Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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schrecklich nötig, Fräulein Mason. Ich denke immer an Sie. Und was ich wissen will, ist – na ja, ob Sie mich nehmen wollen? Das ist alles.«

      »Ich – ich wollte, Sie hätten mich nicht gefragt«, sagte sie weich.

      »Vielleicht ist es am besten, wenn Sie erst einiges erfahren, ehe Sie mir eine Antwort geben«, fuhr er fort, indem er die Tatsache, daß die Antwort eigentlich schon gegeben war, ignorierte. »Ich habe mich noch nie in meinem Leben mit einer Frau abgegeben, trotz allem, was man in dieser Beziehung von mir erzählt. Was Sie in Zeitungen und Büchern gelesen haben, ist Unsinn. Es ist nicht ein Tüttelchen Wahres daran. Karten gespielt und getrunken, das habe ich tüchtig, aber ein Frauenjäger bin ich nie gewesen. Eine Frau hat sich meinetwegen das Leben genommen, aber ich wußte nicht, daß sie mich haben wollte, sonst hätte ich sie wahrhaftig gern geheiratet, nicht aus Liebe, ich habe ihr nie den Hof gemacht, sondern nur, um sie am Selbstmord zu hindern. Ich erzähle Ihnen das alles nur, weil Sie es gelesen haben, und weil ich will, daß Sie aus meinem Munde die reine Wahrheit erfahren. Frauenjäger« – er schnaufte verächtlich. »Fräulein Mason, ich kann Ihnen sagen: ich habe die Weiber mein Leben lang gefürchtet. Sie sind die erste, vor der ich nicht bange bin. Vielleicht deshalb, weil Sie nicht wie die andern sind, die ich gekannt habe. Frauenjäger! Solange ich denken kann, bin ich vor Damen ausgerissen, und ich glaube, nur meine gute Lunge hat mich gerettet und der Umstand, daß ich nie gefallen bin, nie ein Bein gebrochen habe oder so etwas. Bis ich Sie traf, habe ich nie daran gedacht, mich zu verheiraten, und auch da noch lange nicht gleich. Sie haben mir vom ersten Tage an gefallen, aber ich hätte nie gedacht, daß es schief gehen würde. Ich kann nicht einmal nachts schlafen, weil ich an Sie denke und mich nach Ihnen sehne.«

      Er hielt inne und wartete. Sie hatte den Mull und die Spitzen aus dem Korb genommen, vielleicht um ihre Nerven ein wenig zu beruhigen, und nähte nun daran. Da sie ihn nicht ansah, verschlang er sie förmlich mit den Blicken. Er bemerkte die sicheren flinken Hände – Hände, die ein Pferd wie Bob tummelten, fast so schnell Maschine schrieben, wie ein Mann sprach, zierliche Kleidungsstücke nähten und zweifellos auf dem Flügel in der Ecke spielen konnten. Noch eine außerordentliche weibliche Einzelheit bemerkte er – ihre Hausschuhe. Es waren sehr kleine Bronzeschuhe. Er hätte nie gedacht, daß ihre Füße so klein waren. Bisher hatte er sie stets nur in Straßenschuhen oder Reitstiefeln gesehen, und die hatten ihm keinen rechten Begriff gegeben. Die Bronzeschuhe bezauberten ihn, und sein Blick kehrte immer wieder zu ihnen zurück.

      Es wurde an die Tür geklopft, und sie ging hin. Daylight konnte nicht umhin, das Gespräch mit anzuhören. Es war jemand am Telephon, der sie sprechen wollte. »Sagen Sie ihm, daß er in zehn Minuten wieder anrufen möchte«, hörte er sie sagen, und das kleine »er« gab ihm einen Stich von Eifersucht. Schön, sagte er bei sich, wer es auch immer sei, so wolle er, Burning Daylight, schon noch mit ihm fertig werden. Merkwürdig, daß ein Mädchen wie Dede nicht längst verheiratet war.

      Sie kam zurück, lächelte und nahm ihr Nähzeug wieder auf.

      »Die zehn Minuten sind bald vorbei«, sagte er eindringlich.

      »Ich kann Sie nicht heiraten«, sagte sie.

      »Sie lieben mich nicht?«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Können Sie mich nicht leiden – nur ein ganz klein wenig?«

      Sie hob die Augen von der Arbeit und sah ihn an, während sie antwortete:

      »Ich habe Sie sehr gern, aber –«

      Er wartete einen Augenblick, daß sie fortfuhr, und da sie schwieg, tat er es selbst.

