Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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sich nur auf Verbindungen ein, wenn sie allgemein defensiv oder offensiv waren. So schloß er sich, obgleich er die höchsten Löhne zahlte, dem Minenbesitzerverbande an, organisierte den Kampf und vermochte wirklich die wachsende Unzufriedenheit der Lohnarbeiter zu zügeln. Die Zeiten hatten sich geändert. Die alten Tage waren für immer dahin. Dies war eine neue Ära, und Daylight, der reiche Minenbesitzer, war loyal gegen seine Klassengenossen. In seinem Herzen konnte er die alten Tage nicht vergessen, während er mit seinem Verstande das ökonomische Spiel nach den neuesten und praktischsten Regeln spielte.

      Solche Gruppenverbindungen waren die einzigen Gelegenheiten, bei denen er sich an dem Spiel der andern beteiligte. Sonst spielte er sein hohes Spiel allein und brauchte sein Geld, um sein eigenes Feuer zu unterhalten. Die neugegründete Fondsbörse interessierte ihn ungeheuer. Er hatte eine derartige Einrichtung nicht gekannt, wußte aber schnell ihre Vorteile auszunützen. Hier gab es wieder Spiel, und bei mancher Gelegenheit gab er der Börse, ohne daß es seinen eigenen Plänen frommte, »eine Chance«, wie er es nannte, aus reinem Übermut, und weil es ihm Spaß machte.

      »Das übertrifft selbst Pharao«, erklärte er eines Tages, als er die Spekulanten von Dawson eine ganze Woche in Atem gehalten hatte, indem er abwechselnd à la baisse und à la hausse spekulierte, bis er zuletzt seine Karten aufdeckte und einen Betrag einheimste, der für andere ein Vermögen gewesen wäre.

      Wenn andere genug verdient hatten, reisten sie nach dem Süden, um sich unter dem sonnigen Himmel von dem harten arktischen Kampf zu erholen. Fragte man aber Daylight, wann er nach dem Süden wolle, so lachte er stets und sagte, sobald sein Spiel gewonnen sei. Er fügte auch hinzu, daß nur ein Narr ein Spiel hinwerfe, wenn er gerade eine gute Karte in der Hand hätte.

      Die Tausende von Chechaquos, die Daylight wie einen Helden verehrten, meinten, daß er überhaupt keine Furcht kenne. Aber Bettles, MacDonald und andere schüttelten den Kopf und nannten das Wort »Weiber«. Und sie hatten recht. Er hatte sie stets gefürchtet seit der Stunde, da Königin Anne in Juneau sich in den damals Siebzehnjährigen verliebt hatte. Im übrigen hatte er nie eine Frau gekannt. Er war in einem Minenlager geboren, wo sie selten und geheimnisvoll waren, und da er keine Schwestern und keine Mutter hatte, war er nie mit ihnen in Berührung gekommen. Allerdings hatte er sie später am Yukon getroffen und ihre Bekanntschaft gemacht – diese weiblichen Pioniere, die gleich nach den ersten Goldgräbern über die Pässe gekommen waren. Aber nie hatte ein Lamm mehr vor einem Wolfe gezittert als er vor ihnen. Als Mann war es Ehrensache für ihn, sich mit ihnen zu beschäftigen, und er hatte seine Rolle auch gut gespielt, aber sie waren ihm stets ein verschlossenes Buch geblieben, dem er jederzeit ein gutes Spiel Karten vorzog.

      Und jetzt, da er weit und breit als König von Klondike bekannt war und dazu noch verschiedene andere fürstliche Titel wie Eldorado-König, Bonanza-König, Holzbaron und Fürst der Schnellreisenden, nicht zu vergessen den stolzesten von allen, Vater der Pioniere, trug, jetzt fürchtete er sich mehr als je vor den Weibern. Wie nie zuvor streckten sie ihre Arme nach ihm aus, und jeder Tag brachte neue Weiber ins Land. Ganz gleich, ob er im Hause des Goldkommissionärs saß, in einem Tanzsaal nach Getränken rief oder sich einem Interview durch den weiblichen Vertreter der New York Sun unterwarf, überall, wo er ging und stand, streckten sie ihre Arme nach ihm aus.

      Eine Ausnahme gab es jedoch, und das war Freda, die Tänzerin, der er das Mehl geschenkt hatte. Sie war die einzige Frau, in deren Gesellschaft er sich wohl fühlte, denn sie allein streckte nie die Arme nach ihm ans. Und doch sollte sie es sein, die ihm seinen ersten großen Schrecken einjagte. Das war im Herbst 1897. Er befand sich auf dem Rückwege von einer seiner kleinen Besichtigungsreisen, die diesmal dem Henderson, einem Flusse, gegolten hatte, der dicht unterhalb des Stewart in den Yukon floß. Ganz plötzlich war der Winter gekommen, und er kämpfte sich die siebzig Meilen den Yukon hinab in einem gebrechlichen Petersborough-Kanu, während rings um ihn die Eisschollen trieben. Er hielt sich sorgsam an der schon harten Eiskante und war gerade im Begriff, an dem eisspeienden Maul des Klondike vorbeizusausen, als er einen Mann sah, der einen wilden Tanz auf der Eiskante aufführte und ins Wasser wies. Das nächste, was er sah, war eine pelzgekleidete, weibliche Gestalt, die, mit dem Gesicht unter dem Wasser, gerade zwischen dem Treibeis versinken wollte. Nur ein paar Sekunden, und das Kanu war an der Stelle, er packte die Frau an den Schultern und zog sie vorsichtig ins Kanu. Es war Freda. Und alles wäre gut gewesen, hätte sie ihn nicht, als sie später zur Besinnung gekommen war, mit vor Zorn flammenden blauen Augen angesehen und gefragt: »Warum hast du das getan? O, warum hast du das getan?«

