Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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heraus. Er trat so vorsichtig auf, als wäre der Schnee mit Stacheln übersät gewesen, die gerade und aufrechtstehend ihm in die weichen Sohlen der Füße hätten dringen können. Das Stachelschwein begrüßte ihn bei der Annäherung mit wütendem Gequiek und schlug drohend die langen Zähne zusammen. Es hatte versucht, sich wieder zur Kugel zusammenzurollen, allein es war ihm nicht ganz gelungen, dazu waren die Muskeln zu sehr zerrissen, und es blutete stark. Einauge leckte den blutbefleckten Schnee mit Lust und verschlang ganze Stücke davon. Das reizte seinen Appetit, sein Hunger wuchs mächtig, aber er hatte zu lange gelebt, um die Vorsicht außer acht zu lassen. Er legte sich hin und wartete, während das Stachelschwein mit den Zähnen klappte, stöhnte und grunzte und dann und wann laut aufquiekte. Nach einer kleinen Weile bemerkte Einauge, daß sich die Stacheln heftig zitternd senkten. Das hörte plötzlich auf, dann klappten die langen Zähne noch einmal wie herausfordernd zusammen, die Stacheln sanken vollends herab, der Körper streckte sich und bewegte sich nicht mehr.

      Ängstlich und oft zurückfahrend streckte Einauge das Stachelschwein seiner vollen Länge nach mit der Pfote aus und drehte es auf den Rücken. Nichts geschah ihm dabei, also war es sicher tot. Er betrachtete es einen Augenblick genau, dann packte er es vorsichtig mit den Zähnen und trabte damit den Fluß hinunter, indem er es teils schleppte, teils trug und dabei den Kopf zur Seite drehte, um nicht auf die Stacheln zu treten. Plötzlich besann er sich auf etwas, legte die Bürde nieder und trabte bis zur Stelle zurück, wo er das Schneehuhn gelassen hatte. Er zögerte keinen Augenblick, sondern verzehrte das Schneehuhn sogleich. Dann kehrte er zurück und nahm seine Bürde wieder auf.

      Als er die Jagdbeute des Tages in die Höhle schleppte, besah sich die Wölfin dieselbe, drehte die Schnauze nach ihm und leckte ihm leicht den Nacken. Allein im nächsten Augenblick scheuchte sie ihn durch ihr Knurren von den Jungen hinweg, doch klang dasselbe weniger rauh als früher, ja, es klang sogar mehr bittend als drohend. Die angeborene Furcht vor dem Vater ihrer Nachkommenschaft legte sich. Er hatte sich ja wie ein echter Vater benommen und kein rohes Verlangen gezeigt, das junge Leben, das er in die Welt gesetzt hatte, zu zerstören.

      3. Kapitel. Das graue Junge

       Inhaltsverzeichnis

      Es war anders als seine Geschwister. Deren Haarfarbe verriet schon den rötlichen, von der Mutter ererbten Schimmer, während es als das einzige wirklich graue Junge dem Vater glich. Es war ein richtiger Wolf, ein echter Sohn des alten Einauge selbst im Äußern, nur mit dem Unterschiede, daß es zwei Augen statt des einen des Vaters hatte. Die Augen des grauen Wölfleins waren noch nicht lange offen, als es schon mit großer Deutlichkeit sah. Doch als dieselben noch geschlossen waren, hatte es schon gefühlt, geschmeckt, gerochen. Es kannte die beiden Brüder und auch die beiden Schwestern und hatte schon angefangen, auf linkische Weise mit ihnen zu tollen und sogar sich mit ihnen zu zanken, wobei, wenn es wütend wurde, ein drolliger, rasselnder Ton in der kleinen Kehle erzitterte, ein Ton, der später zum Grollen werden sollte. Auch hatte es, lange bevor seine Augen sich öffneten, gelernt, durch Berührung, Geschmack und Geruch die Mutter zu erkennen, die für ihn eine Quelle von Wärme, von flüssiger Nahrung und Zärtlichkeit war. Sie hatte eine sanfte, liebkosende Zunge, die ihm wohltat, wenn sie sein weiches Körperchen berührte, und es drückte und schmiegte sich dicht an sie, bevor es einschlummerte.

      Die ersten vier Wochen seines Daseins wurden größtenteils schlafend verbracht, als es aber erst sehen konnte, blieb es länger wach und lernte die Welt, die es umgab, kennen. Zwar war es eine düstere Welt, aber es wußte das nicht, da es keine andere kannte. Sie war nur schwach erleuchtet, aber seine Augen hatten sich noch an kein anderes Licht gewöhnt. Auch war sie sehr klein; ihre Grenzen waren die Wände der Höhle, aber da es keine Kenntnis von der großen Welt draußen hatte, so bedrückte die Enge seines Daseins es nicht.