      »Ich habe keine übertrieben hohe Meinung von mir selber, und ich weiß daher, daß ich nicht prahle, wenn ich sage, daß ich einen sehr guten Ehemann abgeben würde. Ich kann mich so gut hineinversetzen, was es für eine Frau wie Sie heißt, unabhängig zu sein. Aber Sie würden auch als meine Frau unabhängig sein. Ich würde Ihre Freiheit nicht beschränken. Sie könnten Ihrem eigenen Willen folgen, nichts würde zu gut für Sie sein. Ich würde Ihnen alles geben, was Ihr Herz begehrte –»

      »Nur nicht sich selbst«, warf sie plötzlich – beinahe scharf ein.

      Einen Augenblick war Daylight starr.

      »Das weiß ich nicht. Ich würde ehrlich und ordentlich und treu sein. Ich sehne mich nicht nach andern.«

      »Das meine ich nicht«, sagte sie. »Statt für Ihre Frau würden Sie für die dreihunderttausend Menschen in Oakland, für Ihre Eisenbahnen und Fähren, für die zwei Millionen Bäume rings auf den Bergen, kurz für alles leben, was Geschäft heißt und damit zu tun hat.«

      »Das würde ich nicht«, erklärte er schnell. »Ich würde Ihnen ganz gehören.«

      »Das meinen Sie, aber es würde anders gehen.« Sie wurde plötzlich nervös. »Wir müssen dies Gespräch abbrechen – es ist ja fast, als schacherten wir miteinander. ›Wieviel wollen Sie geben?‹ › Soundsoviel.‹ ›Ich verlange mehr‹, und so weiter. Ich mag Sie leiden, aber nicht genug, um Sie zu heiraten, und ich werde Sie nie so gern haben, daß ich Sie heiraten könnte.«

      »Wie können Sie das wissen?« fragte er.

      »Weil Sie mir immer weniger gefallen.«

      Daylight saß wie vom Donner gerührt da. Die Kränkung stand auf seinem Gesicht geschrieben.

      »Ach, Sie verstehen mich gar nicht«, rief sie heftig aus, denn jetzt begann sie ihre Selbstbeherrschung zu verlieren. »So meine ich es nicht. Ich mag Sie schon leiden, je mehr ich Sie kennenlerne, desto lieber habe ich Sie. Und gleichzeitig muß ich doch sagen, daß ich Sie, je mehr ich Sie kennenlerne, desto weniger heiraten möchte.«

      Diese rätselhafte Äußerung machte Daylights Verblüffung vollständig.

      »Sehen Sie denn nicht?« drängte sie. »Ich hätte mich viel eher mit dem Elam Harnish verheiraten können, der frisch von Klondike kam, als mit dem, der jetzt vor mir sitzt.«

      Er schüttelte langsam den Kopf.

      »Nein, das ist mir zu hoch. Je mehr Sie einen Mann kennenlernen, desto lieber haben Sie ihn und desto weniger Lust haben Sie, ihn zu heiraten. Umgang erzeugt Verachtung – das meinen Sie wohl?«

      »Nein, nein«, rief sie, aber ehe sie fortfahren konnte, wurde wieder an die Tür geklopft.

      »Die zehn Minuten sind um«, sagte Daylight. Während sie draußen war, flogen seine Augen scharf und schnell, wie die eines Indianers, durch den Raum. Der Eindruck von Wärme, Behaglichkeit und Schönheit war vorherrschend, obwohl Daylight nicht imstande war, ihn zu analysieren; die Einfachheit entzückte ihn – eine Einfachheit, die dennoch kostbar war, wie er bei sich sagte. Es war ihm nie in den Sinn gekommen, daß ein Fußboden schön sein konnte, wenn nur ein paar Wolfsfelle darauf lagen; aber sicher waren sie schöner als alle Teppiche der Welt. Er starrte fast feierlich ein Bücherregal an, das ein paar hundert Bände enthielt. Das war ein Mysterium. Er begriff nicht, daß es soviel gab, worüber die Menschen schreiben konnten. Schreiben und Lesen war nicht dasselbe wie etwas tun, und für ihn, den Mann der Tat, war etwas tun das einzig Verständliche. Sie trat wieder ein, und als sie zu ihrem Stuhl schritt, bewunderte er ihren Gang, ganz vernarrt in ihre Bronzeschuhe.

      »Ich möchte gern ein paar Fragen an Sie richten begann er. »Denken Sie daran, sich mit einem andern zu verheiraten?«

      Sie lachte lustig und schüttelte den Kopf.

      »Haben

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