Das Dekameron. Giovanni Boccaccio
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Читать онлайн книгу Das Dekameron - Giovanni Boccaccio страница 6
Neifile, die bis an die Ohren rot ward, weil einer von den Dreien ihr Geliebter war, antwortete: „Um des Himmels willen, Pampinea, sieh zu, was du sagest! Ich bin zwar gewiss genug versichert, dass man allen diesen Herren nichts anderes als Gutes nachsagen kann, und ich halte sie weit größerer Dinge als dieser fähig und gebe gern zu, dass ihre Gesellschaft nicht nur für uns, sondern für noch weit edlere und schönere Damen gut und anständig sei. Aber da es bekannt ist, dass sie Verehrer einiger der Unsrigen sind, so fürchte ich, dass man ohne ihre oder unsre Schuld uns tadeln und uns Böses nachreden möchte, wenn wir sie mitnähmen.“
Filomene versetzte: „Das kann mich nicht kränken, solange ich in Unschuld lebe und mir mein Gewissen keine Vorwürfe macht; es mag auch, wer da will, anders von mir sprechen. Gott und die Wahrheit werden mich immer verteidigen, und wenn nur die Herren willfährig sind, mit uns zu gehen, so können wir mit Pampinea sagen, dass das Glück unseren Ausflug begünstigt.“
Als dies die andern hörten, schwiegen sie nicht nur still, sondern sie erklärten alle einmütig, man solle die Herren rufen, ihnen ihre Absicht eröffnen und sie bitten, sie auf ihrem Ausfluge zu begleiten. Ohne weitere Worte zu machen erhob sich Pampinea, die mit einem von den Herren verwandt war, ging zu ihnen, die im Anblick der Mädchen versunken waren, und grüßte sie freundlich, entdeckte ihnen ihre Absicht und bat sie im Namen aller ihrer Gespielinnen, ihnen mit reinen, brüderlichen Gesinnungen zu Begleitern zu dienen. Die Jünglinge glaubten anfänglich, man wolle sie aufziehen. Als sie aber sahen, dass die Dame es ernstlich meinte, bezeigten sie mit Freuden ihre Dienstwilligkeit, und ohne zu säumen nahmen sie auf der Stelle, ehe sie auseinandergingen, Abrede wegen der Anstalten zu ihrer Reise. Wie demnach alles, was nötig schien, in Bereitschaft gesetzt und nach dem Orte hingesandt war, wohin sie sich begeben wollten, machten sie sich am folgenden Morgen, die Damen in Begleitung einiger von ihren Kammerjungfern und die Herren mit ihren drei Dienern, bei Tagesanbruch auf den Weg nach dem Ort ihrer Bestimmung, der nur zwei kleine Meilen von der Stadt entfernt war. Der Landsitz lag auf einem Hügel, der nach allen Seiten ein wenig von den Landstraßen entfernt war, bedeckt mit allerlei Gesträuch und Pflanzen, deren frisches Grün lieblich anzuschauen war. Auf dem Gipfel des Hügels stand ein Palast, umgeben von wundervollen Gärten, anmutigen Wiesen und vielen Quellen eiskühlen Wassers, der in der Mitte einen geräumigen, hübschen Hof hatte, viele Galerien, Säle und Gemächer, an sich schon schön und noch mit den herrlichsten Malereien verziert, und Keller, gefüllt mit den köstlichsten Weinen, die mehr für leckere Trinker als für enthaltsame züchtige Damen berechnet zu sein schienen, und hier fand die ankommende Gesellschaft zu ihrem nicht geringen Wohlgefallen alles gekehrt und geschmückt, die Betten in den Kammern aufgemacht, die Zimmer mit den Blumen, die die Jahreszeit brachte, geschmückt und den Fußboden mit Binsen ausgestreut.
Als die Gesellschaft, kaum angekommen, sich niedergelassen hatte, sprach Dioneo, ein überaus munterer Jüngling voll lebhafter Einfälle: „Meine Damen, wir haben es mehr eurer Klugheit als unserer eigenen Vorsicht zu danken, dass wir hier sind. Ich weiß nicht, was ihr mit euren Sorgen hier anfangen werdet: Die meinigen aber ließ ich jenseits des Stadttores, wie ich vor Kurzem mit euch herauskam. Ihr müsst euch demnach entweder bequemen, mit mir zu scherzen, zu lachen und zu singen (versteht sich, mit aller gebührenden Beobachtung eures Anstandes und eurer Würde), oder ihr könnt mich nur wieder fortschicken, um meinen Sorgen in unserer armen, geplagten Stadt aufs Neue nachzuhängen.“ Pampinea, nicht anders, als hätte sie ebenfalls die ihren weit von sich gejagt, gab ihm fröhlich zur Antwort: „Dioneo, du hast vortrefflich gesprochen! Vergnügt zu leben ist unsere Absicht, und wir sind aus keiner anderen Ursache aus dem Elend geflohen. Weil aber alle Dinge, die über Maß und Ziel gehen, von kurzer Dauer sind, so bin ich als die Urheberin des Gespräches, das uns in dieser angenehmen Gesellschaft zusammengeführt hat, weil mir die Fortdauer unseres Vergnügens am Herzen liegt, der Meinung, dass wir notwendig übereinkommen müssen, ein Oberhaupt aus unserer Mitte zu wählen, dem wir als unserem Gebieter Achtung und Folgsamkeit beweisen, und das seinerseits alle seine Gedanken darauf richtet, uns zu einem heiteren Leben Anleitung zu geben. Damit nun ein jeder der Reihe nach die Bürde der Geschäfte sowohl als das Vergnügen des Vorranges schmecken möge, und folglich keiner sei, der, weil er beides nicht gekostet, den beneide, der es versucht hat, so wünsche ich, dass einem jeden auf einen Tag die Ehre und die Bürde zuteil würde, und zwar, dass wir sämtlich denjenigen wählten, der zuerst damit bekleidet werde; die Folgende sollte dann an jedem Tage um die Vesperstunde der oder die ernennen, welche an demselben Tage das Regiment geführt hätte; und das jedesmalige Oberhaupt sollte während der Zeit seiner Regierung den Ort unseres Aufenthaltes und die Art und Weise unseres Zeitvertreibes anordnen und bestimmen.“
Diese Rede fand allgemeinen Beifall, und Pampinea ward einstimmig für den ersten Tag zur Königin erwählt. Filomene eilte schnell zu einem Lorbeerbaume, weil sie oft gehört hatte, in welchen Ehren seine Zweige gehalten würden und wie rühmlich sie die Schläfe dessen zierten, den man wegen seiner Verdienste damit bekrönte. Sie brach einige Zweige davon und flocht sie zu einem stattlichen Ehrenkranze, den sie Pampinea aufsetzte und der in der Folge, solange die Gesellschaft beisammen blieb, einem jeden zum Abzeichen der königlichen Herrschaft und Herrlichkeit diente.
