Gesammelte Werke. Джек Лондон

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Джек Лондон страница 16

Gesammelte Werke - Джек Лондон

Скачать книгу

erschien, hinein und badete sich gleichsam darin.

      Es war höchst seltsam. Man konnte also durch feste Wände schreiten, wobei das Licht immer heller wurde. Dann riet ihm die Furcht dringend umzukehren, aber das drängende Leben in ihm trieb es vorwärts. Plötzlich befand es sich am Rande der Höhle. Die Wand, vor der es sich gewähnt hatte, wich auf einmal in unermeßliche Ferne zurück. Das Licht wurde blendend hell, es tat seinen Augen wehe, und die jähe Ausdehnung des Raumes machte es schwindlig. Nach und nach gewöhnten sich jedoch seine Augen an die Helligkeit und paßten sich der größeren Entfernung der Gegenstände an. Das erste, was ihm auffiel, war, daß nun die Wand so ungeheuer weit zurückgewichen war. Denn sie erschien jetzt wieder, aber merkwürdig weit entfernt. Auch war ihr Aussehen verändert. Sie war jetzt bunt, Bäume waren darauf, die einen Fluß umgaben, und über den Bäumen ein Berg und über dem Berge der Himmel.

      Eine große Furcht kam über es. Hier war noch mehr des schrecklichen Unbekannten. Das Wölflein kauerte am Rande der Höhle nieder und schaute auf die Welt. Es ängstigte sich sehr, denn das vor ihm war das Unbekannte, und das war sein Feind. Unwillkürlich sträubte sich wieder sein Haar auf dem Rücken empor, seine Lippen zogen sich in die Höhe, und es machte einen schwachen Versuch, grimmig und warnend zu knurren. So winzig und furchtsam es auch war, so forderte es doch die ganze weite Welt trotzig heraus.

      Nichts passierte jedoch. Es fuhr fort zu schauen, und so vertieft war es, daß es zu knurren vergaß, und auch die Angst vergaß es. Eine Weile wenigstens verjagte das drängende Leben in ihm unter der Maske der Neugier alle Furcht, und es fing an, die nahen Gegenstände zu bemerken, – eine eisfreie Stelle im Strome, die im Sonnenschein glitzerte, einen vom Blitz zerschmetterten Tannenbaum unten am Ufer und dieses Ufer selber, das sich zu ihm hinauf erstreckte und etwa zwei Fuß unterhalb der Höhle aufhörte.

      Nun hatte das graue Wölflein sein Lebenlang auf ebener Erde gelebt und nie erfahren, wie weh ein Fall täte. Es wußte ja gar nicht, was ein Fall bedeute, also schritt es kühn in die Luft hinaus. Seine Hinterbeine ruhten noch auf dem Rande der Höhle, als es auf einmal kopfüber hinunterfiel. Die Erde gab ihm einen tüchtigen Schlag gegen die Nase, und es schrie jämmerlich. Dann fing es an, den Abhang hinunter zu rutschen. Es war wie betäubt vor Schreck, denn jetzt hatte das Unbekannte es doch gepackt, mit harter Faust gepackt und würde ihm gewiß ein fürchterliches Leid antun. Nun verjagte die Furcht all seine Kraft und Stärke, und es winselte und schrie wie ein erschrecktes Hündchen.

      Das Unbekannte trug es weiter, es wußte nicht zu welch furchtbarem Weh, und es winselte und heulte unaufhörlich. Dies war etwas ganz anderes, was ihm geschah, als damals, wo es vor Furcht wie versteinert sich geduckt hatte, während das Unbekannte dicht neben ihm lauerte. Nun hatte es das Tier gepackt, und es war unnütz, stille zu sein; auch war es nicht bloß Furcht, es war Entsetzen, was es schüttelte.

      Allein der Abhang wurde allmählich sanfter, und es rollte den grasigen Hang ganz hinunter. Als es endlich stille lag, stieß es noch einen letzten Schmerzensschrei aus, darauf machte es sich in einem langen, kläglichen Gewinsel Luft. Dann machte es sich daran, als hätte es in seinem Leben schon hundertmal Toilette gemacht, sich das graue Körperchen von der trockenen Erde, die es besudelte, rein zu lecken.

      Hierauf setzte es sich aufrecht und schaute umher, wie es der erste Mensch auf dem Mars etwa tun würde. Ja, das Wölflein hatte die Wand der Welt durchbrochen, das Unbekannte, das es gepackt, hatte es wieder losgelassen, und dennoch war es unverletzt! Aber der erste Mensch auf dem Mars würde sich dort weniger fremd fühlen, als das graue Junge es tat. Ohne eine Warnung, ohne vorherige Kunde von dem Vorhandensein einer neuen Welt befand es sich plötzlich als Erforscher mitten darin.

      Doch nun, da das Schreckliche, das Unbekannte, es losgelassen hatte, vergaß es, daß es irgend welche Schrecken für es gehabt hätte. Es fühlte nur Neugier bei all den es umgebenden Dingen. Es besah sich das Gras zu seinen Füßen, die Moosbeerenstaude dicht neben sich, den toten Stamm der vom Blitz getroffenen Tanne am Rande eines freien Platzes unter den Bäumen. Ein Eichhörnchen, das rund um den Stamm lief, kam plötzlich auf es los und jagte ihm große Angst ein. Das Wölflein duckte sich und knurrte. Doch das Eichhörnchen war ebenso erschrocken, es lief den Baum hinauf und fauchte es vom sichern Standpunkt aus wild an.

