Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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Geldbeutel geht.« Er hegte ein unerklärliches Mißtrauen gegen sie. »Sie sind mir zu geleckt«, urteilte er im geheimen. Anderseits waren sie von einer gewissen Atmosphäre von Männlichkeit und damit verbundener Aufrichtigkeit umgeben. Sie mochten im Kampfe kratzen und Wunden schlagen, das war nur natürlich, aber er hatte die Vorstellung, daß sie dies nach gewissen Regeln taten. Das war der Eindruck, den er von ihnen hatte – ein ganz allgemeiner Eindruck. Jedenfalls war er davon überzeugt, daß unbedingt ein gewisser Prozentsatz von Schurken unter ihnen sein müßte.

      Schließlich war er des bloßen Zuschauens müde und fuhr nach Nevada, wo soeben die neuen Goldminen erschlossen waren – »nur um eine Chance zu haben«, wie er sich ausdrückte. Sein Gastspiel an der Börse von Tonopah dauerte zehn Tage, und in dieser Zeit richtete sein wildes, regelloses Spiel eine furchtbare Verwirrung unter den Durchschnittsspielern an. In diesen zehn Tagen machte er seinem Herzen Luft, dann schnalzte er mit der Zunge und reiste mit einem Reingewinn von einer halben Million wieder nach San Franzisko. Es hatte gut geschmeckt, und sein Appetit auf das Spiel war noch gewachsen.

      Und wieder war er die Sensation der Presse. Wieder war BURNING DAYLIGHT in fetten Buchstaben die Überschrift. Die Interviewer scharten sich um ihn. Alte Zeitschriften und Blätter wurden durchgepflügt, und wieder erschien der romantische Elam Harnish, der Abenteurer des Frostes, der König von Klondike, der Vater der Pioniere, in Millionen Häusern neben geröstetem Brot und Eiern auf dem Frühstückstisch. Ehe er es gedacht hatte, war er mit Gewalt ins Spiel geschleudert. Kapitalisten und Gründer, der ganze Auswurf des Meeres der Spekulation brandete gegen seine elf Millionen. Er hatte Aufsehen erregt, und jetzt gab man ihm Karten, ob er wollte oder nicht, so daß er mitspielen mußte. Schön, so spielte er denn. Er wollte es ihnen schon zeigen – gerade weil die Rede davon gewesen war, wie schnell sein Übermut beschnitten werden sollte.

      Anfänglich spielte er niedrig – »er wartete auf seinen großen Coup«, wie er Holdsworthy, einem Manne, mit dem er sieh im Alta-Pacific-Klub befreundet hatte, erklärte. Daylight war selbst Mitglied des Klubs, in den Holdsworthy ihn eingeführt hatte. Und es war gut, daß Daylight im Anfang so vorsichtig spielte; immer mehr staunte er über die große Zahl von Haien – »Landhaien«, wie er sie nannte –, die sich an ihn heranmachten. Er durchschaute ihre Methode schnell genug und wunderte sich sogar, daß so viele von ihnen Beute genug machen konnten, um sich durchzuschlagen. Ihre Schurkerei und ihre ganze Zweifelhaftigkeit waren so durchsichtig, daß er nicht verstand, wie sich jemand von ihnen anführen lassen konnte.

      Holdsworthy behandelte ihn mehr wie einen Bruder, als wie einen Klubgenossen. Er wachte über ihn, gab ihm gute Ratschläge und stellte ihn den Magnaten der lokalen Finanzwelt vor. Holdsworthys Familie wohnte in einem entzückenden Landhaus in der Nähe von Menlo Park, und Daylight verbrachte oft die Zeit von Sonnabend bis Montag dort. Er erhielt dabei Einblick in ein Familienleben von einer Feinheit und Herzlichkeit, wie er es sich nie hatte träumen lassen. Holdsworthy war ein großer Blumenliebhaber und begeisterter Geflügelzüchter, und diese beiden Passionen waren eine Quelle ständigen Vergnügens für Daylight, der ihn mit freundlicher Nachsicht beobachtete.

      Bei einem Besuche erzählte Holdsworthy von einer kleinen Sache, einer wirklich guten kleinen Sache, einer Ziegelei bei Glen Ellen. Daylight lauschte aufmerksam den Erklärungen des andern. Es war ein sehr vernünftiges, aber kleines Geschäft. Er machte schließlich aus reiner Freundschaft mit, als er hörte, daß auch Holdsworthy darin engagiert war und in anderer Beziehung Opfer bringen mußte, um die Erweiterung des Unternehmens durchführen zu können. Daylight schoß das gewünschte Kapital, fünfzigtausend Dollar, ein. »Ja«, erklärte er später lachend, »ich bin angeführt worden, aber schuld daran war weniger Holdsworthy als seine verdammten Küken und Obstbäume.«

