Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman. Kathrin Singer

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Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

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Der Umschlag verschwand in dem weiten Gewand der Oberin.

      »Eigentlich ist net viel zu sagen. Meine Mutter hat das Zeitliche gesegnet. Ich bin einen Tag zu spät gekommen, sie hätt mich gern noch gsehen.« Josepha zuckte mit den Schultern. Traurig fuhr sie fort: »Aber sie war mir eh nie eine richtige Mutter. Nun ist sie halt nimmer.«

      »Josepha! Das ist net recht gedacht von dir! Sie hat ihre Gründe ghabt, damals, als sie dich zu mir brachte. Merk dir eines, mein Kind, manchmal geschehen unbegreifliche Dinge im Leben, die ihren Sinn haben. Du mußt das Andenken deiner Mutter dennoch in Ehren halten, hörst du? Auch wenn du es nicht verstehst!« Die Worte der Mutter Oberin klangen sehr streng.

      »Aber…«

      »Nix aber! Deine Mutter hat dich geliebt, wie jede Mutter ihr Kind liebt! Niemand hat das Recht, über Vater oder Mutter zu richten, das ist einzig Sache unseres Herrgotts!«

      Beschämt nickte Josepha. Vielleicht hatte die Mutter Oberin ja recht. Wie sehr wünschte sie, daß es wirklich so war!

      »Und was gibt es vom Achnerhof zu berichten? Entwickelt sich das Kind gut?«

      Jetzt trat ein seltsamer Glanz in Josephas helle Augen. »O ja, Mutter Oberin, ich bin sehr glücklich mit meinem kleinen Roserl! Sie ist ein braves, liebes Ding.«

      »Dann ist’s recht, Dirndl. So, und nun mußt dich auf den Heimweg machen, sonst bist erst in der Nacht droben. Es war schön, dich wieder einmal zu sehen! Du schaust fesch aus, bist nimmer so mager!« Die geistliche Frau zwickte ihr scherzhaft in die Hüften.

      Josepha verabschiedete sich hastig, denn sie hatte wahrlich ein schlechtes Gewissen wegen der kleinen Rosemarie. Sie hatte sie gewiß arg vermißt.

      Aber es gab noch einen anderen Grund, warum das Dirndl sich beeilte. Als die Mutter Oberin vom Achnerhof gesprochen hatte, war ihr schmerzlich bewußt geworden, wie sehr sie sich dort daheim fühlte – vor allem aber, wie sehr sie Martin, den geliebten Bauern, vermißte!

      Seitdem der Bursch fast wieder so war wie früher, hatte sich Josepha die doppelte Mühe gegeben, um ihm alles recht zu machen. Aber er sah es nicht. Jedenfalls zeigte er nicht, daß er es bemerkte.

      Und nun war sie hier in der fremd gewordenen Stadt, lief mit schnellen Schritten durch die Gassen, sah nicht nach rechts oder links. Doch plötzlich kam ihr eine Idee. Warum sollte sie für Roserl nicht ein schönes Geschenk mitbringen, quasi als Entschädigung für ihr Wegbleiben?

      Josepha hatte den alten Marktplatz erreicht und schaute auf die Rathausuhr. Fast drei Uhr nachmittag. Das langte noch gut. Sie fand ein kleines Geschäft, dessen Schaufenster einladend mit vielen schönen Spielsachen ausgestattet war. Entschlossen trat sie in den Laden.

      »Grüß Gott, Fräulein«, wurde sie von einer freundlich lächelnden älteren Frau begrüßt. »Was darf’s denn sein, bitt schön?«

      »Grüß Gott. Ich hätt gern den Teddy dort, den, der so lustige Sachen anhat.« Josepha zeigte auf einen kuscheligen Stoffbären, der sie in seinen kurzen Lederbuxen und dem rot-weiß karierten Hemd anzulachen schien.

      Während die Frau den Bären behutsam in eine Schachtel legte, zählte Josepha das Geld ab.

      Jetzt erst hatte das Dirndl so recht Freude an dem Geld, das sie vor ihrem Besuch bei der Mutter Oberin von der Sparkasse geholt hatte. Das meiste hatte sie ja in den Umschlag für die geistliche Frau getan, aber es war noch genug für sie übriggeblieben.

