schaffen. Aber das war doch nur gleichsam die Voraussetzung für noch Größeres: ein Spielfeld für sein Temperament. Alle Möglichkeiten schwärmten durch die Straßen und Gebäude seiner Traumstadt. Sie war ein Spieltisch im großen. Die Grenzen waren der Himmel, das Land im Süden auf der einen und das Nordlicht auf der andern Seite. Es mußte ein großes Spiel werden, größer als alle, die ein Mann am Yukon sich je hatte träumen lassen, und er, Burning Daylight, wollte schon dafür sorgen, daß er mit dabei war.

      Vorläufig hatte er jedoch nichts Greifbares, es war nur Gefühlssache. Aber es kam schon noch. Wie er seine letzte Unze auf eine gute Pokerkarte setzte, so setzte er Leben und Kräfte auf diese Chance des großen Goldfundes am Upper-River. Und darum kämpften er und seine drei Kameraden sich mit Hunden und Schlitten über den gefrorenen Busen des Stewarts hinauf, und weiter und immer weiter durch die weiße Wüste, deren unendliche Stille noch nie von menschlichen Stimmen, von Axthieben oder dem fernen Knall einer Büchse durchbrochen war. Sie waren die einzigen, die sich durch diese unendliche gefrorene Stille bewegten, winzige Menschlein, die ihr Maß von Meilen täglich dahinkrochen, das Eis schmolzen, um Trinkwasser zu erhalten, und nachts im Schnee ihr Lager aufschlugen, während ihre Wolfshunde als reifbedeckte haarige Klumpen dalagen und die acht Schneeschuhe aufrecht neben den Schlitten im Schnee steckten.

      Von anderen Menschen sahen sie nicht das geringste, nur einmal kamen sie an einer rohgezimmerten Schute vorbei, die auf einer Sandbank lag. Der Eigentümer war nie zurückgekehrt, sie zu holen, und sie fuhren verwundert weiter. Einmal stießen sie auf die Reste eines Indianerdorfes, aber die Bewohner waren verschwunden, befanden sich zweifellos am oberen Lauf des Stewarts auf der Elchjagd. Zweihundert Meilen vom Yukon fanden sie die Barren, von denen Al Mayo gesprochen hatte. Hier schlugen sie ihr Lager für längere Zeit auf, legten ihre Vorräte hoch, so daß die Hunde sie nicht erreichen konnten, und begannen mit der Arbeit, indem sie sich durch die Eisdecke hindurchgruben.

      Es

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