Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Anschi war schon aus dem Zimmer. Norma wollte ihr nachlaufen, aber ihr Mann hielt sie zurück.
»Misch dich du da bitte nicht ein«, sagte er ruhig.
*
Anschi holte die Tasche mit den Papieren aus ihrem Zimmer. Als sie ihren Mantel anzog, sah sie Sabine in der Küchentür stehen.
»Gehst du fort, Anschi?«, fragte das Kind ängstlich.
»Ich komme bald wieder.«
Anschi hoffte, dass Sabine die Tasche nicht sehen würde, und verließ schnell das Haus.
Sie erreichte das Haus im Sonnenwinkel in dem Augenblick, da Otto Behrend in Professor Auerbachs Wagen steigen wollte.
Er hatte die Tür schon in der Hand, als Anschi atemlos an ihn herantrat.
»Darf ich Sie noch einen Augenblick sprechen, Herr Behrend? Ich möchte Ihnen etwas geben, was Ihnen sicher mehr bedeutet als uns.«
Unter seinem forschenden Blick kroch ihr das Blut in die blassen Wangen.
»Es ist alles, was Erika Messner Sabine hinterlassen hat«, erklärte Anschi bebend und reichte ihm die Tasche. »Wahrscheinlich sind Sie zornig auf mich, und ich kann das verstehen, aber ich habe Sabine sehr lieb und möchte, dass sie glücklich ist. Das wollte ich Ihnen sagen.«
»Sie sind eine erstaunliche kleine Frau«, bemerkte Otto Behrend nach spannungsgeladenen Sekunden. »Ich danke Ihnen.«
Er verbeugte sich und setzte sich. Anschi reichte ihm die Hand.
»Bitte, seien Sie mir nicht böse«, flüsterte sie.
»Dazu besteht kein Grund. Alles braucht seine Zeit. Man darf nichts erzwingen«, erwiderte er rätselhaft.
Doch da drängte sich Bambi an Anschi vorbei.
»Opa Behrend, komm doch wieder!«, flüsterte sie.
Anschis Blick irrte hilflos zwischen Inge und Werner Auerbach hin und her.
»Könnten wir nicht miteinander sprechen?«, fragte sie bebend.
»Vielleicht später einmal«, entgegnete Otto Behrend. Seine blassen Hände drückten die brüchige Tasche an sich.
»Möchten Sie ein paar Minuten hereinkommen, Frau Behrend?«, fragte Inge Auerbach, als der Motor ansprang.
Anschis Blick hing an dem faltigen Gesicht des alten Mannes. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als Bambi sagte: »Gell, du kommst wieder, Opa Behrend?« Sie sah nicht, dass er nickte. Sie schloss die Augen, als der Wagen davonglitt.
Inge Auerbach nahm ihren Arm und schob sie behutsam vorwärts.
»Darf ich Sabine heute besuchen?«, fragte Bambi.
»Gleich, wenn du willst, Bambi«, antwortete Anschi tonlos. »Ich muss noch einkaufen.«
Es war eine Ausrede. Sie brauchte Zeit, um sich zu fangen und Inge Auerbach begriff, ohne viel zu fragen.
»Ich habe ihm Unrecht zugefügt«, sagte Anschi, als Bambi sich entfernt hatte.
»So wollen wir es nicht nennen«, meinte Inge Auerbach. »Sie haben ja nur an Sabine gedacht.«
*
Otto Behrend hatte nicht die Absicht, nach Köln zurückzukehren. Hohenborn schien ihm weit genug von Erlenried entfernt, um der weiteren Entwicklung der Dinge mit einiger Besonnenheit entgegenzusehen. Schließlich wollte er ja auch mit Herbert Kerst in ständiger Verbindung bleiben.
Sie hatten sich alles ziemlich genau zurechtgelegt, wenn auch gewisse Widerstände einkalkuliert worden waren. Aber jetzt nahm Otto Behrend nicht nur Zuversicht mit sich, sondern auch eine zerschlissene schwarze Aktentasche, deren Inhalt ihm möglicherweise einiges noch begreiflicher machen konnte.
»Ich hätte nicht so kurz sein dürfen«, sagte er zu Werner Auerbach. »Sie hat mich sehr gerührt.«
»Sie sind nicht aus der Welt, und es ist immer gut, wenn man erst einen gewissen Abstand gewinnt«, bemerkte Werner Auerbach. »Jetzt werden Sie sich erst einmal mit Dr. Rückert unterhalten.«
»Werde ich ihn nicht in Verlegenheit bringen, wenn er zwei Parteien beraten soll?«
»Ach was! Der gute Heinz wird das Kind schon schaukeln. Es ist selbst für einen Anwalt besser, auszugleichen als zu trennen. Und wenn es Ihnen zu einsam wird in Hohenborn, sind Sie uns wieder herzlich willkommen, Herr Behrend.«
*
Bambi läutete in der Frühlingsstraße sieben, aber Sabine hatte sie schon kommen sehen.
Heute war die Welt für sie wieder in Ordnung, und so freute sie sich über Bambis Besuch.
»Darfst du ein bisschen raus?«, erkundigte sich Bambi, die Sabine gern allein sprechen wollte.
Sabine wollte erst Tante Norma fragen.
»Wir sollen lieber drinnen spielen«, erklärte sie. »Komm doch rein, Bambi.«
Artig begrüßte Bambi Tante Norma, aber doch nicht ganz unbefangen. Sie wusste noch immer nicht, wer eigentlich so gegen Opa Behrend war, und das hemmte sie.
Es war auch gar nicht so einfach, ein Gespräch zu beginnen. Von Sabines Flucht wollte sie nicht reden, und Opa Behrend war auch so ein schwieriges Kapitel.
»Bleibt die Tante Norma immer hier?«, fragte sie, um überhaupt ein Gespräch anzufangen.
»Nur noch ein paar Tage«, erwiderte Sabine.
»Und wer kommt dann? Habt ihr immer Besuch?«
»Nein.«
Bambi seufzte. Leicht machte es ihr Sabine wirklich nicht.
»Der Opa Behrend ist heute weggefahren«, sagte sie. »Schade!«
Sabine sah sie staunend an. »Wieso schade?«
»Ich habe mich so prima mit ihm verstanden. Man kann sich gut mit ihm unterhalten. Wenn ich nicht einen Opi hätte, würde ich ihn gern als Opa haben.«
So, das hatte sie jetzt wenigstens gesagt. Nun blieb abzuwarten, was Sabine darauf zu sagen hatte. Aber Sabine sagte gar nichts.
»Willst du denn keinen Opa haben?«, fragte Bambi beklommen.
»Nein. Ich habe keinen und will auch keinen. Ich will bei Anschi und Stefan bleiben.«
Bambi ging zum Fenster. Sie überlegte krampfhaft, was sie nun noch sagen könnte.
»Und wenn die Tante dich nun wieder abholt?«, fragte sie.
»Sie kommt nicht mehr. Sie heiratet Enzo«, erklärte Sabine trotzig.
»Sie wollte mich