Große Briefe der Freundschaft. Отсутствует

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Große Briefe der Freundschaft - Отсутствует

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kann ein Krümelchen zum Abendessen verspeisen, ohne mich zu verschulden; nichtsdestoweniger war ich gezwungen, mir 200 Pfund zu leihen, um die kleine Familie aus dreieinhalb Bediensteten halten zu können, weil ich mich nämlich mit einem eklatanten Mangel an vernünftigem Honorar konfrontiert sehe.

      Als Sr. … letzthin von England zurückkehrte, erzählte er mir, Du hättest arg geschwollene Beine; dass er Dich deswegen ernstlich verwarnte und Dir riet, aufs Land zu fahren und Dich behandeln zu lassen, dass Du aber seinen Rat ablehntest und sagtest, dass Du andere kenntest mit denselben Beschwerden, die nach zwanzig Jahren immer noch am Leben wären, und mehr könntest Du Dir gar nicht wünschen. Aber Du hast natürlich nicht gedacht, dass die Hälfte dieser zwanzig Jahre ein Bild des Elends waren. Als ich viel jünger war, als Du jetzt bist, nicht älter als 32, schwoll mein linkes Bein an, weil mir nämlich der Wein verhasst war und ich immer nur Wasser trank. Weil ich in London lebte, war ich gezwungen, an diesem Bein einen geschnürten Strumpf zu tragen; aber ich heilte mich selbst, weil ich ohne Unterlass zu Fuß ging; und obwohl das Bein mir oft Ärger machte, führte diese Übung letzten Endes dazu, dass ich die Schwellung ganz los wurde. Sie ist seitdem auch nicht wiedergekommen, und ich kann immer noch sechs oder sieben Meilen am Tag zu Fuß bewältigen. Aber ich war und bin besonnener als Du. Ich lege wenig Wert auf ein langes Leben; aber da es nun eben andauert, bin ich bestrebt, es mir durch stetes Maßhalten erträglich zu machen. Ich freue mich sehr über Deinen Sieg über den irischen Schurken. […]

      Ich habe Mrs. Ford schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen und weiß auch nicht, wo ich sie finden könnte; und die Ludlows haben mich ganz und gar verlassen. Aber das zu Dir zu sagen, ist – wie Alexander sagte, als einer seiner Statthalter ihm während seines Siegeszugs gegen Darius über die Kleinkriege in Griechenland schrieb – wie Dir von einem Krieg zwischen Pygmäen und Kranichen zu erzählen. Der D. of Argyle war immer ein wahrer Schotte, und doch täuschte er mich für eine Zeit; und ich hatte ihm doch einst so viel Liebe entgegengebracht. Wo ist unser Freund Lewis? Ich habe ihn immer geliebt und stehe nach wie vor hoch in seiner Schuld. Ich würde ihm jederzeit ohne Zögern meine Dienste anbieten – und er verheiratet sich wie ein … – und ich hielt ihn doch für einen der weisesten Männer, die ich jemals kennenlernen durfte. Ich hoffe, dass wenigstens Mylord Masham eine ehrliche Haut geblieben ist; sollte das so sein, so hoffe ich, dass er meine ergebensten Grüße akzeptiert. Taugt sein Sohn irgendwas? Ich hatte bei ihm immer meine Zweifel. Gott segne Dich, ich bin für immer und von Herzen der Deine.

      London, 8. Juli 1736

      Du kannst Dir nicht ausmalen, wie sehr es mich bewegte, einen Brief von Deiner Hand zu sehen, nach zweieinhalb Jahren des Schweigens. Die Freude, die es mir bereitet, dass ich noch nicht ganz vergessen bin, wurde schnell getrübt von Deinem Bericht über Deinen schlechten Gesundheitszustand. Ich fürchte, dass Du zu viel nur für Dich alleine lebst; und ein solcher Rückzug hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf all jene, die eigentlich für vergnügte Gesellschaft gemacht sind. Ich war die letzten dreißig Jahre mit so vielen fröhlichen Gefährten gesegnet, weil ich mich einfach neuen anschließe, wenn die alten heiraten und sich aus dem Staub machen. […] Welche Abneigung die Männer an der Macht auch immer gegen Dich hegen mögen – alle anderen würden sich um Deine Gesellschaft bemühen und sich dabei von Dir die Bedingungen diktieren lassen. Und was die Hochgestellten angeht, ich bin mir sicher, dass Du Dich, so wie die Dinge zurzeit stehen, schämen würdest, stündest Du auf gutem Fuße mit ihnen. Wenn sie Dich hassen, dann nur, weil sie Dich fürchten, weil sie um Deine Fähigkeiten besser Bescheid wissen, als Du das zu tun scheinst: Selbst in Deiner melancholischen Stimmung schreibst Du mit viel zu viel Feuer, als dass Dein Geist wirklich niedergedrückt sein könnte. Dein Schwindel und die Taubheit bereiten mir die allergrößten Sorgen, obwohl ich der Überzeugung bin, dass sie Dich hier seltener befallen würden und besser behandelt werden könnten. Auch müsstest Du für niemanden ein Abendessen springen lassen, weil Du jeden Tag zwei oder drei Einladungen erhalten würdest. Ich werde zu diesem Thema nichts weiter sagen, denn ich weiß, dass Du nicht zu überzeugen bist.

