Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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ich nicht, warum Sie wollen, daß ich alles verliere, was ich habe. Das ist mir genau so dunkel, wie Ihre Behauptung, daß Sie mich um so weniger heiraten wollen, je besser Sie mich leiden mögen. Nun müssen Sie mir schon eine Erklärung geben.«

      Er legte den Arm um sie und preßte sie an sich, und diesmal widerstrebte sie nicht. Sie hatte den Kopf gesenkt, so daß er ihr Gesicht nicht sehen konnte, aber er hatte das Gefühl, daß sie weinte. Er hatte die Macht des Schweigens kennengelernt und wartete ruhig, daß sie sich äußern würde. Es war nun soweit gekommen, daß sie unweigerlich sprechen mußte. Das wußte er.

      »Ich bin nicht romantisch«, begann sie und sah ihn wieder an, während sie sprach. »Es wäre vielleicht besser für mich, wenn ich es wäre. Dann könnte ich die herrlichsten Dummheiten machen und für den Rest meiner Tage unglücklich sein. Aber daran hindert mich mein gräßlich gesunder Menschenverstand, ohne daß er mich freilich im geringsten glücklich macht.«

      »Das ist mir immer noch dunkel«, sagte Daylight, nachdem er vergebens gewartet hatte, daß sie fortfahren sollte. » Sie müssen mir schon klaren Wein einschenken, bis jetzt haben Sie es nicht getan. Ihr gesunder Verstand und Ihr Gebet, daß ich Pleite machen soll, gehen über meinen Horizont. Ich brauche Sie so notwendig, und ich will, daß Sie mich heiraten. Das ist so einfach, wie es nur sein kann. Wollen Sie?« Sie schüttelte langsam den Kopf. Als sie dann zu reden begann, war es, als ob der Zorn in ihr aufstieg, ein Zorn, der sich mit Kummer mischte, und der sich, wie Daylight wußte, gegen ihn richtete.

      »Lassen Sie es mich Ihnen denn erklären, und das ehrlich und offen, wie Sie gefragt haben.« Sie schwieg, als wisse sie nicht recht, wo beginnen. »Sie sind selbst ehrlich und aufrichtig. Wollen Sie, daß ich es auch bin, daß ich Ihnen Dinge sage, die Ihnen weh tun werden?«

      Der Arm, der um ihre Schulter lag, drückte sie ermutigend, aber Daylight sagte nichts.

      »Ich möchte Sie so gern heiraten, aber ich bin bange. Ich bin stolz und gedemütigt zugleich darüber, daß ein Mann wie Sie sich etwas aus mir macht. Aber Sie haben zuviel Geld. Das ist der Punkt, wo mein gräßlich gesunder Menschenverstand ein Wort mitsprechen will. Selbst wenn wir uns wirklich heirateten, so würden Sie nie mein Mann – mein Geliebter und Gatte – sein. Sie würden der Mann Ihres Geldes sein. Ihr Geld besitzt Sie, nimmt Ihre Zeit, Ihre Gedanken, Ihre Energie, alles in Anspruch, gebietet Ihnen, hierhin und dorthin zu gehen, dies und jenes zu tun. Sehen Sie das nicht ein? Ja, ich fühle, daß ich sehr lieben, viel geben – alles geben kann; aber dagegen verlange ich auch, zwar nicht alles, aber viel – viel mehr, als Ihr Geld zulassen würde.

      Ich liebte Sie schon, als ich Sie noch gar nicht kannte, als Sie eben erst aus Alaska gekommen waren. Sie waren mein Held. Sie waren der Burning Daylight, der Goldgräber, der kühne Reisende und Pionier. und Sie sahen danach aus. Ich glaube nicht, daß eine Frau Sie ansehen konnte, ohne Sie zu lieben – damals. Aber jetzt sehen Sie nicht mehr so aus.

      Bitte, bitte, verzeihen Sie mir, wenn ich Sie verletze. Diese ganzen letzten Jahre hindurch haben Sie unnatürlich gelebt. Sie, ein Mann, der hinaus gehört, haben sich selbst eingemauert in die Stadt. Sie sind nicht mehr derselbe, und Ihr Geld verdirbt Sie. Sie sind nicht mehr so gesund, nicht mehr so rein. Das kommt von Ihrem Gelde und Ihrer Lebensweise. Und das wissen Sie selbst. Ihr Körper ist nicht mehr der alte. Sie sind stark geworden. Sie sind nett und freundlich zu mir, das weiß ich, aber Sie sind nicht mehr nett und freundlich zu aller Welt, wie Sie es damals waren. Sie sind hart und grausam geworden. Die Grausamkeit ist nicht nur in Ihrem Herzen und Ihren Gedanken, sie steht auch auf Ihrem Gesicht geprägt. Sie hat ihre Linien darin eingegraben. Sie fangen an, brutal zu werden und an Wert zu verlieren. Und diese Entwicklung muß immer weitergehen, bis Sie hoffnungslos verdorben sind –.«

      Er versuchte sie zu unterbrechen, aber sie ließ ihn nicht zu Worte kommen, sondern fuhr atemlos und mit zitternder Stimme fort:

      »Nein, nein, lassen Sie mich aussprechen. Ich habe in all diesen Monaten nichts tun können als denken, denken, denken, seit wir gemeinsam miteinander ausritten – und jetzt, da ich einmal angefangen habe, will ich auch alles sagen, was ich so lange mit mir herumgetragen habe. Ich liebe Sie, aber ich kann Sie nicht heiraten und meine Liebe vernichten. Sie entwickeln sich zu einem Menschen, den ich schließlich verachten müßte. Sie können nichts dafür. Mehr als Sie mich je lieben können, lieben Sie Ihr Geschäft. Zuweilen denke ich, daß ich Sie lieber mit einer andern Frau teilen möchte als mit dem Geschäft. Dann hätte ich doch wenigstens die Hälfte von Ihnen. Aber dies Geschäft fordert nicht die Hälfte, sondern neun Zehntel, neunundneunzig Hundertstel von Ihnen.

      Vergessen Sie nicht, daß der Sinn der Ehe für mich nicht ist, das Geld eines Mannes gebrauchen zu können. Ich will den Mann selbst haben. Gesetzt, etwas anderes in meinem Leben beanspruchte die übrigen neunundneunzig Hundertstel, machte mich häßlich von innen und außen. Können Sie sich da wundern, daß ich Sie nicht heiraten will? – daß ich nicht kann? Sie gleichen einem Kranken. Das Geschäft ist Ihnen mehr als anderen. Sie haben Ihr ganzes Herz, Ihre ganze Seele, Ihr ganzes Ich dabei. Was Sie auch glauben und sich vornehmen, eine Frau würde Ihnen nur eine kurze Zerstreuung bedeuten. Denken Sie an den herrlichen Bob, der jetzt im Stall steht und fett wird! Sie würden mir ein prachtvolles Schloß kaufen, und ich könnte dann sitzen und mir die Augen ausweinen, weil ich so hilflos und außerstande bin, Sie zu retten. Die Krankheit, die Sie Geschäft nennen, würde Sie auffressen und in Wirklichkeit mit Ihnen verheiratet sein. Sie spielen damit, wie Sie mit allem andern, wie Sie auf Ihren Schlittenreisen in Alaska mit Ihrem Leben gespielt haben. Keiner durfte so weit und so schnell reisen wie Sie, so schwer arbeiten und so viel ertragen. Sie behalten nie etwas in Reserve; in jedes Unternehmen werfen Sie alles, was Sie haben –.«

      »Ja, bis auf den letzten Schilling«, bestätigte er barsch.

      »Wenn Sie doch nur den Gatten und Geliebten auch so spielen könnten –.«

      Ihre Stimme zitterte, und sie schwieg, während eine warme Röte in ihre Wangen stieg, und sie schlug vor seinem Blick die Augen nieder.

      »Und jetzt sage ich kein Wort mehr«, fügte sie hinzu. »Ich habe schon vielzuviel gesagt.«

      Dann legte sie sich offen und ehrlich in seine schützenden Arme, und beide vergaßen den Sturm, der in immer heftigeren Stößen an ihnen vorbeijagte. Der Regen war noch nicht losgebrochen, aber die nebelähnlichen Schauer wurden immer häufiger. Daylight verbarg seine Verwirrung nicht, und er war noch verwirrt, als er zu sprechen begann.

      »Ich weiß nicht, was tun, aber etwas muß getan werden. Ich kann Sie nicht lassen. Ich kann nicht. Und ich will auch nicht.

      Sie haben mir kein Argument übriggelassen. Ich weiß, daß ich nicht mehr derselbe bin, der aus Alaska kam. Ich könnte heute nicht mehr mit meinen Hunden fahren wie in jenen Tagen. Meine Muskeln sind weich, und mein Gemüt ist hart geworden. Ich pflegte Männer zu achten. Jetzt verachte ich sie. Sehen Sie, ich verbrachte mein ganzes Leben draußen, und ich glaube, dafür bin ich geboren. Ich habe übrigens den schönsten kleinen Bauernhof, den Sie sich denken können, in Glen Ellen. Dort, wo ich mit der Ziegelei hereinfiel. Ich habe den Hof nur ein einziges Mal gesehen, aber ich habe mich so in ihn verliebt, daß ich ihn auf der Stelle kaufte. Ich ritt nur so durch die Berge und freute mich wie ein Junge, der die Schule schwänzt. Ich wäre ein besserer Mensch, wenn ich auf dem Lande lebte. Die Stadt hat mich nicht besser gemacht. Sie haben ganz recht, das weiß ich. Aber gesetzt, ich verkrachte jetzt und müßte als Tagelöhner arbeiten?«

      Sie antwortete nicht, obgleich jede Fiber ihres Körpers zuzustimmen schien.

      »Gesetzt, ich hätte nichts als den kleinen Hof und ein paar Hühner und begnügte mich, ein bißchen zu graben und zu pflanzen – würden Sie mich dann heiraten, Dede?«

      »Dann wären wir ja immer zusammen!« rief sie.

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