Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman. Kathrin Singer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman - Kathrin Singer страница 6

Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

Скачать книгу

sind die ersten Märzenbecher«, erklärte er. »Ich entdeckte sie, als ich mit dem Ingenieur zum Wald spazierte. Und die sollte unsere Mami bekommen, damit ihre düstere Winterstimmung verfliegt.«

      »Schön sagen Sie das, Baron!« Wilma legte ihm gleich zwei Koteletts auf den Teller.

      »Ich kann auch was Schönes sagen«, machte sich Dany bemerkbar. »Weißt du, Papi, dass sie den Heiligen Sebastian mit Pfeilen gepiekst haben!«

      »Hm.« Stefan ergriff statt des Bestecks Maries Hand und drückte sie zärtlich. Er zwinkerte ihr zu. »Ja, das war wohl so. Und darum war der Heilige Sebastian auch sehr glücklich, als er danach gleich in den Himmel kam.«

      Aus den Gesichtern der Kinder wich die Furcht, und Marie schenkte ihrem Stefan ein bewunderndes Lächeln. Es gab auf der ganzen Welt keinen besseren Mann und Vater als ihn. Und dann war es auch gleichgültig, ob er zum Stammtisch fuhr oder den Abend irgendwo anders verbrachte.

      *

      Zwei Wochen lang verlief das Leben so harmonisch wie immer. Es kam noch mal dicker Schnee herunter, und Reserl, Jossi und Dany tobten auch ohne ihren viel beschäftigten Vater auf dem Hügel herum.

      Wilma stellte sich mal wieder stur und trotzte Marie die Genehmigung zum Beginn des Frühlings­putzes ab, und Stefan fuhr wöchentlich nach München, um die Lieferungsverträge für seine köstlichen Erdbeeren und die danach reifenden Sauerkirschen zu erneuern.

      Aber als Anette ihn eines Mittags bat, doch bitte bei ihr hereinzuschauen, nahm er sich natürlich eine Stunde Zeit. Er fand sie wieder ziemlich nervös, aber sie behauptete, sie sei nur kribbelig. Auf ihrem Arbeitstisch stapelten sich die Hefte mit den neuesten Schülertests. Aber das war nicht alles. Sie zog plötzlich einen Haufen Briefe darunter hervor. Das waren die Zuschriften, die auf ihre Heiratsannonce eingetroffen waren. An einige Blätter waren sogar Fotos geheftet.

      »Donnerwetter!«, staunte Stefan. »Da siehst du mal, was für eine begehrte Frau du bist!«

      »Aber nur vier gefallen mir …, leider.«

      »Du kannst ja auch Ansprüche stellen und wählerisch sein!«

      Ihr Blick verriet sofort Unsicherheit. Das machte sie so sympathisch, und als Stefan ihr aufmunternd zulächelte, legte sie ihm die vier Briefe vor. »Bitte, setz dich doch, Stefan.«

      »Tja, das muss ich wohl. Aber bestimmt geht es den Herren gegen den Strich, wenn sie erfahren, ausgerechnet von einem Familienvater wie mir überprüft zu werden.«

      »Ein Mann wie du darf alles, außer Marie etwas über meine Versuche verraten. Du hast ihr doch nichts verraten?«

      Stefan verneinte, legte seine Lederjacke ab und setzte sich, wobei er sich durchs kurze Strubbelhaar fuhr. »Das fällt mir sehr schwer. Ich tu’s nur für dich, Anette. Außerdem muss ich mir täglich Maries Beschwerden über dich anhören. Sie versteht nicht, warum du uns meidest. Sie vermisst dich doch!«

      »Erklär ihr, dass ich zu viel zu tun habe. Zeugnisse und so. Wenn ich mich für einen der Bewerber entschieden habe, führe ich ihn vor und gestehe ihr alles. Sie wird mich verstehen, Stefan.«

      Er wiegte seinen Kopf unschlüssig hin und her. Dann warf er einen Blick auf die Briefe.

