Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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      Daylight erwiderte nichts, und die Tür schloß sich hinter ihr.

      Eine halbe Stunde später konferierte er mit Jones, einem früheren Liftboy und wütenden Proletarier, den Daylight ein Jahr lang unterhalten hatte, damit er sich der Literatur widmen konnte. Das Ergebnis, ein Roman, war ein Fehlschlag gewesen. Weder Redakteure noch Verleger hatten ihn auch nur ansehen wollen, und Daylight benutzte den enttäuschten Autor jetzt als eine Art Privatdetektiv. Jones, der gern so tat, als ob er durch nichts zu verblüffen sei, zeigte auch keine Überraschung, als ihm der Auftrag gegeben wurde, herauszufinden, wer eine gewisse Stute gekauft hätte.

      »Wie hoch soll ich gehen?« fragte er.

      »Zahlen Sie jeden Preis. Sie haben sie herzuschaffen, das ist die Hauptsache. Drücken Sie den Preis soviel wie möglich, um keinen Verdacht zu erregen. Dann liefern Sie das Pferd an diese Adresse in Sonoma ab. Der Mann ist Verwalter auf einer kleinen Ranch, die ich gekauft habe. Sagen Sie ihm, daß er gut für das Pferd sorgen soll. Und nachher vergessen Sie die ganze Geschichte wieder. Erzählen Sie mir nicht den Namen des Mannes, von dem Sie das Tier bekommen haben, nur daß sie es abgeliefert haben. Savvy?«

      Nach einigen Tagen bemerkte Daylight einen unheilverkündenden Schimmer in Dedes Augen.

      »Ist etwas los – was?« fragte er kühn.

      »Mab«, sagte sie. »Der Mann, der sie gekauft hatte, hat sie schon wieder verkauft. Wenn ich wüßte, daß Sie dahinter steckten – –.«

      »Ich weiß nicht einmal, wer sie gekauft hat«, lautete Daylights Antwort. »Und mehr noch: Ich will mir nicht den Kopf darüber zerbrechen. Es war Ihr Pferd, und was Sie damit machen, hat nichts mit meinem Geschäft zu tun. Sie haben sie nicht mehr, das ist sicher, und das ist ein Jammer. Aber da wir gerade mal dabei sind, möchte ich eine Sache mit Ihnen besprechen. Und Sie dürfen sich nicht davon verletzt fühlen, denn es geht Sie eigentlich gar nichts an.«

      Es trat eine Pause ein, in der sie ihn beinahe mißtrauisch betrachtete.

      »Wie steht es mit Ihrem Bruder? Der Verkauf Ihres Pferdes wird wohl kaum genügen, ihn nach Deutschland zu schicken. Und dahin muß er ja, wie seine eigenen Ärzte sagen – zu dem großen deutschen Spezialisten, der den Leuten Knochen und Fleisch herausreißt. Grütze daraus macht und sie ihnen dann neu wieder einsetzt. Schön, ich will ihn nach Deutschland schicken und diesem Wunderkerl eine Chance geben, das ist alles.«

      »Ach, wenn das möglich wäre«, sagte sie fast atemlos und ganz ohne Ärger. »Aber Sie wissen ja selbst, daß es nicht möglich ist. Ich kann kein Geld von Ihnen annehmen – –«

      »Warten Sie«, unterbrach er sie. »Würden Sie einen Schluck Wasser von einem der zwölf Apostel annehmen, wenn Sie am Verdursten wären? Oder wären Sie bange, daß er unlautere Absichten hätte,« – sie machte eine abwehrende Handbewegung – »oder was die Leute darüber sagen würden?«

      »Aber das ist doch etwas ganz anderes«, begann sie.

      »Sehen Sie mal, Fräulein Mason. Sie müssen versuchen, sich ein paar dumme Begriffe aus dem Kopf zu schlagen. Die Geldbegriffe sind mit das Komischste, was ich erlebt habe. Gesetzt, Sie stürzten von einem Felsen, wäre es da nicht ganz in der Ordnung, wenn ich Ihnen die Hand reichte und Sie am Arm griffe? Sicherlich. Gesetzt aber, Sie brauchten eine andere Art Hilfe – statt der Stärke meines Armes die Stärke meines Beutels? Das würde verkehrt sein. Das sagt man. Aber warum sagt man das? Weil die Räuberbanden wollen, daß die Dummen ehrlich sein und das Geld achten sollen. Wären sie das nicht, wo wären die Räuber dann? Sehen Sie das nicht ein?«

      Dede weigerte sich immer noch, und Daylights Gründe wurden unangenehmer.