      Fröhlich summte sie vor sich hin, freute sich, daß der Bummelzug schon bald darauf einfuhr, und sah erwartungsvoll dem Augenblick entgegen, in dem sie Roserls strahlende Augen sehen würde!

      Doch es kam alles ganz anders.

      *

      Die Sonne stand bereits tief am Horizont, als Josepha mit einem Ehepaar, das sie unterwegs getroffen hatte, zum Hof hinaufstieg.

      »Oh, das Fräulein Sepherl! Wir haben Sie schon vermißt«, hob die Frau an. Und der Mann fiel ein: »Ja, wissen S’, es hat große Aufregung auf dem Hof gegeben und wir haben uns gewundert, warum Sie net dabei waren!«

      Das Dirndl schaute die beiden überrascht an. »Was ist denn geschehen? Ich war doch nur einen Tag fort!«

      Die beiden nickten einträchtig. »So geht’s halt. Stellen S’ sich vor, Fräulein Sepherl, das Dirndl ist in der Nacht verschwunden. Warum, weiß kein Mensch! Der Forstmeister hat’s gfunden. Das war vielleicht eine Aufregung! Wir sind von dem Umtrieb schon früh geweckt worden, denn vor dem Gästehaus hat sich wohl die gesamte Bergrettung eingfunden ghabt!«

      Josepha blieb fast das Herz stehen. »Ist Roserl jetzt wieder daheim?« fragte sie bange.

      »Freilich, der Bauer hat sie geholt. Aber Doktor Baumann schien recht besorgt, jedenfalls hat er gewartet, bis der Bursch mit dem Dirndl daheim war.«

      Sie hatten den Hof erreicht. Nichts deutete mehr darauf hin, daß es hier Trubel gegeben hatte. Alles lag still und friedlich vor dem Mädchen.

      Es lief wie von Sinnen auf das Haus zu, stürmte in die Küche, aus der es Stimmen gehört hatte und blieb wie angewurzelt im Türrahmen stehen.

      Die Stimmen waren verstummt. Drei Augenpaare sahen Josepha durchdringend an. Eines davon so schien es ihr jedenfalls – sogar richtig haßerfüllt.

      »Grüß Gott. Ich bin wieder da.« brachte sie lahm heraus, ohne sich zu rühren.

      Martin Achner erhob sich langsam und machte einen großen Schritt auf das Mädchen zu. Er preßte die Lippen zusammen, stemmte die Hände in die Hüften, beugte sich soweit vor, daß Josepha seinen Atem spürte.

      »Wo warst du, Josepha?« Er sagte nicht »Sepherl«!

      »Ich – ich war bei meiner Mutter, und in der Stadt«, wisperte sie angsterfüllt. Sie wich einen Schritt zurück.

      »So, bei deiner Mutter. Und Roserl hast allein gelassen, gell?«

      »Das ist net wahr! Ich hab den Xaver gebeten, auf sie Obacht zu geben, bis deine Eltern vom Berg zurück seien!« Sepherls Stimme überschlug sich fast. Ihr schlanker Körper bebte und das Packerl in ihrer Hand brannte.

      »Und in der Nacht? Warum ist Roserl dann in der Nacht auf und davon?« fragte Martin mit zusammengekniffenen Augen.

      Josepha streckte sich, nahm ihren ganzen Mut zusammen und erwiderte ruhig: »Martin, ich schlaf sonst auch net in Roserls Zimmer! Selbst wenn ich da gewesen wär, hätt ich’s net gehört, wenn sie sich davongeschlichen hätt!«

      »Da hat sie wohl recht, Bub!« erklangen die Worte der Bäuerin in Martins Rücken.

      »Halt dich da raus, Mutterl!« wies der aufgebrachte Bursch seine Mutter zurecht. »Und Josepha ist doch schuldig daran! Sie hat dem Dirndl net gsagt, daß sie fortgeht, oder willst das bestreiten, Josepha?«

      Das Mädchen senkte die Lider, blieb aber aufrecht vor dem Bauern stehen.

      »Na also! Warum sonst hat Roserl im Fieber immer wieder nach dir grufen? Sie ist doch nur deinetwegen weg! Und damit du Bescheid weißt, Josepha, ich will dich nimmer auf dem Hof sehen! Geh dorthin zurück, wo du hergekommen bist!« schleuderte er ihr die letzten Worte entgegen.

      »Aber

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