Die Eroberung Mexikos. Hernan Cortes
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Читать онлайн книгу Die Eroberung Mexikos - Hernan Cortes страница 15
Während ich in der Burg verweilte, die mein Hauptquartier gewesen war, kamen sechs vornehme Gesandte von Moctezuma zu mir, von zweihundert Dienern begleitet. Sie sagten mir, sie kämen im Auftrag von Moctezuma, um mir zu eröffnen, dass er Vasall Eurer Hoheit und mein Freund sein wolle. Ich möchte überlegen, wieviel jährlicher Tribut an Gold, Silber, Edelsteinen, Sklaven, Baumwollstoffen und anderen Dingen, die er besitze, an mich gerichtet werden solle. Er wolle alles geben, allerdings unter der Bedingung, dass ich nicht in sein Land komme. Sein Land sei sehr unfruchtbar und arm an Lebensmitteln und es würde ihm leid tun, wenn ich mit meiner Mannschaft Hunger leiden müsse. Zugleich ließ er mir Gold und Baumwollstoffe im Wert von etwa tausend Pesos überreichen.
Die Gesandten sahen mit unbehaglichen Gefühlen, was die Spanier in diesem Land vermocht hatten und wie die großen Herren sich zum Dienst Eurer Majestät erboten. Sie versuchten, mich auf manchen Wegen mit jenen wieder zu überwerfen. Die Tlaxcalteken aber sagten mir, ich möge Moctezumas Vasallen nicht trauen, denn sie seien Verräter und hätten ihr ganzes Land mit List und Gewalt zu unterjochen versucht. Als ich aber die Zwietracht und Uneinigkeit der beiden Parteien sah, empfand ich kein geringes Vergnügen darüber, weil mir diese Spannungen für meine Zwecke recht förderlich erschienen. So manövrierte ich denn mit der einen und der anderen Partei, dankte insgeheim jeder für ihre Ratschläge und schien stets der jeweils anderen in stärkerer Form mein Vertrauen und meine Freundschaft zu erweisen.
SIEBTES KAPITEL
Marsch nach Cholollan – Pomphafter Empfang und Hinterlist – Niederwerfung und Versöhnung – Beschreibung der Stadt
Drei Wochen später sagten mir die immer noch anwesenden Gesandten Moctezumas, ich möge in die Stadt Cholollan gehen, die sechs Leguas von Tlaxcala entfernt liegt. Die Einwohner seien Freunde ihres Herrn Moctezuma und dort werde ich auch den Willen ihres Herrn erfahren, ob ich in sein Reich einmarschieren solle oder nicht. Einige von ihnen würden unterdessen zu Moctezuma gehen, um ihm Bericht zu erstatten und seine Antwort nach Cholollan zu bringen. Als nun die Tlaxcalteken erfuhren, dass ich den Gesandten zugesagt hatte, nach Cholollan zu ziehen, kamen die Oberhäupter sehr bekümmert zu mir und sagten, man habe Verrat geplant und wolle mich in jener Stadt mit allen meinen Leuten ermorden. Zu diesem Zweck habe Moctezuma fünfzigtausend Mann ausgesandt, die in der Nähe der Stadt auf der Lauer lägen. Die große Landstraße sei gesperrt und stattdessen eine neue eröffnet mit vielen Einschnitten und verdeckten spitzen Pfählen, damit die Pferde stürzen und sich verletzen sollten. Außerdem hätten sie viele Straßen mit Lehm überschüttet und unpassierbar gemacht, ferner Steine auf die Dächer gebracht, um uns, wenn wir in die Stadt eingerückt sein würden, zu überwältigen und dann mit uns nach Willkür zu verfahren. Wenn ich mich überzeugen wolle, dass dies die Wahrheit sei, dann möchte ich bedenken, dass die Gebieter jener Stadt noch nicht gekommen seien, mich zu sehen und zu sprechen, obgleich sie mir so nahe wären. Ich möchte sie nur einmal rufen lassen, dann würde ich sehen, dass sie nicht die geringste Lust hätten, zu mir zu kommen.
Ich dankte ihnen für den Rat und bat sie, mir einige Personen zu nennen, die in meinem Auftrag dorthin gehen könnten. Das taten sie, und ich sandte sie an die Häuptlinge jener Stadt mit der Einladung, mich zu besuchen. Meine Botschafter entledigten sich meines Auftrags, und bei der Rückkehr wurden sie von zwei oder drei Personen geringeren Standes begleitet, die mir sagten, sie kämen im Auftrag der Oberhäupter, die selber nicht kommen könnten, da sie krank seien. Ich möchte ihnen sagen, was ich zu sagen hätte. Die Tlaxcalteken aber sagten mir, die Abgesandten seien Leute von geringem Stand und ich möchte keinesfalls dorthin gehen, wenn nicht die Oberhäupter zuvor hierhergekommen seien.
