Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman. Kathrin Singer

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Heimatkinder Staffel 4 – Heimatroman - Kathrin Singer Heimatkinder Staffel

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Erbin des Traublinger-Hofs und kurz davor, zur Versteigerung ihres überschuldeten Hofes gezwungen zu werden.«

      »Und jetzt ist sie deine Baronin, trägt schicke Hosenanzüge und holt die Dirndl nur noch zu besonderen Gelegenheiten hervor. Und ihr liebt euch von Jahr zu Jahr mehr …«

      Da stand wieder diese Wehmut in ihren blauen Augen. Wie gern hätte er sie auch so glücklich gesehen!

      »Es kann gut sein, dir und diesem Doktor Bahring wird es auch so ergehen, Anette!«

      Er sah schon, das baute sie nicht wirklich auf. Wann nahm sie endlich Herz und Verstand zusammen in die Hand, damit ihr dieses Auf und Ab erspart blieb? Und warum sprach er so gern von seinem Glück mit Marie? Das half ihr auch nicht weiter.

      *

      Wie an jedem Arbeitstag verließ Doktor Frank Bahring auch heute am späten Nachmittag seine Praxis im Erdgeschoss und stieg die Treppe in den ersten Stock der Villa hoch. Hier lebte er seit der Scheidung von seiner Frau Sylvia mit seinen Kindern Ben und Sara.

      Die beiden kamen heute erst gegen sechs nach Hause. Der siebzehnjährige Ben war im Sporttraining, Sara hatte heute ihre Klavierstunde. Die Stunde bis zu ihrer Rückkehr musste Frank nutzen. Er war in bester Stimmung. Während er sein Jackett aus- und seine sportliche Strickjacke anzog, pfiff er eine flotte Melodie vor sich hin.

      Heute konnte er Anette Lichtner wieder anrufen. Er kannte sie noch nicht von Angesicht zu Angesicht, aber durch die Briefe, die sie in den letzten Wochen gewechselt hatten, waren sie sich nähergekommen. Und inzwischen glaubte Frank, dass diese Frau ihn über alles in den letzten Jahren Erlittene hinweghelfen konnte. Sie musste ihm ja nur gefallen. Nach ihren Briefen zu urteilen war sie kultiviert, zurückhaltend und ließ trotzdem oft einen verborgenen Humor aufblitzen. Das machte ihm Mut. Eine Frau, mit der er wieder lachen konnte, würde auch seinen Kindern gefallen. Aber bevor er sie ihnen vorstellte, musste er ihr in die Augen schauen.

      Er rief Anette an, und nach einigem Hin und Her verabredeten sie sich für den kommenden Dienstag in einem stadtbekannten, geräumigen Café.

      »Ich werde einen Strauß Tulpen mitbringen, damit Sie mich erkennen, Anette«, versprach er.

      »Einen ganzen Strauß?«

      »Oder ist es besser, eine Rose mitzubringen?«

      »Das macht jeder. Zudem ist es voreilig. Oder kitschig.«

      »Oder beides«, sagte er lachend und stellte sich ihr amüsiertes Gesicht dabei vor. Wie würde er sich fühlen, wenn er dieses erst sah? Diese Frage stellte er sich oft, war aber fest entschlossen, sich in dieses Abenteuer einzulassen.

      An den Bäumen zeigten sich erste zartgrüne Blättchen. Sollte dieser Frühling der erste nach Jahren sein, der auch für ihn ein Stückchen Glück bereithielt? Und wenn es so war, bekam er es dann endlich zu fassen?

      Ein bitteres Lächeln legte sich auf seine Lippen. Seitdem Sylvia vor vier Jahren ihrem Liebhaber Arthur nach London gefolgt war, waren Ben und Sara die wichtigsten Menschen in seinem Leben. Wie lange noch, und sie gingen eigene Wege? Was wurde dann aus ihm? Ein verknöcherter Papi, auf dessen einsame Abende die beiden Rücksicht nehmen mussten?

      Sein Rücken straffte sich. Unsinn! Er war ein gestandener Mann und als Arzt sehr erfolgreich. Er hatte eben nur als Ehemann versagt. Ob Anette das auch so sah, wenn er ihr eines Tages eingestand, dass er nicht verwitwet, sondern von seiner Frau verlassen worden war? Entschied sich dann, ob sie sein Schicksal und auch seine Kinder akzeptierte? Und ob ihre Liebe groß genug war, um mit ihm noch einmal von vorn anzufangen?