      Das quälte ihn. Statt wie sonst gleich einzuschlafen, lag er lange wach und sah immer wieder ihr Gesicht und die zornsprühenden Augen vor sich und grübelte über ihre Worte nach. Die hatten aufrichtig geklungen. Sie hatte gemeint, was sie sagte. Und er grübelte weiter.

      Als er ihr das nächste Mal begegnete, wandte sie sich zornig und verächtlich von ihm ab. Aber später bat sie ihn um Verzeihung und ließ ein Wort fallen, daß irgendein Mann irgendwo und irgendwie – sie sprach sich nicht näher aus – ihr den Willen zum Leben geraubt hätte. Sie sprach offen, aber unzusammenhängend, und alles, was er aus ihr herausbekommen konnte, war, daß das Ereignis, was es auch nun sein mochte, schon weit zurücklag. Und er bekam auch heraus, daß sie den Mann geliebt hatte.

      Das war es also – die Liebe. Sie war schuld daran. Sie war schlimmer als Kälte und Hunger. Die Frauen mochten gut, schön und liebenswürdig sein; aber mit ihnen kam etwas, das man Liebe nannte und das sie alle bis auf die Knochen zeichnete. So unvernünftig machte es sie, daß man nie wissen konnte, was ihnen einfiel. Die Freda zum Beispiel war ein prachtvolles Geschöpf, üppig, schön und durchaus nicht dumm; aber da war die Liebe gekommen, hatte sie bitter gegen die ganze Welt gemacht und sie nach Klondike und in den Tod getrieben, so unwiderstehlich, daß sie den Mann haßte, der ihr das Leben rettete.

      Na, bisher war er der Liebe entronnen, wie den Pocken, aber für den, den sie packte, war sie ebenso ansteckend wie Pocken und bedeutend gefährlicher. Sie ließ Männer und Frauen die schrecklichsten, unvernünftigsten Dinge tun. Sie glich dem Delirium tremens, war aber noch schlimmer. Und wenn sie ihn, Daylight, kriegte, dann konnte es ihm ebenso schlimm ergehen wie den andern. Sie war Wahnsinn, starker Wahnsinn, und ansteckend obendrein. Ein halbes Dutzend junger Burschen war in Freda verschossen. Alle wollten sie heiraten. Aber sie war nun einmal in diesen einen Burschen auf der andern Seite der Welt verschossen und wollte mit keinem andern zu tun haben.

      Aber noch einen größeren Schrecken sollte er erleben: Eines Morgens wurde die Jungfrau tot in ihrer Hütte gefunden. Ein Schuß durch den Kopf hatte sie abgetan, und sie hatte keine Botschaft, keine Erklärung hinterlassen. Dann kam das Gerede. Man sagte, sie hätte sich aus Liebe zu Daylight das Leben genommen. Alle wollten es wissen. Wieder einmal war Burning Daylight, der König von Klondike, die Sensation in den Sonntagsbeilagen der Vereinigten Staaten. Die Jungfrau hätte einen besseren Lebenswandel angefangen, so hieß es in den Berichten, und das stimmte wohl. Nie hatte sie ihren Fuß in einen Tanzsaal in Dawson City gesetzt. Nachdem sie Circle City verlassen, hatte sie zuerst für andere Leute gewaschen, dann sich eine Nähmaschine gekauft und Pelzmützen und Elchlederhandschuhe genäht. Dann war sie Kontoristin bei der ersten Yukonbank geworden. Alles das und noch mehr war bekannt, alle sprachen darüber und waren sich einig, daß Daylight die Ursache von alledem und dazu auch von ihrem Tod gewesen.

      Und das schlimmste war: Daylight selbst wußte, daß es stimmte. Immer mußte er an den letzten Abend denken, und wenn er zurückdachte, quälte ihn jede Kleinigkeit, die geschehen war. Das traurige Ereignis hatte manches geklärt. Was er erst jetzt verstand – ihre Ruhe und die fast mütterliche Süße über allem, was sie sagte und tat. Er erinnerte sich, wie sie ihn angesehen und gelacht hatte, als er sich über Micky Dolano lustig gemacht, der beim Abstecken seines Claims bei Skookum Gluch ins Wasser gefallen war. Ihr Lachen war sorglos und heiter, dabei aber weniger körperhaft als in früheren Tagen gewesen. Nicht daß sie erst oder bedrückt gewesen. Im Gegenteil, sie war so von Frieden erfüllt, hatte ihn genarrt – Tor, der er war. Er hatte an jenem Abend sogar gedacht, daß ihr Gefühl für ihn vorüber sei, hatte sich gefreut

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