      […] Ich habe keinen Grund, an Lord Masham zu zweifeln. Seinen Sohn kenne ich nicht, nicht einmal vom Sehen. Unser Freund Lewis wird unentwegt von seiner kranken Frau in Anspruch genommen, die seit einigen Jahren im Sterben liegt, aber nicht stirbt. Wenn er mich nicht besucht, was er höchstens zweimal im Jahr für eine Viertelstunde tut, sehe ich nichts von ihm. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen Gesundheit und Glück und bin für immer und wahrhaft Dein etc.

      Friedrich der Große, der »Philosoph von Sanssouci«, an Voltaire

      Friedrich der II., auch »der Große« oder liebevoll »der Alte Fritz« genannt, regierte Preußen von 1740 bis zu seinem Tod 1786. Der 1712 geborene Sohn des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. galt als größter Feldherr seiner Zeit, aber auch als aufgeklärter Herrscher, der die Folter abschaffte, allgemeine Glaubensfreiheit proklamierte und zahlreiche Reformen durchführte. Friedrich II. war zwar ein absolutistischer Herrscher und durchaus ein Machtmensch, sah sein Königtum jedoch als Pflicht und, wie er in den Briefen an seinen bewunderten Freund Voltaire mehrfach schreibt, als einen »Beruf«, der ihm übertragen worden war.

      Friedrich suchte bereits 1736 als Kronprinz Kontakt zu dem französischen Philosophen, in dem viele schon damals die Verkörperung der Aufklärung sahen und der wegen seiner subversiven Schriften weltlichen wie kirchlichen Autoritäten oft ein Dorn im Auge war. Der 18 Jahre ältere Voltaire (1694–1778) wurde schnell zum Mentor des philosophie- und kunstbegeisterten Prinzen, der seine Liebe für das Geistige und Schöne auch als König nie verlor. Friedrich II. betätigte sich sogar selbst als politischer Schriftsteller, Musiker und als »Philosoph von Sanssouci«. Voltaire bewunderte den jungen König als Verkörperung aufklärerischer Ideale, vor allem des vernunftgelenkten Handelns, war aber mit seinen kriegerischen Akten durchaus nicht immer einverstanden.

      Die Beziehung zwischen König und Philosoph verlief nicht konfliktfrei. Dass Voltaire 1750 als Kammerherr in die Dienste seines hoheitlichen Freundes trat – für beide eigentlich ein außerordentlicher Prestigegewinn – führte drei Jahre später fast zum Bruch zwischen Friedrich II. und Voltaire. Es war eben doch etwas anderes, die freiheitlichen Schriften des Aufklärers von Weitem zu bewundern, als den scharfzüngigen Wahrheitssager am eigenen Hof zu haben; so meinte der preußische König einmal zu seinem rebellischen Kammerherrn, dass seine Werke zwar die allerhöchste Bewunderung verdienten, doch: »Ihr Verhalten verdient, dass man Sie in Ketten legt!«

      Voltaire reichte schließlich seinen Abschied ein und wurde sogar kurzzeitig in Frankfurt verhaftet. Doch noch im gleichen Jahr nahmen der Philosoph und der König ihren Briefwechsel wieder auf. Es scheint, dass die beiden schlicht übereinkamen, in gewissen Dingen nicht einer Meinung zu sein – »they agreed to disagree«, wie es die Engländer ausdrücken würden.

      Die Brieffreundschaft zwischen Friedrich II. und dem »Patriarchen von Ferney« (auch Voltaire konnte sich männlich-herrschaftlich gebärden) hielt insgesamt über vierzig Jahre an. Als der Aufklärer 1778 starb, hielt der »Philosoph von Sanssouci« am Grabe seines ungleichen Freundes eine fulminante Trauerrede.

      Berlin, 8. August 1736

      Habe ich auch nicht das Glück, Sie persönlich zu kennen, so sind Sie mir doch durch Ihre Werke bekannt genug. Das sind Geistesschätze, wenn der Ausdruck erlaubt ist, Kunstwerke, die mit so viel Geschmack und Feinheit gebildet sind, dass ihre Schönheiten sich bei jeder Lektüre in neuem Lichte zeigen. Ich glaube in ihnen den Charakter ihres geistvollen Verfassers zu erkennen, der unserem Jahrhundert und dem menschlichen Geiste zur Ehre gereicht. Die großen Männer der neueren Zeit werden Ihnen einst Dank wissen, und nur Ihnen allein, falls der Streit wieder ausbricht, ob den Neueren oder den Alten der Vorzug gebührt; denn Sie lassen die Waagschale zugunsten der Neueren sinken.

      Mit den Eigenschaften eines hervorragenden

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