      Er faltete Anettes letzten Brief zusammen, verschloss ihn und griff nach den drei Karten für das abendliche Pop-Konzert. Sara und Ben hatten in letzter Zeit nicht viel von ihm gehabt. Wenn schon nicht bei seinen Patienten, war er in Gedanken oft bei Anette gewesen. Sein Entschluss, sie persönlich kennen zu lernen, war ein Grund zum Feiern …, auch, wenn er ihn noch vor Ben und Sara geheim halten musste.

      Aber wenn aus der ersten Begegnung mehr entstand, würde er sie Ben und Sara bald vorstellen. Dabei musste er natürlich taktvoll vorgehen. Die beiden trugen ihre Mami immer noch in ihrem Herzen – gleichgültig, was sie ihnen und auch ihm angetan hatte.

      Unten im Haus wurden Geräusche laut. Frank hörte die Stimme von Ben, der mit einer der Praxisangestellten sprach. Gleich darauf betrat er mit Sara die Wohnung. Frank wollte die beiden wie immer heiter begrüßen und freute sich auf ihre erstaunten Gesichter, wenn sie vom abendlichen Konzert erfuhren.

      Ben blieb seltsam unsicher im Korridor stehen. Er war seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Erst in letzter Zeit wurden seine weichen Züge männlich markant. Und warum stand Sara so geduckt hinter ihm?

      Frank bemühte sich immer, ein guter Vater zu sein, und deshalb wusste er jede Kleinigkeit an ihrem Verhalten zu deuten, nur heute tappte er im Dunkeln.

      »Papa«, begann Ben und versuchte, seinen blauen Augen einen festen Blick zu verleihen. »Wir …, also Sara und ich, müssen mit dir sprechen.«

      »Was Ernstes? Schule oder Hobby? Ihr habt was ausgefressen?«

      Die beiden sahen sich hilflos an. Plötzlich trat Sara hervor. Bebte ihre Unterlippe, oder rang sie nach Luft? »Wir …, also, wir wollen zu Mami nach London.«

      Frank erstarrte. Es traf ihn wie ein Hieb. »Warum?«

      Was Ben auch entgegnen wollte – es fiel ihm verdammt schwer. »Papa …, du weißt doch, dass Mami Zwillinge erwartet. Sie hat mir geschrieben, dass sie uns braucht.«

      »Sie …, Sylvia braucht euch? Ach! Auf einmal? Sie ist verheiratet und sollte doch endlich glücklich sein!«, gab er mit der unterdrückten Wut eines Mannes, der seine Frau an einen anderen verloren hatte, zurück. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht mit so einer schmerzhaften Ankündigung!

      »Aber die Zwillinge sind doch unsere Halbgeschwister, Papa! Und ich finde Babies so süß!«, wagte Sara einzugestehen.

      »Sie hat uns Geld für die Flüge nach London geschickt!«, fügte Ben hinzu und trat von einem Fuß auf den anderen. »Da können wir sie doch nicht enttäuschen.«

      Seine Kinder hatten also Geheimnisse vor ihm! Sie schmiedeten hinter seinem Rücken Pläne! Sie taten nur so, als ginge es ihnen bei ihrem Vater gut! Noch schlimmer …, sie belogen und betrogen ihn! Das alles ging Frank in Windeseile durch den Kopf. Aber er brachte kein einziges Wort heraus.

      »Wir fliegen in den Faschingsferien und bleiben, bis die Zwillinge geboren sind. Arthur hat schon einige Schulen gefunden, die wir, wenn es uns in London gefällt, besuchen können«, verriet Ben kleinlaut.

      »Was?! Ihr habt doch nicht etwa vor, länger in London zu bleiben?«, brach es aus ihm heraus. »Das erlaube ich nicht!«

      Sara trat auf ihn zu. Wie konnten die beiden ihm das antun? Er hatte doch alles für sie getan!

      »Schau,Papa«, begann Sara einschmeichelnd. »Ben und ich haben schon oft darüber nachgedacht, ob es dir ohne uns nicht besser geht.« Ihr Blick verriet so viel Mitgefühl, dass Frank das Herz schwer wurde. Hatte er schon wieder versagt? Begriffen die beiden, wie viel ihm trotz ihrer Liebe fehlte?

      »Ohne euch soll es mir besser gehen? Was soll denn der Quatsch?«

      »Na ja, vielleicht nicht sofort. Aber wenn du dich ans

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