Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон

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Ich kenne niemand, den ich so gern hätte, daß ich ihn heiraten möchte. Ich glaube eigentlich, ich gehöre gar nicht zu den Frauen, die sich verheiraten. Kontorarbeit scheint einen untauglich für die Ehe zu machen.«

      Daylight ließ seinen Blick von ihrem Antlitz bis zur Spitze ihres Bronzeschuhes schweifen, daß ihr das Blut in die Wangen stieg. Dann schüttelte er ungläubig den Kopf.

      »Mir scheint, daß Sie sich mehr zur Ehe eignen, als irgendeine von den Frauen, denen die Männer sonst nachlaufen. Und nun eine letzte Frage, denn Sie verstehen ja wohl, daß ich wissen muß, wie der Hase läuft. Gibt es jemand, der Ihnen ebenso gut gefällt wie ich?«

      Aber jetzt hatte Dede ihre Selbstbeherrschung wiedergefunden.

      »Das ist kein ehrliches Spiel«, sagte sie. »Und wenn Sie ein bißchen nachdenken, dann werden Sie sich selbst sagen, daß Sie gerade das tun, was Sie, wie Sie sagten, nie täten. Ich beantworte Ihnen jetzt keine Frage mehr. Wir wollen von etwas anderem sprechen. Was macht Bob?«

      Dreiunddreißigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Als Daylight eine halbe Stunde später durch den Regen nach Oakland sauste, rauchte er eine seiner braunen Zigaretten und dachte über das Geschehene nach. Er kam zu dem Ergebnis, daß es nicht allzu schlecht stände, wenn es auch manches gab, woraus er nicht klug werden konnte.

      »Gott bewahre!« murmelte er. »Wenn ich nun an den Grundstücken noch hundert Millionen verdiene, dann will sie vielleicht gar nichts mehr von mir wissen.«

      Aber er konnte es nicht mit einem Scherz abtun. Er fuhr fort, ihn zu quälen, ihr rätselhafter Ausspruch, daß sie sich eher mit dem frisch aus Klondike gekommenen Elam Harnish, als mit dem jetzigen hätte verheiraten können. Schön, sagte er bei sich, dann muß ich sehen, wieder etwas mehr der alte Daylight zu werden. Aber das war unmöglich. Er konnte die Zeit in ihrer Flucht nicht aufhalten. Wünsche halfen nichts, und einen anderen Ausweg gab es nicht. Ebensogut hätte er sich wünschen können, wieder ein Knabe zu sein. Aber schließlich hatte sie, nachdem die Sache ins rechte Licht gerückt war, keine Einwände mehr dagegen erhoben, daß er ihren Bruder nach Deutschland schickte.

      Vierunddreißigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      An einem anderen Regentage, mehrere Wochen später, hielt Daylight wieder um Dede Mason an. Wie das erstemal beherrschte er sich, bis das Verlangen nach ihr die Oberhand gewann und ihn in seinem roten Automobil nach Berkeley sausen ließ. Aber Dede war ausgegangen, wie die Tochter der Wirtin ihm erzählte; nach kurzem Bedenken fügte sie hinzu, daß sie einen Spaziergang in die Berge mache. Ferner unterrichtete die junge Dame ihn, welchen Weg Dede aller Wahrscheinlichkeit nach eingeschlagen hätte.

      Daylight folgte den Anweisungen des jungen Mädchens und erreichte bald das letzte Haus der Straße, die von hier ab an den steilen Hängen entlang lief und dann in den offenen Bergen verschwand. Die Luft war feucht, aber es hatte noch nicht zu regnen begonnen. Soweit sein Blick reichte, war keine Spur von Dede auf den gleichförmigen grasbewachsenen Hängen zu sehen. Rechts führte ein Hohlweg durch ein Eukalyptuswäldchen. Hier war alles Geräusch und Bewegung, die hohen Bäume wiegten ihre schlanken Stämme im Winde und schlugen geräuschvoll die Zweige gegeneinander, und in den Bäumen erhob sich ein dumpfes Rollen, das all die schwächeren, knirschenden und stöhnenden Laute wie eine mächtige Harfe übertönte. Wie er Dede kannte, war Daylight überzeugt, sie irgendwo in diesem Wäldchen zu finden, wo die Wirkungen des Sturms so ausdrucksvoll waren. Und er fand sie denn auch auf der andern Seite des Hohlweges, ganz oben auf dem höchsten Hange, wo der Sturm am stärksten wehte. Es lag etwas Einförmiges, wenn auch nicht gerade Ermüdendes in der Art, wie Daylight um Dede freite. Diplomatische Umschweife kannte er nicht, er ging ebenso gerade darauflos wie der Sturm. Er ließ sich weder Zeit, sie zu begrüßen, noch sich zu entschuldigen.

