Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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diesem Winter des Jahres 1896 wuchs Dawson mit reißender Schnelligkeit. Daylight verkaufte Grundstücke, und das Geld strömte ihm zu. Er legte es stets wieder an, so daß es noch mehr brachte. In der Tat spielte er das gefährliche Spiel, Unternehmen auf Unternehmen zu häufen, und das ist nirgends gefährlicher als in einem Goldsucherlager. Aber er spielte mit offenen Augen.

      »Wartet nur, Jungens, bis der Goldfund draußen bekannt geworden ist«, sagte er zu seinen alten Freunden in der Wirtschaft »Zum Elchgeweih«. »Wartet nur bis zum Frühjahr, dann werdet ihr sehen, wie sie kommen. Erst eine Abteilung zum Sommer, wie sie standen und gingen, dann eine zum Herbst, schon besser ausgerüstet, und im nächsten Frühjahr wieder eine Abteilung von fünfzigtausend Mann. Vor lauter Chechaquos könnt ihr die Erde nicht mehr sehen. Und das ist erst der Anfang. Was wollt ihr machen?«

      »Was willst du machen?« fragte einer seiner Freunde.

      »Nichts«, antwortete er. »Ich habe selbstverständlich schon meine Vorbereitungen getroffen. Ein Dutzend Leute habe ich den Yukon hinaufgeschickt, um für Bauholz zu sorgen. Wenn der Fluß aufbricht, sollt ihr Flöße zu sehen kriegen. Die Häuser? Die werden gerade soviel wert sein, wie die Leute im nächsten Herbst dafür zahlen können. Die Holzpreise werden bis in die Wolken steigen. Ich erwarte zwei Sägemühlen, die über die Pässe kommen, sobald die Seen eisfrei sind. Und wenn ihr glaubt, daß ihr Holz braucht, so will ich jetzt schon mit euch abschließen – dreihundert Dollar für tausend Stämme, roh.«

      Gut belegene Eckgründe wurden in diesem Winter für zehn- bis dreißigtausend Dollar verkauft. Daylight sandte den Neuankömmlingen über die Pässe Nachricht entgegen, daß sie Holz mitbringen sollten; infolgedessen arbeiteten seine Sägemühlen im Sommer Tag und Nacht in drei Schichten, und er behielt noch Holz genug übrig, um Blockhütten zu bauen. Diese Hütten wurden mit dazugehörigem Grundstück für ein bis mehrere tausend Dollar das Stück verkauft. Die eingehenden Gelder wurden sofort wieder in anderen Unternehmungen angelegt. Er wandte und drehte das Gold, bis alles, was er anfaßte, sich in Gold zu verwandeln schien.

      Aber dieser erste wilde Winter nach Carmacks Fund lehrte Daylight vielerlei. Trotz seiner verschwenderischen Veranlagung verlor er nicht das Gleichgewicht. Er sah die wilde Vergeudung der neuen Millionäre und konnte sie durchaus nicht verstehen. Zwar widersprach es nicht seiner Natur und seinen Anschauungen, einmal alles auf eine Karte zu setzen und in einer Nacht durchzubringen. Das hatte er selbst in jener Pokernacht in Circle City getan, als er fünfzigtausend – alles, was er besaß – verlor. Aber die fünfzigtausend hatte er nur als den Beginn von etwas Größerem betrachtet. Wenn es um Millionen ging, dann war es etwas anderes. Ein solches Vermögen durfte man nicht auf den Boden der Wirtshäuser ausstreuen, wie die neuen Millionäre, die allen Sinn für die Wirklichkeit verloren hatten, es buchstäblich mit dem Inhalt ihrer Elchlederbeutel taten, MacMann zum Beispiel machte in einem Wirtshaus eine Zeche von dreißigtausend Dollar; und der grobe Jimmie brauchte hunderttausend monatlich, um vier Monate in Saus und Braus zu leben, bis er schließlich in einer Märznacht betrunken in den Schnee fiel und erfror; und Wasserfall-Bill, der drei wertvolle Claims mit seinen wahnsinnigen Ausschweifungen durchgebracht und sich dreitausend leihen mußte, um fortzukommen, hatte alle hundertundzehn Dutzend Eier, die der Markt von Dawson aufwies, für vierundzwanzig Dollar das Dutzend aufgekauft und dann seinen Wolfshunden vorgeworfen, nur weil eine junge Dame, die ihn genasführt, gerne Eier aß.

      Champagner wurde zu vierzig und fünfzig Dollar die Flasche verkauft, Dosenaustern zu fünfzehn Dollar. Daylight machte diesen Wahnsinn nicht mit. Er hatte nichts dagegen, die ganze Wirtsstube mit Whisky zu fünfzig Cent das Glas zu traktieren, aber irgendwo in seiner ausschweifenden Natur lehnte sich ein Sinn für Schicklichkeit und Rechenkunst dagegen auf, fünfzehn Dollar für den Inhalt einer Austerndose zu bezahlen. Andererseits gebrauchte er vielleicht mehr Geld, um Leuten zu helfen, die sich wirklich in Not befanden, als die neugebackenen Millionäre für ihre sinnlosen Ausschweifungen. Vater Judge am Hospital hätte von weit wertvolleren Geschenken als den ersten zehn Sack Mehl erzählen können. Aber fünfzig Dollar für eine Flasche Champagner! Das war unsinnig.