      Dies erhöhte den Mut des Wölfleins, und obgleich ein Specht, den es darauf traf, ihm einigen Schreck einjagte, so setzte es dennoch seinen Weg zuversichtlich fort. So groß war sein Vertrauen, daß es, als ein Häher frech auf es zuhüpfte, spielend die Pfoten danach ausstreckte. Die Folge davon war ein scharfer Schnabelhieb auf seine Nase, und nun duckte es sich und schrie. Der Lärm wurde dem Häher zu viel, und er ergriff schleunigst die Flucht.

      Aber das Wölflein lernte zu. Mit seinen noch schwachen Verstandeskräften machte es unbewußt Unterschiede; es fand lebende und leblose Dinge. Auch begriff es schon, daß man sich vor den lebendigen in acht nehmen mußte. Die leblosen blieben auf ihrem Platze, aber die lebendigen bewegten sich, und man wußte nie, was sie unternehmen würden. Man hatte von ihnen das Unerwartete zu erwarten und mußte darauf vorbereitet sein.

      Es kam nur ungeschickt vorwärts. Es rannte gegen die Dinge. Ein Zweig, den es weitab glaubte, pflegte ihm im nächsten Augenblick einen Schlag auf die Nase zu versetzen oder seine Seiten zu peitschen. Auch war der Boden uneben, und es fiel entweder auf die Nase oder stolperte über seine Füße. Dann glitten oft kleinere oder größere Steinchen hinweg, wenn es darauf trat, und es sah ein, daß leblose Dinge auch nicht so unbeweglich waren, als sie es in der Höhle gewesen waren, und daß kleine Dinge leichter umfielen und hinunterrollten als große. So lernte es bei einem jeden Fehltritt; und je länger es dauerte, desto besser ging es, denn es paßte sich mit der Zeit den Dingen an. Es lernte seine Muskelbewegungen berechnen, seine physischen Beschränkungen kennen, die Entfernungen zwischen den Gegenständen untereinander und zwischen sich und denselben abmessen.

      Es hatte das Glück, das dem Anfänger hold ist. Ein Fleischfresser von Geburt, ohne es zu wissen, stieß es auf seinem ersten Streifzug in die Welt, sowie es nur den Fuß vor den Eingang seiner Höhle gesetzt hatte, auf Fleisch, und aus reinem Ungeschick kam es auf das schlau versteckte Nest eines Schneehuhns. Es fiel gerade in dasselbe hinein. Es hatte sich's einfallen lassen, auf dem umgestürzten Stamm einer Tanne entlang zu wandern. Plötzlich gab die vermoderte Rinde unter seinen Füßen nach, und mit einem Geheul der Verzweiflung rutschte es an der Rundung des Stammes hinunter und purzelte durch die Zweige und Blätter eines kleinen Busches mitten unter sieben junge Schneehühnchen. Diese schrieen laut, was es zuerst erschreckte. Dann sah es, daß dieselben klein waren, und das machte es kühner. Sie bewegten sich unruhig, und es legte die Pfote auf eines, was die Bewegungen desselben noch unruhiger machte. Das amüsierte es, und es beroch das Vögelchen. Darauf nahm es dasselbe in den Mund, und es zappelte und kitzelte ihm die Zunge. Zu gleicher Zeit regte sich bei ihm die Empfindung des Hungers. Seine Kinnbacken schlossen sich fester, es hörte, wie zarte Knochen prasselten, es fühlte, wie warmes Blut ihm in den Mund lief, und das schmeckte gut. Dies war Fleisch, wie die Mutter es ihm gab, nur daß es ganz frisch und darum so viel besser war. So verzehrte es das Schneehühnchen und hörte nicht eher auf, als bis die ganze Brut verzehrt war. Dann leckte es sich das Mäulchen, wie es die Mutter tat, und schickte sich an, aus dem Busch zu kriechen.

      Da traf es auf einen Wirbelwind von Federn. Der heftige Angriff und die wütenden Flügelschläge der Schneehuhnmutter blendeten und verwirrten es. Es steckte den Kopf zwischen die Pfoten und schrie jämmerlich. Aber die Schneehuhnmutter schlug immer ärger mit den Flügeln, denn sie war in großem Zorn. Da wurde es auch böse. Es hob den Kopf, knurrte und schlug mit der Pfote zu. Seine winzigen Zähnchen ergriffen einen Flügel des Schneehuhns und rissen und zerrten mit aller Macht daran. Das Schneehuhn wehrte sich und schlug mit dem freien Flügel um so heftiger nach ihm. Dies war sein erster Kampf, und es war davon wie begeistert. Es vergaß das Unbekannte vollständig, es fürchtete sich vor nichts mehr. Es kämpfte gegen ein lebendiges Wesen, das Fleisch war. Die Lust zu töten regte sich in ihm. Es hatte soeben kleine Wesen vernichtet, nun wollte es ein großes töten. Es war in seinem Eifer ganz glücklich,

Скачать книгу