Garten der Sehnsucht. Barbara Cartland
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»Doch, das bin ich. Ich bin Solita Gresham, das Mädchen, das Sie völlig vergessen haben.«
»Das entspricht nicht ganz der Wahrheit«, erwiderte der Herzog. »Aber warum sind Sie hier? Was ist aus meiner Cousine Mildred geworden?«
»Ihre Cousine Mildred, der Sie von dem Tage an, da sie mich zu sich nahm, keinerlei Beachtung mehr geschenkt haben, starb vor einem Monat.«
»Davon hatte ich keine Ahnung.«
»Außer mir gibt es niemanden, der Sie informieren konnte«, entgegnete sie. »Als ich feststellen mußte, daß ich kein Geld besaß, reiste ich nach England, um Sie nach dem Verbleib der Hinterlassenschaft meines Vaters zu fragen.«
Der Herzog schüttelte ungläubig den Kopf.
»Mir ist das alles völlig unbegreiflich«, sagte er. »Nachdem ich Sie bei meiner Cousine untergebracht hatte, traf ich Vorkehrungen, regelmäßig einen Betrag vom Erbe Ihres Vaters zu überweisen und Ihr Schulgeld davon zu bezahlen!«
»So viel mir bekannt ist, hat Ihre Cousine keinen Penny erhalten«, entgegnete Solita, »und alles selbst bezahlt.«
»Ich glaube kaum, daß das wahr ist.«
»Ich versichere Ihnen, daß ich Sie nicht behelligt hätte, wäre mir nicht mitgeteilt worden, daß Ihre Cousine ihr Geld von einer Stiftung erhielt und diese Zuwendung mit ihrem Tode erlosch.«
»Wollen Sie damit sagen, daß Sie völlig mittellos sind?«
»Ich habe den gesamten Schmuck, den ich im Laufe der Jahre von Ihrer Cousine geschenkt bekam, verkauft, um die Überfahrt nach England zu bezahlen.«
»Da muß ein bedauerliches Versehen vorliegen«, sagte der Herzog betroffen, »und meine einzige Entschuldigung ist, daß ich sofort nach meiner Rückkehr aus Neapel mit einem Bataillon meines Regimentes zu den Westindischen Inseln abkommandiert wurde.«
Ihm fiel wieder ein, daß Solita ihn damals zum Abschied umarmt und geküßt hatte.
Sie war ein reizendes Kind von acht Jahren gewesen, und er hatte vor seiner Abreise noch einmal bei ihr vorbeigeschaut.
Während er sich all das ins Gedächtnis zurückrief, begriff er auch, weshalb sie sich so abfällig über ihn geäußert hatte.
Charles Gresham war Hauptmann in der Armee gewesen und er selbst Offiziersanwärter. Gresham hatte sich gleich nach ihrem. Eintreffen in Indien mit ihm angefreundet, weil sie viele gemeinsame Interessen hatten.
Sie waren an die Nordwestgrenze versetzt worden. Greshams Frau und seine Tochter mußten in der Garnison im Landesinneren zurückbleiben.
Sie hatten blutige Kämpfe gegen kriegerische Stämme ausgefochten.
Die in Afghanistan befindlichen Russen hatten diese Männer gegen die Engländer aufgehetzt. Während eines nächtlichen Überfalls, auf den sie nicht vorbereitet waren, war der Feind in der Überzahl gewesen.
Charles Gresham hatte dem Herzog das Leben gerettet und sich dabei eine Beinverletzung zugezogen. Während Charles Gresham im Hospital war, um seine Wunde auszukurieren, hatte er eine Affäre mit einer bildschönen Frau gehabt, die ihn zu vergöttern schien.
Der Herzog, der damals noch Hugo Leigh hieß, hatte niemals etwas anderes hinter ihrem offenkundigen Interesse für Gresham vermutet, der ein blendend aussehender Mann gewesen war.
Als Gresham von seiner Verwundung genesen war, kehrte er zu seiner Einheit zurück.
