Große Briefe der Freundschaft. Отсутствует

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Große Briefe der Freundschaft - Отсутствует

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hat dieses schwere Schicksal über mich verhängt; seine Gnade, sein Wille ist es allein, der mir helfen kann, es zu ertragen. Den vollkommensten, den liebenswürdigsten Herrn habe ich verloren; seit dreiundvierzig Jahren war mein Herz ihm allein ganz angetan; er war mein Trost in allem, in meinem harten Lebenslaufe, jetzt ist nichts mehr für mich. Wie glücklich fände ich mich, wenn ich bei Dir meine letzten traurigen Tage und in der Stille mein Seelenheil beschließen könnte! Auch diesen Trost habe ich nicht und [muss] wegen so vieler Kinder, die, vorhin mein Vergnügen, jetzt mir große Sorgen und Kummer machen, noch in dem Getümmel der Welt bleiben, welche mir schier unerträglich scheint.

      […] Bete für mich, liebste Salerl, dass Gott mich erleuchte und stärke, solang ich noch in dieser Welt herumkugeln soll, und sei versichert von meiner wahren Freundschaft.

      Maria Theresia

      Ich schicke Dir hier eine traurige Denkmünze, die aber jetzt mein einziger Trost ist.

      Den 30. August [1766]

      Liebste Salerl. Nach der Gewohnheit von etlichen und fünfzig Jahren [kommt] in fünf Tagen Dein Ehrentag, den ich niemals vergesse bei der heiligen Messe. Unser wertester Erzbischof kommt wieder zu Dir. Ich bin ihm und Dir neidisch, denn gern und nötig für mein Seelenheil wäre, in Ruhe und Stille meine alten schweren Tage zu endigen.

      Ich schicke Dir spanischen Tabak; wenn Du ihn gut findest oder Dein Herr, so kann [ich] Dich öfter bedienen, und schicke Dir eine Dose wie einen Stammbaum, wo der jetzige Kaiser und ich sind, der König und die Königin von Frankreich und Heinrich IV. oben. Sie ist mir aus Paris geschickt worden, eine rechte Kinderei. Deiner treuen Sekretärin Esther schicke ich die andere Kleinigkeit, und sei persuadiert von meiner alten Freundschaft, Liebe, Hochschätzung und Dankbarkeit.

      Maria Theresia, Dein Pflegkind

      Die Familie Klopstock und »Vater Gleim«

      Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1804) war einer der bedeutendsten Dichter des 18. Jahrhunderts. Er befreite die deutsche Lyrik von der Regelstarre der vorhergehenden Jahrzehnte, verlieh ihr neuen Schwung und kann so als Wegbereiter der großen Dichter des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts gesehen werden. Dem Primat der Vernunft, das die frühen Aufklärer vertraten, setzte Klopstock das Gefühl entgegen und wurde so zu einem der wichtigsten Vertreter der sogenannten »Empfindsamkeit«.

       Ähnliches gilt für Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719 –1803), ebenfalls empfindsamer Dichter, dessen Nachruhm als Poet zwar nicht mit dem Klopstocks zu vergleichen ist, der aber die Ideale der Empfindsamkeit wohl konsequenter lebte als irgendein anderer. Im Zentrum dieser Bewegung standen die Freundschaftsbünde – Männer und Frauen, Dichter und Denker liebten sich von Herzen und ohne Zurückhaltung als wahre, treue Freunde, überschütteten sich mit Zuneigung und hielten emotional nichts zurück. Das macht die Briefe von Gleim und der Familie Klopstock bis heute so rührend zu lesen; sie geben uns Einblick in eine Zeit, in der man weniger reserviert war, sich weder seiner Tränen noch seiner Freude noch seiner Liebe schämte und in der Freundschaft das höchste Gut auf Erden sah.

      Gleim lebte dieses Ideal bis zur letzten Konsequenz. Er war mit fast allen poetischen und geistigen Größen seiner Zeit befreundet. Sein Wohnhaus in Halberstadt, das heutige Gleimhaus, machte er gegen Ende seines Lebens zu einem »Freundschaftstempel«. Aus seinen Briefen an Klopstock oder auch dessen Bruder Karl Christian (Klopstock hatte insgesamt 16 Geschwister), die Gleim um die Mitte seines Lebens schrieb, wird deutlich, wie sehr es ihm zu schaffen machte, dass kaum einer seiner Mistreiter den Freundschaftsidealen der Jugend mit der gleichen Treue anhing wie er selbst.

