Winterfeuer. Heidi Cullinan

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Winterfeuer - Heidi  Cullinan Minnesota Christmas

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zehn Minuten davor stehen, genau das zu essen, wenn Corrina nicht hier aufgekreuzt wäre. Und warum zum Teufel sie das getan hatte, würde er nie –

      »Hier.«

      Kyle blinzelte, als Paul wieder auftauchte und ihm einen Stapel Styroporbehälter vor die Nase hielt. Der Geruch von Fett, Fleisch, Kartoffeln und Brot fuhr ihm direkt in den Magen. »Was… wie?«

      »Bin in die Küche gegangen und hab einen Gefallen eingefordert. Zwei Leute werden fünf Minuten länger auf ihr Essen warten müssen, aber dafür können sie sich hinsetzen, also ist alles gut.«

      Pauls besitzergreifender, selbstzufriedener Ausdruck ließ Kyle dahinschmelzen. »Aber wo werden wir essen?«

      In diesem Augenblick erkannte er Corrinas Plan. Irgendwie hatte sie gewusst, dass es genau so kommen würde. Irgendwie hatte sie gewusst, dass ihre Belagerung des Cafés damit enden würde, dass sie in der Bar am Highway, im Spirituosenladen, dem Geschäft oder Pauls Haus essen würden. Oh, Corrina. Du bist eine Meisterin deines Fachs.

      Allerdings konnte Kyle sehen, dass es Paul unangenehm war, ihn mit zu sich nach Hause zu nehmen. Ehrlich gesagt, war Kyle nicht sicher, ob er bereit war, auf den Stufen zu stehen, auf denen er so gründlich zurückgewiesen worden war. Er ignorierte die Stimme in seinem Kopf, die ihn warnte, dass Corrina mit der Zunge schnalzen würde, und kam Paul auf halber Strecke entgegen.

      »Wäre es okay, zu deinem Laden zu gehen? Ich nehme an, dass du die Pläne sowieso dort hast.«

      Paul strahlte Erleichterung aus. »Ja. Das ist eine gute Idee. Ich meine, noch habe ich keine Pläne. Ich verstehe kaum, was es mit diesem Wonderland überhaupt auf sich hat. Allerdings gibt es im Geschäft keine sehr bequemen Sitzgelegenheiten.«

      Kyle verlagerte das Gewicht der Schachteln, damit er eine Hand hochheben konnte. »Ernsthaft, im Moment brauch ich's nicht ausgefallen. Ich könnte das hier mit Freuden ohne Besteck unter der Straßenlampe essen.«

      »Ich kann dir auf jeden Fall mehr als das bieten.« Paul grinste und Kyles Herz schlug einen Purzelbaum. »Na los. Ich nehme dich mit und du kannst dein Auto nachher holen.«

      Siehst du, Corrina? Ich kann sogar schlauer sein als du. Kyle strahlte. »Danke. Klingt toll.«

      Kapitel 4

      Eigentlich war Kyle ein ganz anständiger Kerl.

      Das hatte Paul schon seit Jahren gewusst. Bevor Marcus' Mutter gestorben war, war Kyle einer der nettesten Pfleger im Pflegeheim gewesen, der Mimi dabei geholfen hatte, sich an jedes bisschen Würde zu klammern, das sie bekommen konnte, ehe Alzheimer ihr alles genommen hatte. Jeder wusste, dass er im Umgang mit seiner Zwillingsschwester großartig war. Außerdem war er freundlich. Und ja. Er war süß. Paul hatte Augen im Kopf und es war ihm aufgefallen, wie einem so etwas nun mal auffiel.

      Aber es war schon das zweite Mal in Folge, dass Paul beobachten konnte, wie Kyle… nun, nicht im Feenland umherstolzierte, um es offen zu sagen. Frankie machte stets selbstironische Bemerkungen über seine feminine Seite, die Marcus meistens verteidigte, aber bei Kyle war es anders.

      Zum Abschied benutzte er oft, vor allem im Pflegeheim, diesen Singsang-Tonfall auf eine Art, die besagte: Hier bin ich und benutze zum Abschied diesen Singsang-Tonfall. Er ging nie auf die Straße, ohne wie eine schwule Schaufensterpuppe auszusehen, was in einer winzigen Stadt in den North Woods verdammt merkwürdig war. Selbst seine OP-Kleidung schaffte es irgendwie, verflucht schwul auszusehen, und zwar nicht, weil sie mit Regenbögen übersät war.

      Irgendwie war alles an Kyle auf fabelhafte, glitzernde Art schwul.

