Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman. Kathrin Singer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman - Kathrin Singer страница 37

Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

Скачать книгу

rief der junge Förster noch in der Tür zur Arztpraxis.

      Wie es seine Art war, fragte der alte Arzt nicht viel, sondern tat, worum ihn der Bursch gebeten hatte. Es war noch arg früh und Hubert Grasegger hatte Glück, daß er bereits vollständig angezogen war, denn in dieser Nacht hatte er nicht gut schlafen können.

      Als er sah, wer da auf das Sofa gebettet war, war er äußerst beunruhigt. Er gab Roserl ein Zäpfchen, damit das Fieber schnell herunterging. »So, Hubert, und nun bitt ich Sie so lang bei dem Dirndl zu bleiben, bis der Achnerbauer bei Ihnen ist.«

      »Der Achnerbauer? Jessas, ist dies das Kind vom Martin Achner?« Ungläubig sah er auf den kleinen Mann hinab.

      Der Dorfarzt nickte, während er seine Utensilien wieder in die große Tasche packte. »Ja, ja. Das ist die kleine Rosemarie.« Mehr sagte er nicht dazu, aber er fragte sich freilich, warum das Kind davongelaufen war, denn so sah es ja grad aus!

      »Also, Hubert, ich geh jetzt hinunter und sag den Leuten Bescheid. Sie brauchen sich nicht zu ängstigen. Das Dirndl wird jetzt eine ganze Weile tief und ruhig schlafen.« Er klopfte dem Burschen auf die Schulter und machte sich seufzend auf zum Achnerhof.

      Bereits von weitem konnte er aufgeregtes Stimmengewirr hören. Sie hatten das Kind also schon vermißt. Das war gut so. Desto mehr werden sie sich über meine frohe Botschaft freuen! dachte der Arzt zufrieden.

      Die Bäuerin sah ihn zuerst. »Hast es schon ghört, Doktor? Unser Roserl ist wie vom Erdboden verschluckt!« schluchzte sie. »O mei o mei! Wenn ihr bloß nix passiert ist!«

      »Kannst beruhigt sein, Anna. Das Dirndl ist bis auf ein bisserl Fieber ganz wohlauf!«

      Die alte Frau starrte den Doktor ungläubig an. »Geh, mach keine Scherz mit mir!«

      »Wenn ich’s dir sag! Wo ist der Martin?«

      Plötzlich kam Leben in die Bäuerin. Sie lief auf die Gruppe zu, die sich vor dem Gästehaus versammelt hatte und rief aufgeregt nach ihrem Sohn. »Martin, der Doktor hat das Roserl gfunden!«

      Sie hatte kaum ausgeredet, als der junge Achnerbauer auch schon auf den abseits stehenden Dorfarzt zurannte. »Wo, Doktor, wo ist Roserl?«

      »Beim Förster droben in der Hütt!«

      Martin wollte davonstürmen, doch Doktor Baumann hielt ihn zurück. »Ein Momenterl noch, Martl! Nimm eine Decke mit, das Kind hat hohes Fieber ghabt. Und steig vorsichtig mit ihr ab. Wunder dich net, wenn sie ein bisserl wirres Zeug von sich gibt, sie muß einen Schock haben. Hörst mich?«

      Der Bursch preßte die Lippen zusammen und nickte nur. In seinen Schläfen pochte das Blut. Ihm wurde schmerzlich bewußt, wieviel ihm seine kleine Rosemarie bedeutete und wie groß seine Angst gewesen war!

      Seine Verzweiflung nach der erfolglosen Suche der Bergwacht war kaum zu beschreiben, hatte er doch insgeheim mit jedem Stückerl, das abgesucht wurde, die Hoffnung gehabt, sie würden das Kind finden!

      Jetzt, nachdem er wußte, wo er Roserl finden würde, machten sich seine angegriffenen Nerven bemerkbar. In seinen Mundwinkeln zuckte es unablässig, bis er die Hütte erreichte.

      »Grüß Gott, Herr Achner!« begrüßte ihn der Förster freundlich. »Schad, daß wir uns unter so ungewöhnlichen Umständen kennenlernen mußten!«

      »Grüß Gott, Herr…«

      »Sagen S’ einfach Hubert zu mir, Hubert Grasegger heiß ich. Kommen S’, Ihr Töchterl schläft noch immer. Ich weiß net, ob’s gut ist, wenn Sie es gleich mitnehmen«, gab der junge Mann zu bedenken.