      Nichtsdestotrotz dauerte die »Blutsfreundschaft« zwischen Gleim und Klopstock von früher Jugend bis in den Tod. Gerade im Alter näherten sich die beiden wieder an, und die späten Briefe sprechen von einer ähnlichen, wenn auch vielleicht weniger hitzigen Innigkeit wie die frühen.

      Ein Merkmal der Freundschaftsbünde der Empfindsamkeit ist ihr umfassender Charakter. Sie beschränkten sich nie auf nur zwei Freunde, sondern schlossen alle, die sie liebten, mit ein. Ein Beispiel ist die Beziehung zwischen Meta Moller (1728–1758), Klopstocks großer Liebe und späterer Frau, und Gleim. Fröhlich nennt Meta, auch »Klärchen« genannt, Gleim ihren »Nebenbuhler«, will es nicht hören, dass Klopstock sie möglicherweise mehr lieben könnte als seinen Freund, und bietet Gleim ihre freundschaftliche Liebe schon allein deshalb an, weil er eben Klopstocks Freund ist.

      Ähnliches wiederholte sich über vierzig Jahre später mit Johanna Elisabeth von Winthem (1747–1821), Metas Nichte, die Klopstock in hohem Alter ehelichte (Meta war nur vier Jahre nach der Eheschließung im Kindbett gestorben, und Klopstock betrauerte sie im Grunde sein Leben lang). Johanna, genannt Windheme, wurde ebenso in den »Freundschaftsbund der alten Männer« einbezogen wie Elisa, Gleims Nichte, die den »Vater Gleim« umsorgte (deswegen der Spitzname »Tante Nichte«). So gewann Gleim im Alter einen Abglanz des jugendlichen Freundschaftsbundes zurück, dessen Abklingen ihn oft so geschmerzt hatte.

      Quedlinburg, den 30sten Juli 1752

      Wenn es möglich wäre, dass ich mit Ihnen böse werden könnte, mein lieber Gleim, so würde ich es werden, dass Sie weder kommen noch schreiben, warum Sie nicht kommen. Ich denke doch nicht, dass unser lieber Ramler auch etwas Schuld mit hat? Das wäre ein bisschen gar zu früh in der ersten Woche nach der Hochzeit. Doch ich halte ihn für unschuldig, und Gleim, Gleim, der böse, der geliebte Gleim allein hat die Schuld. Ihm, diesem bösen Manne, befehle ich hiermit, dass er morgen früh um 8 Uhr in Quedlinburg sei; Ramler und Sucro bitt’ ich aufs Freundschaftlichste darum.

      (Die Anspielung auf »Fanny« und »Klärchen« bezieht sich darauf, dass Klopstock durch die liebreiche Begegnung mit Meta Moller endlich seine unglücklich erste Liebe zu Maria-Sophia Schmidt, genannt Fanny, überwunden hatte.)

      Quedlinburg, den 31sten Juli 1752

      Wenn Sie wüssten, was mir Ihre Terminstage für Unruhe machen! Die kurze Zeit, da ich noch hier sein kann! Mein Verlangen, diese mit meinen Eltern und Ihnen zuzubringen! – Ach! Gleim! Kommen Sie zu mir, wenn es Ihnen irgend möglich ist! Ich muss die Zeit meines Hierseins gewiss länger als nur Einen Tag Sie genießen, ob Sie gleich so gleichgültig gegen die weltlichen Dinge sind, dass Sie nur Einen fordern. Gehört denn die Freundschaft, gehört unsere Freundschaft auch mit den weltlichen Dingen? Wie sehr, sehr gern möchte ich bei Ihnen sein! Aber meine Eltern lassen mich noch nicht fort. Schreiben Sie mir wenigstens. –

      Und Sie, mein lieber Ramler, Sie müssen wissen, dass ich gewiss schon von Ihnen geträumt [hätte], wenn ich nicht immer von einem Mädchen, das Klärchen und nicht Fanny heißt, träumte. Und dann, mein lieber Herr Bräutigam, müssen Sie auch wissen, dass Ihre arme Braut von Ihrer zärtlichen Gewissenhaftigkeit gegen Ihre Freunde zum Mindesten auch ein kleines Teilchen haben will, nämlich, dass Sie alles, alles anwenden, mit unserm Gleim zu kommen. Mit aller Jungferlichkeit einer sittsamen Braut biete ich Ihnen dafür einen Kuss an, wenn Sie kommen; da es hingegen bei Ihnen drüben zu nichts weiter kommen wird, als dass Sie mir die Hand küssen dürfen!

      Ich bin, meine liebsten Freunde,

      Ihr etc.

      Hamburg, den 3ten November 1752

      Sie haben wohl gedacht,

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