      »Es ist die alte Geschichte«, sagte er. »Ich brauche Sie. Sie müssen mich heiraten, denn je länger ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich, daß Sie im Innern für mich etwas übrig haben, was mehr ist als Sympathie. Und Sie können nicht sagen, daß dem nicht so ist, nicht wahr?«

      Bei der Begegnung hatte er ihre Hand ergriffen und hielt sie immer noch fest. Als sie nicht antwortete, spürte sie jetzt einen leichten, aber festen und anhaltenden Druck, als ob er sie an sich ziehen wollte. Gegen ihren Willen hätte sie fast nachgegeben, denn im Augenblick war ihr Verlangen stärker als ihr Wille. Aber dann zog sie sich plötzlich ein wenig zurück, obwohl sie ihm immer noch ihre Hand ließ.

      »Sie fürchten sich doch nicht vor mir?« fragte er reuevoll.

      »Nein«, sie lächelte wehmütig. »Nicht vor Ihnen, aber vor mir selber.«

      »Sie haben mir nicht geantwortet«, fuhr er, durch diese Worte ermutigt, fort.

      »Bitte nicht«, bat sie. »Wir können uns nie heiraten, warum also darüber reden?«

      »Dagegen will ich wetten.« Er war in diesem Augenblick beinahe heiter, denn jetzt schien der Sieg näher, als er sich hatte träumen lassen. Sie hatte ihn gern, zweifellos, und zweifellos hatte sie ihn so gern, daß sie ihm ihre Hand überließ und sich nicht durch seine Nähe abgestoßen fühlte.

      Sie schüttelte den Kopf: »Nein, es ist unmöglich. Sie würden Ihre Wette verlieren.«

      Zum erstenmal tauchte ein düsterer Verdacht in seiner Seele auf – vielleicht die Lösung des Rätsels.

      »Sagen Sie, Sie haben sich doch nicht zu so einer heimlichen Ehe verlocken lassen, wie?«

      Die Bestürzung in seiner Stimme und seinem Gesicht war zuviel für sie, und sie lachte laut heraus, ein heiteres natürliches Lachen, das wie der jubelnde Ausbruch aus der Kehle eines Vogels klang.

      Daylight hatte seine Antwort nun; ärgerlich über sich selber, kam er zu dem Ergebnis, daß Handeln besser sei als Reden. Darum stellte er sich zwischen den Wind und sie und zog sie an sich, so daß sie in seinem Schutze stand. Ein stärkerer Windstoß ging über sie hin, trommelte über ihren Häuptern in den Baumwipfeln, und sie schwiegen beide, um zu lauschen. Ein Schauer von fallenden Blättern hüllte sie ein, und dem Windstoß auf den Fersen folgten die ersten Regentropfen. Er sah auf ihr Haar hinunter, daß ihr der Wind ins Gesicht wehte, und weil sie ihm so nahe war, wurde er von einem neuen, noch stärker bohrenden Gefühl durchbebt, was sie ihm bedeutete, und er zitterte so, daß sie es an der Hand, die die ihre hielt, spüren konnte.

      Plötzlich lehnte sie sich an ihn und beugte den Kopf, bis er leicht an seiner Brust ruhte. Und so standen sie, während ein neuer Windstoß mit fliegenden Blättern und vereinzelten Regentropfen an ihnen vorbeiraste. Dann hob sie ebenso schnell den Kopf und blickte ihn an.

      »Wissen Sie, gestern abend betete ich für Sie. Ich betete, daß Sie Unglück im Geschäft haben und alles – alles verlieren möchten.«

      Daylight starrte sie in maßloser Verblüffung über ihren rätselhaften Ausspruch an.

      »Das ist mir zu hoch. Ich hab' immer gesagt, daß ich mich nicht auf Frauen verstehe, und Sie haben mich nicht klüger gemacht. Warum wollen Sie, daß ich alles verliere, da Sie mich doch leiden mögen.«

      »Das hab' ich

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