Die Eroberung Mexikos. Hernan Cortes

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Die Eroberung Mexikos - Hernan Cortes Edition Erdmann

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der Stadt Guaxocingo, wo ich von den Eingeborenen gut aufgenommen wurde. Sie schenkten mir einige Sklavinnen und kleine Goldstückchen, im Ganzen aber recht wenig, da sie selbst keins haben, weil sie Bundesgenossen der Tlaxcalteken und wie diese von den Azteken eingeschlossen sind und in großer Armut leben müssen.

      Am folgenden Tag stieg ich den Engpass zwischen den beiden Bergen empor, und beim Hinabsteigen, als wir schon das Reich des Moctezuma vor uns liegen sahen, fand ich ein sehr gutes Quartier, erst kürzlich eingerichtet und so groß, dass ich mit allen meinen Truppen darin herbergen konnte, obgleich ich mehr als viertausend Indianer – Eingeborene der Länder Tlaxcala, Guaxocingo, Cholollan und Cempoala – bei mir hatte. Für alle war reichlich zu essen da, und in den Häusern gab es genug Holz und Feuer, denn es war in der Nähe der schneebedeckten Berge sehr kalt.

      NEUNTES KAPITEL

       Moctezumas Gesandte fordern zur Umkehr auf – Weitermarsch und Einzug in Iztapalapa – Aufbruch in die Hauptstadt von Mexiko

      Es kamen nun wieder einige Gesandte, unter ihnen einer, von dem man mir sagte, dass er ein Bruder Moctezuma sei. Sie brachten mir Gold im Wert von dreitausend von Pesos [etwa 130.000 Mark] und sagten mir, ihr Herr lasse mich bitten, nicht darauf zu bestehen, in seine Stadt zu kommen, weil sein Land sehr arm an Lebensmitteln sei. Außerdem würde ich den Weg schlecht finden, da er ganz unter Wasser stünde, so dass ich nur in Kähnen weitergelangen könne. Ich möge überlegen, was Moctezuma mir geben solle, er sei auch bereit, mir jährlich eine Abgabe zu leisten und sie ans Meer oder wohin ich sonst verlange zu bringen. Ich empfing die Herren recht freundlich und schenkte ihnen, besonders dem Bruder von Moctezuma, einiges von unseren spanischen Sachen, worauf sie großen Wert legen. Auf ihre Botschaft aber antwortete ich, ich würde umkehren, wenn dies in meiner Hand läge, um mich Moctezuma gefällig zu erweisen, aber ich sei auf Befehl Eurer Majestät in dieses Land gekommen, und die Hauptsache, worüber ich Bericht erstatten müsse, sei eben Moctezuma und seine große Stadt, von denen Eure Hoheit schon seit langem Kenntnis habe. Sie möchten ihrem Herrscher deshalb sagen, ich bäte ihn, meinen Besuch anzunehmen, da ihm daraus keinerlei Schaden, wohl aber Nutzen entstehen könne. Wenn ich ihn gesehen habe und es dann noch sein Wille sei, mich nicht in seiner Gesellschaft zu lassen, dann würde ich umkehren. Wir würden aber besser unter uns die Art und Weise festlegen, wie er sich im Dienste Eurer Hoheit zu benehmen habe, als durch dritte Personen, selbst wenn sie unser volles Vertrauen hätten. Mit dieser Antwort zogen die Gesandten wieder ab. Sie hatten, wie wir an verschiedenen Anzeichen bemerkten, die Absicht gehabt, uns in der Nacht angreifen zu lassen. Als ich dies aber merkte, ergriff ich solche Maßnahmen, dass sie ihren Plan aufgaben. Sie ließen nun viel Kriegsvolk, das in den nahe gelegenen Bergen versammelt war, ganz heimlich wieder abmarschieren, wie uns von unseren Streifen und Horchposten gemeldet wurde.

      Gleich nach Tagesanbruch rückte ich in das zwei Leguas entfernte Dorf Amecameca vor, das zur Provinz Chalco gehört und mit den umliegenden Weilern zwanzigtausend Einwohner zählen mag. Wir wurden in einigen guten, dem Kaziken gehörenden Häusern einquartiert. Hier fanden sich auch einige vornehme Personen ein, die mir sagten, sie seien von Moctezuma geschickt worden, um mich hier zu erwarten und mit allem Nötigen zu versehen. Der Kazike des Dorfes schenkte mir dreitausend Castellanos [Goldpesos] und vierzig Sklavinnen und versorgte uns zwei Tage hindurch reichlich mit allem Notwendigen. Tags darauf zog ich weiter und brachte die nächste Nacht in einem kleinen Dorf zu, das an einer großen Lagune lag und fast zur Hälfte über dem Wasser erbaut war, während an der Landseite ein felsiger Berghang aufragte.

      Und auch hier hatten sie noch einmal das Bedürfnis, ihre Kräfte mit uns zu messen, nur dass sie uns zur Nachtzeit unvorbereitet überfallen wollten. Wir hielten aber so gute Wacht, dass von ihren Kundschaftern, die in Kähnen übers Wasser kamen oder vom Berg herabstiegen, fünfzehn bis zwanzig von uns ergriffen und getötet wurden, so dass nur Wenige entkamen. Da sie uns nun solchermaßen auf der Hut sahen, beschlossen sie, ihr Vorhaben aufzugeben und sich mit uns zu vertragen.

