Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman. Kathrin Singer

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Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

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Achner stellte sich neben seinen Sohn, legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Laß das Dirndl in Ruh, Martl! Sie kann wirklich nix dafür!«

      Heftig schlug der Bursch die Hand des Vaters herunter. »Wenn ich, ich, der Bauer, sag, daß sie zu verschwinden hat, dann geschieht es so, verstanden? Und ich will gar nix mehr hören! Unzuverlässiges Gesinde ist mir ein Greuel!« Er stürmte an Josepha vorbei, drehte sich im Flur noch einmal kurz um und schrie ihr zu: »Und das Roserl bekommst nimmer zu Gesicht! Wag es ja net, zu ihr zu gehen!« Dabei hob er drohend seine Faust in ihre Richtung.

      »Jessas!« murmelte Josepha fassungslos. Der Schmerz in ihrer Brust wurde unerträglich, ihre Hand fuhr zum Herzen.

      Die alten Eheleute Achner wollten das Mädchen trösten, doch es winkte nur müde ab. »Laßt gut sein. Ich dank euch für alles.« Dicke Tränen quollen unter ihren langen Wimpern hervor. Wie sinnlos erschien ihr das Leben plötzlich!

      Während Josepha ihre wenigen Habseligkeiten in die kleine Reisetasche packte, pochte es unablässig in ihren Schläfen. Warum gab Martin ihr die Schuld? Hatte er denn nie gespürt, wie sehr sie das Roserl und ihn liebte? In ihrem ganzen Leben würde sie den geliebten Menschen kein Leid zufügen!

      *

      »Nun, wie geht’s unserer kleinen Patientin?« Doktor Baumann hatte Roserls Zustand keine Ruhe gelassen und er war noch am gleichen Abend heraufgekommen.

      Die alte Bäuerin zuckte hilflos mit den Schultern. »Ach, Doktor, ’s ist ein Graus! Ich kann dir gar net sagen, wie unglücklich wir sind, der Franzl und ich! Stell dir vor, Martin hat das Sepherl rausgeworfen! Er gibt ihr die Schuld an allem!«

      »Das darf doch net wahr sein!« Dem Arzt blieb ungläubig der Mund offenstehen.

      »Wenn ich’s dir sag! Roserl will gar nimmer zu sich kommen. Immer wieder ruft sie nach Josepha und das Fieber will einfach net heruntergehen. Net einmal die Zäpfchen helfen!«

      »Herrgottsakra noch amal! Ist denn der Bursch völlig verdreht? Will er sein Kind umbringen?« Der Doktor schlug heftig mit der Faust auf den Tisch. »Habts denn nix machen können? Zum Donnerwetter, ist denn alles verhext auf euerm Hof?«

      Doktor Baumann packte die Arzttasche. Während er zum Kinderzimmer stapfte, mußte er sich mächtig zusammenreißen. Er hatte tatsächlich geglaubt, daß der Bursch endlich wieder zur Besinnung gekommen war, aber was er sich nun wieder geleistet hatte, ließ ihn erneut an seinem Verstand zweifeln.

      »So. Bist bei deinem Kind«, begrüßte er den unglücklichen Vater, der aufrichtig besorgt am Bett seiner Tochter saß.

      »Laß mich ein Momenterl mit dem Kind allein und wart auf mich in der Kuchel! Sag deiner Mutter, daß ich mit dir unter vier Augen reden will.«

      Widerstrebend folgte der Bursch den strengen Worten.

      »Sepherl!« stöhnte Roserl.

      »Roserl! Hörst mich?« Mitfühlend betrachtete er das Kind, dessen seidige Locken ihren Glanz verloren hatten und wirr in die Stirn hingen. Behutsam wischte er ihr die Schweißperlen von Stirn und Nase, feuchtete ihre spröden Lippen an. »Roserl, du mußt dich jetzt aufsetzen. Ich möcht dich untersuchen.«

      Keine Reaktion.

      Doktor Baumann rang mit sich. Am liebsten hätte er das Mädchen ins Spital zur Beobachtung gebracht. Es brauchte unbedingt Pflege, man mußte ihm Nahrung einflößen! Ein paar Tage würde es schon gehen, aber wenn sich Roserls Zustand nicht besserte, war er dazu gezwungen.

      Nachdenklich trat er in die Küche.

