Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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Ingenieure kommen. An der achtzig Meilen entfernten Wasserscheide erbaute er ein Reservoir und führte die mächtige hölzerne Wasserleitung quer durch das Land bis zum Ophir. Reservoir und Wasserleitung waren mit drei Millionen veranschlagt, kosteten aber beinahe vier. Und hierbei blieb es nicht. Elektrische Kraftanlagen wurden errichtet, seine Werkstätten durch Elektrizität erleuchtet und betrieben. Andere, die auch mehr Gold gefunden hatten, als sie sich je hatten träumen lassen, schüttelten düster die Köpfe, prophezeiten ihm, daß er zu Fall kommen würde, und weigerten sich, Geld in seine verrückten Unternehmungen zu stecken. Aber Daylight lächelte und verkaufte den Rest seiner Grundstücke. Er tat es gerade im rechten Augenblick, als die Goldausbeute den höchsten Grad erreicht hatte. Wenn er seinen alten Freunden im »Elchgeweih« prophezeite, daß in fünf Jahren kein Mensch mehr ein Grundstück in Dawson geschenkt haben wollte, und daß die Hütten dann zu Brennholz verbraucht wären, so lachten sie ihn aus und versicherten ihm, daß die Mutterader dann längst gefunden wäre. Aber er blieb dabei. Weil er keinen Bedarf an Bauholz mehr hatte, verkaufte er auch seine Sägemühlen. Ebenso begann er, seine an den verschiedenen Flüssen verstreuten Claims abzustoßen, und beendete seine Anlagen, baute seine Bagger, importierte seine Maschinen und machte das Gold von Ophir unmittelbar zugänglich, ohne jemand Dank zu schulden. Und er, der vor fünf Jahren vom Indian-River über die Wasserscheide gekommen, mit seinen Hunden als Lasttieren die schweigende Wildnis betreten und wie ein Indianer ausschließlich von Fleisch gelebt hatte, er hörte jetzt das heisere Pfeifen, das seine Hunderte von Arbeitern zur Arbeit rief, und sah sie in dem weißen Schein der Bogenlampen arbeiten.

      Aber nun das getan war, war er auch fertig zur Abreise. Und als das bekannt wurde, überboten sich die Guggenhammers und die englischen Konzerne und eine neue französische Kompanie gegenseitig, um Ophir und die ganze Anlage zu kaufen. Die Guggenhammers boten am meisten, und der Preis, den sie bezahlten, gab Daylight einen Gewinn von rund einer Million. Man glaubte allgemein, daß er zwanzig bis dreißig Millionen besäße. Aber er allein wußte genau, wie er stand, und daß er, wenn er seinen letzten Claim verkauft und reinen Tisch gemacht hatte, gut elf Millionen aus seiner Chance herausgeholt hatte.

      Seine Abreise war ein Ereignis, das mit seinen andern Taten der Geschichte des Yukon angehört. Ganz Yukon war zu Gast bei ihm, und in Dawson wurde das Fest gefeiert. An diesem letzten Abend galt kein anderer Goldstaub als der seine. Getränke waren nicht zu kaufen. Jede Gastwirtschaft stand offen, hinter den Schanktischen standen Reserven für die ermatteten Bartender bereit, und die Getränke wurden umsonst ausgeschenkt. Wollte jemand seine Gastfreundschaft nicht annehmen und durchaus bezahlen, so wurde er gleich von zehn verschiedenen Seiten angegriffen. Selbst die Chechaquos erhoben sich, um Daylights Namen gegen eine solche Beleidigung zu verteidigen. Und überall war Daylight auf seinen mokassinbekleideten Füllen, lärmte, als wäre die Hölle losgelassen, strömte über von Gutmütigkeit und Kameradschaftlichkeit, stieß sein altes Wolfsgeheul aus, schrie, daß es seine Nacht wäre, preßte allen Männern an der Bar die Hände herunter und führte andere Kraftstückchen aus, während sein sonnenverbranntes Gesicht durch das Trinken gerötet war und seine Augen leuchteten. Er war wie immer gekleidet, die Ohrenklappen umflatterten ihn, und die Handschuhe mit den hohen Stulpen baumelten ihm an einer Schnur um den Hals.