      Und doch konnte er gelegentlich noch eines seiner alten, lärmenden Feste geben. Aber er tat es aus anderen Gründen. Man erwartete es von ihm, weil es so seine Art seit alters her gewesen. Und dann konnte er es sich leisten. Aber er machte sich nicht mehr soviel aus dieser Art Zerstreuung. Sein Machtgefühl hatte sich in einer anderen Richtung entwickelt. Es war zur Begierde geworden. Obgleich er bei weitem der reichste Minenbesitzer in Alaska war, wollte er doch noch reicher werden. Es war ein hohes Spiel, das er spielte, und er liebte es mehr als sonst irgend etwas. Auf gewisse Weise wirkte er schöpferisch. Er tat etwas. Eine andere Saite in seiner Natur wurde angeschlagen, aber er konnte über eine gelungene Millionenspekulation in Eldorado Claims nie die gleiche Freude fühlen wie beim Anblick seiner arbeitenden Sägemühlen oder der großen Flöße, wenn sie den Fluß hinabfahren sollten und sich in dem großen Wirbel oberhalb des Moosehide Mountain gegen das Ufer schwangen. Gold war selbst in der Wagschale nur ein abstrakter Begriff. Es repräsentierte andere Dinge, verlieh die Macht, etwas zu schaffen. Aber die Sägemühlen waren die Dinge selbst, sie waren konkret und greifbar, und man konnte weitere Dinge mit ihnen schaffen. Sie waren Wahrheit gewordene Träume, die unzweifelhafte Verwirklichung eines Märchens.

      Mit dem Sommerzustrom von draußen kamen die Berichterstatter der großen Blätter und Zeitschriften, und alle schrieben sie in erster Linie über Daylight. Er wurde für die Welt die mächtigste Gestalt Alaskas. Als einige Monate später der spanische Krieg ausbrach, vergaß man ihn natürlich darüber, aber in Klondike selbst blieb Daylight ständig die hervorragendste Persönlichkeit. Wenn er die Straßen von Dawson durchschritt, wandte sich jeder Kopf, um ihm nachzusehen, und in den Wirtschaften betrachteten ihn die Chechaquos ehrfurchtsvoll und ließen ihn kaum aus den Augen, solange er in Sicht war. Er war nicht nur der reichste Mann im Lande, nein, er war Burning Daylight, der in der ersten Frühzeit dieses jungen Landes über den Chilkoot den Yukon hinabgekommen war, um die älteren Giganten, Al Mayo und Jack MacQuestion, zu treffen. Er war der Burning Daylight von Hunderten wilder Abenteuer, der Mann, der der eingefrorenen Walfängerflotte Botschaft über die öden Tundren gebracht, der im Laufe von sechzig Tagen die Post von Circle City nach Salt Water und zurück gefahren, der im Jahre 1891 den ganzen Tanana-Stamm vor dem Hungertode gerettet hatte, kurz, der Mann, der die Phantasie der Chechaquos stärker in Anspruch nahm als ein Dutzend anderer Männer auf einmal.

      Was er tat, erregte die Aufmerksamkeit der Menge, so spontan und zufällig es auch geschah. Und seine letzte Tat war immer in aller Munde, ob er in dem wilden Wettlauf nach Danish Creek gesiegt oder den berühmten kahlen Grislybären am Sulphur Creek getötet oder am Geburtstag der Königin in einer Kanuregatta gesiegt hatte, an der er teilnehmen mußte, weil der Repräsentant von Sourdough im letzten Augenblick ausgeblieben war. So war es auch einmal nachts im »Elchgeweih« zu der längst versprochenen Revanchepartie mit Jack Kearns gekommen. Es war ausgemacht worden, daß das Spiel bis acht Uhr morgens dauern sollte, und da belief Daylights Gewinn sich auf zweihundertunddreißigtausend Dollar. Für Jack Kearns, der bereits mehrfacher Millionär war, bedeutete der Verlust nicht viel. Aber die ganze Gemeinde fiel fast von den Stühlen über die hohen Einsätze, und jeder von den Dutzend Berichterstattern, die anwesend waren, schickten ihrem Blatt einen sensationellen Artikel.

      Dreizehntes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Trotz seiner vielen Einnahmequellen hatte er im ersten Winter alles bare Geld verbraucht. Wenn der Kies auf der Felsunterlage aufgetaut und an die Oberfläche gebracht war, gefror er augenblicklich wieder. Daher waren seine Claims, die für viele Millionen Gold enthielten, unzugänglich. Erst als die Sonne wiederkehrte, schmolz das Wasser, mit dem sie wuschen, so daß sie die Erde ihres Goldes berauben konnten. Nun hatte er auf einmal mächtige Überschüsse, die er in den beiden kürzlich gegründeten Banken deponierte. Zwar wurde er von Leuten

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