Der Herzog erhielt Befehl, sich noch eine Woche in Peschawar aufzuhalten.
Hinterher ließ sich trotz einer offiziellen Untersuchung nie genau feststellen, was geschehen war.
Man wußte nur, daß eine Kompanie britischer Soldaten, unter ihnen auch Gresham, in einen Hinterhalt geraten war. Alle hatten den Tod gefunden.
Erst als die Frau, die eine so leidenschaftliche Affäre mit Gresham gehabt hatte, plötzlich spurlos verschwand, kam das Gerücht auf, daß sie eine russische Spionin gewesen sei.
Damals hatte auch der Herzog Verdacht geschöpft, aber ihm fehlten die Beweise.
Als er nach Lucknow zurückgekehrt war, hatte Mrs. Gresham ihn zu sich gebeten. Natürlich waren auch ihr die Gerüchte zu Ohren gekommen, die in der britischen Truppe die Runde machten. Der Herzog sah sich außerstande, ihren Schmerz um den Verlust des Gatten zu lindern, sondern mußte zugeben, daß die Frau, die mit ihrem Gatten zusammen gewesen war, unter Spionageverdacht stand.
Mrs. Gresham hielt sich sehr tapfer, obwohl auch sie zu der bitteren Erkenntnis gelangt war, daß diese russische Spionin in einer schwachen Stunde Charles Gresham ausgehorcht und erfahren hatte, welche Order ihm erteilt worden war. Daher war sie für seinen Tod verantwortlich.
In Lucknow hatte den Herzog dann die Nachricht ereilt, daß seine Mutter in England erkrankt sei.
Er hatte Sonderurlaub erhalten und mit dem ersten Schiff, das Bombay verließ, die Heimreise angetreten. Mrs. Gresham und ihre kleine Tochter hatten sich zufällig auf demselben Schiff befunden, um ebenfalls nach England zurückzukehren.
Er war eng mit Charles Gresham befreundet gewesen, der ihm zudem das Leben gerettet hatte. Deshalb war er bemüht, alles zu tun, um der Witwe die Überfahrt erträglich zu gestalten, wußte er doch, daß ihre Zukunft ohne den geliebten Gatten trostlos sein würde.
Im Laufe ihrer langen Gespräche erfuhr er außerdem, daß sie nicht nur mittellos war, sondern auch nur wenige Verwandte hatte.
Sie berieten über ihre Zukunft, während sie das Rote Meer überquerten und in Port Sudan vor Anker gingen.
Danach hatte das Schiff langsam den neu eröffneten Suezkanal durchquert, und als es sich schließlich Alexandria näherte, erfuhr der Herzog, daß Mrs. Gresham an einem bösartigen Fieber erkrankt war, das sie sich vermutlich beim Besuch eines einheimischen Basars zugezogen hatte.
Der Schiffsarzt konnte wenig für sie tun.
Er bestand jedoch darauf, daß die kleine Solita von ihrer Mutter ferngehalten wurde, damit sie sich nicht ansteckte.
Die Kleine verbrachte die meiste Zeit mit Hugo Leigh und anderen Offizieren, die sich an Bord befanden.
Sie war ein hübsches Kind und sah mit ihren goldblonden Locken und den strahlend blauen Augen aus wie ein kleiner Engel.
Sie huschte mit einer Grazie über das Deck, daß es aussah, als würde sie schweben.
Der Herzog erinnerte sich daran, daß sie eines Abends im Salon zu der Musik, die einer der Offiziere auf dem Klavier spielte, getanzt hatte.
Sie war ganz versunken gewesen in ihren Tanz und hatte ihr Publikum völlig vergessen. Erst als die Musik verklang und alle Beifall klatschten, schien ihr bewußt zu werden, daß sie Zuschauer gehabt hatte.
Er hatte das Kind für ungewöhnlich begabt gehalten und konnte jetzt verstehen, daß sie sich zur Ballettänzerin berufen fühlte.
Mrs. Gresham war drei Tage später gestorben.