      Diese Nacht verdunkelte alles, was Dawson je gesehen hatte. Es war Daylights Wunsch, daß man sie nicht vergessen sollte, und sein Wunsch ging in Erfüllung. Ein gut Teil von der Bevölkerung Dawsons holte sich in dieser Nacht einen seligen Rausch. Der Herbst stand vor der Tür, und obwohl der Yukon noch nicht zugefroren war, stand das Thermometer auf fünfundzwanzig Grad unter Null und fiel noch weiter. Daher mußte ein Rettungskorps organisiert werden, das durch die Straßen patrouillierte und die Betrunkenen auflas, die in den Schnee gefallen waren, wo eine Stunde Schlaf ihnen verhängnisvoll geworden wäre. Daylight, dessen Grille es war, sie zu Hunderten und lausenden betrunken zu machen, war der Urheber dieses Rettungskorps. Er wollte, daß Dawson sich amüsieren sollte, da er aber weder rücksichtslos noch mutwillig war, verhütete er Unglücksfälle. Und wie in seinen alten Tagen verfügte er, daß kein Streit und keine Prügelei stattfinden dürfte – die Übertreter seines Gebotes würde er sich persönlich vornehmen. Aber er brauchte sich keinen vorzunehmen. Ein Gefolge von Hunderten ergebener Leute sorgten dafür, daß alle Unruhstifter in den Schnee gerollt und dann zu Bett gebracht wurden. Wenn in der großen Welt einer der Großen der Industrie stirbt, so ruhen eine Minute lang alle Maschinen in dem Unternehmen, das er geleitet hat. Aber in Klondike trauerten die Leute über die Abreise ihres Großen so lustig, daß sich vierundzwanzig Stunden lang kein Rad rührte. Selbst das große Ophir, das tausend Mann im Sold hatte, mußte schließen. Am Tage nach dem Feste fand sich nicht ein einziger arbeitsfähiger Mann.

      Am nächsten Morgen verabschiedete Daylight sich bei Anbruch des Tages von Dawson. Tausende standen am Ufer mit Handschuhen und heruntergezogenen Ohrenklappen. Es waren dreißig Grad unter Null, die Eiskante hatte an Stärke zugenommen, und im Yukon trieben die Eisschollen. Vom Deck der »Seattle« aus winkte und rief Daylight zum Abschied. Als die Leinen losgeworfen wurden und der Dampfer sich in den Strom hinausschwang, sahen die Nächststehenden, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Ihm war, als verließe er sein Vaterland, dies rauhe Polarland, das einzige, das er gesehen. Er nahm die Mütze vom Haupte und schwang sie.

      »Lebt wohl, Jungens!« rief er. »Lebt wohl, Jungens!«

      Fünfzehntes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Burning Daylights Einzug in San Franzisko war nicht glanzvoll. Nicht er allein war vergessen, mit ihm auch Klondike. Die Welt interessierte sich für ganz andere Dinge, das Alaska-Abenteuer war, ebenso wie der Spanische Krieg, erledigt. Vieles war seither geschehen, täglich hatten spannende Ereignisse stattgefunden, und der Raum der Zeitungen für Sensationen war begrenzt. Diese Nichtbeachtung wirkte indessen nur anspornend auf ihn. Wie groß mußte erst das neue Spiel sein, wenn er, der Held des arktischen Spiels, wenn ein Mann von elf Millionen und mit seiner Vergangenheit hier unbemerkt kommen und gehen konnte.

      Er schlug sein Quartier im St. Francis Hotel auf, wurde von den jungen Hotelreportern interviewt, und die Blätter brachten in den nächsten vierundzwanzig Stunden kurze Notizen über ihn. Er lachte bei sich und begann sich umzusehen, um die neuen Menschen und die neuen Dinge kennenzulernen. Er war sehr linkisch, wußte sich aber zu beherrschen. Das Bewußtsein, der Besitzer von elf Millionen zu sein, verlieh ihm ein gewisses Rückgrat, und zudem hatte er eine starke angeborene Sicherheit. Nichts verblüffte ihn oder setzte ihn in Erstaunen, weder die Pracht noch die Kultur oder die Macht um ihn her. Diese Wildnis hier war anders geartet, das war alles; er mußte sehen, sich in ihr zurechtzufinden, Wegzeichen, Straßen und Wasserstellen, gute Jagdgründe sowie die schlechten Strecken, die er meiden mußte, zu erkunden. Wie gewöhnlich machte er einen großen Bogen um die Weiber. Er fürchtete sich immer noch, diesen strahlenden, blendenden Geschöpfen nahezukommen, nach denen er doch kraft seiner Millionen nur die Hand auszustrecken brauchte. Sie folgten ihm mit schmachtenden Blicken, und er verstand seine Furcht so gut zu verbergen, daß er sich scheinbar ganz frei unter ihnen bewegte. Nicht allein sein Reichtum zog sie an. Er war zu sehr Mann, von zu ungewöhnlichem Schlage. Er war sechsunddreißig Jahre alt, auffallend hübsch, von wunderbarer Stärke, fast überschäumend von strahlender Männlichkeit. Sein freier Gang, den er den Schlittenreisen verdankte und sich nicht auf dem Pflaster einer Stadt angeeignet haben konnte, seine schwarzen Augen, die von weiten Ebenen erzählten und nicht vom engen Ausblick des Städters ermüdet waren, zogen ihm manchen neugierigen Frauenblick zu. Er merkte es wohl, lächelte verständnisvoll und sah kaltblütig dieser Gefahr ins Auge, die mehr bedeutete, als Hungersnot, Kälte oder Überschwemmung je getan hatten.

      Um Männerspiel, nicht um Weiberspiel war er nach den Staaten gekommen; und die Männer hatte er noch nicht kennengelernt. Sie erschienen ihm weichlich, aber in geschäftlichen Dingen waren sie doch wohl hart unter der verzärtelten Oberfläche. Ihre katzenartige Geschmeidigkeit fiel ihm auf. Er dachte darüber nach, ob die Kameradschaftlichkeit, die sie in

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