Ich sagte nun den Abgesandten, Aufträge eines so erhabenen Fürsten wie des unsrigen könnten nicht an Personen ihrer Art übergeben werden, sogar ihre Oberhäupter seien noch zu gering, sie zu vernehmen. Doch hätten sie binnen drei Tagen vor mir zu erscheinen, Eurer Hoheit Gehorsam zu leisten und sich zu Ihrem Vasallen zu erklären. Sollten sie aber nach Ablauf der gesetzten Frist nicht gekommen sein, dann würde ich eine Hetzjagd gegen sie starten und mit ihnen als Rebellen verfahren. Zur Beurkundung übergab ich ihnen ein Schreiben, von mir und einem Notarius unterzeichnet, in dem ich ihnen eröffnete, dass alle diese Länder Eurer Hoheit gehörten und dass diejenigen, die Eure Vasallen sein wollten, sich geehrt und begünstigt fänden, Rebellen aber nach den Geboten der Gerechtigkeit gezüchtigt würden.
Am folgenden Tag kamen nun einige Häuptlinge jener Stadt und sagten mir, sie seien deshalb nicht schon früher gekommen, weil die Bewohner dieser Provinz ihre Feinde seien, und sie wüssten wohl, dass mir einiges gesagt und ich vor ihnen gewarnt worden sei. Dies seien jedoch üble Verleumdungen, und die Wahrheit sei, dass sie Vasallen Eurer Hoheit sein und tun wollten, was ihnen befohlen werde. So schrieb es ein Notarius nun mit Hilfe der Dolmetscher nieder, und ich beschloss, mit ihnen zu gehen, einmal um keine Furcht zu zeigen, dann aber auch, um von dort aus meine Verhandlungen mit Moctezuma besser führen zu können.
Als aber die Tlaxcalteken meinen Entschluss vernahmen, waren sie sehr bekümmert, doch da sie nun einmal meine Freunde seien, wollten sie mit mir gehen und mir in allem beistehen, was auch kommen möge. Und obwohl ich sie bat, nicht mitzugehen, weil es gar nicht nottue, folgten sie mir doch mit etwa hunderttausend wohlgerüsteten Kriegern und begleiteten mich bis etwa zwei Leguas vor jene Stadt. Hier kehrten Viele auf mein dringendes Bitten um, aber fünf- bis sechstausend blieben dennoch in meinem Gefolge. Ich brachte die Nacht an einem Bach zu, um das Indianervolk zu entlassen, damit es in der Stadt nicht irgendeinen Skandal anrichtete, außerdem war es zu spät geworden, in Cholollan einzurücken.
Am folgenden Morgen aber kamen sie aus der Stadt, um mich mit Pauken und Trompeten zu empfangen, darunter viele Papas in ihrer üblichen Tracht, die ihre Gesänge anstimmten, wie sie es in den Tempeln zu tun pflegen. Wir wurden feierlich in ein gutes Quartier geleitet und sie brachten mir zu essen, wenn auch nicht sehr reichlich. Unterwegs aber hatten wir manche Anzeichen gefunden, die die Warnungen der Tlaxcalteken bestätigten. Wir fanden die große Heerstraße wirklich gesperrt und einen anderen Weg hergerichtet, der einige Löcher aufwies, wenn auch nicht viele. Einige Stadtstraßen waren mit klebrigem Lehm beschüttet und auf den Azoteen [Flachdächern] lagen viele Steine. Das veranlasste uns zu größter Vorsicht.
Hier fand ich einige Abgesandte des Moctezuma, die aber nur gekommen zu sein schienen, um mit denen zu sprechen, die bereits bei mir waren. Sie reisten wieder ab, als sie mit ihnen gesprochen hatten, begleitet von dem vornehmsten Gesandten der ersten Abordnung. Während der nächsten drei Tage wurde ich nur sehr schlecht mit Nahrungsmitteln versorgt und die Standespersonen der Stadt kamen recht selten, um mich zu besuchen. Und als ich mich deshalb in einiger Besorgtheit befand, erfuhr ich durch eine Dolmetscherin, eine Indianerin, die ich in Tabasco bekommen und über die ich bereits berichtete [Doña Marina], dass sie von einer Einwohnerin gehört habe, ganz nahe bei der Stadt habe sich Kriegsvolk des Moctezuma postiert, und die Bewohner von Cholollan hätten Frauen, Kinder und ihre ganze Habe fortgeschickt, da sie beabsichtigten, uns zu überfallen und uns alle niederzumetzeln. Und wenn sie sich retten wolle, möge sie mit ihr gehen, sie wolle sie beschützen. Marina aber hinterbrachte dies dem Gerónimo de Aguilar, dem Dolmetscher, der in Yucatán zu uns gekommen war, und dieser brachte es zu meiner Kenntnis. Ich ließ darauf einen sich beim Haus herumtreibenden Eingeborenen einfangen, ohne dass jemand es bemerkte, und befragte ihn. Er bestätigte, was die Indianerin gesagt hatte. Ich beschloss deshalb und auch wegen der Anzeichen, die ich schon zur Kenntnis genommen hatte, dem Feind zuvorzukommen.
Ich ließ einige Häuptlinge zu mir rufen, weil ich mit ihnen zu reden hätte, und sperrte sie dann in einen Saal. Unterdessen hatte ich unseren Leuten befohlen, sich in Bereitschaft zu halten und auf das