      Es war ihm jedoch eine gute Lehre, denn er lernte, daß es nur selten Treu und Glauben in der Geschäftswelt gab, und daß selbst der einfache Begriff der Gastfreundschaft nichts bedeutete im Vergleich mit einer wertlosen Ziegelei und fünfzigtausend Dollar. Aber er meinte doch, daß alle diese Haie verschiedenen Kalibers nur an der Oberfläche zu finden waren, daß es in der Tiefe Redlichkeit und Rechtschaffenheit gab. Die Industriefürsten und Großkapitalisten, entschied er, waren doch sicher Leute, mit denen sich arbeiten ließ. Bei der Natur ihrer ungeheuren Unternehmungen mußten sie unbedingt ehrlich spielen. Sie hatten keinen Raum für solche kleinen Schwindeleien und Betrügereien. Von diesen kleinen Leuten konnte man nichts anderes erwarten, als daß sie ihren Freunden wertlose Ziegeleien aufhalsten, aber in der Hochfinanz lohnte sich dergleichen nicht. Da war man mit ganz anderen Dingen beschäftigt: Entwicklung des Landes, Organisation von Eisenbahnen, Gründung von Minen und Erschließung der zahllosen Quellen der Natur. Das Spiel mußte unbedingt hoch und ehrlich sein. »Die können sich nicht mit solchen Schwindeleien abgeben«, schloß er.

      So kam er zu dem Entschluß, die kleinen Leute wie Holdsworthy links liegen zu lassen. Er stand zwar immer noch auf recht gutem Fuße mit ihnen, schloß sich aber an keinen enger an. Er hatte gar nichts gegen diese kleinen Leute vom Alta-Pacific-Klub und ähnliche, nur wollte er sie nicht als Partner in dem großen Spiel, das er vorhatte. Worin das große Spiel bestand, wußte er selbst noch nicht. Er wartete einfach darauf. Und da traf er John Dowsett, den großen John Dowsett. Es war der reine Zufall, daran war kein Zweifel. Rein zufällig – das wußte Daylight selbst – hörte er von einem Geschäft in Santa Catalina, und statt direkt nach San Franszisko zurückzukehren, fuhr er nach der Insel herüber. Dort traf er John Dowsett, der sich einige Tage von einer Geschäftsreise nach dem Westen erholen wollte. Dowsett hatte natürlich von dem unternehmungslustigen König von Klondike und seinen dreißig Millionen gehört und interessierte sich für den Mann, den er nun kennenlernte. Im Laufe der Bekanntschaft mußte dann irgendwann die Idee in seinem Kopfe aufgetaucht sein. Aber er berührte sie nicht, sondern zog vor, sie sorgfältig reifen zu lassen. So hielt sich das Gespräch nur in allgemeinen Bahnen, und er tat sein Bestes, um sich Daylight angenehm zu machen und seine Freundschaft zu gewinnen.

      Er war der erste große Magnat, den Daylight traf, und er fühlte sich stark angezogen. Etwas so Herzliches und Gewinnendes, eine so geniale demokratische Denkweise lag über dem Manne, daß Daylight kaum verstehen konnte, daß dies der große John Dowsett, der Präsident von einer ganzen Reihe von Banken, der Chef des Versicherungstrustes war, der mit allen Leuten der »Standard Oil« alliiert sein sollte und immer mit den Guggenhammers zusammen auftrat Auch sein Äußeres strafte seinen Ruf nicht Lügen.

      Seine Erscheinung bürgte Daylight für alles, was er über ihn gehört hatte. Trotz seiner sechzig Jahre und seines schneeweißen Haares war sein Händedruck fest und herzlich; er zeigte keine Spur von Hinfälligkeit, wenn er rasch und leicht dahinschritt und sich sicher und entschieden bewegte. Seine Gesichtsfarbe war rot und gesund, und sein feingezeichneter Mund schien immer bereit, über einen guten Witz zu lächeln. Er hatte ehrliche Augen von hellstem Blau, die scharf und freimütig unter den buschigen grauen Brauen hervorblickten. Sein Verstand war geschult und ruhig und arbeitete mit der Sicherheit einer stählernen Falle. Er war ein Mann, der Wissen besaß, es aber nie mit Gefühl oder Sentimentalität aufputzte. Jedes Wort, jede Bewegung war von Kraft getragen; die Gewohnheit zu herrschen, konnte er nicht verleugnen. Dabei war er taktvoll und sympathisch, und Daylight erkannte schnell, daß er einen Mann vor sich hatte, der sich in jeder Beziehung von kleinen Leuten wie Holdsworthy unterschied. Er kannte auch Dowsetts Geschichte, wußte, daß er einer der ersten amerikanischen Familien entstammte, wußte, daß er sich im Kriege ausgezeichnet hatte. Daylight hatte von John Dowsett gehört, der sich um die Union verdient gemacht hatte, von General Dowsett, dessen Ruhm aus der Zeit der Revolution stammte, und von jenem Dowsett, der schon in den ersten Tagen Neuenglands ein wohlhabender Mann gewesen war.

      »Das ist ein Mann«, erzählte er später seinen Klubgenossen im Rauchzimmer des Alta-Pacific. »Ich sage Ihnen, Gallon, er war eine Überraschung für mich. Ich wußte es ja, die Großen mußten so sein, aber ich mußte ihn erst gesehen haben, um es wirklich zu glauben. Er gehört zu den Menschen, die wirklich schaffen. Das sieht man ihm an. Er ist einer unter Tausenden, das ist sicher, und ein Mann, auf den man sich verlassen kann. Die Spiele, die er spielt, sind unbegrenzt, aber ehrlich, darauf

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