      »Ich kann mir nur denken, daß Sie sich Ihrem Bruder in den Weg stellen, weil Sie die ganz falsche Vorstellung haben, ich wollte Ihnen auf diese Weise den Hof machen. Das tue ich aber gar nicht. Ich hab' Sie nicht gefragt, ob Sie mich heiraten wollen, und wenn ich es tue, dann werde ich mir Ihr Jawort nicht erkaufen. Wenn ich die Frage stelle, dann tue ich es offen und ehrlich.«

      Dede errötete vor Zorn.

      »Wenn Sie wüßten, wie lächerlich Sie sich machen, dann würden Sie aufhören«, platzte sie heraus. »Sie können mir das Leben unangenehmer machen als irgendein Mann, den ich kenne. Jeden Augenblick lassen Sie mich verstehen, daß Sie mich nicht gebeten haben, Ihre Frau zu werden. Ich warte nicht darauf, daß Sie mich fragen, und ich habe Ihnen vom ersten Tage an gesagt, daß Sie keine Aussicht hätten. Und doch halten Sie die Drohung immer über meinem Haupte, daß Sie eines Tages die Frage an mich stellen wollen. Tun Sie es doch gleich, dann können Sie Ihre Antwort haben, und die Sache ist erledigt.«

      Er betrachtete sie forschend mit ehrlicher Bewunderung. »Ich brauche Sie so sehr, Fräulein Mason, daß ich nicht wage, Sie jetzt zu fragen«, sagte er mit so komischem Ernst im Ausdruck und Tonfall, daß sie den Kopf zurücklegte und in ein freies knabenhaftes Lachen ausbrach. »Wie ich Ihnen zudem sagte, bin ich in diesen Dingen ganz unerfahren. Ich habe noch nie einer Frau den Hof gemacht und möchte nicht gern etwas Verkehrtes tun.«

      »Aber Sie tun ja die ganze Zeit nichts anderes«, rief sie heftig aus. »Das ist noch nicht dagewesen, daß ein Mann einer Frau den Hof gemacht hat mit der dauernden Drohung, ihr einen Heiratsantrag zu machen.«

      »Ich will es nicht wieder tun«, sagte er demütig. »Aber das hat nichts mit der Sache zu tun. Was ich vor einer Minute gesagt habe, gilt noch. Sie stehen Ihrem Bruder im Wege. Was für Vorstellungen Sie sich machen, ist mir ganz gleichgültig, deshalb müssen Sie doch beiseitetreten und ihm eine Chance geben. Wollen Sie mich zu ihm gehen und mit ihm über die Sache reden lassen? Ich werde schon einen ganz geschäftlichen Vorschlag draus machen. Ich will ihm helfen, gesund zu werden, und dann kann er es mit Zinsen zurückzahlen.«

      Zweiunddreißigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Daylight hatte die volle Wahrheit gesprochen, als er Dede sagte, daß er keinen wirklichen Freund hätte. Obgleich er mit Tausenden auf gutem, kameradschaftlichen Fuße stand, mit Hunderten trank, war er dennoch einsam. Er hatte nicht den einen Mann oder die Gruppe von Männern, mit denen er völlig vertraut hätte werden können. Die Stadt schuf keine Kameradschaft wie das Leben in Alaska. Zudem waren die Männer hier und dort weit voneinander verschieden. Die Verbindung mit den ihm verächtlichen Geschäftsleuten wie mit den Selfmademännern von San Franzisko war ihm aus rein praktischen Gründen diktiert worden. Ihre freimütige Brutalität war ihm sympathischer gewesen, aber Achtung hatten sie ihm nicht einzuflößen vermocht. Sie neigten zu sehr zu Schleichwegen. In dieser modernen Welt war etwas Geschriebenes mehr wert als das Wort eines Mannes, und selbst dann mußte man sich noch gut vorsehen. In den alten Tagen am Yukon war es anders gewesen. Da bedurfte es keiner schriftlichen Abmachungen. Ein Mann sagte, daß er soundsoviel hatte, und selbst beim Poker wurde seine Schätzung ohne weiteres anerkannt.

      Larry Hegan, der den schwersten Anforderungen genügte, die Daylights Operationen an ihn stellten, der nur geringe Illusionen besaß und kein Heuchler war, hätte sein Freund sein können, wäre er nicht so verschroben gewesen. Ein eigenartiges Genie, ein Napoleon im kleinen, mit einer visionären Kraft, die sogar noch größer war als die Daylights, mit dem Daylight aber außerhalb des Geschäfts nichts gemein hatte.

      Statt wahrer Freunde besaß Daylight nur Zech- und Spielgenossen. Und als nun die sonntäglichen Ausritte mit Dede vorbei waren, verfiel er jenen immer mehr. Anhaltender als je baute er an seiner Cocktailmauer. Das große

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