Pampinea, als erwählte Königin, gebot nunmehr allgemeines Stillschweigen. Die Diener der drei jungen Herren und die vier Kammermädchen der Damen wurden vorgerufen, jedermann schwieg und Pampinea sagte: „Damit ich euch allen zuerst mit einem guten Beispiele vorgehe, wie wir das Beste unserer Gesellschaft befördern und uns in den Stand setzen können, mit Ordnung, Anstand und Lust zu leben und, solange es uns gefällt, beisammen zu bleiben, so bestelle ich zuvörderst Parmeno, den Diener des Dioneo, zu meinem Haushofmeister, mit dem Befehl, das Gesinde zu beaufsichtigen und für die Wirtschaft Sorge zu tragen. Sirisco, der Diener des Pamfilo, soll unser Schatzmeister und Kassenwart sein und die Aufträge des Parmeno ausführen. Tindaro wird seinen Herrn Filostrato und auch die beiden andern Herren in ihren Zimmern bedienen, wenn die andern Diener durch ihre anderweitigen Geschäfte verhindert sind. Misia, mein Kammermädchen, und Filomenens Licisca sollen beständig die Küche besorgen und mit allem Fleiße die Speisen für uns zubereiten, die ihnen Parmeno vorschreiben wird. Laurettens Chimera und Fiamettens Stratilia wollen wir zur Aufsicht über die Kammern der Damen bestellen, um für die Ordnung und Reinlichkeit dort, und wo wir uns sonst aufhalten, bedacht zu sein; und ihnen allen samt und sonders sei hiermit angedeutet, wenn sie ausgehen und heimkommen, dass sie bei Verlust unseres Wohlwollens uns keine andere als fröhliche Nachricht von draußen bringen, sie mögen auch sehen oder hören, was sie wollen.“
Als sie diese Befehle mit wenigen Worten gegeben hatte, die von jedermann gebilligt wurden, erhob sie sich mit heiterer Miene und sprach: „Hier haben wir Gärten, Wiesen und allerlei andere heitere Plätze, wo ein jeder nach seinem Belieben lustwandeln kann. Sobald es die dritte Morgenstunde schlägt, wollen wir uns alle hier versammeln, um im Kühlen zu essen.“
Die Königin beurlaubte den muntern Zirkel, und die Jünglinge gingen mit den schönen Mädchen unter angenehmen Gesprächen langsam durch die Gärten, wo sie Kränze von mancherlei Blumen flochten und zärtliche Lieder sangen. Dort blieben sie bis um die Zeit, die ihnen von der Königin bestimmt war, und fanden, wie sie zum Hause zurückkamen, dass Parmeno seinen Dienst mit Aufmerksamkeit angetreten; denn wie sie in einen schönen Saal im Erdgeschosse traten, fanden sie die Tafel mit schneeweißen Tüchern gedeckt und mit Trinkgeschirren besetzt, die wie Silber blinkten, und den Boden überall mit Ginsterblüten bestreut; es ward demnach Wasser zum Händewaschen gereicht, worauf Parmeno auf den Wink der Königin die Gesellschaft einlud, sich in einer von ihm angegebenen Tischordnung zu Tisch zu setzen. Trefflich bereitete Speisen wurden aufgetragen, die feinsten Weine standen bereit, und die Tafel ward alsbald von den drei Dienern ohne Lärm diskret bedient. Überall herrschten Zierlichkeit und Ordnung und erheiterten die Gemüter, sodass das Mahl unter frohen Gesprächen und muntern Scherzen zu Ende ging. Als die Tafel aufgehoben war, ließ die Königin Instrumente bringen, weil sämtliche Damen und Herren Gesang und Tanz liebten und einige von ihnen vortrefflich spielen und singen konnten. Dioneo nahm auf Befehl der Königin eine Laute und Fiametta eine Violine, und sie stimmten eine sanfte