      Am folgenden Morgen kamen zwölf Gesandte, unter ihnen ein besonders vornehmer Herr von etwa fünfundzwanzig Jahren. Die anderen erwiesen ihm so großen Respekt, dass sie, als er seine Sänfte verließ, den Boden vor seinen Füßen von Steinen und Strohhalmen reinigten. [Es war Cacama, Herrscher von Texcoco, der mächtigste Vasall Moctezumas.] Sie sagten, sie kämen im Auftrag von Moctezuma, um mich zu begrüßen, ihr Herr lasse sich entschuldigen, da er sich nicht wohl fühle. Seine Residenz liege ganz in der Nähe, und da ich noch immer entschlossen sei, mich dorthin zu begeben, würde ich ihn dort sehen und von ihm erfahren, welche Neigung er für den Dienst Eurer Hoheit gefasst habe. Nichtsdestoweniger bitte er mich noch immer, wenn es irgend möglich sei, nicht zu kommen, da ich viel Not und Ungemach ausstehen würde, und da es für ihn sehr beschämend sei, mich nicht nach meinen Wünschen versorgen zu können. Auch die Gesandten bestanden darauf so hartnäckig, dass nur noch fehlte, sie verböten mir den Weitermarsch, wenn ich darauf beharren würde. Ich besänftigte sie aber so gut es ging, indem ich ihnen erklärte, meine Ankunft könne ihnen niemals zum Schaden gereichen, wohl aber zu großem Vorteil. Darauf empfahlen sie sich, nachdem ich ihnen noch einige meiner mitgebrachten Sachen geschenkt hatte.

      Unmittelbar nach ihnen setzte ich mich in Marsch, begleitet von vielen Eingeborenen, die in großem Ansehen zu stehen schienen. Ich verfolgte die Straße am Ufer der großen Lagune. Nach einem Marsch von einer Legua gewahrte ich im See, etwa zwei Armbrustschüsse vom Ufer entfernt, eine kleine Stadt, die wohl zweitausend Einwohner haben konnte, ganz im Wasser erbaut, mit vielen Türmen, aber ohne einen äußerlich sichtbaren Eingang. Eine Legua weiter betraten wir einen Damm, nicht breiter als eine Lanzenlänge, der in den See hineinführte. Auf ihm erreichten wir wieder eine kleine Stadt [Cuitláhuac], die die schönste von allen bisher gesehenen Städten war, sowohl wegen ihrer wohlgebauten Häuser und Türme als auch wegen der guten Anlage ihres Fundaments, da sie ganz über dem Wasser erbaut war.

      Der Kazike der Stadt und viele Standespersonen besuchten mich und baten mich, bei ihnen Nachtquartier zu nehmen. Die Beauftragten Moctezumas aber sagten mir, ich möchte in die drei Leguas entfernte Stadt Iztapalapa weiterziehen, die einem Bruder von Moctezuma gehöre. Ich befolgte den Rat, und als wir die Stadt erreichten, kam uns der Kazike mit vielen anderen Herren entgegen, um uns zu begrüßen. Sie schenkten mir Gold im Wert von drei- bis viertausend Pesos, einige Sklavinnen und Stoffe.

      Zwölf- bis fünfzehntausend Einwohner mag die Stadt Iztapalapa haben, die am Ufer einer großen Lagune von Salzwasser liegt, die eine Hälfte im Wasser, die andere auf dem Festland. Der Herr dieser Stadt besitzt neue Häuser, so gut wie die besten in Spanien, sowohl im Mauer- und Zimmerwerk wie in Fußböden und Bequemlichkeiten aller Art, aber ohne Stückarbeiten wie man sie in spanischen Häusern sieht, und anderen Luxus. In vielen Gemächern, sowohl zu ebener Erde als auch darüber, findet man frische Ziergärten mit vielen Bäumen und duftenden Blumen, auch Bassins mit süßem Wasser. Neben dem Haus liegt ein großer Wirtschaftsgarten und auf dem Haus ein Obergeschoss mit schönen Sälen und weiter Aussicht. Im Garten befindet sich ein sehr großes Bassin, vierhundert Schritte im Quadrat, mit einem gepflasterten Weg rundherum. Der Garten ist mit Mais bestellt und mit Gebüschen, aber auch mit wohlriechenden Kräutern und Stauden bepflanzt. In dem Bassin tummeln sich viele Fische und Wasservögel in solcher Menge, dass sie zuweilen das ganze Wasser bedecken.

      Am nächsten Tag brach ich wieder auf, und nach halbstündigem Marsch betraten wir einen Damm, der sich zwei Stunden weit durch die Lagune bis zur Hauptstadt Tenochtitlán [so nannten die Azteken ihre Hauptstadt] erstreckt, die mitten in der Lagune gegründet ist. Der Damm ist fest gebaut und zwei Lanzen breit, so dass acht Reiter in Front darauf marschieren können. Auf dieser Strecke von zwei Leguas liegen auf beiden Seiten des Dammes drei Städte, die eine, Mexicalcingo genannt, ist größtenteils in den See hineingebaut, die beiden anderen aber liegen am Ufer, obwohl auch von ihren Häusern noch viele im Wasser stehen. In allen dreien gibt es sehr gute Gebäude, Häuser wie Türme, besonders die Wohnhäuser der Vornehmen, sowie die Tempel und Bethäuser, in denen sie ihre Götzen halten. In diesen Städten wird starker Handel

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