      »Hab gehört, du hast Sepherl hinausgeworfen.«

      »Konnt die Mutter ihre Gosch wieder net halten, gell?« preßte Martin verächtlich hinaus. Eine steile Unmutsfalte zeigte unmißverständlich seinen Zorn. Was ging es die Leut an, was er für richtig hielt!

      »Hör zu, Martin, dein Töchterl wird net gsund, wenn es nix ißt und trinkt. Roserl ist völlig geschwächt, das Fieber hat ihr jede Widerstandskraft genommen. Es war dein größter Fehler, den liebsten Menschen rauszuwerfen, den sie hat!«

      Der Bursch brauste auf. »Ich bin der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der das Roserl über alles liebt! Sie ist doch das einzige, was mir noch geblieben ist, nachdem…«

      Der kluge Arzt wußte, was Martin sagen wollte. Aber er konnte es nicht verstehen. »Roserl muß ins Spital zur Beobachtung. Am liebsten wär mir, wenn du sie noch heut hinbringen könntest!« fuhr er ruhig fort, als hätte Martin überhaupt nichts gesagt.

      Der junge Bauer stützte den Kopf auf und schloß einen Augenblick lang die Augen. Er dachte angestrengt nach.

      Vielleicht war es wirklich im Moment das beste. Die Ernte stand bevor, er würde sich um sein Töchterchen nicht kümmern können. Die Eltern hatten bei diesem Herbstwetter alle Hände voll zu tun mit den Gästen. Ja, es war wohl gscheiter, dem Rat des Arztes zu folgen.

      Endlich sah Martin dem klugen Mann in die Augen. »Gut, Doktor Baumann. Ich werd tun, was Sie sagen.«

      Sie brachten Rosemarie gemeinsam ins Spital und das Kind erholte sich allmählich. Später erfuhr Martin, daß Roserl knapp an einer Lungenentzündung vorbeigekommen war und war zutiefst erleichtert, daß er sich dem Wunsch des Dorfarztes gebeugt hatte.

      Fast einen Monat lang blieb das Mädchen in der Kinderabteilung des Spitals. Es wurde schnell der Liebling der Schwestern, die sich rührend um das still gewordene Kind kümmerten.

      Endlich war es soweit. Das Erntedankfest war vorüber, Martin konnte die restlichen Arbeiten weitgehend dem fleißigen Gesinde überlassen und sich nun darauf freuen, sein gesundes Töchterchen heimzuholen.

      Anna und Franzl Achner schmückten liebevoll das Kinderzimmer. Es sollte eine kleine Überraschung für Roserl sein. Plötzlich entdeckte die Bäuerin eine ungeöffnete, in lustiges Papier gewickelte Schachtel, die verloren am Boden des Kleiderschranks stand. Anna hatte ein neues Dirndl für Roserl herausnehmen wollen, als ihr Blick an der Schachtel hängenblieb.

      »Franzl, schau, was ich gefunden hab.« Ratlos stellte sie die bunte Schachtel auf den kleinen runden Tisch. »Ob ich’s öffnen soll? Vielleicht hat Martin sich ebenfalls eine Überraschung ausgedacht, dann wär’s net recht, gell?« Sie sprach mehr zu sich selbst als zu ihrem Mann.

      Der Altbauer lächelte und meinte: »Laß es nur zu. Du wirst schon sehen, was drin ist, wenn Roserl die Schachtel aufmacht.«

      Anna zupfte zweifelnd an ihrem weißen Haarknoten herum. »Ich weiß net. Martin hat noch niemals was für das Kind gekauft, das war stets nur Josephas Sache!«

      Franzl zuckte mit den Schultern, stieg auf den Stuhl und befestigte eine Blumengirlande über der Tür. »Mach, was du willst. Ich tät’s zu den Blümeln legen.«

      Hätte die Bäuerin gewußt, was sie damit anrichtete, wäre sie dem Rat ihres Mannes nicht gefolgt!

      »Großmutter, Großvater! Wir sind da!« rief Roserl glücklich aus, als sie die geliebten Menschen in ihrem Zimmer entdeckte.

      Martin hielt sich lächelnd im Hintergrund und wartete die herzliche Begrüßung geduldig ab. Ein weicher Zug um die Lippen ließ sein Gesicht wieder jung und zufrieden ausschauen.

      Als

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