      »Lassen S’ es mich einmal anschaun. Doktor Baumann hat mir gsagt, ich könnt’s holen. Hab eigens die Decke mitnehmen müssen.« Martin trat leise zu seinem Töchterchen. Er kniete sich neben das Sofa und nahm die heißen Händchen in die seinen. Er betrachtete das Kind lange und innig, dann ließ er den Kopf auf den kleinen Körper sinken.

      Angesichts der zuckenden Schultern des knieenden Mannes wandte sich Hubert Grasegger gerührt ab. Wie sehr mußte der junge Achnerbauer sein Töchterl lieben! Mochte gewesen sein, was wollte, aber diese hilflose Geste sagte mehr als Worte!

      »Mögen S’ ein Schnapserl auf den Schrecken, Herr Achner?«

      Martin raffte sich auf. »Ich glaub, ich könnt jetzt einen vertragen! Und bitt schön, sagen S’ Martin zu mir. Wir sollten uns überhaupt duzen. Ich kann dem Lebensretter meiner Tochter grad nix andres anbieten.« Er brachte sogar ein gequältes Lächeln zustande.

      Hubert Grasegger reichte dem neuen Freund die Hand. »Keine Ursach, Martin. War reiner Zufall.«

      »Wo – wo hast denn das Roserl gfunden?« Abwartend hielt er das Stamperl in der Hand.

      »Weit drunten, fast beim Hirschbichl. Also, Martin, auf das Wohl vom Roserl!«

      »Beim Hirschbichl – immer wieder der Hirschbichl!« murmelte Martin, ehe er das Schnapserl auf einen Ruck hinuntergoß. Insgeheim beschloß Martin, das verfluchte Stück Wald an den Sägewerksbesitzer Xandl Hochleitner zu verkaufen, es brachte ihm wahrhaftig kein Glück!

      »Sepherl!« klang es jammernd vom Sofa.

      Martin sprang auf. »Roserl! Hör doch, der Papa ist da! Roserl, so hör doch, Dirndl!« flehte er. Aber das Kind warf nur den Kopf hin und her und hob die Arme. Der junge Vater nahm das Mädchen auf, wickelte behutsam die Decke um den zierlichen Körper, hielt ihren Kopf gegen seine Schulter und trug es langsam aus der Hütte.

      Es war, als würde seine Wärme auf das Kind überströmen. Es lag still in seinen Armen, behielt den Kopf an seine Schulter gelehnt, als er mit ihr bedächtig zum Achnerhof abstieg.

      »Dirndl, warum bist denn nur davonglaufen! Ach, mein Liebes, ich hab solche Angst um dich ghabt!« murmelte er fortwährend in ihr seidiges Haar.

      Martin Achner gab sich das Versprechen, dieses Kind niemals mehr aus den Augen zu lassen. Er würde mit Josepha ins Gericht gehen, denn es war ihre Aufgabe gewesen, auf Roserl Obacht zu geben! Dieses Vergehen konnte er ihr niemals verzeihen!

      *

      Beschwingt lief Josepha Schwarzenberger durch das Portal zum Kinderheim. Sie konnte es kaum erwarten, ihrer Ziehmutter, der Mutter Oberin, gegenüberzustehen.

      »Grüß euch Gott, Mutter Oberin!« Mit Freudentränen in den Augen umarmte sie die geistliche Frau, die ihre Rührung meisterhaft unterdrückte.

      »Dirndl! Was machst denn du in der Stadt? Ich dachte, du hättest grad genug auf dem Achnerhof zu tun.«

      »Freilich, das hab ich auch. Aber ich hab sowieso kommen müssen.« Josephas Kinn sank auf ihre Brust.

      »Nun setz dich erst einmal. So. Und nun erzähl, wie’s dir ergangen ist.« forderte die kluge Frau das Mädchen auf. Sie ahnte bereits, daß Josepha nicht nur in die Stadt gekommen war, um ihr einen Besuch abzustatten.

      Das Dirndl wand sich ein wenig, doch schIießlich schob sie der Mutter Oberin einen Umschlag zu.

      »Was ist das, Josepha?«

      »Bitt schön, Mutter Oberin, Sie dürfen’s erst öffnen, wenn ich wieder fort bin!« Dem Mädchen stieg das Blut in

Скачать книгу