      Um ehrlich zu sein, hatte Paul lange vermutet, dass Kyle das absichtlich machte. Und auch wenn er versuchte, darüber hinwegzusehen, konnte er es nicht.

      Heute Abend war all das extrem heruntergefahren, obwohl es immer noch da war. Im Reparaturgeschäft schälte sich Kyle aus seinem dicken, strahlend blauen Parka und dazu passender Strickmütze, Schal und Fäustlingen. Darunter kamen ein eng anliegender, grauer Pullover und ebenso enge Jeans zum Vorschein.

      Wenn Paul sich vorstellen wollte, wie Kyles Hintern geformt war, musste er das nicht länger tun. Doch die sonstigen affektierten Gesten blieben aus. Kein Trillern, kein flirtender und doch geschlechtsloser Hüftschwung. Als er den Deckel seiner Styroporschachtel aufklappte, ja, da tat er es mit einem eleganten, grazilen Schwung. Während er aß – auch wenn er in seiner Hektik, Essen in den Magen zu bekommen, beinahe ungeschickt war –, war der feminine Anflug in seinen Bewegungen nicht zu leugnen.

      Allerdings schienen diese Gesten natürlich zu sein. Sie passten zu dem Mann vor Paul.

      Zum ersten Mal seit praktisch immer sah Paul Kyle an und gab zu, dass vor ihm tatsächlich ein Mann saß. Kein Kind, das Spielchen spielte, mit Paul flirtete und ihm ein komisches Gefühl gab. Gabriel hatte immer und immer wieder darauf hingewiesen, dass Kyle nicht so jung war, wie Arthur und Paul ständig behaupteten – und endlich konnte Paul das sehen.

      Kyle, der Pauls Starren bemerkte, errötete und griff mit derselben Anmut nach einer Serviette. »Sorry, hab ich Kartoffelreste im Gesicht? Ich hätte nicht so schnell essen sollen.«

      Hatte er nicht, doch Paul konnte nicht zugeben, warum er ihn angestarrt hatte. »Nur ein wenig, aber du hast es schon erwischt.« Er fühlte sich schlecht, weil er gelogen hatte, also berührte er reumütig seinen Bart und Schnurrbart. »Keine Sorge, ich bin sicher, an mir bleibt mehr hängen als an dir, bis ich fertig bin.«

      Sehnsüchtig betrachtete Kyle Pauls Bart. »Ich versuche dauernd, mir einen Bart wachsen zu lassen, aber es sieht furchtbar aus. Nach ein paar Wochen ist da immer noch nicht mehr als unschöner Flaum.«

      Paul stand kurz davor zu sagen, dass Kyle ein Bart nicht stehen würde, doch dann meldete sich seine Vorstellungskraft und… Gott, mit den gefärbten Haaren würde Kyle Arthur verdammt ähnlich sehen, bevor der an Muskeln und Gewicht zugelegt hatte.

      Mit einem Räuspern konzentrierte sich Paul auf seinen Hamburger.

      Wieder wischte sich Kyle über den Mund und schnitt eine Grimasse. »Habt ihr irgendwo Plastikbecher? Ich hab im Café nicht dran gedacht, was zu trinken mitzunehmen.«

      Beschämt über seine Unhöflichkeit stand Paul auf. »Entschuldige. Wir haben Limo und Bier in dem kleinen Kühlschrank. Worauf hast du Lust?«

      »Kein Problem. Ich hol mir Leitungswasser aus dem Badezimmer.«

      Paul war ziemlich sicher, dass Kyle keinen Schluck Wasser aus der Leitung trinken wollen würde, sobald er einen Blick ins Badezimmer des Geschäfts geworfen hatte. »Wir haben keine sauberen Becher. Ich kann über die Straße zum Gemischtwarenladen gehen und irgendwas in Flaschen kaufen.«

      »Keine Umstände. Limo oder Bier ist okay.«

      Sie durchstöberten den Kühlschrank, in dem Mountain Dew, Red Bull und Fat Tire zur Auswahl standen.

      Kyles Blick wanderte zwischen dem Angebot hin und her und er biss sich unwillkürlich auf die Unterlippe, als er versuchte, die Stirn nicht in Falten zu legen.

      Paul schloss den Kühlschrank und griff nach seiner Jacke. »Ich bin gleich zurück.«

      »Nein, ich gehe.« Kyle flitzte zu seiner eigenen Jacke und schlüpfte hinein. »Tut mir echt leid. Ich bekomme Herzrasen, wenn ich zu viel Koffein trinke, und Bier ist

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