      Es hatte früh entdeckt, daß eine Wand seiner Welt von den übrigen verschieden war; dies war der Eingang zur Höhle und die Quelle des Lichtes. Lange bevor es eigene Gedanken und bewußte Willensregungen hatte, machte es diese Entdeckung, und die Wand übte eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf es aus. Noch bevor seine Augen geöffnet waren und es um sich blicken konnte, hatte das von dort kommende Licht auf seine geschlossenen Lider gewirkt, und Augen und Sehnerven hatten seltsam angenehme Empfindungen verspürt, wenn Licht, Wärme und Farben dieselben trafen. Das Leben in seinem Körper, in jeder Ader desselben, das unbewußte Leben, hatte sich nach diesem Lichte gesehnt und diesen seinen Körper in derselben Weise dahin getrieben, wie sinnreiche Einrichtungen bei den chemischen Bestandteilen der Pflanze dieselbe zur Sonne hintreiben.

      Von Anfang an, bevor noch sein bewußtes Leben zu dämmern begann, war es nach dem Eingang zur Höhle gekrochen, und darin war es mit seinen Geschwistern stets einig gewesen. Nie kroch eines von ihnen in die dunklen Winkel der hintern Wand. Das Licht zog sie an, als wären sie Pflanzen; die chemischen Bestandteile, die Leben in ihnen erzeugten, verlangten das Licht als eine Notwendigkeit des Daseins, und die winzigen Körperchen krochen blindlings wie die Ranken eines Weinstocks danach. Später, als jedes persönliche Triebe entwickelte und bewußte Begierden empfand, wurde die Anziehungskraft des Lichtes immer stärker. Immer wieder krochen sie darauf zu und wurden von der Mutter zurückgetrieben. Dabei lernte das graue Junge außer der weichen, liebkosenden Zunge der Mutter noch andere Eigenschaften an ihr kennen. Wie es immer wieder nach dem Lichte kroch, entdeckte es an ihr eine Nase, die durch einen scharfen Puff ihm einen Verweis erteilte, und auch eine Pfote, die sich auf es legte und mit schnellem, wohlberechnetem Stoß es um und um kegelte. So lernte es das, was wehe tat, kennen, und auch, wie man es vermeiden könnte, indem man davor seitwärts oder rückwärts auswich. Dies waren schon bewußte Handlungen und die ersten abstrakten Begriffe, die es sich von der Welt machte. Vorher war es wie ein Automat vor dem, was wehe tat, zurückgewichen, so wie es auch wie ein solcher zum Lichte gekrochen war; nun wich es vor dem Schmerz zurück, weil es ihn kannte.

      Es war wie seine Geschwister ein wildes, kleines Tier. Was konnte man auch anders von einem Fleischfresser erwarten! Es stammte von solchen her, sein Vater und seine Mutter hatten nur von Fleisch gelebt. Die Milch, die es in den ersten Tagen seines schwachen Lebens gekostet, hatte sich aus Fleisch gebildet, und nun fing es, vier Wochen alt, und wenige Tage, nachdem seine Augen sich dem Lichte geöffnet hatten, an, selber Fleisch zu fressen, halbverdautes, das die Wölfin für die fünf Jungen, die schon zu große Ansprüche an ihre Nahrung machten, ausspie.

      Aber es war auch das stärkste und wildeste von allen Jungen. Es konnte lauter grollen und knurren als eines der andern. Seine Wutanfälle waren toller als die ihren. Es lernte zuerst, wie es eines der Jungen mit einem schlauen Streich der Pfote um und um kehren konnte. Es zerrte und riß wohl ein anderes am Ohr, während es durch die zusammengebissenen Zähne knurrte, und es war ganz sicher, daß es der Mutter die meiste Mühe machte, es vom Eingange zur Höhle zurückzuhalten.

      Mit jedem Tage wuchs der Zauber des Lichtes für das graue Junge. Es machte sich beständig auf, um an dem Eingang zur Höhle auf Abenteuer auszugehen, und beständig wurde es zurückgetrieben. Allerdings wußte es nicht, daß das ein Eingang sei; was wußte es davon, ob und wie man zu andern Orten gelangen könne! Es kannte ja keine andern, noch viel weniger, wie man dahin kommen könnte. So blieb der Eingang der Höhle für ihn eine Wand, aber eine lichte Wand. Was die Sonne für die draußen Wohnenden, das war diese Wand für es, die Sonne seiner Welt. Sie zog es an wie das Licht die Motte; es strebte immer danach. Das Leben, das sich so schnell in ihm entwickelte, trieb es unablässig nach der hellen Wand. Das Leben in ihm wußte, daß es der einzige Weg hinaus sei, der einzige, den es betreten könnte, aber das Kleine selber wußte nichts davon. Es wußte überhaupt nicht, daß es ein Draußen gäbe.

      Es war doch etwas höchst Seltsames um diese Wand. Der Vater – es war schon so weit gekommen, den Vater als den einzigen, weiteren Bewohner seiner Welt zu erkennen, als ein der Mutter ähnliches Geschöpf, das nahe am Licht schlief und Fleisch brachte –, der Vater hatte die sonderbare Gewohnheit, durch die ferne, weiße Wand

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