      »Dieser hier sieht gut aus, Stefan. Schau mal.« Sie legte ihm das Foto eines sportlichen Typen vor. »Er ist leitender Ingenieur und wünscht sich Kinder. Außerdem ist er gern unterwegs.«

      »Unterwegs«, murmelte Stefan. »Aber er arbeitet in Kiel! Du willst doch nicht so weit weg von uns!«

      »Das habe ich nicht bedacht.«

      »Also gut. Der nächste bitte.«

      »Dieser ist Lehrer wie ich. Und er liebt Musik wie ich.«

      »Er ist frisch pensioniert und hat schon drei Enkel! Aber, Anette.«

      Sie rollte mit den Augen. »Wer Enkel hat, kann doch noch eigene Kinder bekommen.«

      »Anette!«

      Dann legte sie ihm das letzte Blatt vor. »Der schreibt sehr nett und hat Humor. Er ist Arzt in München. Aber er hat kein Foto mitgeschickt. Das macht mich misstrauisch.«

      »Mich auch.« Stefan las. »Frank Bahring. Mitte Vierzig, Kardiologe mit einer gut gehenden Praxis und seit einigen Jahren verwitwet. Hm. Hört sich gut an. Auch die Schrift wirkt sympathisch. Aber wie mag er aussehen?«, überlegte er.

      »Wenn er unattraktiv, aber eine ehrliche Haut und aufrichtig ist, stört’s mich nicht. Außerdem hat er keine Kinder. Hoffentlich wünscht er sich eins. Und außerdem …, er weiß ja auch nicht, wie ich aussehe, freut sich aber auf ein Treffen mit mir.«

      »Und? Willst du ihn treffen?«

      Sie nickte. »Nach einigen Briefen mehr, und nur, wenn du in der Nähe bleibst.« Sie bemerkte den Vorwurf in seinen Augen und setzte hastig hinzu: »Du hast es versprochen!«

      »Ich habe dir viel zu viel versprochen!«, bekannte er reuevoll. »Und alles in der Hoffnung, dass du uns erhalten bleibst und trotzdem glücklich wirst. Na gut, wenn du nach München ziehst, können wir uns wenigstens manchmal sehen.«

      »Natürlich. Und zu den Chorproben komme ich auch wieder.«

      »Wer’s glaubt, wird selig.« Da lachte sie leise. Es klang so hoffnungsvoll, dass er sich den Brief ein zweites Mal vornahm. »Also gut, verabrede ein Treffen mit Doktor Bahring, aber nimm Rücksicht auf meinen Terminkalender. Abends fahre ich nicht nach München. Ja, und wenn er dir einen Treffpunkt vorschlägt, achte darauf, dass es kein zu kleines Café oder Restaurant ist. Ich will mich ja in der Nähe aufhalten, aber nicht auffallen.«

      »Du stehst also wirklich zu deinem Versprechen?« Wie liebenswert sie schauen konnte! Da musste doch jeder Mann schwach werden!

      Und so nickte Stefan stolz, weil sie auf seinen Rat gehört und so viele Zuschriften bekommen hatte.

      »Und wenn ich ihm nicht gefalle?« Plötzlich zupfte sie fahrig an ihrer Zopffrisur herum. »Seh ich nicht wie eine Landpomeranze aus?« Sie reckte ihr Köpfchen, wobei ihr schlanker Hals besonders gut zur Geltung kam. »Soll ich vorher zum Friseur? Oder mich so elegant einkleiden wie Marie? Es kann ja sein, dass ihm Frauen in Dirndlkleidern rückständig vorkommen.«

      »Wenn du es merkst, kannst du dir immer noch einen sportlichen Hosenanzug zulegen.«

      »So was steht mir doch gar nicht!« Sie zog die zarten Brauen hoch und sah ihn strafend an, als müsste er das doch wissen!

      »Anette! Hör auf! Als ich Marie zum ersten Mal sah …«

      »Das war auf der grünen Woche in Berlin. Die Osterlohs hatten sie mitgenommen. Nur, damit sie in ihrem wunderschönen Festtagsdirndl Blicke auf sich ziehen sollte.«

      »Und sie hat meinen Blick auf sich gezogen.«

      Stefan lächelte. Wie gut Anette informiert war! Marie musste ihr den Beginn ihres Glücks häufig geschildert haben.

      »Wir sahen uns an und wussten, wir sind füreinander bestimmt.«

      »Und dabei hast du sie für eine Tochter des Brauereibesitzers

Скачать книгу